Musik aus Studio B

Musik aus Studio B
NDR-Sendeband

Musik aus Studio B war eine 45-minütige Show für deutsche Schlager des NDR im Ersten Fernsehprogramm. Sie ist untrennbar mit dem Namen Chris Howland verbunden und lief gewöhnlich wochentags um 21:00 Uhr. Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre gab es eine gleichnamige Hörfunksendung, in der auch einige ausländische Schlager gesendet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Den Beteiligten fiel kein markanter Titel für die Sendung ein, sodass man sich entschloss, den Veranstaltungsort als Programmtitel zu wählen: Das Studio B war dabei eines der Studios im NDR-Fernsehzentrum in Hamburg-Lokstedt, es handelte sich um das spätere erste Farbstudio des NDR.

Konzept

Neu an der Sendereihe war die enge Zusammenarbeit mit der privaten Schallplattenindustrie, was im Hinblick auf die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender als problematisch empfunden wurde, schließlich aber problemlos funktionierte. Neben Live-Interpretationen (Playback) wurden auch Schallplatten gespielt, dazu tanzte dann das Hamburger Fernsehballett des NDR oder es wurden Filmeinspielungen gezeigt – vorproduzierte Videoclips, wie sie heute weltweit üblich sind, waren noch unbekannt.

In der Sendung wurde ausschließlich deutsch gesungen, dies galt auch für eingeladene internationale Künstler anderer Sprachen (Rocco Granata, Adamo, Angele Durand, Jack van Doorn, Vivi Bach, Petula Clark, Billy Mo, Gitte, Vicky Leandros oder Bill Ramsey).

"Musik aus Studio B" entwickelte sich – wie andere erfolgreiche Produktionen – zunächst als Hörfunkreihe (im NWDR ). Ab dem 1. September 1952 moderierte er in Hamburg die Sendung „Rhythmus der Welt“, in der er als "Schallplattenjockey" über Trends und Neuheiten der internationalen Musikszene berichtete. Jeden Samstag ab 18:45 Uhr war dies eine der ersten Sendungen im deutschen Rundfunk, die anglo-amerikanische Musik spielte. Als ehemaliger Chefsprecher und Chef der Musikradktion bei BFN (später BFBS) orientierte sich Chris Howland hier am englischen als am amerikanischen Schallplattenmarkt und spielte überwiegend die englischen Coverversionen der großen amerikanischen Hits, die allerdings häufig in den britischen Charts besser platziert waren als ihre amerikanischen Originale. Anfang 1954 zog er mit dem BFN von Hamburg nach Köln, dem neuen Hauptsitz des BFN. Im selben Jahr begann er für den NWDR Köln, der sich 1955 nur noch WDR nannte, die Radiosendung „Spielereien mit Schallplatten“ zu moderieren. In einer dieser vielen Sendungen gab er sich dann selbst den Spitznamen „Heinrich Pumpernickel“ und später auch kurz „Mr. Pumpernickel“.

Nach Jahrzehnten kehrte Chris Howland nun wieder zu dieser Radio-Vorlage von "Musik aus Studio B" zurück und präsentiert mit inzwischen über 80 Jahren seine "Spielereien mit Schallplatten" - kurz SMS - nach wie vor immer noch mit der gleichen Titelmelodie "Melody Fair" von Robert Farnon an gleicher Stelle bei WDR 4, dem vierten Hörfunkprogramm des Westdeutschen Rundfunks in Köln. Allerdings nun immer am Sonntag nachmittags um 16.05 Uhr.

Präsentation

Chris Howland setzte die erfolgreiche Linie seiner Hörfunksendungen fort und baute zwischen den einzelnen Musikdarbietungen Comedy-Elemente ein. Dabei unterstützte ihn stets Billy Mo. Er gab sich selbst den Spitznamen Mr. Heinrich Pumpernickel, begrüßte die Zuschauer mit „Hallo, meinar Freundar! - Boing!“, kokettierte mit seinem radebrechenden britischen Akzent und seiner bewussten Unbeholfenheit als Moderator, riss Witze oder juxte mit ulkigen Requisiten herum. Dadurch verbreitete er eine heitere Stimmung, die sich auf die Zuschauer übertrug. Wenn er lediglich Schallplatten auflegte, wurde dies vom Fernsehballett begleitet.

Erstsendung

Am 22. Oktober 1961 traten u.a. Ralf Bendix, Manuela, Lolita, Dorthe, Peter Beil, Rex Gildo und Bill Ramsey auf. Damit stand das Konzept für 60 weitere Sendungen mit Howland, die mit Melody Fair von Robert Farnon eingeleitet wurden.

Ende der Reihe

1968 kam es ungeachtet der unverändert hohen Sehbeteiligung zu einem Streit mit dem NDR-Fernseh-Unterhaltungschef Harald Vock, woraufhin Howland seinen Vertrag auslaufen ließ und sämtliche Aufzeichnungen bis auf eine Jubiläumssendung im Auftrag von Vock gelöscht wurden. Einige Original-38-cm/s-Musikbänder (von 1965/1966) lagern heute im Medienarchiv Bielefeld. Howlands letzte Folge lief genau nach 8 Jahren am 26. August 1969 über die Bildschirme.

Neubeginn

Die hohe Popularität der Fernsehreihe zwang die Verantwortlichen, die Sendung bereits am 13. Oktober 1969 zunächst mit Peter Fröhlich fortzusetzen. Nun entfielen die Comedy-Elemente völlig, wodurch die Sendung zu einer trockenen Musikpräsentation abfiel. Henning Venske übernahm am 13. Dezember 1971 bis 11. November 1974 die Sendung. Danach kam es zu einer wechselnden Moderation, unter anderem von Lisa Fitz, der Französin France Brifaut, Hanni Vanhaiden, Katja Ebstein, was mitunter sogar unter freien Himmel geschah − der Titel der Sendung passte nicht mehr zur Aufnahmelokalität. Weitgehend unbemerkt durch die Öffentlichkeit ist die Serie 1976 eingestellt worden.

Nachfolgesendung wurde MOT (Musik on Top), sie blieb allerdings erfolglos – der Musikladen von Radio Bremen hatte inzwischen in der ARD die führende Rolle übernommen.

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