Arkesilaos

Arkesilaos

Arkesilaos (griechisch Ἀρκεσίλαος, andere Namensform Ἀρκεσίλας Arkesilas; * um 315 v. Chr.; † 241/240 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph. Nach seiner Heimatstadt wird er auch Arkesilaos von Pitane genannt. Er lebte in Athen und gehörte der Platonischen Akademie an, die er jahrzehntelang als Scholarch leitete und der er eine neue Ausrichtung gab. Mit ihm begann die Epoche der später so bezeichneten Jüngeren („skeptischen“) Akademie, die auch (weniger passend) „Mittlere Akademie“ genannt wird.

Fragment über Arkesilaos aus den Academica des Philodemos (Papyrus Herculanensis 1021, Spalte 17 der Oxforder Abschrift)

Seine Philosophie geht von der Erfahrung der Aporie (Ausweglosigkeit) aus, die in manchen Dialogen Platons eine zentrale Rolle spielt. Wenn hartnäckige Versuche, definitive, unwiderlegbare Antworten auf philosophische Fragen zu finden, gescheitert sind, stellt sich eine „aporetische“ Ratlosigkeit ein. Alte scheinbare Gewissheiten haben sich im Verlauf einer philosophischen Untersuchung als fragwürdig erwiesen, ohne dass es gelungen ist, neue Sicherheiten an ihre Stelle zu setzen. Aus der Verallgemeinerung solcher Erfahrungen und aus einer eingehenden Analyse des Erkenntnisvorgangs ergibt sich ein grundsätzlicher Zweifel an der Fähigkeit des Verstandes, gesichertes Wissen hervorzubringen. Überdies meint Arkesilaos zeigen zu können, dass sich zu jeder beliebigen philosophischen Aussage starke Gegenargumente finden lassen. Daher betrachtet er es als ein Gebot der Redlichkeit, sich generell des Urteilens zu enthalten, also darauf zu verzichten, bloße Meinungen als Urteile mit Wahrheitsanspruch zu formulieren. Damit wird er zum Begründer des Skeptizismus innerhalb der Platonischen Akademie, der dort in der Folgezeit bis ins frühe 1. Jahrhundert v. Chr. die herrschende Richtung bleibt. Der akademische Skeptizismus steht in Wechselwirkung mit einer ähnlichen außerakademischen Strömung, dem Pyrrhonismus („pyrrhonische Skepsis“).

Inhaltsverzeichnis

Quellen

Die biographischen Hauptquellen sind die Lebensbeschreibung des Arkesilaos bei dem Doxographen Diogenes Laertios und ein Bericht in den Academica (Academicorum index) des Philodemos. Beide Darstellungen enthalten Material aus einer verlorenen biographischen Schilderung des Antigonos von Karystos, der ein jüngerer Zeitgenosse des Arkesilaos war. Philodemos hat das Werk des Antigonos wohl unmittelbar gekannt, Diogenes Laertios hingegen bezog seine von dort stammenden Kenntnisse auf indirektem Weg aus einer ebenfalls verlorenen Zwischenquelle. Wichtige Auskünfte über die Lehre sind Sextus Empiricus zu verdanken. Erhalten sind ferner Auszüge aus einem verlorenen Werk des Mittelplatonikers Numenios, die der Kirchenvater Eusebios von Caesarea in seiner Praeparatio evangelica überliefert; dabei handelt es sich allerdings um eine verzerrte Darstellung aus gegnerischer Sicht. Viele weitere Informationen überliefert Cicero, einige Plutarch. Oft ist in den Quellen nur allgemein von den akademischen Skeptikern die Rede, doch hat die Forschung aus dem Zusammenhang erschlossen, dass damit auch oder in erster Linie Arkesilaos gemeint ist.

Leben

Arkesilaos stammte aus der Stadt Pitane in der Aiolis an der Nordwestküste Kleinasiens. Sein Vater Seuthes trug einen thrakischen Namen. Die Familie war begütert. Als sein Vater starb, war er noch unmündig. Daher wurde er der Vormundschaft seines Halbbruders Moireas unterstellt. In seiner Heimat erhielt er Unterricht bei dem Astronomen und Mathematiker Autolykos.

Nach dem Wunsch seines Vormunds sollte er sich zum Redner ausbilden lassen, aber er zog die Philosophie vor. Mit der Unterstützung eines anderen Halbbruders konnte er seinen Willen durchsetzen. Zum Studium begab er sich nach Athen. Dort waren der Musiktheoretiker Xanthos und der Mathematiker Hipponikos seine Lehrer. Er schloss sich dem peripatetischen Philosophen Theophrast an, bei dem er aber wohl mehr rhetorischen als philosophischen Unterricht erhielt.[1] Später wurde er von dem Platoniker Krantor für die Akademie gewonnen; Theophrast bedauerte den Weggang des begabten Schülers. Fortan war Arkesilaos mit Krantor eng befreundet. Nach dessen Tod gab er hinterlassene Schriften des Verstorbenen heraus. Er nahm am Unterricht der Scholarchen Polemon und Krates teil und äußerte seine hohe Bewunderung für diese beiden Philosophen. Nach dem Tode des Krates übernahm er zwischen 268 und 264 die Leitung der Akademie, nachdem ein zunächst in dieses Amt gewählter Philosoph namens Sokratides verzichtet hatte.[2]

Münzbildnis von Arkesilaos’ Gönner Eumenes I. von Pergamon

Arkesilaos war freigebig und gewährte vielen Bedürftigen diskret finanzielle Unterstützung. Seine außergewöhnliche Überzeugungsfähigkeit brachte ihm zahlreiche Schüler ein, obwohl er auch als scharfer Tadler bekannt war und zum Spott neigte. Sein klares, präzises Denken, sein rhetorisches und didaktisches Geschick, sein Humor und seine Schlagfertigkeit fanden Anerkennung. Von wohlgesinnter Seite wurde er als frei von Eitelkeit beschrieben, während Gegner ihm Ruhmsucht unterstellten. Er ermutigte seine Schüler, auch andere Lehrer außerhalb der Akademie zu hören. Trotz scharfer sachlicher Gegensätze zu anderen Schulrichtungen behandelte er deren Anhänger respektvoll; öffentliche persönliche Polemik gegen sie gestattete er seinen Schülern nicht. Als sein Schüler Baton, ein Komödiendichter, einen Vertreter einer gegnerischen philosophischen Richtung auf der Bühne angegriffen hatte, verbot er ihm die Teilnahme an seinen Lehrveranstaltungen und zwang ihn so zu einer Entschuldigung.[3]

Er blieb unverheiratet und hatte keine Kinder. Sein Hauptgönner war Eumenes I., der Herrscher von Pergamon, der ihn als Mäzen großzügig unterstützte. Mit Hierokles, dem makedonischen Kommandanten des Hafens Piräus und der dortigen Festung Munichia, war er eng befreundet. Als Gesandter Athens suchte er den König Antigonos Gonatas auf, doch blieb diese Reise erfolglos. Ansonsten hielt er sich von Staatsgeschäften fern und verbrachte fast seine ganze Zeit in der Akademie.

Arkesilaos war kein Befürworter der Askese, sondern leiblichen Genüssen zugetan. Daher wurde von gegnerischer Seite behauptet, er sei an übermäßigem Weingenuss, der seinen Verstand verwirrte, gestorben. Anstoß erregte er durch sein Zusammenleben mit Hetären, zu dem er sich offen bekannte. Dabei berief er sich auf die Grundsätze des Aristippos von Kyrene, der die Auffassung vertreten hatte, Luxus und auch der Umgang mit Hetären sei mit einer philosophischen Lebensführung vereinbar, solange man sich davon nicht innerlich abhängig mache.

Anscheinend leitete er die Akademie bis zu seinem Tode im Jahr 241 oder 240. Sein Schüler Lakydes trat die Nachfolge an.[4]

Werke

Einer von Diogenes Laertios mitgeteilten, auch Plutarch bekannten Behauptung zufolge verfasste Arkesilaos keine Schriften. Nach einem gegenteiligen Bericht, den Diogenes Laertios in anderem Zusammenhang erwähnt, gab es aber Werke von ihm, denn es wurde behauptet, er habe Eumenes I. zum Dank für großzügige Geschenke Schriften gewidmet.[5] In seiner Jugend soll er eine Abhandlung über den Dichter Ion von Chios verfasst haben.[6] Erhalten sind nur zwei kurze, von Diogenes Laertios wiedergegebene Gedichte[7] und ein Brief an einen Verwandten, der sein Testament betrifft. Möglicherweise schrieb Arkesilaos, bevor er Scholarch wurde, den Zweiten Alkibiades, einen pseudoplatonischen Dialog.[8]

Lehre

Erkenntnistheoretische Skepsis

Arkesilaos gab der Akademie faktisch eine völlig neue Ausrichtung, obwohl er nachdrücklich behauptete, kein Neuerer zu sein, und sich auf Sokrates und Platon berief, deren authentische Philosophie er zu vertreten meinte.[9] Den Ausgangspunkt seines Denkens bildete die sokratische Frage nach der Erreichbarkeit sicheren Wissens. Wie Sokrates argumentierte er gegen fremde Ansichten mit dem Ziel, Gewissheiten ins Wanken zu bringen und zu zeigen, dass das angebliche Wissen der Vertreter verschiedener Überzeugungen in Wirklichkeit von unbewiesenen Annahmen ausgehe und es sich daher um bloße Meinungen handle. Er beschränkte sich aber nicht darauf, vermeintliches Wissen mittels der sokratischen Dialektik im Einzelfall als Scheinwissen zu entlarven, sondern wandte sich der erkenntnistheoretischen Frage nach dessen Entstehung zu. Dabei kam er zum Ergebnis, dass die Behauptung, ein gesichertes Wissen erlangt zu haben, prinzipiell nicht verifizierbar sei, denn der Erkenntnisvorgang sei seiner Beschaffenheit nach ungeeignet, ein Weg zu einer begründeten Gewissheit zu sein. Dies könne für jede denkbare Annahme gezeigt werden, denn es sei möglich, gegen jede beliebige Behauptung so gewichtige Gegengründe anzuführen, dass ein Gleichgewicht entstehe und eine Entscheidung unmöglich sei. Daher sei die einzige für einen Philosophen angemessene Haltung die Enthaltung (epochḗ) vom Urteil, der Verzicht auf die Formulierung einer Lehrmeinung. Damit gab Arkesilaos die traditionell in der Akademie gepflegte Ontologie und überhaupt das philosophische Wahrheitsstreben auf, womit er sich trotz seiner Bewunderung für Platon von dessen Lehre entfernte. Seine Skepsis bezog sich nicht nur auf die Sinneswahrnehmung, der schon Platon misstraut hatte, sondern auch auf die Möglichkeit von Wissen über Intelligibles wie die Welt der platonischen Ideen.

Arkesilaos entwickelte keine eigene Erkenntnistheorie, denn für eine solche Lehrmeinung hätte er einen Wahrheitsanspruch erheben müssen, der ihn in Konflikt mit seiner eigenen Skepsis gebracht hätte. Vielmehr wandte er sich gegen die Erkenntnistheorie der Stoiker, einer damals neuen, mit der Akademie rivalisierenden Philosophenschule. In der Auseinandersetzung mit der stoischen Erkenntnislehre versuchte er anhand des Modells der Stoiker die Unerreichbarkeit sicherer Erkenntnis aufzuzeigen.[10] Die Stoiker gingen davon aus, dass jeder Erkenntnisvorgang darin besteht, dass zunächst eine Vorstellung entsteht, der das erkennende Individuum dann seine Zustimmung gibt oder verweigert. Neben dem Wissen, das nur dem Weisen zugänglich sei, und den bloßen Meinungen der törichten Menge gebe es das „Erfassen“ (katálēpsis) eines einzelnen Sachverhalts, das geschehe, wenn man einer zuverlässigen Vorstellung zustimmt. Der Weise könne aus solchen Erfassungen ein unverlierbares, systematisch geordnetes Wissen als Gesamtverständnis ableiten, während der Nichtweise außerstande sei, seine einzelnen Erfassungen, die ohnehin mit Meinungen durchsetzt seien, zu einem wirklichkeitsgemäßen Verständnis objektiver Realität auszubauen. Jeder einzelne Erfassungsakt eines Weisen oder Nichtweisen verschaffe ihm aber Zugang zu einem bestimmten unzweifelhaft wahren Sachverhalt. Dagegen argumentierte Arkesilaos, eine erfassungsvermittelnde Vorstellung (katalēptikḗ phantasía)[11], der man Zuverlässigkeit zuschreiben könnte, sei nicht aufzeigbar. Von solcher Art ist eine Vorstellung nach der stoischen Definition dann, wenn sie wahr ist und nicht auch falsch sein könnte. Diese Eigenschaft lässt sich aber Arkesilaos’ Kritik zufolge keiner einzigen Vorstellung zuweisen. Für die stoische Behauptung, manche Vorstellungen seien so evident wahr, dass für Zweifel kein Raum bleibe, gebe es keinen Beweis.

Arkesilaos untermauerte seine Argumentation, indem er viele verschiedenartige („bunte“) Überlegungen anführte.[12] Wahrscheinlich stammt ein Großteil der anonym überlieferten Argumente und Beispiele der skeptischen Akademiker von ihm. Es handelt sich unter anderem um folgende Überlegungen: Das sinnliche Erkennen könne keine Gewissheit verschaffen, da Wahnvorstellungen, Träume, Sinnestäuschungen und die extreme Ähnlichkeit verwechselbarer gleichartiger Dinge die Fragwürdigkeit des naiven Glaubens an die Zuverlässigkeit von Sinneswahrnehmungen aufzeigten. Zu jeder richtigen Vorstellung, die eine korrekte Wahrnehmung von etwas Wirklichem ermögliche, gebe es eine von ihr nicht unterscheidbare falsche, mit der sie verwechselt werden könne (Prinzip der Aparallaxie).[13] Eine saubere Abgrenzung des zuverlässigen Erfassens vom unzuverlässigen Meinen sei unmöglich, da dafür kein objektives Kriterium benannt werden könne. Jede Entscheidung, ab einem bestimmten Maß an angenommener Vertrauenswürdigkeit eine Vorstellung für zuverlässig zu erklären, sei so willkürlich wie die Entscheidung, eine Menge von Getreidekörnern, sobald eine genau bestimmte Anzahl von Körnern erreicht wird, als Haufen zu bezeichnen („Haufenschluss“). Daraus sei zu ersehen, dass nicht nur die von Sinneswahrnehmungen ausgehende naive, gewohnheitsmäßige Anschauung für die Erkenntnisgewinnung untauglich sei, sondern auch der Vorgang der Begriffsbildung wegen seines Mangels an Präzision fundamentaler Kritik unterworfen werden müsse.[14] Mit solchen Argumenten sollte das stoische Konzept der Erfassung als Illusion entlarvt werden.

Schon in der Antike war unklar, wie konsequent Arkesilaos seinen Skeptizismus durchgeführt hat, und auch in der modernen Forschung sind darüber unterschiedliche Ansichten geäußert worden. Cicero berichtet, er sei über Sokrates hinausgegangen, der gesagt hatte, er wisse, dass er nichts wisse; Arkesilaos habe nicht einmal behauptet, über sein eigenes Nichtwissen Gewissheit zu haben.[15] Demnach bezog Arkesilaos seinen eigenen skeptischen Standpunkt in seine Skepsis mit ein und kam mit dieser radikalsten Form skeptischen Denkens einem Einwand von Gegnern zuvor, der lautet, dass der skeptische Zweifel sich selbst aufhebe.[16] Im Unterschied zu dem späteren skeptischen Scholarchen Karneades, der eine Wahrscheinlichkeitslehre entwickelte, verzichtete Arkesilaos auch auf Wahrscheinlichkeitsaussagen, da er für sie ebenso wie für Wahrheitsbehauptungen kein zuverlässiges Unterscheidungskriterium fand.[17]

Die Einführung eines radikalen Skeptizismus in der zuvor von traditionellen Lehrmeinungen geprägten Akademie kam einigen antiken Interpreten so erstaunlich vor, dass sie dahinter einen geheimen Dogmatismus vermuteten. Es gab Gerüchte, nach denen Arkesilaos seine Skepsis nur in der Öffentlichkeit zur Schau trug, in der Akademie jedoch seine Lehrmeinungen einem als würdig erachteten engeren Schülerkreis als Wahrheitsbehauptungen vortrug.[18] Auch in der modernen Forschung ist öfters vermutet worden, Arkesilaos habe Wahrheit gesucht und gemeint sich ihr annähern zu können. Die Skepsis sei keine fundamentale Überzeugung gewesen, sondern habe zu didaktischem Zweck in die Aporie führen sollen und letztlich wie bei Sokrates der Suche nach einer höheren Wahrheit gedient; außerdem sei sie in der Auseinandersetzung mit den Stoikern als Kampfmittel eingesetzt worden. Nach heutigem Forschungsstand ist jedoch davon auszugehen, dass Arkesilaos tatsächlich aus Überzeugung einen konsequenten Skeptizismus vertrat und Zeitgenossen wie der Stoiker Chrysippos ihn mit Recht so verstanden.

Sextus Empiricus, ein Vertreter des auf Pyrrhon von Elis zurückgehenden Pyrrhonismus, eines radikalen Skeptizismus, würdigt ausdrücklich die Nähe der Position des Arkesilaos zur seinigen und betont die Übereinstimmungen. Sonst distanziert er sich jedoch von der akademischen Skepsis, die er nicht für eine echte Skepsis hält und daher nicht so bezeichnet. Er behauptet, die akademische Skepsis unterscheide sich von der pyrrhonischen dadurch, dass sie eine zuverlässige Erfassung einer Wahrheit für prinzipiell unmöglich erkläre, während die Pyrrhoneer einen weniger dogmatischen, also konsequenter skeptischen Standpunkt verträten, wonach die Möglichkeit, dass Wahrheitserfassung gelingt, nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Dem scheint Ciceros Feststellung, Arkesilaos habe in seine Abkehr von jedem Dogmatismus auch seine eigene Position einbezogen, zu widersprechen. Da jedoch Sextus unter den Akademikern, deren Skepsis er für relativ dogmatisch und daher unzulänglich hält, Arkesilaos nicht namentlich anführt, zählt er ihn offenbar nicht zu dieser Gruppe. Er trennt ihn von den anderen Akademikern und rückt ihn in die Nähe des Pyrrhonismus.[19] Daher besteht kein Widerspruch zu Ciceros Äußerung und keine Notwendigkeit, Arkesilaos in diesem Punkt einen Mangel an Konsequenz zu unterstellen.[20]

Die radikale Skepsis hinsichtlich eines menschlichen Zugangs zu gesichertem Wissen schließt solches Wissen bei einer göttlichen Instanz nicht aus. Arkesilaos soll der Ansicht gewesen sein, die Gottheit habe die Wahrheit vor den Menschen verborgen. Ob er damit ein religiöses Bekenntnis ausdrücken wollte, ist zweifelhaft; eine theologische Lehre kann er kaum entwickelt haben, da sein Skeptizismus dafür keine Grundlage bot.[21]

Ethik

Für Arkesilaos hat der Skeptizismus auch eine ethische Dimension. Er verwirft zwar die Behauptung, ein Wissen über das schlechthin Gute sei erlangbar, und bemerkt scherzhaft, er habe noch nie etwas Gutes gesehen, doch sieht er gerade im Verzicht auf das Einstufen einzelner Vorgänge oder Gegebenheiten als gut oder schlecht etwas unter ethischem Gesichtspunkt Wünschenswertes und Wertvolles. Da bewertende Urteile zu Gemütsbewegungen führen, die der Seelenruhe abträglich sind, ist die Enthaltung von ihnen aus seiner Sicht ethisch erstrebenswert. Auch hier stimmt seine Position – wie Sextus Empiricus feststellt – mit derjenigen des pyrrhonischen Skeptizismus überein. Allerdings hält Sextus die pyrrhonische Formulierung, wonach die Urteilsenthaltung nur wie ein sittliches Gut erscheint, für konsequenter skeptisch als diejenige des Arkesilaos, die ein angebliches Wissen darüber, dass Enthaltung wirklich (pros tēn phýsin) ein Gut sei, impliziere. Ob Arkesilaos tatsächlich so apodiktisch formuliert hat, wie Sextus ihm unterstellt, ist ungewiss; möglicherweise stützt sich Sextus auf eine doxographische Überlieferung, welche zurückhaltende Aussagen des Arkesilaos dogmatisierend wiedergab und damit verfälschte.[22]

Unklar ist, wie Arkesilaos das schwierige Problem löste, eine mit dem Prinzip der Urteilsenthaltung kompatible Handlungstheorie zu entwickeln. Kritiker argumentierten, jede Handlung setzte Zustimmung des Handelnden zu ihr voraus. Wer sich des Urteilens prinzipiell enthalte, könne keinen Entschluss fassen und ausführen und bleibe daher zur Untätigkeit verdammt. Wie Sextus Empiricus berichtet, bezeichnete Arkesilaos das „Wohlbegründete“ (to eúlogon) als Richtschnur für das Erstrebens- bzw. Vermeidenswerte. Für ethisch wohlbegründet habe er eine Handlung dann gehalten, wenn sie sich nach ihrer Ausführung vernünftig begründen lässt. Wenn man sich an das Wohlbegründete halte, stelle sich die Glückseligkeit (Eudaimonie) ein.

Hierfür sind in der Forschung unterschiedliche Deutungen vorgeschlagen worden. Ein Ansatz hebt hervor, dass das Wohlbegründete sich erst nach der Tat als solches erweist, also vom Handelnden kein schon vorher vorhandenes Wissen erwartet wird.[23] Dies behebt aber nicht die Schwierigkeit, dass der Handelnde dann zunächst einer bloßen Meinung folgt, statt sich philosophisch korrekt des Urteils zu enthalten, und nachträglich doch Wissen zu erlangen scheint. Nach einer anderen Interpretation hat Arkesilaos in der Ethik das Gebot der Urteilsenthaltung gelockert; mit der Verwendung des Begriffs „das Wohlbegründete“ wollte er der Ausweglosigkeit eines völligen Mangels an Entscheidungskriterien entgehen.[24] Einem dritten Erklärungsvorschlag zufolge hat er die Lehre vom Wohlbegründeten nicht als eigene Überzeugung vertreten, sondern sie nur als Hypothese im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit den Stoikern diskutiert.[25] Eine vierte Deutung lässt sich aus Erörterungen Plutarchs, der auf Kritik an der akademischen Skepsis eingeht, erschließen.[26] Sie besagt, Arkesilaos halte eine Handlung nicht deswegen für wohlbegründet, weil der Handelnde ihr aufgrund eines Wissens, über das er verfügt, zustimmt. Die Wohlbegründetheit sei vielmehr für ihn dann gegeben, wenn der handelnde Mensch einem natürlichen Impuls folgt, der ihn zum Zuträglichen (oikeíon) hinlenkt und es ihm als wohlbegründet erscheinen lässt.[27] So gesehen handelt es sich um Wohlbegründetheit nicht aus der Perspektive eines menschlichen Beurteilers, der die Wohlbegründetheit seines Tuns bzw. Unterlassens nachweisen könnte, sondern unter dem Gesichtspunkt der Natur, die das menschliche Verhalten steuert. Eine Schwäche dieser Position, die den stoischen Kritikern nicht entging, besteht darin, dass in diesem Fall ohne vernünftige Abwägung gehandelt wird, denn das Zuträgliche wird instinktiv erkannt.[28] Wenn die menschliche Vernunft am Zustandekommen solcher Handlungen nicht beteiligt ist, wird sie als lenkende Instanz entthront. Dies widerspricht dem herkömmlichen antiken – auch platonischen – Verständnis vom philosophischen Leben.

Die ungünstige Quellenlage lässt eine eindeutige Klärung der Frage nicht zu. Immerhin ist nach heutigem Forschungsstand davon auszugehen, dass die Natur, die dem Menschen das ihm Zuträgliche als wohlbegründet erscheinen lässt, bei Arkesilaos als normative, handlungslenkende Instanz eine zentrale Rolle gespielt hat.[29] Dabei ging er wahrscheinlich von einem Naturbegriff aus, den er bei seinen Lehrern Polemon und Krantor kennengelernt hatte.

Verhältnis zu anderen Philosophenschulen und antike Rezeption

Chrysippos, ein prominenter zeitgenössischer Gegner der Philosophie des Arkesilaos

Arkesilaos bekämpfte Ansichten von Stoikern und Epikureern und wurde seinerseits von Anhängern der rivalisierenden Philosophenschulen angegriffen. Kolotes von Lampsakos, ein Schüler Epikurs, polemisierte gegen ihn.[30] Der prominente Stoiker Chrysippos verfasste Schriften gegen seine Lehre, von denen eine den Titel „Gegen die Methode des Arkesilaos“ trug (mit „Methode“ war vielleicht ein so betiteltes Werk des Kritisierten gemeint).

Ein anderer Zeitgenosse, der Skeptiker Timon, kritisierte Arkesilaos in seinen Silloi, einem Werk, in dem er zahlreiche Philosophen verspottete. Später verfasste Timon jedoch eine Schrift „Totenmahl für Arkesilaos“, in der er ihm Anerkennung zollte. Timon behauptete ebenso wie der Stoiker Ariston von Chios, der zeitweilig mit Arkesilaos bei Polemon studiert hatte, dass die Lehre Pyrrhons von Elis, des Begründers der „pyrrhonischen“ Skepsis, auf Arkesilaos eingewirkt habe. Timons anfängliche Kritik an Arkesilaos ist wohl darauf zurückzuführen, dass er die akademische Skepsis als unoriginelle Nachahmung der pyrrhonischen, seiner eigenen Richtung, herabsetzen wollte.[31]

Die auffälligen Übereinstimmungen der akademischen und der pyrrhonischen Skepsis, die später auch Sextus Empiricus hervorhob, lassen die Annahme einer Beeinflussung plausibel erscheinen, und Diogenes Laertios berichtet, Arkesilaos habe Pyrrhon bewundert. Der Einfluss Pyrrhons auf Arkesilaos ist allerdings im Einzelnen schwer nachzuweisen und wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Ein Unterschied besteht in der Einstellung zur Existenz objektiver Wahrheit. Die Pyrrhoneer bezweifelten angesichts der Undurchdringlichkeit der Phänomene sogar, dass Begriffe wie „wahr“ und „falsch“ überhaupt sinnvoll auf Aussagen über Dinge der Außenwelt bezogen werden können. Arkesilaos und die ihm folgenden akademischen Skeptiker hingegen forderten zwar angesichts der menschlichen Unwissenheit Urteilsenthaltung, hielten aber doch die Aussagen über die äußere Wirklichkeit für notwendigerweise objektiv wahr oder falsch. Sie bestritten nur, dass die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer solchen Aussage im Einzelfall ermittelbar ist, da es an Kriterien zur Bestimmung des Wahrheitsgehalts fehle.

In seiner Auseinandersetzung mit den Stoikern verwendete Arkesilaos stoische Begriffe – die allerdings teilweise älteren Ursprungs waren – und ging von stoischen Konzepten wie der „Zustimmung“ zu einer auftauchenden Vorstellung aus. Ob er dies ausschließlich zum Zweck der Argumentation und Widerlegung tat oder den stoischen Prämissen eine gewisse Berechtigung und Brauchbarkeit zubilligte, ist in der Forschung umstritten; die Forschungsliteratur dazu ist reichhaltig. Wegen seiner zeitweiligen Teilnahme am Unterricht Theophrasts ist ein Einfluss peripatetischen Denkens auf seine Philosophie vermutet worden. Es fällt auf, dass die skeptischen Akademiker zwar mit Schärfe gegen stoische und epikureische Lehrsätze auftreten, aber nie gegen den Peripatos polemisieren. Bisher ist es aber nicht gelungen, den mutmaßlichen peripatetischen Einfluss auf Arkesilaos konkret plausibel zu machen.[32]

Zu seinen Schülern gehörten Apelles von Chios, Apollonios von Megalopolis, Arideikas von Rhodos, der Komiker Baton, Demophanes von Megalopolis, Demosthenes von Megalopolis, Dionysios von Kolophon, Dorotheos von Amisos, Dorotheos von Thelphusa, Ekdemos von Megalopolis, Lakydes von Kyrene, der sein Nachfolger als Scholarch wurde, Panaretos, Pythodoros, Telekles von Metapont und Zophyros von Kolophon. Auch Eratosthenes, der später ein berühmter Gelehrter wurde, nahm an seinem Unterricht teil und äußerte sich sehr anerkennend über ihn. Der Stoiker Chrysippos, der später als Gegner seiner Philosophie hervortrat, besuchte ebenfalls seine Lehrveranstaltungen.[33] Die von ihm initiierte „Jüngere Akademie“ blieb bis zu ihrem Ende im 1. Jahrhundert v. Chr. seiner skeptischen Einstellung grundsätzlich treu, wandelte sie aber erheblich ab, vor allem mit der Einführung von Wahrscheinlichkeitsüberlegungen.

Cicero schätze Arkesilaos und sah in dessen Skeptizismus eine legitime Ausprägung des Platonismus, die Hervorhebung eines bestimmten Aspekts der sokratisch-platonischen Tradition. Zu einer ganz anderen Einschätzung gelangten „dogmatische“ Platoniker, nachdem im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Gegenbewegung zum akademischen Skeptizismus und Rückkehr zum Prinzip der Urteile und Lehrmeinungen eingesetzt hatte. Mittelplatoniker wie Antiochos von Askalon und Numenios sahen in Arkesilaos einen Neuerer, der vom Platonismus abgefallen sei und die platonische Tradition zerstört habe.

Moderne Urteile

Die moderne Forschung bemüht sich um eine ausgewogene Beurteilung der Persönlichkeit und philosophiehistorischen Rolle des Begründers der akademischen Skepsis. Walter Burkert meint, Arkesilaos habe einen frischen Wind in die Schuldebatten gebracht, der „der wahren Philosophie zugute kam und vorzeitige Erstarrung, ja Vergreisung verhütet hat“.[34] Anthony Long hebt hervor, dass sein Auftreten ein Abgleiten der hellenistischen Philosophie in Unklarheit, Dogmatismus und fruchtlose Spekulation verhindert habe.[35] Woldemar Görler stimmt dem zu und bemerkt, die Erkenntniskritik des Arkesilaos sei auch seinen stoischen Gegnern zugute gekommen. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sich die akademische Skepsis in bloßer Widerlegung gegnerischer Behauptungen erschöpft habe und dass sie kaum in der Lage gewesen sei, etwas Neues und Konstruktives an die Stelle der von ihr bekämpften Lehren zu setzen.[36] Gewürdigt wird Arkesilaos’ Fähigkeit, Andersdenkende zu respektieren und aus sachlichen Meinungsverschiedenheiten keine persönlichen Konflikte zu machen.[37] Dass sich ein so unkonventioneller und unbequemer Denker wie er als Leiter der Akademie behaupten und ihr eine neue Ausrichtung geben konnte, lässt die Flexibilität der von Platon gegründeten Schule erkennen.[38]

Quellenausgaben und -übersetzungen

  • Heinrich Dörrie (Hrsg.): Der Platonismus in der Antike, Band 1: Die geschichtlichen Wurzeln des Platonismus. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, ISBN 3-7728-1153-1, S. 136–169, 387–433 (Quellentexte mit Übersetzung und Kommentar)
  • Konrad Gaiser (Hrsg.): Philodems Academica. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1988, ISBN 3-7728-0971-5, S. 129–133, 261–266, 536–545
  • Hugh Lloyd-Jones, Peter Parsons (Hrsg.): Supplementum Hellenisticum. De Gruyter, Berlin 1983, ISBN 3-11-008171-7, S. 42–43 (Nr. 121 und 122: Gedichte des Arkesilaos), 80 (Nr. 204), 379–380 (Nr. 805–808), 387 (Nr. 829); Ergänzungsband: Hugh Lloyd-Jones (Hrsg.): Supplementum supplementi Hellenistici. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-018537-7, S. 12f. (Nr. 121 und 122)
  • Anthony Arthur Long, David N. Sedley (Hrsg.): Die hellenistischen Philosophen. Texte und Kommentare. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01574-2, S. 523–549 (Übersetzung von Quellentexten mit Kommentar)
  • Hans Joachim Mette: Zwei Akademiker heute: Krantor von Soloi und Arkesilaos von Pitane. In: Lustrum 26, 1984, S. 7–94 (Zusammenstellung der Quellentexte)

Literatur

  • Tiziano Dorandi: Arcésilas de Pitane. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 1, CNRS, Paris 1989, ISBN 2-222-04042-6, S. 326–330
  • Woldemar Görler: Arkesilaos. In: Grundriss der Geschichte der Philosophie, Die Philosophie der Antike, Bd. 4/2: Die hellenistische Philosophie, hrsg. Hellmut Flashar, 2. Auflage, Schwabe, Basel 1994, ISBN 3-7965-0930-4, S. 786–828
  • Anna Maria Ioppolo: Opinione e scienza. Il dibattito tra Stoici e Accademici nel III e nel II secolo a. C. Bibliopolis, Napoli 1986, ISBN 88-7088-137-7
  • Malcolm Schofield: Academic epistemology. In: Keimpe Algra u.a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge University Press, Cambridge 2005, ISBN 978-0-521-61670-6, S. 323–351

Weblinks

Anmerkungen

  1. Anthony A. Long: Diogenes Laertius, Life of Arcesilaus. In: Elenchos 7, 1986, S.429–449, hier: 440; Görler (1994) S. 788.
  2. Für die Einzelheiten des Amtswechsels siehe Görler (1994) S. 791f.
  3. Zu Batons Verhältnis zu Arkesilaos siehe Italo Gallo: Teatro ellenistico minore, Rom 1981, S. 19–26.
  4. Tiziano Dorandi: Ricerche sulla cronologia dei filosofi ellenistici, Stuttgart 1991, S. 7–10 hat vermutet, dass Lakydes möglicherweise bereits 244/243 Scholarch wurde; Görler (1994) S. 795f., 830f. stimmt dem zu und schlägt als Erklärung vor, dass Arkesilaos die Amtsgeschäfte schon drei Jahre vor seinem Tod zumindest teilweise Lakydes überließ. Dorandi hat seine Hypothese aber später aufgegeben; siehe Dorandi: Chronology, in: Keimpe Algra u.a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 2005, S. 31–54, hier: 32.
  5. Diogenes Laertios 4,32 und 4,38; zur Deutung der einschlägigen Überlieferung siehe Görler (1994) S. 786f., Long (1986) S. 431f.
  6. Siehe dazu Marcello Gigante: Poesia e critica letteraria in Arcesilao. In: Luigi de Rosa (Hrsg.): Ricerche storiche ed economiche in memoria di Corrado Barbagallo, Bd. 1, Napoli 1970, S. 429–441, hier: 439–441. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass nicht der Dichter, sondern Platons Dialog Ion gemeint ist.
  7. Siehe dazu Peter von der Mühll: Die Gedichte des Philosophen Arkesilaos. In: Studi in onore di Ugo Enrico Paoli, Firenze 1956, S. 717−724; Gigante (1970) S. 431−439.
  8. So lautet eine Hypothese von Magris Aldo: Der „Zweite Alkibiades“, ein Wendepunkt in der Geschichte der Akademie. In: Grazer Beiträge 18, 1992, S. 47−64.
  9. Zu Arkesilaos’ Sokrates- und Platon-Rezeption siehe Julia Annas: Platon le sceptique. In: Revue de Métaphysique et de Morale 95, 1990, S. 267−291; Carlos Lévy: Platon, Arcésilas, Carnéade. Réponse à J. Annas. In: Revue de Métaphysique et de Morale 95, 1990, S. 293−306; John Glucker: Antiochus and the Late Academy, Göttingen 1978, S. 35−47.
  10. Zu seiner Vorgehensweise siehe Hans Joachim Krämer: Platonismus und hellenistische Philosophie, Berlin 1971, S. 37−47; Görler (1994) S. 796−801.
  11. Zu diesem Fachbegriff und der Problematik seiner Übersetzung siehe Peter Steinmetz: Die Stoa. In: Grundriss der Geschichte der Philosophie, Die Philosophie der Antike, Bd. 4/2: Die hellenistische Philosophie, hrsg. Hellmut Flashar, 2. Auflage, Basel 1994, S. 529–532 und Görler (1994) S. 798–800.
  12. Sextus Empiricus: Adversus mathematicos 7,154.
  13. Zu den unterschiedlichen Auffassungen von Stoikern und Akademikern über die Ununterscheidbarkeit richtiger und falscher Eindrücke siehe Michael Frede: Stoic epistemology, in: Keimpe Algra u.a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 2005, S. 295–322, hier: 309–313.
  14. Görler (1994) S. 800f.; zum Haufenschluss siehe auch Walter Burkert: Cicero als Platoniker und Skeptiker. In: Gymnasium 72, 1965, S. 175−200, hier: 191.
  15. Cicero, Academica 1,45.
  16. Siehe dazu Krämer (1971) S. 54, 104−106 und Anm. 419 und Görler (1994) S. 802. Schofield (2005) S. 325−327 meint, Arkesilaos habe die von ihm angenommene Überlegenheit seiner erkenntnistheoretischen Skepsis gegenüber der stoischen Erkenntnislehre nicht dem skeptischen Zweifel unterworfen in dem Sinne, dass er auch hier ein Gleichgewicht konträrer Auffassungen angenommen hätte.
  17. Krämer (1971) S. 56 und Anm. 213; Görler (1994) S. 802.
  18. Siehe dazu Glucker (1978) S. 296−306; Krämer (1971) S. 54f.; Carlos Lévy: Scepticisme et dogmatisme dans l’Académie: „l’ésotérisme“ d’Arcésilas. In: Revue des Études Latines 56, 1979, S. 335−348. John Dillon: The Heirs of Plato, Oxford 2003, S. 237 sieht die Motivation dieser Legendenbildung in einem Bedürfnis, für die akademische Tradition eine durchgängige Kontinuität behaupten zu können.
  19. Anna Maria Ioppolo: La testimonianza di Sesto Empirico sull'Accademia scettica, Napoli 2009, S. 29−35, 42f.
  20. So argumentiert John M. Cooper: Arcesilaus: Socratic and Sceptic. In: Lindsay Judson/Vassilis Karasmanis (Hrsg.): Remembering Socrates, Oxford 2006, S. 169−187, hier: 183−186.
  21. Görler (1994) S. 811, 823f.; vgl. Krämer (1971) S. 52f.
  22. Zur Frage von Sextus' Arkesilaos-Interpretation und zu seinen Quellen siehe Anna Maria Ioppolo: La testimonianza di Sesto Empirico sull'Accademia scettica, Napoli 2009, S. 45−52.
  23. Ioppolo (1986) S. 160f.
  24. In diesem Sinne meinen manche Forscher das Wohlbegründete als Element einer eigenen praxisbezogenen Lehrmeinung des Arkesilaos deuten zu können, womit sein Skeptizismus weniger radikal erscheint; siehe Anna Maria Ioppolo: Il concetto di „eulogon“ nella filosofia di Arcesilao. In: Gabriele Giannantoni (Hrsg.): Lo scetticismo antico, Bd. 1, Napoli 1981, S. 143−161; Margherita Lancia: Arcesilao e Bione di Boristene. In: Gabriele Giannantoni (Hrsg.): Lo scetticismo antico, Bd. 1, Napoli 1981, S. 163−177, hier: 177 und Anm. 33.
  25. Dieser Meinung ist beispielsweise Gisela Striker: Sceptical Strategies. In: Malcolm Schofield u.a. (Hrsg.): Doubt and Dogmatism. Studies in Hellenistic Epistemology, Oxford 1980, S. 54−83, hier: 64−66.
  26. Zu Plutarchs Ausführungen siehe Anna Maria Ioppolo: Su alcune recenti interpretazioni dello scetticismo dell’Accademia. In: Elenchos 21, 2000, S. 333−360.
  27. In diesem Sinne äußert sich u.a. Franco Trabattoni: Arcesilao platonico? In: Mauro Bonazzi/Vincenza Celluprica (Hrsg.): L’eredità platonica. Studi sul platonismo da Arcesilao a Proclo, Napoli 2005, S. 13−50.
  28. Görler (1994) S. 810.
  29. Anna Maria Ioppolo (1986) S. 137−146; Görler (1994) S. 810f.
  30. Für Einzelheiten siehe Paul A. Vander Waerdt: Colotes and the Epicurean Refutation of Skepticism. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies 30, 1989, S. 225−267.
  31. Jacques Brunschwig: Introduction: the beginnings of Hellenistic epistemology. In: Keimpe Algra u.a. (Hrsg.): The Cambridge History of Hellenistic Philosophy, Cambridge 2005, S. 229–259, hier: 250.
  32. Krämer (1971) S. 6−8, 11−13; Görler (1994) S. 819f.
  33. Diogenes Laertios 7,183f.
  34. Burkert (1965) S. 189.
  35. Long (1986) S. 431.
  36. Görler (1994) S. 805f., 824.
  37. Christian Habicht: Hellenistic Athens and her Philosophers, Princeton 1988, S. 6 bezeichnet ihn als „model gentleman“; Görler (1994) S. 794 stimmt dem zu.
  38. Krämer (1971) S. 35f., 53; Görler (1994) S. 824.
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