- Musse
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Mit Muße bezeichnet man die Zeit, welche einer Person zum Nutzen nach eigenem Wunsch zur Verfügung steht, worin sie sich „erquickt und auferbaut“.
Zeiten oder Augenblicke der Muße, ehedem nicht leicht zu erringen, werden stark vom Leben im „Hier und Jetzt“ bestimmt: Carpe diem (lat., Nutze den Tag!). Doch nicht alle Freizeit ist gleichzeitig auch Muße, da viele Freizeitaktivitäten indirekt von Fremdinteressen bestimmt werden.
Im Sinne von schöpferischer Muße tritt sie bereits – im Gegensatz zur Arbeit – in der Antike auf (griech. σχολή – vgl. Schule – gegenüber άσχολΐα oder πόνος, lat. otium gegenüber negotium). Das Bedeutungsspektrum von σχολή reicht hierbei von Muße, Ruhe über Studium und Schule bis hin zu Verzögerung und Langsamkeit, deren Beraubung eben in der ά-σχολΐα (vgl. Alpha privativum) etwa der Sklavenarbeit zum Ausdruck kommt. Während die Denker der Antike die Muße also mit ihren charakterbildenden und kreativen Möglichkeiten für wertvoll hielten, hat z. B. der Protestantismus Beruf und Arbeit hoch gehalten und sich gegen jeden Müßiggang gewandt („Müßiggang aller Laster Anfang“; vgl. a. acedia, die Sünde der Trägheit im europäischen Mönchtum). Die Protestantische Ethik ist zu einer wesentlichen Grundlage der frühkapitalistischen Ideologie geworden. Ihr Einfluss endete mit dem Aufblühen der Freizeitindustrie.
Heute wird der Aspekt sehr wichtig, sich Muße zum Erhalt der psychosozialen Gesundheit zu gönnen. Hierzu werden viele Methoden der Meditation und Körperwahrnehmung angewendet und teils auch im Rahmen der kommerzialisierten Wellness-Bewegung angeboten.
Siehe auch
Literatur
- Ursula Lytton, Killing Time. An Intercultural Survey on Concepts of Leisure. in: „Journal of Japanese Studies“ 1/1990, Universität Yamagata
- Thorstein Veblen, The Theory Of The Leisure Class, 1899
- Liselotte Welskopf, Probleme der Muße im alten Hellas, Berlin 1962
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