- Montbéliard
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Montbéliard Region Franche-Comté Département Doubs Arrondissement Montbéliard (Unterpräfektur) Kanton Hauptort von 2 Kantonen Gemeindeverband communauté d'agglomération du Pays de Montbéliard Koordinaten 47° 31′ N, 6° 48′ O47.5097222222226.7983333333333318Koordinaten: 47° 31′ N, 6° 48′ O Höhe 318 m (311–454 m) Fläche
– Unité urbaine15,01 km²
140,3 km²Einwohner
– Unité urbaine26.207 (1. Jan. 2008)
109.118Bevölkerungsdichte
– Unité urbaine1.746 Einw./km²
778 Einw./km²Postleitzahl 25200 INSEE-Code 25388 Website http://www.montbeliard.com/
Das Schloss MontbéliardMontbéliard (deutsch veraltet Mömpelgard) ist eine Stadt mit 26.207 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Doubs in der Franche-Comté im Osten Frankreichs.
Der deutsche Name Mömpelgard beruht auf der 400-jährigen Zugehörigkeit zum weltlich-historischen Territorium von Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Montbéliard liegt an der Mündung der Lizaine in den Unterlauf der Allaine, bevor diese wenige Kilometer südlich in den Doubs mündet. Die Stadt ist Sitz einer Unterpräfektur im Norden des Départements Doubs nahe der Grenze zum Nachbardepartement Territoire de Belfort etwa 15 km südlich von dessen Hauptstadt Belfort. Die als Burgundische Pforte bekannte Landschaft ist von niedrigen, meist langgezogenen Hügeln bestimmt, die von weiten Flusstälern getrennt sind. Die Entfernung zu den südlichen Ausläufern der Vogesen und den Erhebungen des französischen Jura beträgt jeweils etwa 25 Kilometer.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung in Montbéliard[1] Jahr Einwohner 1962 21.699 1968 23.908 1975 30.425 1982 31.836 1990 29.005 1999 27.570 Zu Beginn der 1960er Jahre konnte Montbéliard ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnen, das bis Mitte der 1970er Jahre anhielt, um sich dann deutlich zu verlangsamen. Seit Anfang der 1980er Jahre ging die Einwohnerzahl durch Abwanderung wieder merklich zurück. Bei der Volkszählung 1999 lebten 27.570 Einwohner in der Stadt. Die Einwohnerzahl in der Unité urbaine verlief hierzu parallel. Nach einem starken Anstieg ging auch hier die Gesamtbevölkerung bis 1999 wieder auf 114.670 Einwohner zurück. Die Ballungsgebiete von Montbéliard und der nördlichen Nachbarstadt Belfort liegen sehr nahe beisammen. Insgesamt leben etwa 302.000 Einwohner in diesem Großraum.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt („Mons Biliardi“ bzw. „Mons Biliardae“ oder nach anderen Quellen „Mons Peligardi“) datiert aus dem Jahr 985; sie soll bereits damals befestigt gewesen sein[2] und bildete bald das Zentrum der Grafschaft Montbéliard.
Durch das von seinem Vater Graf Eberhard III. abgegebene Eheversprechen des späteren Grafen Eberhard IV. (1415–1417) mit Gräfin Henriette von Mömpelgard (Haus Montfaucon) kam Montbéliard 1397 an das Haus Württemberg, da Henriettes Vater Heinrich von Mömpelgard ohne männliche Erben blieb. Der verballhornte deutsche Name taucht erstmals 1464 als Mümppellgart auf (1495 Mümpelgart, 1603 Mömpelgart). Im Wappen der Herzöge von Württemberg erscheinen die Barben (Fische) von Mömpelgard bis 1817.
Da in der Folgezeit keine starken Persönlichkeiten in Württemberg regierten, gelang es nicht, die französischen Besitzungen weiter zu vergrößern und zu einem geschlossenen Gebiet zu vereinigen. Während die Grafschaft Württemberg geteilt war, trat Graf Eberhard V. genannt Eberhard im Bart 1473 alle linksrheinischen württembergischen Besitzungen – neben der Grafschaft Mömpelgard auch die Herrschaften Reichenweiher (Riquewihr) und Horburg an seinen Vetter Heinrich ab, so dass nun ein eigener Regent im Schloss in Montbéliard saß. Allerdings war die Herrschaft durch Machtansprüche Burgunds ständig bedroht. Im Münsinger Vertrag von 1482, der das geteilte Land wieder vereinigte, fielen die linksrheinischen Besitzungen dann wieder an Herzog Eberhard im Bart.
Bedeutsam wurden die württembergischen Besitzungen, weil Herzog Ulrich im Jahr 1524 – zehn Jahre vor Württemberg – mit Guillaume Farel die Reformation einführte. Als er aus Württemberg vertrieben worden war, hatte er hier Zuflucht gefunden. Seit der Reformation war Montbéliard damit eine protestantische Enklave inmitten einer katholischen Umgebung. Die Pfarrer für Mömpelgard und Horburg-Reichenweier wurden mit den württembergischen Theologen im „Stift“ an der Universität Tübingen ausgebildet. Durch das gemeinsame lutherische Bekenntnis entstand eine starke Verbindung zwischen Württemberg und den elsässischen Gebieten, obwohl die württembergischen Herzöge zeitweise wieder eigene Regenten aus den Nebenlinien des Hauses einsetzten. Immer blieben vor allem die Herrschaften um Mömpelgard von Frankreich bedroht. Allerdings gingen von ihnen auch wichtige kulturelle Impulse aus. Im 17. Jahrhundert befestigte der bedeutende württembergische Baumeister Heinrich Schickhardt die Residenzstadt Mömpelgard und erbaute neben anderen bedeutenden Bauten, wie dem Renaissance-Schloss, in der Stadtmitte die große protestantische Kirche, den Temple Saint-Martin.
Der Dreißigjährige Krieg stürzte auch die linksrheinischen württembergischen Gebiete in tiefes Elend. Die wirtschaftliche Lage war verheerend und in der Folgezeit suchte Frankreich im Zuge der Eroberungspolitik unter König Ludwig XIV. auch die württembergischen linksrheinischen Besitzungen unter seine Herrschaft zu bringen.
Seit 1617 regierte wieder ein Zweig der Herzöge von Württemberg in Mömpelgard. Staatsrechtlich war Mömpelgard unabhängig von Württemberg, es entsandte keine Abgeordneten in den württembergischen Landtag. Der letzte Herzog Leopold Eberhard versuchte absolutistisch zu regieren, was zu schweren Spannungen führte.
Nach seinem Tod 1723 fiel Mömpelgard wieder an die Stuttgarter Linie des Hauses Württemberg; allerdings waren alle Herrschaften noch bis 1736 von Frankreich besetzt. Die letzten Jahrzehnte der württembergischen Herrschaft verliefen ruhig, seit 1769 residierte Friedrich Eugen von Württemberg in Mömpelgard und hielt vor den Toren der Stadt in Etupes Hof, von wo aus er einige seiner Kinder sehr vorteilhaft verheiraten konnte. Die Tochter, Herzogin Sophie Dorothee, wurde 1776 als Maria Fjodorowna Gattin des Zaren Paul I. von Russland.
Im Zuge der Französischen Revolution kam es seit 1789 in den württembergischen Herrschaften zu Aufständen. Die revolutionäre Schreckensherrschaft tobte auch hier. Seit 1793 waren Stadt und Grafschaft Mömpelgard endgültig in französischer Hand. 1796 trat Friedrich Eugen, inzwischen Herzog von Württemberg, die linksrheinischen Herrschaften im Pariser Sonderfrieden an Frankreich ab. Dafür erhielt der Herzog von Württemberg 1803 unter dem Einfluss Napoleons durch den Reichsdeputationshauptschluss große weltliche und geistliche Gebiete in Südwestdeutschland.
Obwohl die Einwohner der ehemals linksrheinischen Herrschaften heute französische Bürger sind, macht sich die württembergische Tradition heute noch bemerkbar. Es gibt noch Bauwerke, die an die einstige Herrschaft erinnern. Vor allem in der lutherischen Ausrichtung der Städte und Dörfer aber hat sich eine Eigenart erhalten, die einzig und allein auf die ehemalige Zugehörigkeit zu Württemberg zurückgeht. Als erste deutsch-französische Städtepartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entstand eine Verbindung zwischen Ludwigsburg und Montbéliard, beide Städte ehemalige Residenzen der Herzöge von Württemberg. Weiterhin werden von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg auch heute noch Pfarrerinnen und Pfarrer zu Unterstützung der evangelischen Gemeinden entsandt.
Siehe auch: Württemberg-Mömpelgard (Grafschaft)
Verwaltung
Montbéliard ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements Montbéliard sowie Hauptort der Kantone Montbéliard-Est und Montbéliard-Ouest, die jeweils einen Teil der Stadt sowie weitere Gemeinden umfassen.
Die Stadt Montbéliard bildet zusammen mit 18 weiteren Gemeinden (Allenjoie, Arbouans, Audincourt, Badevel, Bart, Bavans, Bethoncourt, Brognard, Courcelles-lès-Montbéliard, Dambenois, Dampierre-les-Bois, Dasle, Étupes, Exincourt, Fesches-le-Châtel, Grand-Charmont, Hérimoncourt, Mandeure, Mathay, Nommay, Sainte-Suzanne, Seloncourt, Sochaux, Taillecourt, Valentigney, Vandoncourt, Vieux-Charmont und Voujeaucourt) den Gemeindeverband des Montbéliarder Landes (Communauté d'Agglomération du Pays de Montbéliard), der insgesamt 121.101 Einwohner hat (Stand: 2004).
Die Stadt Montbéliard und die Communauté d'Agglomération sind auch Glieder Syndicat mixte des Ballungsraumes Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle (Aire urbaine Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle).
Städtepartnerschaften
Das ehemals württembergische Montbéliard pflegt seit dem Jahr 1950 eine Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Es war nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der erste Abschluss einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft. Eine weitere Partnerschaft besteht mit Greensboro im US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina.
Wirtschaft und Infrastruktur
Montbéliard besitzt einen Bahnhof an der am 1. Juni 1858 eröffneten Eisenbahnstrecke Belfort–Besançon–Dole.
Ab dem 29. Juni 1868 zweigte von der Strecke Belfort–Dole die Strecke Montbéliard–Audincourt–Morvillars–Delle ab; der Personenverkehr auf dieser wurde bereits 1938 eingestellt. Zwischen 1969 und 1993 wurde schrittweise auch der Güterverkehr auf der Zweigstrecke eingestellt, daher wurden einzelne Abschnitte der Strecke abgetragen; die Strecke ist inzwischen nicht mehr befahrbar.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch Liste der Monuments historiques in Montbéliard
- Schloss Montbéliard, (Château des Comtes) mit den Türmen Henriette (1424) und Frédéric (1595), heute naturkundliches und archäologisches Museum
- Vogtshaus (auch unter dem Namen Kavaliersgebäude bekannt), nach Plänen von Heinrich Schickhardt erbaut
- Temple Saint-Martin (erste evangelische Kirche Frankreichs), 1604, Architekt: Heinrich Schickhardt
- Les Halles, 16. Jahrhundert
- Hôtel de Franquemont, erbaut 1559
- Hôtel Beurnier-Rossel, 1773, Architekt: Philippe de la Guêpière, heute Kunst- und Geschichtsmuseum
- Hôtel de Ville, 1778
- Auberge du Lion Rouge, 13. Jahrhundert
- Saint-Maimboeuf (katholische Kirche), 1850–1875
- Lion de Peugeot, Geschäftshaus aus dem Jahr 1909
Söhne und Töchter der Stadt
- Sabine von Württemberg (1549–1581)
- Friedrich I. von Württemberg (1557–1608), sechster Herzog von Württemberg
- Nicolaus Taurellus (Öchslin) (1547–1606), deutscher Philosoph und Theologe
- Johann Friedrich von Württemberg (1582–1628), siebter Herzog von Württemberg
- Sibylle Elisabeth von Württemberg (1584–1606), Prinzessin von Württemberg, durch Heirat Kurfürstin von Sachsen
- Ludwig Friedrich von Württemberg-Mömpelgard (1586–1631), Herzog von Württemberg-Mömpelgard
- Julius Friedrich von Württemberg-Weiltingen (1588–1635), Herzog von Württemberg
- Nicolas Tournier (1590–ca. 1638), Maler
- Wolf Christoph Zorn von Plobsheim (1655–1721), Baumeister des Barock
- Frédéric Duvernoy (1765-1838), Hornist, Musikpädagoge und Komponist
- Charles Duvernoy (1766-1845), Klarinettist, Musikpädagoge und Komponist
- Georges Cuvier (1769–1832), Naturforscher, Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie und der vergleichenden Anatomie
- Alexander Friedrich Karl von Württemberg (1771–1833), württembergischer Prinz, russischer Politiker und General
- Frédéric Cuvier (1773–1838), Zoologe und Physiker
- Johann Georg von Sontheim (1790–1860), General und Kriegsminister des Königreichs Württemberg
- Henri Mouhot (1826–1861), Naturalist und Forschungsreisender
- Maurice Deloraine (1898–1991), Ingenieur, Erfinder des Funkpeilgerätes HF/DF („Huff-Duff“)
- René Thom (1923–2002), Professor für Mathematik
- Dominique Voynet (* 1958), Politikerin der Grünen
- Frank Darabont (* 1959), US-amerikanischer Drehbuchautor und Filmregisseur
- Adrien Mörk (* 1979), Profigolfer
- Pierre-Alain Frau (*1980), Fußballer
Literatur
- Sönke Lorenz, Peter Rückert: Württemberg und Mömpelgard – 600 Jahre Begegnung; 600 ans de relations entre Montbéliard et le Wurtemberg. Ausstellungskatalog; Stuttgart 1997; ISBN 3-87181-426-1
- Ehrenfried Kluckert: Reise nach Mömpelgard. Kulturgeschichtliche Streifzüge ins schwäbische Frankreich; Stuttgart 2001; ISBN 3-421-05471-1
Weblinks
Commons: Montbéliard – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Mümpelgart in der Topographia Alsatiae (Matthias Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ INSEE: Bevölkerungsentwicklung von Montbéliard 1962-1999
- ↑ Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder: Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Ch. Beck Verlag
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