Mouhanad Khorchide

Mouhanad Khorchide

Mouhanad Khorchide (* 1971 im Libanon) ist ein österreichischer Soziologe, Islamwissenschaftler und Religionspädagoge. Seit 2010 ist er als Professor für Islamische Religionspädagogik am "Centrum für Religiöse Studien" (CRS) an der Westfälischen Wilhelms-Universität tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Khorchide studierte im Libanon Islamwissenschaft und Soziologie in Österreich. Seit 1989 lebte er in Wien. Von Dezember 2006 bis September 2008 war er Universitätsassistent an der Forschungseinheit Islamische Religionspädagogik an der Universität Wien. Seit 2007 war er Lehrbeauftragter für den privaten Studiengang für das Lehramt für Islamische Religion an Pflichtschulen. Zugleich war er im In- und Ausland wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Projekten. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind der Islam in Europa, islamischer Religionsunterricht in Europa, Muslime der zweiten Generation, koranische Hermeneutik, sowie Islam und Aufklärung. Außerdem lehrte Khorchide in Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Khorchide war Imam einer kleinen Moschee in Ottakring/Wien und hat selbst als Religionslehrer gearbeitet.

Khorchide besetzt seit dem 20. Juli 2010 die Professur für Islamische Religionspädagogik, mit der die Universität Münster seit Herbst 2010 Islamische Religionslehrer ausbildet.[1] [2]

Dissertation: "Islamischer Religionsunterricht in Österreich"

In seiner Doktorarbeit zum Thema „Islamischer Religionsunterricht in Österreich“, die im Januar 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, warnt er vor fanatischen Islamisten unter Lehrern in Österreich. Khorchide hielt die Studie zunächst zurück, um nicht rechten Parteien Munition für die anstehenden Wahlen zu liefern. Aus der Studie geht hervor, dass rund ein Fünftel (21,9 %) der muslimischen Religionslehrer Demokratie und den Islam für unvereinbar hält. 14 % lehnen die österreichische Verfassung ab, 13 % halten die Teilnahme an Wahlen für nicht mit dem Islam vereinbar und 28,4 % sehen einen Widerspruch darin, gleichzeitig Moslem und Europäer zu sein. 18,2 % halten die Todesstrafe beim Abfall vom Islam für gerechtfertigt. 8,5 % haben Verständnis dafür, wenn zur Verbreitung des Islam Gewalt angewandt wird. 32,7 % lehnen die rechtsstaatlichen Prinzipien ab (bei 35,5 % von im Ausland und 21,3 % von im Inland Geborenen).[3] Für die Studie wurde die Hälfte der 400 islamischen Religionslehrer in Österreich befragt, was nach Methoden der Sozialwissenschaft für eine außerordentlich hohe Reliabilität spricht. Es gab jedoch auch Kritiker, die beanstandeten, dass die Teilnehmer der Studie nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit der islamischen Religionslehrer waren. [4]

Als Reaktion in der Politik gab es Forderungen in allen Parteien nach strengeren Regeln. Bundeskanzler Werner Faymann (SP) äußerte, er wolle erst nach weiterer Prüfung entscheiden, ob strengere Regeln notwendig sind. Zugleich räumte er ein, angesichts solcher Ergebnisse könne man „nicht zur Tagesordnung übergehen“. Die Religionsfreiheit sei „nicht dazu da, einen Schutzschild über jemanden zu setzen, der nicht mit den demokratischen Grundregeln übereinstimmt“. Die Lage soll nun die für Kultusangelegenheiten zuständige Bildungsministerin Claudia Schmied (SP) klären. Sie will sich erst „ein klares Bild über die Wirklichkeit machen“ und lud Khorchide sowie den Chef der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh zum Gespräch ein. Die Islamische Glaubensgemeinschaft wehrte sich und sprach von „Diffamierungen“. Nach der Studie „fühlt sich nicht nur die Lehrerschaft an den Pranger gestellt“.[5]

Werke

  • Mouhanad Khorchide: Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft: Einstellungen der islamischen ReligionslehrerInnen an öffentlichen Schulen, VS Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3531164939.

Literatur

  • Uta Rasche: Mann auf heißem Stuhl, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 29. August 2010, Seite 45 (ganzseitiges Porträt über Khorchide)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Die Zeit" 21/2010 vom 20. Mai 2010
  2. "Welt online" vom 20. Juli 2010
  3. Die Islamlehrer. Eine neue Studie enthüllt das autoritäre und undemokratische Weltbild muslimischer Religionslehrer
  4. Die Presse: Wie Fanatiker konstruiert werden
  5. Regierung lässt die Vorwürfe gegen Islam-Lehrer nochmals prüfen

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