- Multipolentwicklung
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Als Multipolentwicklung versteht man die Reihenentwicklung eines Potentials, bei der verschiedene Multipol-Momente auftreten. Man unterscheidet zwischen kartesischer und sphärischer Multipolentwicklung. Multipolentwicklungen spielen insbesondere in der Elektrostatik und der Magnetostatik eine große Rolle, können aber auch auf andere Felder angewendet werden.
Inhaltsverzeichnis
Elektrostatik - kartesische Multipolmomente
Das Elektrostatische Potential lässt sich mit der Ladungsverteilung
an jedem Ort
über die Formel
beschreiben, für n einzelne Punktladungen auch durch eine Summe aus den Beiträgen der einzelnen Punktladungen:
Anstatt das Potential durch n einzelne Ladungen qi und Koordinaten
zu beschreiben kann man die Multipolentwicklung durchführen:
Aus mathematischer Sicht ist diese eine Taylorentwicklung des Faktors
um
nach kartesischen Koordinaten (x,y,z). Ihre Entwicklungskoeffizienten, die Multipolmomente Q, p, Qkl, lassen sich auch physikalisch deuten.
- Das Monopolmoment entspricht der Gesamtladung der Ladungsverteilung. Das Potential des Monopolmoments
fällt am schwächsten ab und ist für große Abstände
dominierend.
- Ein Dipolmoment tritt auf wenn Ladungsschwerpunkte nicht mit dem Koordinatenursprung zusammenfallen. Das Dipolpotential
ist schwächer als das Monopolpotential, da es mit dem Abstand quadratisch abfällt.
- Eindrückliches Beispiel für ein Dipolmoment sind zwei getrennte Ladungen mit +q und -q.
- Quadrupolmoment
(wobei
)
- und höhere Multipolmomente
Für kontinuierliche Ladungsverteilungen lassen sich die Multipolmomente etwas allgemeiner folgendermaßen formulieren:
- Monopolmoment
- ein Skalar: entspricht der Gesamtladung
- Dipolmoment
- ein Vektor
- Quadrupolmoment
- ein spurfreier symmetrischer Tensor zweiter Stufe (Matrix)
Magnetostatik
Das Vektorpotential
hat kein Monopolmoment.
Kartesische Multipolentwicklung
Bei der kartesischen Multipolentwicklung wird
in eine Taylorreihe von
um
entwickelt. Die Multipolentwicklung trennt bei den einzelnen Summanden der Entwicklung den Ort
und die von der Ladungsverteilung
abhängigen Größen (Momente) voneinander.
Dabei bedeutet
, dass der Nablaoperator nur auf
und nicht auf
wirkt. Nach Bilden der Ableitung
werden diese an der Stelle
ausgewertet. Die Taylorentwicklung lässt sich umformen mittels Substitution
und damit
:
Somit vereinfacht sich die Entwicklung zu:
In Komponentenschreibweise lauten die ersten Glieder der Entwicklung (es wird Summenkonvention verwendet):
Bei der zugrundeliegenden Taylorentwicklung muss beim Summanden n-ter Ordnung ein Tensor n-ter Stufe, nämlich
, berechnet werden. Hierbei ist in erster Ordnung
und in zweiter Ordnung
,
wobei E die Einheitsmatrix und
ein dyadisches Produkt ist.
Damit lassen sich die ersten drei Glieder der Entwicklung schreiben als
,
wobei : ein doppeltes inneres Produkt bezeichnet. Zudem wurde
verwendet.
Einsetzen liefert das Potential (hier das elektrische Potential), wo die Momente direkt abgelesen werden können.
Sphärische Multipolentwicklung
Das elektrostatische Potential lautet
.
Der Abstand lässt sich mittels Skalarprodukt im Nenner umformen zu:
Es wurden die Abkürzungen
und y = cos α eingeführt. Nun entwickelt man obige Gleichung in eine Taylorreihe um x = 0:
Dabei wurden die Legendre-Polynome Pl(y) = Pl(cos α) benutzt. Diese sind für | x | < 1 definiert als die Entwicklungskoeffizienten der Taylorreihe von (1 + x2 − 2yx) − 1 / 2 um x = 0:
Die Entwicklung lautet also:
Da α der Winkel zwischen
und
ist, kann man nun das Additionstheorem der Kugelflächenfunktionen benutzen, welches durch
gegeben ist. Eingesetzt ergibt sich für das elektrostatische Potential
.
Nun wird das sphärische Multipolmoment qlm definiert als
.
Damit ergibt sich für das elektrostatische Potential die sphärische Multipolentwicklung
.
Elektrostatik - sphärische Multipolmomente
Für die nullte und erste Ordnung der sphärischen Multipolmomente der Elektrostatik werden explizit angegeben:
Umrechnung von sphärischen und kartesischen Momenten
Man sieht leicht, dass für das kartesische Monopolmoment gilt:
- Q = q0,0
Für das kartesische Dipolmoment
gilt dann jedoch
- pz = q1,0
Literatur
- T. Fließbach: Elektrodynamik. Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 3-82742021-0.
- J. D. Jackson: Klassische Elektrodynamik. de Gruyter Verlag, ISBN 3-11018970-4.
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