Museumsberg Flensburg

Museumsberg Flensburg
Museumsberg mit dem Kunstgewerbe Museum

Der Museumsberg Flensburg ist mit einer Ausstellungsfläche von 3000 m² eines der größten Museen in Schleswig-Holstein und bietet einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte im Landesteil Schleswig, vom 13. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Auf einer Anhöhe oberhalb des Stadttheaters, in eine reizvolle Landschaft eingebettet, bilden die beiden Museumsgebäude (Heinrich-Sauermann-Haus und Hans-Christiansen-Haus) eine Einheit mit dem Alten Friedhof und dem Christiansen Park.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Museumsbergs Flensburg

Eingangsportal
Heinrich-
Sauermann-Haus

Der in Flensburg tätige Möbeltischler und Bildschnitzer Heinrich Sauermann (1842–1904) verkaufte im Jahre 1876 seine private Sammlung kunstgewerblicher Altertümer an die Stadt Flensburg. Damit wurde der Grundstock gelegt für das Flensburger Kunstgewerbemuseum, dessen erster Direktor er auch wurde. Die dort angeschlossene und von ihm gegründete Lehrwerkstatt entwickelte sich schnell zur Kunstgewerbeschule, welche schon um die Jahrhundertwende eine weit über die Landesgrenzen hinausreichende Reputation genoss. Auch Emil Nolde war dort schon Schüler und bewarb sich später vergeblich auf den dortigen Direktorenposten. Die Schule zog zusammen mit der kunstgewerblichen Sammlung in das 1903 eingeweihte Museumsgebäude ein, das sich im Stil der Niederländischen Renaissance auch heute noch den Besuchern in seiner ganzen Pracht präsentiert. Die von Heinrich Sauermann begründete Möbelsammlung gehört auch heute noch zu den umfangreichsten ihrer Art in Deutschland.

Seit 1999 beherbergt das Gebäude im Erdgeschoss noch zusätzlich das städtische naturwissenschaftliche Museum (Heimatmuseum), welches früher in einem Gebäude mit der Stadtbücherei Flensburg, in der Straße Süderhofenden zu finden war. Einige der Bestände des naturwissenschaftlichen Museums fanden zudem im Eiszeit-Haus, im Christiansen-Park einen neuen Platz. Umgekehrt erwuchs aus dem Bestand des Museumsbergs der Grundstock des heutigen, am Hafen gelegenen, Flensburger Schifffahrtsmuseums.

Gleichwohl der Museumsdirektor und Möbelfabrikant Heinrich Sauermann als Mann des Handwerks nie an den Aufbau einer Gemäldesammlung gedacht hatte, sondern für ihn der Ausbau der Möbel- und Kunstgewerbesammlung immer im Vordergrund stand, gab es seit 1900 Bestrebungen, die zeitgenössische Malerei in Flensburg zu fördern. Dazu erhielt Sauerman in Flensburg Unterstützung durch den seit 1883 existierenden Kunstgewerbeverein, der 1903 zu einem „Verein für Kunst und Kunstgewerbe“ erweitert wurde. 1905 erhielt das Museum ein erstes Bild eines zeitgenössischen Künstlers als Schenkung. In der Nachfolge Sauermanns hatte sich insbesondere Fritz Fuglsang, in der Nachfolge von Walter Heinrich Dammann (1921-26) amtierender Museumsdirektor von 1927 bis 1961, um den Ausbau des bis dahin noch relativ kleinen Gemäldebestandes Verdienste gemacht. Systematisch entwickelte er mit Unterstützung des neuen Kunstvereins und Hilfe von Stiftungen den Bestand weiter zu einer geschlossenen und hochkarätigen regionalen Sammlung. Diese Arbeit wurde von seinen Nachfolgern kontinuierlich fortgesetzt, so dass der Museumsberg heute eine herausragende Gemäldegalerie mit einem klaren Profil besitzt.

Eine richtige Würdigung dieser Arbeit erfuhr die Gemäldesammlung aber erst seit 1997. Nachdem aufgrund fehlender Räumlichkeiten der Gemäldebestand zuvor magaziniert werden musste, fand die Sammlung ab Mai 1997 eine neue Heimat in der direkt neben dem alten Museumsgebäude (Heinrich-Sauermann-Haus) liegenden ehemaligen Nikolaisschule. Die 1896 eingeweihte und im gemäßigt neogotischen Stil errichtete ehemalige Oberrealschule ist heute nach dem international renommierten, in Flensburg geborenen Jugendstilkünstlers Hans Christiansen benannt (Hans-Christiansen-Haus) und in ein modernes Museum umgewandelt worden. Auf einer Ausstellungsfläche von 1500 Quadratmetern beherbergt sie die Gemäldesammlung und bietet im Erdgeschoss zusätzliche Räumlichkeiten für wechselnde Ausstellungen.

Überblick über das Gelände und die Sammlungsbestände

Schenkschieve im holländischen Stil um 1650–1670 (im Heinrich-Sauermann-Haus)
Hans Christiansen, Kleiderschrank, 1897 (im Hans-Christiansen - Haus)

Heinrich-Sauermann-Haus

Das Heinrich-Sauermann-Haus gibt einen umfassenden Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte des Landesteils Schleswig.

Auch heute noch basiert der kulturhistorische Rundgang auf der Konzeption des Museumsgründers Sauermann und umfasst auf zwei Etagen 25 Räume mit Exponaten aus Gotik bis Biedermeier.

Als besondere Attraktion sind hier unter anderem Bauernstuben aus dem 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert, darunter auch die überwiegend von den nordfriesischen Inseln und Halligen stammenden Döns und Pesel, originalgetreu wiederaufgebaut und in die Räumlichkeiten integriert worden. Besonders beeindruckend ist ebenso ein Marienaltar von 1517 aus der Pfarrkirche in Hütten. Zudem befindet sich hier die Viöler Madonna, eine Madonnenskulptur der Hochgotik.

Einige der Bestände, so auch einige der Möbel, die ehemals im Heinrich-Sauermann-Haus zu finden waren, sind heutzutage im Hans-Christiansen-Haus zu finden.

Hans-Christiansen-Haus

Das Haus bietet eine große Sammlung mit Werken schleswig-holsteinischer Künstler aus der Zeit des Klassizismus bis in die Moderne. Schwerpunkt bildet die Zeit des Jugendstils (Hans Christiansen) und des Expressionismus. So sind unter anderem Werke von Erich Heckel und Emil Nolde zu sehen.

Ein besonderes Schmuckstück der Sammlung ist das im Stil des Historismus gestaltete Prunkzimmer, das sogenannte „Pariser Zimmer“. Heinrich Sauermann fertigte es für die in Paris stattfindende Weltausstellung des Jahres 1900 an. Im „Pariser Zimmer“ finden heute auch Trauungen statt.

Alter Friedhof

Die Mumiengrotte im Christiansenpark

Der Alte Friedhof, der an den beiden Hauptgebäuden des Museums angrenzt, wird heutzutage vom Museum betreut.

Der Friedhof war der erste kommunale Friedhof Schleswig-Holsteins. Er wurde 1813 eingeweiht und wurde bis 1954 für Beerdigungen genutzt. Aus dieser Zeit sind viele der Gräber erhalten geblieben.

Nach langen Verhandlungen über seine Rückkehr aus Kopenhagen erfolgte am 10. September 2011 auf dem Alten Friedhof die Wiederaufstellung des Flensburger Löwen (auch Idstedt-Löwe, dänisch Istedløven). Die feierliche Enthüllung nahm Prinz Joachim von Dänemark vor. Zwischen dem 10. September und 20. November 2011 findet im Hans-Christiansen-Haus die begleitende Ausstellung Gut gebrüllt, Löwe! Nachbarschaftliches rund um den Idstedt-Löwen statt, die am Vortag in der Aula eröffnet wird.[1]

Blick vom Christiansenpark zum Heinrich-Sauermann-Haus
Der phönizische Sarkophag

Christiansenpark

Der Christiansenpark der am Alten Friedhof angrenzt wird heutzutage vom Museum betreut.

Der Garten wurde 1797 im Stil englischer Landschaftsgärten durch die Familie Christiansen angelegt. 1820 wurde der Garten mit dem Garten des Kaufmanns Peter C. Stuhr vereinigt. 1992 kaufte die Stadt Flensburg den 4,2 ha großen Christiansenpark.

Neben der Natur sind das Eiszeit-Haus, in dem auch einige Bestände des naturwissenschaftlichen Museums (Heimatmuseum) zu finden sind, und die Mumiengrotte, welche um 1800 angelegt wurde und einen phönizischer Sarkophag (um 400 v. Chr.) beherbergt, die Besonderheiten des Parks.

Schifffahrtsmuseum

Die schiffsbezogenen Museumsbestände wurden nach Erwerb des Zollagerhauses am ehemaligen Segelschiffsanleger 1984 ins dort eingerichtete Schifffahrtsmuseum Flensburg als Filiale des städtischen Museums verlagert.

Weitere Künstler des Museumsbergs

Siehe auch

Literatur

  • Malte Klein: Das Kunstgewerbemuseum Flensburg Konzeption und Funktionen eines Museums im Kaiserreich. Kiel, 2007. ISBN 978-3-937719-68-9.

Weblinks

 Commons: Museumsberg Flensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Museen Nord, Museumsberg Flensburg: Ausstellungseröffnung, 9. September 2011: Gut gebrüllt, Löwe! Nachbarschaftliches rund um den Idstedt-Löwen.
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