Religionspädagoge

Religionspädagoge

Die Religionspädagogik bedenkt und gestaltet religiöse Erziehung, Sozialisation und Bildung im Licht des jeweiligen spirituellen und religionsspezifischen Gesichtspunktes unter religionswissenschaftlichen, pädagogischen und methodisch-didaktischen Aspekten unter Berücksichtigung des jeweiligen gesellschaftlichen, rechtlichen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Kontextes.

Die Begrenzung der Religionspädagogik allein auf den Lernort Schule (Religionsunterricht) erweist sich als viel zu kurz: Vielmehr geht es allgemein um Erziehung, Bildung, Sozialisation, Lernen und Entwicklung in Religionsgemeinschaft (Kirche), Schule (öffentlich und privat) und Gemeinde (Kirchengemeinde) oder auch am religiösen Ort (Kirchenraumpädagogik). Zielgruppen der Religionspädagogik sind daher sowohl Kinder und Jugendliche, als auch Erwachsene, (Erwachsenenbildung), Männer (Männerarbeit), Frauen (Frauenarbeit) und Senioren. Dabei hat sich die Differenzierung zwischen Religionspädagogik i.e.S. -als stärker auf den Lernort Schule bezogen - und Gemeindepädagogik als stärker auf die Gemeinde bezogene Pädagogik durchgesetzt. Die Abgrenzung und Zuordnung beider Größen ist aber umstritten.

Seit kurzem gibt es in Deutschland auch Bestrebungen eine Islamische Religionspädagogik aufzubauen.

Inhaltsverzeichnis

Christliche Religionspädagogik

Aus christlicher Sicht wird hierdurch der Bezug der Religionspädagogik als theologische Disziplin zu den sozialwissenschaftlichen Disziplinen, wie z.B. der Pädagogik, Psychologie usw., deutlich. Ebenso zeigt sich die Nähe zur Katechese, d.h. dem Lehren und Lernen zum Christsein. Die Beziehung zwischen einem Menschen und Gott ist die Arbeitsebene eines/einer Religionspädagogin/en. Ein wichtiges Gebiet der Religionspädagogik ist die Gemeindepädagogik.

Islamische Religionspädagogik

Die Islamische Religionspädagogik steckt Anfang des 21. Jahrhunderts in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Bereits in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es vereinzelte Bestrebungen zum Aufbau einer entsprechenden Lehre. Seit dieser Zeit hebt sich insbesondere das Institut für Interreligiöse Didaktik und Pädagogik in Köln[1] mit seiner Arbeit heraus. Unter der Leitung von Rabeya Müller wurden dort erste Konzepte für einen islamischen Religionsunterricht entwickelt, Lehrmaterialien erstellt oder Fortbildungskurse angeboten. In den vergangenen Jahren erwarb sich insbesondere die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin Lamya Kaddor einen wichtigen Anteil an der Weiterentwicklung dieser Disziplin. Sie hat mehrere richtungsweisende Publikationen verfasst und herausgebracht. Unter anderem erarbeitete sie in Kooperation mit Rabeya Müller seit 2004 sowohl die viel beachtete erste kindgerechte Übersetzung des Koran[2], als auch das ebenfalls mit große medialem Interesse begleitete erste staatlich genehmigte Schulbuch für den Islamischen Religionsunterricht "Saphir"[3]. An der Herausgabe des Schulbuchs war auch eine dritte Person beteiligt: Prof. Dr. Harry Harun Behr. Mit seiner Berufung auf die Professur für Islamische Religionspädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg fand die junge Disziplin erstmals den Zugang zum deutschen Hochschulsystem. Die Entwicklungen in den letzten Jahren wurden vor allem durch die politischen Bestrebungen zur Einrichtung eines Islamischen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen in Deutschland begünstigt. Im März 2008 bekräftigte die deutsche Islamkonferenz die Bestrebungen zur Einführung eine ordentlichen Religionsunterrichts.

Buddhistische Religionspädagogik (in Österreich)

Mit der staatlichen Anerkennung des Buddhismus in Österreich 1983, womit auch die Berechtigung verbunden war, buddhistischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen zu erteilen, begannen in Österreich die ersten Überlegungen zur Entwicklung einer buddhistischen Religionspädagogik. Die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR) entwickelte einen ersten Lehrplan für alle Schulstufen, der im Mai 1992 von Unterrichtsminister Scholten verlautbart wurde. Mit der Aufnahme eines buddhistischen Religionsunterrichtes in Graz, Salzburg und Wien im September 1993 und dessen Ausdehnung auf das gesamte Bundesgebiet in den folgenden Jahren wurden die bisherigen theoretischen Konzepte durch die Reflexion der Erfahrungen der Unterrichtspraxis ergänzt. Mit der Errichtung des Buddhistischen Religionspädagogischen Instituts der ÖBR (BRPI) im Jahr 2001 wurde eine akademische Grundlage für die buddhistische Religionspädagogik geschaffen und zentral für ganz Österreich in Salzburg etabliert. Dem Begründer und Leiter des Instituts, Prof. Mag. Kurt Krammer oblag ab 2002 als Fachinspektor für Buddhistische Religion auch die Schulaufsicht über den buddhistischen Religionsunterricht in ganz Österreich. Der neue Lehrplan, der 2008 in Kraft trat, spiegelt die praktischen Erfahrungen aus 15 Jahren Unterrichtserfahrung, aus den Seminaren und Workshops der einschlägigen Fortbildungsveranstaltungen des BRPI und der seit 2002 am Institut geleisteten theoretischen Arbeit wider. Als besondere Herausforderung gilt die Tatsache, dass die meisten Schüler des buddhistischen Religionsunterrichtes einen asiatischen Migrationshintergrund mitbringen, dessen kulturelle Diversität allerdings beträchtlich ist. Auch die Erwartungen der Eltern und Schüler mit österreichischem Hintergrund stellen aufgrund der Vielfalt buddhistischer Traditionen in Europa einen hohen Anspruch an die Religionspädagogik. Hinzu kommt, dass auch immer mehr Schüler, die ohne religiöses Bekenntnis sind, den buddhistischen Religionsunterricht als Freigegenstand wählen.

Ausbildung

Die akademische Ausbildung in Religionspädagogik erfolgt ebenso an kirchlichen Hochschulen (z.B. an den Evangelischen Fachhochschulen oder der katholischen Universität Eichstätt), wie auch an staatlichen Universitäten (z.B. Universität Luzern, Universität Tübingen, Universität Hamburg, Universität Münster) und in Baden-Württemberg an den Pädagogischen Hochschulen in Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Ludwigsburg, Schwäbisch-Gmünd und Weingarten. An der Domschule Würzburg ist überdies wie auch an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz ein entsprechendes Fernstudium möglich. Nicht zuletzt in Berlin hat die Ausbildung an der EFB zum FH-diplomierten Religionspädagogen bereits den mehrstufigen sowie berufsbegleitenden Ausbildungsgang zum Katecheten vollständig abgelöst bzw. ersetzt.

In der Islamischen Religionspädagogik erfolgt die akademische Ausbildung bislang an drei Standorten. Nach der Besetzung der oben erwähnten Professur in Erlangen-Nürnberg[4] wurde inzwischen auch an der Universität Osnabrück[5] ein zweiter Lehrstuhl besetzt. Inhaber ist der Wissenschaftler Prof. Dr. Bülent Ucar. An der Universität Münster befindet sich die Islamische Religionspädagogik im Aufbau. Die zugehörige Professur wurde aber bereits im Winter 2007/2008 schon einmal für ein Semester durch Lamya Kaddor vertreten. Auch in Baden-Württemberg sind Professuren in Planung. Außerhalb der akademischen Ausbildung bieten die Ministerien der Bundesländer, die Islamische Religionsunterricht bzw. Islamkunde anbieten, entsprechenden islampädagogische Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer an.

Bedeutende Begründer der Religionspädagogik

Wichtige Religionspädagoginnen und -pädagogen nach dem Zweiten Weltkrieg

Einzelnachweise

  1. [1] IPD-Köln
  2. Der Koran für Kinder und Erwachsene, Beck-Verlag, München 2008, 2. Aufl. [2]
  3. Saphir 5/6 Religionsbuch für junge Musliminnen und Muslime, Kösel-Verlag, München 2008 [3]
  4. Interdisziplinäres Zentrum für Islamische Religionslehre [4]
  5. Uni Osnabrück - Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik [5]

Literatur

  • Ulrich Becker, Harry Noormann, Bernd Trocholepczy (Hrsg.): Ökumenisches Arbeitsbuch Religionspädagogik]. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart 2007.
  • Gottfried Bitter, Rudolf Englert, Gabriele Miller, Karl Ernst Nipkow: Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe. München 2002.
  • Erich Feifel, Robert Leuenberger, Günter Stachel, Klaus Wegenast (Hrsg.): Handbuch der Religionspädagogik. Band 1: Religiöse Bildung und Erziehung. Gütersloh/Zürich/Einsiedeln/Köln 1973; Band 2: Didaktik des Religionsunterricht - Wissenschaftstheorie. Gütersloh/Zürich/Einsiedeln/Köln 1974; Band 3: Religionspädagogische Handlungsfelder in kirchlicher Verantwortung. Gütersloh/Zürich/Einsiedeln/Köln 1975.
  • Norbert Mette, Folkert Rickers: Lexikon der Religionspädagogik. Neukirchen-Vluyn 2001.
  • Christian Grethlein, Religionspädagogik. Berlin/New York 1998

Weblinks


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