Minna Cauer

Minna Cauer
Cauer und ihre Gefährtinnen des Verbandes für Frauenstimmrecht, von links nach rechts: Anita Augspurg, Marie Stritt, Lily von Gizycki, Minna Cauer und Sophia Goudstikker, Atelier Elvira um 1896

Wilhelmine Minna Theodore Marie Cauer, geb. Schelle (* 1. November 1841 in Freyenstein; † 3. August 1922 in Berlin) war eine deutsche Pädagogin, Aktivistin im radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung und Journalistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Minna Cauer wurde als Tochter des Pfarrers Alexander Schelle und dessen Frau Juliane (geb. Wolfschmidt) geboren. 1862 heiratete sie einen Arzt, der aber vier Jahre darauf verstarb. Sie unternahm daraufhin eine einjährige Ausbildung zur Lehrerin und arbeitete 1868 in Paris.

Im Jahr 1869 heiratete sie ein zweites Mal, und zwar den Stadtschulrat Eduard Cauer, mit dem sie in Berlin wohnte. Mit ihrem Mann wurde sie aktiv in der progressiven Politik der 1870er und 1880er Jahre. Sie widmete sich auch frauengeschichtlichen Studien, die in vielbeachteten Aufsätzen zu berühmten Frauengestalten beispielsweise zu Rahel Varnhagen mündeten. Sie war Mitbegründerin des Vereins Frauenwohl.

Cauer war vehemente Streiterin für das Frauenstimmrecht, die Unterstützung lediger Mütter und für die freie Berufswahl der Frauen. Sie engagierte sich sehr in der Frauenbewegung und gehörte ab 1892 zur Deutschen Friedensgesellschaft, die von Bertha von Suttner gegründet worden war. Im Jahr 1908 schloss sie sich der neu gegründeten Demokratischen Vereinigung an, die als erste bürgerliche Partei in Deutschland das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen forderte. In den letzten Jahren ihres Lebens jedoch glaubte sie nicht mehr, dass die bürgerlichen Parteien den Mut hatten, Fortschritte im Gang zu bringen, und sie legte ihre Hoffnungen auf die Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

1895 gründete sie die Zeitung Die Frauenbewegung, die sie bis 1919 herausgab. Für Cauer wurde die Zeitschrift zum Lebenswerk, das sie prinzipiell allen Richtungen und Aspekten der Frauenbewegung öffnete. Insbesondere wurde Die Frauenbewegung Sprachrohr der Radikalen, nicht nur, weil sie Organ einiger im Verband Fortschrittlicher Frauenvereine organisierter Vereine war, sondern vor allem wegen ihrer radikalen Mitarbeiterinnen, wie Cauer selbst oder auch Hedwig Dohm und Anna Pappritz. Cauers journalistisches Verfahren in zahllosen Leitartikeln war es, ein im zeitgenössischen Diskurs als frauenrelevant betrachtetes Thema in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext zu stellen oder umgekehrt, politische oder kulturelle Themen als für Frauen besonders relevant zu aktualisieren; vorzugsweise war es die politische Bedeutung, die die linksliberale Cauer besonders herausarbeitet.[1]

Cauer interessierte sich auch für arbeitende Frauen und war Begründerin des Verbandes der weiblichen Angestellten.

Cauer wurde in einem Ehrengrab auf dem alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg bestattet. 2006 wurde eine der neu angelegten Straßen nördlich des Berliner Hauptbahnhofs nach ihr benannt.

Literatur

  • Gabriele Braun-Schwarzenstein: Minna Cauer. Dilemma einer bürgerlichen Radikalen. In: feministische studien. 3/1984, S. 99–116.

Weblinks

 Commons: Minna Cauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nikola Müller: Hedwig Dohm (1831-1919), eine kommentierte Bibliografie. trafo Verlag, Berlin 2000. S. 30

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