Museum für angewandte Kunst (Wien)

Museum für angewandte Kunst (Wien)
Museum für Angewandte Kunst (MAK)
Das MAK an der Wiener Ringstraße

Daten
Ort Wien 1, Österreich
Architekt Heinrich von Ferstel
Eröffnung zuerst 1864 in Wien 9, erst 1877 Ferstels Gebäude am heutigen Standplatz am Stubenring 3
Leitung seit 1986 Peter Noever
Website http://www.mak.at

Das Österreichische Museum für angewandte Kunst (MAK) ist ein Kunstgewerbemuseum am Stubenring im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Neben seiner traditionellen Ausrichtung auf das Kunstgewerbe hat es auch einen besonderen Fokus auf die Gegenwartskunst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 7. März 1863 erfolgt die Gründung des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (gewöhnlich nur als Österreichisches Museum bezeichnet) nach langjährigen Bemühungen Rudolf Eitelbergers durch Kaiser Franz Joseph auf Initiative seines Cousin Erzherzog Rainer. Rudolf von Eitelberger, erster Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, wird auch zum Direktor bestellt. Das Museum folgt im Wesentlichen dem Vorbild des 1852 gegründeten South Kensington Museum (heute Victoria & Albert Museum) in London und soll als Vorbildersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum und als Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer und Handwerker dienen. Die Objekte können nun nach Materialschwerpunkten gegliedert permanent aufgestellt werden. Die Eröffnung des Museums erfolgt am 12. Mai 1864 im Ballhaus der Hofburg.

1867 kam es zur Gründung der k.k. Kunstgewerbeschule des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute Universität für angewandte Kunst), wodurch eine konsequente – räumliche und institutionelle – Trennung von künstlerischer und kunstgewerblicher Bildung erfolgt. Damit sind theoretische und praktische Ausbildung vereint. Die Eröffnung der Kunstgewerbeschule erfolgt 1868 vorerst in der ehemaligen Gewehrfabrik in der Währinger Straße 11-13 / Schwarzspanierstraße 17 (heute das 1886 neuerbaute Anatomische Institut) und wird erst in Folge eines Zubaues neben dem Österreichischen Museum am Stubenring 3 angesiedelt und im Jahre 1877 eröffnet.

1897 übernimmt Arthur von Scala, bis dahin Direktor des k.k. Orientalischen Museums (später k.k. Österreichisches Handelsmuseum), die Leitung des Museums für Kunst und Industrie und gewinnt Otto Wagner, Felician von Myrbach, Koloman Moser, Josef Hoffmann und Alfred Roller als Mitarbeiter des Museums und der Kunstgewerbeschule. In Folge der Auseinandersetzungen zwischen Scala und dem Kunstgewerbeverein (1884 gegründet), der seinen Einfluss auf das Museum schwinden sieht, legt Erzherzog Rainer 1898 sein Amt als Protektor nieder und neue Statuten werden verfasst. Zwei Jahre später erfolgt um 1900 die Trennung der Administration von Kunstgewerbeschule und Museum, wobei ihre endgültige Trennung erst 1909 stattfindet. 1907 übernimmt das Museum für Kunst und Industrie den Großteil der Sammlung des k.k. Österreichisches Handelsmuseum.

Das Museum gibt auch eine Zeitschrift heraus, welche zwischen den Jahren 1865 bis 1897 unter dem Titel „Mittheilungen des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie“ erscheint. Von 1898 bis 1921 wird hingegen das Museumsjournal mit dem neuen Namen „Kunst und Kunsthandwerk“ herausgegeben, welches in der Folge schnell einen internationalen Ruf erlangt. Zwischen 1955 und 1985 gibt das Museum die Zeitschrift „Alte und moderne Kunst“ heraus.

Heizkörper an einem Wandteil am Stubenring

Nach Gründung der ersten Republik kam es 1919 zu Zuweisungen von ehemals habsburgischem Besitz an das Museum, z. B. von orientalischen Teppichen. Im Austausch mit dem Kunsthistorischen Museum gibt das Museum am Stubenring 1936 und 1940 einen Teil der Skulpturen und die Antikensammlung ab und übernimmt kunstgewerbliche Bestände der Sammlung Figdor und des Kunsthistorischen Museums. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wird das Museum 1938 in Staatliches Kunstgewerbemuseum in Wien umbenannt. Zwischen 1939 und 1945 übernehmen die Museen zahlreiche private beschlagnahmte Sammlungen. Auch die Sammlungen des Staatlichen Kunstgewerbemuseums in Wien vergrößern sich auf diese Weise. Seit 1998 können aufgrund der Provenienzforschung zahlreiche Kunstwerke zurückgegeben werden.

1947 wird das Staatliche Kunstgewerbemuseum in Wien in Österreichisches Museum für angewandte Kunst umbenannt. 1949 erfolgt die Wiedereröffnung des Museums nach Behebung der Kriegsschäden. 1965 wird das Geymüllerschlössel zu einer neuen Außenstelle des Museums. Gleichzeitig mit dem Gebäude kommt die bedeutende Uhrensammlung (Altwiener Uhren zwischen 1760 und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts) von Dr. Franz Sobek sowie Mobiliar aus den Jahren 1800 bis 1840 in den Besitz des MAK. Ende der 1980er Jahre erfolgen Renovierungen, welche die Fassade und Teile der Ausmalung der Innenräume wieder in den Originalzustand versetzen. Durch die darauf folgende Neuaufstellung von Einrichtung und Uhren in den Räumen des Geymülerschlössels gelingt es bis heute, dem Besucher die Idee eines Empire- und Biedermeiersommersitzes zu vermitteln.

Museumsgeschichte ab 1986

Im Jahre 1986 wird Peter Noever zum neuen Direktor des MAK bestellt, wodurch eine Neuorientierung der Museumspolitik erfolgt und der Schwerpunkt auf die Sammlung von Gegenwartskunst gelegt wird.

Der Gefechtsturm Arenbergpark - einer der sechs während des Zweiten Weltkriegs in Wien errichteten Flaktürme - wird 1994 als weitere Außenstelle des MAK begründet und fungiert seit 1995 als MAK-Gegenwartskunstdepot, welches wesentliche Teile der Gegenwartskunstsammlung (Internationale Künstler) des Museums präsentiert. 2001 bis 2002 wird in diesem Rahmen das Projekt CAT - Contemporary Art Tower[1] ins Leben gerufen und nach seiner Vorstellung in New York, Los Angeles, Moskau und Berlin in Wien selbst präsentiert. Die Intention des Projekts ist es, den Gefechtsturm im Arenbergpark zu einem internationalen Zentrum für zeitgenössische Kunst zu adaptieren, um die komplexen Anforderungen zeitgenössischer künstlerischer Produktion erfüllen zu können.

Nach einer MAK-Ausstellung über Josef Hoffmann im Jahre 1992 in dessen Geburtshaus in Brtnice/Pirnitz, werden die Kontakte zur Mährischen Galerie Brünn intensiviert. Seit 2006 führen beide Institutionen das Gebäude in gleichberechtigtem Verhältnis als die gemeinsame Außenstelle Josef Hoffmann-Museum. Das Museum präsentiert eine Dauersammlung und zusätzlich werden wechselnde Ausstellungen zu Josef Hoffmann und seinen Zeitgenossen organisiert.

1994 gründet das MAK die Außenstelle MAK Center for Art and Architecture[2], welche nunmehr in drei wichtigen Gebäuden (Rudolph Schindler House, Pearl M. Mackey Apartment House, Fitzpatrick-Leland House) des experimentellen Wiener Architekten Rudolph M. Schindler in Los Angeles untergebracht ist. Im Brennpunkt stehen neue Tendenzen und interdisziplinäre Entwicklungen in den Bereichen bildende Kunst und Architektur, welche durch Stipendien und Projekte forciert und durch wechselnde Ausstellungen erweitert werden.

Ein wichtiges Projekt des Museums ist das MAK im öffentlichen Raum. Das Museum unterstützt in einem aktiven Verhältnis zeitgenössische Künstler, deren Werke zumeist im Rahmen einer Ausstellung im Gebäude des MAK präsentiert und später als Kunstwerke in der Stadt Wien aufgestellt werden, um an der Nahtstelle zwischen Kunst und öffentlichem Raum zu vermitteln. Es sind internationale Künstler wie James Turrell (the other horizon, Skyskace, 1998, Garten Geymüllerschlössel), Donald Judd (Stage Set, 1998, Stadtpark), Philip Johnson (Wiener Trio, 1998, Franz-Josefs Kai), Franz West (Vier Lemurenköpfe, 2001, Stubenbrücke) und Michael Kienzers (Stylit, 2005, Stubenring/Weiskirchnerstraße) vertreten.

Im Rahmen der Neuorganisation der Bundesmuseen wird das Museum im Jahre 2000 als wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts in die Vollrechtsfähigkeit entlassen.

Seit 2006 verfolgt das MAK in der Reihe Künstler im Fokus ein neues, richtungweisendes Konzept zur Neupositionierung der Schausammlung Gegenwartskunst. Für jeweils sechs Monate wird die Schausammlung zentralen Werkgruppen eines in der Sammlung vertretenen zeitgenössischen Künstlers gewidmet. Bisher umfasst dieses Projekt die Künstler Arnulf Rainer, Alfons Schilling, Padhi Frieberger, Franz West, Heimo Zobernig, Franz Graf und Liam Gillick.

Direktoren

Gebäude

Innenhof vom Museum

Ab dem Jahre 1869 erfolgt am Stubenring 5 nach den Plänen von Heinrich von Ferstel die Errichtung eines neuen Museumskomplexes für das k.k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie im Neorenaissancestil. Am 15. November 1871 wird das Museum im Rahmen einer großen Eröffnung dem Publikum zugänglich gemacht und als erster Museumsbau am Ring eingeweiht. Ab 1875 erfolgt neben dem Österreichischen Museum die Errichtung eines angrenzenden Neubaus für die Kunstgewerbeschule am Stubenring 3, deren Pläne ebenfalls von Heinrich von Ferstel stammen. Die neue Kunstgewerbeschule wird 1877 eröffnet. 1906 wird der Museums-Erweiterungsbau in der Weiskirchnerstraße 3 von Ludwig Baumann entworfen und 1908 fertig gestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt bis 1949 die Behebung der Kriegsschäden am Museumsbau. 1989 beginnen die Generalsanierung des Altbestandes des Gebäudekomplexes und der Neubau eines zweigeschossigen Tiefspeichers, wodurch weitere Depots für die Sammlung und zusätzliche Ausstellungsflächen entstehen. 1993 erfolgt nach diesem Umbau die Eröffnung des Museums mit von Künstlern gestalteten Schausälen. Das Gebäude in der Weiskirchnerstraße ist wechselnden Ausstellungen vorbehalten, während die Säle am Stubenring die permanente Schausammlung, die Studiensammlung und die MAK-Galerie beherbergen.

MAK Sammlung

Die MAK Sammlung ist ihrer historischen Begründung folgend durch eine funktionale Zweckgebundenheit in verschiedene Sparten geteilt. Die Schausammlung zeigt kunstgewerbliche Gebrauchsgegenstände chronologisch vom Mittelalter bis zur Gegenwart oder nach Herkunftsregionen geordnet. Sammlungshighlights stellen hier die Bestände der Wiener Werkstätte, Sesseln der Firmen Thonet und Kohn, Möbel der Firma Danhauser, Gustav Klimts Werkzeichnungen zu einem Fries im Palais Stoclet, das Porzellanzimmer aus dem Palais Dubsky von Du Paquier, eine Sammlung böhmischer und venezianischer Gläser, flandrischer und italienischer Spitzen, Silber, Porzellane und Teppiche dar.

Die Studiensammlung präsentiert einen Teil ihrer umfangreichen Bestände in materialspezifisch technologischer Ordnung (Glas, Keramik, Metall, Textilien) und wird außerdem in einen typologischen, historischen oder funktionsbezogenen Zusammenhang (z.B. Möbel, Sitzmöbel) gestellt. Im Kunstblättersaal finden wechselnde Ausstellungen statt, welche in ihrer thematischen Vielfalt beispielsweise Plakate, Architekturprojekte, Stilkopien oder japanische Holzdrucke präsentieren. Zur Auseinandersetzung mit den Aspekten des zeitgenössischen österreichischen Designs wird das Design-Info-Pool (DIP) [6]unterhalten, welches hierfür ein Archiv führt. Weiters befindet sich in der Studiensammlung eine Nachbildung der Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky.

Die MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung vermittelt Informationen zu sämtlichen Bereichen der angewandten Kunst. Die Literatur umfasst den Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis heute, wohingegen die Handschriften, Inkunabeln und Druckwerke vom 15. Jahrhundert bis heute reichen. Die Kunstblättersammlung vereint in ihrem Bestand Ornamentstiche, Plakate, Fotos, Zeichnungen, Aquarelle und Pläne sowie Zeichnungen aus dem Archiv der Wiener Werkstätte. Einige besonders schöne Blätter stellen die Hamzanama dar.

Das MAK macht ebenfalls durch seine MAK-Sammlung online[7] Teilgebiete seiner Bestände der Öffentlichkeit frei zugänglich:

  • Japanische Holzschnitte / Ukiyo-e
  • Ostasiatische Kunst
  • Spätantike Textilien
  • Plakate
  • Ornamentdrucke
  • Wiener Werkstätte-Zeichnungen
  • Joseph Binder – Grafik Design

MAK Außenstellen

Die MAK Außenstellen[8] erstrecken sich über mehrere Kontinente und Länder:

  • Wien:
Geymüllerschlössel
MAK-Gegenwartskunstdepot Gefechtsturm Arenbergpark
MAK im öffentlichen Raum
  • Tschechische Republik:
Josef Hoffmann-Museum, Brtnice/Pirnitz (wird seit Jahresbeginn 2006 vom MAK und der Moravská Galerie in Brünn/Brno als gemeinsame Außenstelle geführt).
  • USA:
MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles (Rudolph Schindler House, Pearl M. Mackey Apartment House, Fitzpatrick-Leland House).

Siehe auch

Referenzen

  1. Projekt CAT
  2. MAK Center
  3. MAK-Direktor Peter Noever zurückgetreten, auf orf.at, 24. Februar 2011
  4. MAK Online abgerufen am 21. März 2011
  5. Kulturministerin Claudia Schmied bestellt Christoph Thun-Hohenstein zum wissenschaftlichen Geschäftsführer des MAK
  6. Homepage Design-Info-Pool
  7. MAK-Sammlung online
  8. MAK Außenstellen

Weblinks

 Commons: Österreichisches Museum für angewandte Kunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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