Josef Thorak

Josef Thorak
Erbbegräbnis Franz Ullstein, Friedhof Heerstraße, Berlin um 1928
Arbeit (1928) …
… und Heim stehen sich gegenüber, in der Knobelsdorffstraße in Berlin-Westend

Josef Thorak (* 7. Februar 1889 in Salzburg; † 26. Februar 1952 in Schloss Hartmannsberg am Chiemsee) war ein österreichischer, auch während der NS-Zeit aktiver Bildhauer und Medailleur. Nach dem Bildhauer Arno Breker, der für die künstlerische Neugestaltung Berlins unter Architekt Albert Speer zuständig war, galt Thorak als populärster Bildhauer im Dritten Reich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thorak erlernte zunächst wie sein Vater das Töpferhandwerk, wandte sich jedoch bereits früh der Bildhauerei zu. So studierte er bis 1914 an der Wiener Kunstakademie und beendete sein Studium in Berlin.

In den 1920er Jahren machte er sich vor allem durch Plastiken in Wachs einen Namen, so dass er bereits 1928 mit dem Staatspreis der Preußischen Akademie der Künste ausgezeichnet wurde. Er entwarf den Palmensaal der Berliner Großgaststätte Haus Vaterland, die 1928 nach dem großen Umbau eröffnet wurde.

Thoraks Hang zur Monumentalplastik brachte ihm ab den 1930er Jahren eine Reihe von Staatsaufträgen ein, vor allem in der Türkei. So schuf er 1934 das nationale türkische Befreiungsdenkmal, das in Eskişehir gebaut wurde. Ab 1932 stand ihm sein Nachbar in Bad Saarow, der Boxer Max Schmeling, für sieben Jahre Modell, welchen er in der Bronzeplastik "Faustkämpfer" für das Reichssportfeld in Berlin 1936 verewigte.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten ließ er sich von seiner jüdischen Frau Hilda, geb. Lubowski scheiden.[1] Sie und der gemeinsame Sohn Peter emigrierten und gelten nach Kriegsende als verschollen.[2]

1934 gehörte er nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu den Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden zur Volksbefragung über die Vereinigung des Reichspräsidenten- und Reichskanzleramts in der Person Hitlers.[1] Thoraks künstlerische Handschrift entsprach den offiziellen NS-Vorstellungen zur Kunst, so dass er während des Dritten Reiches zu einem der meistbeschäftigten und -geförderten Künstler avancierte. So zeigte 1935 das Amt von Alfred Rosenberg eine große Werkschau Thoraks in Berlin.

1937 gestaltete er zwei Figurengruppen vor dem Deutschen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung, eine "Meisterleistung", die Adolf Hitler honorierte. So ernannte er Thorak zum Leiter einer Meisterklasse an der Akademie der Bildenden Künste München.

Es folgten weitere Aufträge. So gestaltete er eine Siegesgöttin für das Märzfeld auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.

Noch vor Beginn des Krieges ließ Hitler dem bevorzugten Bildhauer im oberbayerischen Baldham (bei Vaterstetten) ein riesiges Atelier nach den Plänen von Albert Speer bauen, in dem bis zu 17 Meter hohe Plastiken aus einem Stück hergestellt werden konnten. Ein weiteres Projekt, das riesige „Denkmal der Arbeit“, das an der Reichsautobahn errichtet werden sollte, blieb jedoch unvollendet.

Auch in der Endphase des Zweiten Weltkrieges war Thorak vom aktiven Kriegsdienst befreit, da er nicht nur auf der 1944 von Hitler erstellten Gottbegnadetenliste, sondern auch auf der Sonderliste mit den zwölf wichtigsten "unersetzlichen" bildenden Künstlern benannt worden war.[1] Am Kunstraub Kajetan Mühlmanns war er als Hehler beteiligt und hatte bei ihm für Schloss Prielau sechs Skulpturen gekauft[3].

Thorak überstand die Entnazifizierung unbehelligt: Die Spruchkammer München sprach ihn im Mai 1948 als „nicht betroffen“ frei. Zwei Berufungsverfahren, die 1949 und 1951 angestrengt wurden, endeten mit demselben Urteil.

Bereits 1950 war Thorak in seiner Geburtsstadt Salzburg wieder mit einer Einzelausstellung an die Öffentlichkeit getreten, und erhielt bis zu seinem plötzlichen Tod 1952 immer wieder öffentliche Aufträge.

Thorak wurde nach seinem Tod in Salzburg im Familiengrab neben seiner Mutter beigesetzt.

Erna Thorak verstarb im Juni 2004 im Alter von 90 Jahren in Bayern. Sie war die letzte Frau des Künstlers, der wie Arno Breker, Georg Kolbe, Richard Scheibe und Adolf Wamper zu den meist beschäftigten Bildhauern zwischen 1935 und 1945 zählte.

Das Josef-Thorak-Archiv bewahrt das Gedenken des deutsch-österreichischen Bildhauers.

Ausstellungen und Beteiligungen

  • 1930 – Die Berliner Sezession, München, Glaspalast (Beteiligung)
  • 1937 Weltausstellung Paris
  • 1937 – 1944 Haus der Deutschen Kunst München, bei allen offiziellen Jahresausstellungen
  • 1944 Deutsche Künstler und die SS, Salzburg (Beteiligung)
  • 1950 Thorak in Salzburg, Mirabellgarten
  • 1951 „Österreichische Plastik“, Salzburg (Beteiligung)
  • 1985 Hommage an Thorak, Kunst Museum Nörvenich
  • 2007 Gedenkausstellung Thorak, 55. Todestag, Heimat-Museum Anger

Literatur

  • Robert Thoms: Große Deutsche Kunstausstellung München 1937–1944. Verzeichnis der Künstler in zwei Bänden, Band II: Bildhauer. Berlin 2011, ISBN 978-3-937294-02-5.
  • Wilhelm von Bode: Der Bildhauer Joseph Thorak. J. J. Ottens, Berlin-Frohnau 1929.
  • Hermann Hinkel: Zur Funktion des Bildes im deutschen Faschismus. Anabas, Steinbach 1975, ISBN 3-87038-033-0.
  • Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus - Kunst und Konterrevolution. Hanser, München 1974 ISBN 3-446-11938-8
  • Reinhard Müller-Mehlis: Die Kunst im Dritten Reich. Heyne 1976, ISBN 3-453-41173-0.
  • Kunst im 3. Reich - Dokumente der Unterwerfung, Katalog des Frankfurter Kunstvereins, 1974.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 613.
  2. http://www.cultd.eu/thorak/_txt/ZeugenundZucht.htm, Reisepass
  3. Jean Vlug, 'Vlug Report 25 December 1945', S. 77 und S. 104[1]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Josef Thorak — (b 7 February 1889 at Salzburg, Austria; d 26 February 1952 at Hartmannsberg, Germany) was an Austrian German sculptor, and, along with Arno Breker, one of the two official sculptors of the Third Reich. In his government issued studio outside… …   Wikipedia

  • Josef Thorak — Arbeit, une de ces sculptures se trouvant aujourd hui à Berlin Josef Thorak (né le 7 février 1889 à Salzbourg en Autriche, mort le 26 février 1952 à Hartmannsberg en Allemagne) est un sculpteur austro allemand. Il fut avec Arno Breker l un des… …   Wikipédia en Français

  • Thorak — Erbbegräbnis Franz Ullstein, Friedhof Heerstraße, Berlin um 1928 Arbeit (1928) … …   Deutsch Wikipedia

  • Charlottenburger Waldfriedhof — Engel auf dem Friedhof Heerstraße Der landeseigene Friedhof Heerstraße, auch Waldfriedhof Heerstraße genannt, liegt im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg Wilmersdorf. Der Park und Waldfriedhof ist 149.650 m² groß und gilt als… …   Deutsch Wikipedia

  • Waldfriedhof Heerstraße — Engel auf dem Friedhof Heerstraße Der landeseigene Friedhof Heerstraße, auch Waldfriedhof Heerstraße genannt, liegt im Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg Wilmersdorf. Der Park und Waldfriedhof ist 149.650 m² groß und gilt als… …   Deutsch Wikipedia

  • Fanck — Arnold Fanck (* 6. März 1889 in Frankenthal; † 28. September 1974 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Regisseur und Pionier des Bergfilms. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filme (Auswahl) 3 Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Potsdam — Das Haus Vaterland bei Nacht im Jahr 1932 Das Haus Vaterland war von 1928 bis 1943 ein großer Gaststättenbetrieb und Vergnügungspalast am Potsdamer Platz in Berlin mit rund einer Million Besuchern im Jahr, der als Vorläufer der heutigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Arte nazi — Saltar a navegación, búsqueda Die Partei, escultura de Arno Breker que representa el espíritu del Partido Nazi. El Arte del Tercer Reich o Arte nazi, el arte aprobado oficialmente y producido en la Alemania nazi entre 1933 y 1945, se caracterizó… …   Wikipedia Español

  • Vinzenz Peristi — auch Zenz Peristi (* 19. November 1909 in St. Jakob in St. Ulrich in Gröden; † 25. Januar 1943 an der russischen Front gefallen) war ein Grödner Bildhauer und Bergsteiger. Inhalt …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Angehörigen der Akademie der Bildenden Künste München — Dies ist eine Liste von Personen, die mit der Akademie der Bildenden Künste in München verbunden sind. Viele bedeutende Künstler haben in München gelehrt oder studiert. Name Tätigkeit Verbindung zur Kunstakademie A Albert Aereboe (* 1889; † 1970) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”