Mirabellgarten

Mirabellgarten

Der Mirabellgarten ist die Gartenanlage des Schlosses Mirabell in der österreichischen Stadt Salzburg. Zu ihr gehören

  • das Große und Kleine Parterre (Kleine und Große Achse des Wasserparterres)
  • der Rosengarten (ehemals große Orangerie)
  • die Orangerie (ehemals kleine Orangerie)
  • das Heckentheater
  • der Zwergelgarten
  • die Wasserbastei (Bastionsgarten)

sowie einige nunmehr verbaute Teile. Im Norden grenzt an den Mirabellgarten heute anstelle der abgetragenen Mirabell-Bastei (auch: St. Vitalis-Bastei) der Kurgarten an.

Inhaltsverzeichnis

Das Große und Kleine Gartenparterre

Die Neugestaltung des Mirabellgartens erfolgte in ihrer heutigen Form im Auftrag des Fürsterzbischofs Johann Ernst von Thun (1687–1709), wobei der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach die Leitung der Arbeiten innehatte. Die Anlage wurde um 1730 vom Architekten und Hofgarteninspektor Franz Anton Danreiter teilweise verändert.

Um das zentrale Springbrunnenbecken des Großen Gartenparterres („Große Fontäne“) südlich des Schlosses gruppieren sich auf hohen Sockeln vier Figurenpaare, die von Ottavio Mosto 1690 geschaffen wurden. Sie symbolisieren einerseits die vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde, anderseits variieren sie das Thema eines Menschen, der einen zweiten trägt, um ihn zu retten, zu rauben, zu entführen oder zu besiegen:

  • der Raub der in Paris verliebten Helena durch denselben in einem Schiff, wodurch der Trojanische Krieg ausgelöst wurde;
  • die Rettung des Anchises durch dessen Sohn Aeneas aus dem brennenden Troja;
  • die Entführung der Persephone in die Unterwelt durch Hades;
  • der Sieg des Herkules über den erdverbundenen Halbgott Anthaeus, dem hochgehoben seine aus der Erde stammenden, sonst unüberwindlichen Kräfte ausgingen.

Die Marmorbalustraden um das Große Gartenparterre mit ihren kunstvollen Vasen wurden von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen. Die auf den Balustraden stehenden antiken Statuen im Süden sind 1689 geschaffen worden. Sie stellen acht antike männliche und acht weibliche Gottheiten dar, nämlich Chronos und Bacchus, Jupiter und Mars, Herkules und Vulcanus sowie Merkur (Hermes) und Apollo. Die acht Göttinnen sind Diana und Flora, Athene und Ceres, Pomona und Venus sowie Vesta und Juno. Die Figuren stammen von Bartholomäus von Opstal (Herkules, Merkur), Johannes Frölich (Apoll) und vermutlich auch von Gregor Götzinger (Athene) und Ottavio Mosto (Flora).

Die Kopien der berühmten antiken Skulptur des „Borghesischen Fechters“ werden das innere Paar betreffend Andreas Götzinger und das äußere, künstlerisch wertvollere Paar betreffend Bernhard Michael Mandl zugeschrieben. An den Postamenten findet sich das Wappen des Salzburger Erzbischofs Johann Ernst von Thun. Die beiden Löwen und die Einhörner nächst dem Pegasusbrunnen stammen höchstwahrscheinlich aus dem Schlossgarten von Schloss Kleßheim und sind wahrscheinlich ebenfalls von Bernhard Michael Mandl gefertigt. Erzbischof Leopold Anton von Firmian hat diese Figuren, die Wappentiere Ernst von Thuns, in Kleßheim gegen seine eigenen Wappentiere, gesternte Hirsche, ausgetauscht.

Im Raum der beiden direkt nebeneinander liegenden Gartenteile finden sich heute zwei historische Gebäude: Auf der alten Basteimauer westlich des Schlosses befindet sich neben dem kleinen Gartenparterre das Vogelhaus (um 1730 errichtet) mit einer kuppelförmigen ehemaligen Voliere auf dem Dach.

Mirabellgarten mit den vier Raptusgruppen und Blick auf die Festung

1854 wurde der Mirabellgarten von Kaiser Franz Joseph der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und präsentiert sich bis heute als gartenarchitektonisches Kleinod. Die Treppenanlage vom Mirabellgarten in den Kurgarten wurde anstelle der 1818 abgebrannten Sala terrana 1894 von Drobny gestaltet. Der Mirabellgarten wurde schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg zu einer besonderen Attraktion der Stadt Salzburg. Auch heute wird der Garten von unzähligen Touristen besucht.

Neben der Großen Fontäne und dem Pegasusbrunnen stehen im Mirabellgarten noch zwei weitere weniger bekannte Brunnen: der Susannabrunnen, der Hans Waldburger zugeschrieben wird und nach 1700 geschaffen wurde, und der Papagenabrunnen mit einer Papagenafigur von Josef Magnus (1984).

Der Pegasusbrunnen
Pegasusbrunnen

Der Brunnen ist vor allem als Fotomotiv von Hochzeitspaaren bekannt. Der Innsbrucker Metall-Kunstgießer Kaspar Gras, ein „Erzfürstlich Österreichischer Possierer“, der auch das Denkmal von Erzherzog Leopold in Innsbruck gestaltet hatte, stellte das Werk 1661 im Auftrag von Erzbischof Guidobald von Thun für eine Pferdeschwemme am Kapitelplatz her. Das zugehörige Wasserbecken diente einst dem praktischen Zweck, Pferde waschen und tränken zu können. Auf dem Kapitelplatz blieb das geflügelte Ross bis um 1700, dann übersiedelte die Pegasus-Skulptur zur alten Pferdeschwemme auf den Mirabellplatz. Dieser Platz war damals im Westen von der barocken Fassade des Schlosses, gegenüber von einer schmucken Kaserne, der „Neuen Türnitz“ mit ihren Pferde-Marställen, und im Norden und Süden jeweils von mächtigen Torbögen begrenzt. Mit der Aufwertung der dortigen Pferdeschwemme wollte der jüngere Halbbruder von Erzbischof Johann Ernst von Thun damals das Umfeld seiner Sommerresidenz Mirabell kunstvoller ausgestalten. 1732 wurde diese Pferdeschwemme von Felix Anton Danreiter neu gestaltet und vergrößert, wobei der Pegasus an seinem Platz blieb. Neu hinzu kamen aber die beiden Einhörner und die beiden Löwen, die vermutlich aus Schloss Kleßhem stammen und heute in der Nähe des Pegasusbrunnens im Mirabellgarten zu sehen sind.

Nach dem großen Brand in der Neustadt 1818, dem nicht nur der Turm über der Hauptfassade des Schlosses, sondern auch viele Häuser am rechten Salzachufer zum Opfer fielen, musste die Pferdeschwemme mit dem Pegasus erneut weichen. Die Bronzeskulptur wurde nun vorläufig eingelagert, man vergaß sie dabei aber bald. 1836 wollte man sie beinahe versteigern, da man ihren künstlerischen Wert und die geschichtliche Bedeutung nicht erkannte.

1842 erhielt das Flügelross auf dem damaligen „Hannibalplatz“, dem heutigen Makartplatz, einen neuen Standort. Schon 1859 kam aber die Figur wieder ins Depot des neu gegründeten Städtischen Museums „Carolino Augusteum“ (Salzburg Museum). Erst 1913 erinnerte man sich wieder der alten Pferdeskulptur und stellte Pegasus nun auf die aus Konglomeratsteinen aufgebaute Felsenbrücke in der Mitte eines alten runden Brunnenbeckens im Mirabellgarten auf. Hier passte die Pegasus-Statue gut in ihre Umgebung mit den übrigen Statuen und Skulpturen. Gleich westlich der Statue befindet sich zudem das Vogelhaus, in dem einst nicht nur verschiedene Singvögel und ein großer Greifvogel gehalten wurden, sondern in winzigen Käfigen auch einige Wildtiere (Deren Gefangenschaft endete erst 1940).

Die Skulptur im Mirabellgarten zeigt Pegasus, in jenem Augenblick, in dem er sich grazil in die Lüfte erhebt. So wird der Brunnen unter dem Pferd zur Quelle Hippokrene und der kleine Fels zum Berg Helikon. Diese Quelle bekam schon auf dem Kapitelplatz einen wichtigen christlichen Bezug, indem Pegasus auf das Kreuz der nahen Domkuppel hinblickte. Als Guidobald von Thun zum Kardinal erhoben wurde, entstand ein bekannter Stich im Auftrag des Fürsten, der das Horn der Wappentiere der Thun zeigt, in dem das Wasser der „Helikon-Quelle“ am Kapitelplatz gesammelt wird, um den Strahl in einen oben geöffneten Globus zu leiten und das so den Erzbischof als Bauherrn würdigt. Damit sollte zudem die Wohltätigkeit und tätige Frömmigkeit des Erzbischofs auf Erden dargestellt werden. Auch am heutigen Standplatz blickt die Skulptur des Pegasus auf den Dom.

Der Rosengarten

Der Rosengarten, in der Barockzeit als „Großer Pomeranzengarten“ angelegt, wurde um 1955 wieder in eine historische Form gebracht. Zuvor war er in der Not der Nachkriegsjahre zur Anzucht von Gemüse genutzt worden. Dieser Garten mit seinen Zierrosenbeeten ist unmittelbar südlich des Schlosses Mirabell gelegen. Er wird von einem Gitterzaun und von 17 kunstvollen Marmorvasen begrenzt, die teilweise nach Entwürfen Fischer von Erlachs geschaffen wurden.

Die Orangerie

Die Orangerie im Süden des Schlosses mit dem Palmenhaus neben dem Großen Gartenparterre entstand um 1725. Dieser Garten diente ursprünglich vor allem zur Zucht von Orangenbäumchen und anderen exotischen Ziergehölzen, die im Vorwinter ins Glashaus gebracht wurden, um den Winter frostfrei zu überstehen. In der Barockzeit galten Orangenbäume als Metapher der fürstlicher Tugend schlechthin, die orangefarbenen Früchte dieses Zitrusbaumes wurden dabei mit den goldenen Äpfeln aus dem Garten der Hesperiden gleichgesetzt. So durfte auch im fürstlichen Barockgarten Mirabell eine Orangerie nicht fehlen.

Die Orangerie im Osten des Wasserparterres wurde im 20. Jahrhundert noch nach dem Zweiten Weltkrieg anderwärtig genutzt und ist erst seit den 1980er Jahren wieder eine Orangerie. Dabei wurden alte Pläne von Danreiter neu belebt. Das südliche Gebäude der Orangerie wird heute als Barockmuseum, das nördliche Gebäude nach wie vor als Glashaus genutzt.

Der Zwergelgarten

Der Salzburger Zwergelgarten wurde um 1695 im Zuge der barocken Umgestaltungen des Mirabellgartens durch Johann Bernhard Fischer von Erlach im Auftrag von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun gestaltet. Der Zwergelgarten umfasste ursprünglich 28 Zwerge aus weißem Untersberger Marmor. Die Zwerge wurden vermutlich unter einem Künstlerkollektiv unter Leitung von Ottavio Mosto und Bernhard Michael Mandl geschaffen, in dem auch Sebastian Stumpfegger und Hans Schwäbl mitarbeiteten. Er ist – soweit heute bekannt – der älteste Zwergengarten Europas. An vielen europäischen Fürstenhöfen waren in der Barockzeit kleinwüchsige Menschen Teil des Hofstaates, die wegen ihrer Treue und Loyalität hoch geschätzt wurden. In Salzburg war unter Johann Ernst Graf Thun und Anton Graf Harrach Franz von Meichelböck (1695–1746) ein allseits hoch geachteter Hofzwerg. Die Wiederherstellung des einst prachtvollen barocken Zwergelgartens am ursprünglichen Ort ist mittelfristig geplant.

In der Zeit der Aufklärung gerieten die Marmorfiguren missgestalteter Menschen im Mirabellgarten immer mehr in Verruf. Dem schöngeistigen bayrischen Kronprinz Ludwig I. missfielen während der kurzen bayrischen Regentschaft über Salzburg die hier aufgestellten Marmorzwerge und wollte sie angeblich als Kalkrohmaterial in einen Kalkofen werfen lassen. Der Geschäftssinn siegte aber und die Figuren wurden im Jahr 1811 versteigert.

Die Zwerge gerieten danach für mehr als hundert Jahre in Vergessenheit. Erst im Jahre 1919 erinnerten sich der Salzburger Verschönerungsverein, der heutige Stadtverein, wieder an dieses Stück Salzburger Kulturgeschichte. Der Gemeinderat fasste im Oktober 1919 den Entschluss zur Wiedererrichtung des Gartens. Der Stadtverein überzeugte die Stadtväter 1923, voererst die verbliebenen neun im Besitz des Stadtvereines befindlichen Zwerge zuerst kurze Zeit an ihrem angestammten Platz im Zwergelgarten, dann aber zumindest in der Nähe dieses alten Gartens aufzustellen. Auch suchte man wieder Spuren der alten Zwerge und fand sie in Salzburger Hausgärten, aber auch in Bayern, im Hausruck und im Pongau. Heute findet man 15 restaurierte Zwerge noch immer nicht im alten Zwergelgarten, sondern im naheliegenden Bastionsgarten.

Der barocke Zwergelgarten südlich der erhöhten Wasserbastei selbst wurde 1805 nach Plänen des bayrischen Hofgärtners Ludwig von Sckell in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt. Auch diese Gartengestaltung ist heute nicht mehr erhalten. Der Bereich entwickelte sich durch verschiedene Eingriffe bis heute in einen insgesamt wenig gestalteten Parkbereich weiter, der heute einen Kinderspielplatz und einen Veranstaltungspavillon besitzt. Alte Pläne dokumentieren jedoch den einstigen barocken Zustand des Zwergelgartens: Er besaß einen großen mittigen Springbrunnen, dessen Becken größer war, als das mittige Becken im Wasserparterre des Mirabellgartens. Um den Brunnen gruppierten sich vier weitere kleine Springbrunnen und in Buchshecken eingefasste ornamentale Zierbeete. In diesem Parkteil ist derzeit in der Nähe der einstigen Stadtmauer heute eine große Marmorstatue von Josef Thorak aufgestellt, die Nikolaus Kopernikus darstellt.

Das Heckentheater

Der westliche Teil des Gartens wurde vermutlich von Fischer von Erlach nach französischen Vorbildern angelegt. Gut dokumentiert ist er unter anderem durch den 1715 vom bekannten Gartenarchitekten Matthias Diesel erstellten Plänen oder jenen von Franz Anton Danreiter. Er war früher noch differenzierter gestaltet als heute. Dieses Heckentheater ist eines der ältesten Naturtheater nördlich der Alpen und ältestes Heckentheater im deutschen Sprachraum.

Häufig diente in fürsterzbischöflicher Zeit dieser Ort als Aufführungsstätte für Ballette, Pantomimen und kleine Opern. In der jüngeren Geschichte gab es wiederholte Versuche ihn als Aufführungsort von Balletten und Singspielen wiederzubeleben. Angesichts der hohen Ziergehölze und des Umgebungslärmes sowie der damit verbundenen mangelhaften Akustik war diesem Bemühen bislang kein dauernder Erfolg beschieden. Derzeit konzertieren hier des Öfteren nur Blasmusikkapellen.

Die Wasserbastei (der Bastionsgarten)

Die Wasserbastei wurde im Dreißigjährigen Krieg als Vorbastei zur großen Vitalisbastei und deren Vorwerken angelegt. Vermutlich wurde um kurz nach 1690 die Wasserbastei in den Mirabellgarten und seine barocke Gestaltung miteinbezogen. Sie erhielt dabei einen großen mittigen Springbrunnen samt kunstvoller ornamentaler Umrandung, der umgeben war von einem Kranz von acht ebenfalls ornamentalen Beetanlagen zwischen den Wegen. Im Norden der Bastei befand sich bis um 1860 der wehrhafte tiefe Wassergraben der Stadtbefestigung. Durch die folgende Einschüttung des Wehrmauerfußes ist die Wasserbastei als Teil der Außenbefestigung der Stadt heute nur schwer erkennbar.

Literatur

  • Reinhard Medicus: Mirabellgarten – Beitrag auf der Homepage der Stadt Salzburg.
  • Reinhard Medicus: Der Zwergelgarten und seine Geschichte, in "Bastei" Zeitschrift des Salzburger Stadtvereins, Jahrgang 2010 Folge 2, Salzburg 2010
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