Moriz Haupt

Moriz Haupt
Moriz Haupt

Rudolph Friedrich Moriz Haupt (* 27. Juli 1808 in Zittau; † 5. Februar 1874 in Berlin) war ein deutscher klassischer Philologe und Germanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Haupt wuchs in Zittau auf, wo sein Vater Ernst Friedrich († 1843) bis 1830 Bürgermeister war und sich als Herausgeber der Jahrbücher des Zittauischen Stadtschreibers Johannes von Guben (Görlitz 1837) sowie als Übersetzer Goethescher Gedichte und deutscher Kirchenlieder ins Lateinische (Carmina Goethii", Leipzig 1841), und Hymni sacri, Leipzig 1842) einen Namen machte. Sein Vater war auch sein Lehrer für die ersten philologischen Schritte.

Moritz Haupt studierte von 1826 bis 1830 in an der Universität Leipzig Klassische Philologie bei Gottfried Hermann, wurde 1831 promoviert, lebte danach bis 1837 bei seinem kranken Vater in Zittau, unterbrochen durch Reisen nach Wien und Berlin im Jahr 1834. Die in Berlin geschlossene Freundschaft mit Karl Lachmann war prägend für seine weitere Entwicklung. Von 1830 bis 1837 baute er seine Kenntnisse in Griechisch, Latein, Deutsch, Böhmisch, Altfranzösisch und Provenzalisch aus. 1837 habilitierte er sich in Leipzig mit einer Arbeit über Catull und wurde Privatdozent, 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor des für ihn neu gegründeten Lehrstuhls für deutsche Sprache und Literatur.

1842 heiratete er Louise Hermann, die Tochter seines akademischen Lehrers und Kollegen.

Moriz Haupt (links) mit Theodor Mommsen und Otto Jahn. Daguerreotypie, Leipzig 1848.

Nach der Märzrevolution von 1849 wurde er wegen seiner Beteiligung an dem Aufstand mit Theodor Mommsen und Otto Jahn vor Gericht gestellt. Er wurde zwar freigesprochen vom Vorwurf des Aufruhrs, nicht jedoch von jeglicher Schuld wie auch Mommsen und Jahn, aber 1851 durch den Senat der Universität Leipzig seines Amtes enthoben und lebte nun als Privatgelehrter in Leipzig, bis er 1853 auf Karl Lachmanns Lehrstuhl für römische Literatur nach Berlin an die Friedrich-Wilhelms-Universität berufen wurde. Seit 1861 auch ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften, starb er in Berlin am 5. Februar 1874 an einem Herzschlag.

Moriz Haupt in späteren Jahren

Haupt war einer der wichtigsten Gründungsväter der Germanistik. Für seine zahlreichen mittelhochdeutschen Editionen übernahm er die textkritische Methode Lachmanns. Die älteste noch existierende germanistische Fachzeitschrift, die Zeitschrift für deutsches Altertum, ist 1841 von ihm begründet worden. Voraus ging mit Hoffmann von Fallersleben die Sammlung Altdeutsche Blätter (Leipzig 1836–40, 2 Bände).

Schriften

Auf das klassische Altertum beziehen sich

  • Quaestiones Catullianae (Leipzig 1837)
  • Observationes criticae (Leipzig 1841)
  • De carminibus bucolicis Calpurnii et Nemesiani (Berlin 1854)

sowie die Ausgaben

  • der Halieutica Ovids
  • der Cynegetica des Gratius und Nemesianus (Leipzig 1838)
  • des Epicedion Drusi (Leipzig 1850)
  • des Horaz (Leipzig 1851; 4. Aufl. von Vahlen, 1882)
  • des Catull, Tibull, Properz (Leipzig 1853; 5. Aufl. von Vahlen, 1885)
  • der Metamorphosen des Ovid (Bd.1, Berlin 1853; 7. Aufl. von H. I. Müller, 1885; Bd. 2 von Korn, 1876);

in der von ihm 1848 mit Sauppe begründeten Weidmannschen Sammlung griechischer und römischer Schriftsteller mit deutschen Anmerkungen, weiterhin

  • der Germania des Tacitus (Berlin 1855) und des Vergil (Leipzig 1858, 2. Aufl. 1874).

In seinen kleineren Schriften

hat Haupt meist überzeugende, immer beachtenswerte Konjekturen für fast die gesamte griechische und lateinische Literatur beigesteuert. Auch gab er aus G. Hermanns, seines Schwiegervaters, Nachlass

  • Bion und Moschos (Leipzig 1849), sowie den
  • Äschylos (Leipzig 1852, 2 Bde.; 2. Aufl. 1859)

heraus.

Aus seinen Beiträgen zur Etymologie sei sein Erklärungsversuch für die Herkunft des Wortes Fidibus erwähnt, siehe dort.

Für die Literatur des deutschen Mittelalters lieferte er Ausgaben

Als Herausgeber oder Mitherausgeber besorgte er

  • Lachmanns Ausgabe der ältesten mittelhochdeutschen Lyriker (Des Minnesangs Frühling, Leipzig 1857; 38. Aufl. von Tervooren, 1988)
  • die 3. und 4. Auflage von Lachmanns Ausgabe der Nibelungen (Berlin 1852 u. 1867) und
  • die Gedichte Walthers von der Vogelweide (Berlin 1853 u. 1864).

Von seinen Studien zu den romanischen Sprachen geben Zeugnis die aus seinem Nachlaß von Tobler veröffentlichten

  • Französischen Volkslieder (Leipzig 1877).

Literatur

Weblinks

 Commons: Moritz Haupt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Moriz Haupt – Quellen und Volltexte
Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Haupt — steht für: den Kopf ein führendes Mitglied einer Gruppierung, siehe z. B. Häuptling Haupt bezeichnet: Brünig Haupt, einen Berg bei Melchsee Frutt Gagenhaupt, einen Vorberg des Riffelhorns beim Stockhorn (Zermatt) Chabishaupt, einen Hügel… …   Deutsch Wikipedia

  • Haupt [2] — Haupt, 1) Moriz, klassischer Philolog und Germanist, geb. 27. Juli 1808 in Zittau, gest. 5. Febr. 1874 in Berlin, studierte 1826–30 in Leipzig unter G. Hermann und wurde 1837 daselbst Privatdozent, 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Haupt — Birne (umgangssprachlich); Rübe (umgangssprachlich); Caput (fachsprachlich); Kopf; Denkzentrum; Denkapparat; Schädel (umgangssprachlich) * * * Haupt [hau̮pt], da …   Universal-Lexikon

  • Moritz Haupt — Zu diesem Stichwort gibt es keinen Artikel. Möglicherweise ist „Moriz Haupt“ gemeint. Kategorie: Wikipedia:Falschschreibung …   Deutsch Wikipedia

  • KHM 186 — Die wahre Braut ist ein Märchen (Typ 313 nach Aarne und Thompson), das in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 186 enthalten ist (KHM 186). Es stammt aus der Zeitschrift für deutsches Alterthum von Moriz Haupt, der das Märchen… …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Matthias Theodor Mommsen — Theodor Mommsen, um 1870 Christian Matthias Theodor Mommsen (* 30. November 1817 in Garding, Schleswig Holstein; † 1. November 1903 in Charlottenburg) war ein deutscher Historiker und gilt als der bedeutendste Altertumswissenschaftler des 19.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Has–Hau — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Jahn — (* 16. Juni 1813 in Kiel; † 9. September 1869 in Göttingen) war ein deutscher Philologe, Archäologe und Musikwissenschafter. Er wirkte als Professor für Philologie und Archäologie an den Universitäten zu Leipzig und Bonn. Jahn verfasste… …   Deutsch Wikipedia

  • Die wahre Braut — ist ein Märchen (ATU 313). Es steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 5. Auflage von 1843 an Stelle 186 (KHM 186) und stammt aus der Zeitschrift für deutsches Alterthum von Moriz Haupt, der das Märchen aus der Oberlausitz dort …   Deutsch Wikipedia

  • Der von Kürenberg — (Große Heidelberger Liederhandschrift, Anfang 14. Jahrhundert). Das »redende« Wappen zeigt eine blaue Handmühle mit rotem Stiel. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”