Männer von Weerdinge

Männer von Weerdinge

Die Männer von Weerdinge (niederländisch Paar van Weerdinge) sind zwei Moorleichen, die 1904 im Weerdingerveen, einem zu den Niederlanden gehörendem Teils des Bourtanger Moores, in der Nähe des Ortes Nieuw-Weerdinge gefunden wurden. Die Moorleichen werden im Drents Museum in Assen aufbewahrt und in der archäologischen Dauerausstellung gezeigt.

Inhaltsverzeichnis

Fund

Der Torfstecher Hilbrand Gringhuis stieß am 29. Juni 1904 bei der Arbeit auf die beiden nebeneinander liegenden Leichen. Der eine der beiden Körper lag dabei auf dem Arm des anderen. Er legte die Leichen vorsichtig frei und alarmierte die Polizei. Die beiden Moorleichen wurden ausgegraben und in das kleine Leichenhaus auf dem Nieuw-Weerdinger Friedhof gebracht. Da die Überreste der beiden Männer nur noch eine Dicke von wenigen Zentimetern hatten und diese sehr flexibel waren, wurden sie übereinander gelegt, eingerollt und in eine Kiste verpackt.[1] Die Mitarbeiter des Provinzialmuseum von Oudheden in Assen, dem Vorläufer des heutigen Drents Museums, erfuhren aus einer Lokalzeitung von dem Fund. Landweer, ein Mitglied der Museumskommission reiste umgehend nach Weerdinge, begutachtete und fotografierte den Fund, und veranlasste, dass der Fund in das Museum verbracht wurde. Nach einer kurzen ersten Untersuchung wurden die Überreste im Museums ausgestellt, was für stark steigende Besucherzahlen sorgte. Zunächst konnten die Geschlechter der beiden Leichen nicht eindeutig bestimmt werden. Die geradezu intim wirkende Fundlage der beiden Männer, die sich anscheinend in den Armen lagen, verleitete zur Annahme, es handele sich hierbei um ein Ehepaar, worauf sie lange Zeit als das Paar, bzw. Ehepaar von Weerdinge und im Volksmund sogar als Herr und Frau Veenstra bezeichnet wurden. Veen ist die niederländische Bezeichnung für Moor.

Befund

Die beiden Moorleichen wurden in Rückenlage aufgefunden, wobei der linke auf dem ausgestreckten Arm des dicht neben ihn liegenden Mannes lag. Kleidung oder andere Habseligkeiten wurden bei den Leichen nicht gefunden. Die Körper der beiden Männer sind etwas zusammenschrumpft und in folge des Druckes der darüber liegenden Erdschichten flach gedrückt. Weichteile, inneren Organe und Haare wurden durch die Einwirkung der Moorsäuren gut konserviert, dagegen wurden die Knochen nahezu vollständig aufgelöst. Die Hauthüllen sind Aufgrund der Trocknung runzelig zusammengezogen und haben eine hellbraune bis dunkelbraune Farbe. Der Kopf des linken Mannes ist stark vergangen und es ist nur ein kleiner Teil davon erhalten. Vom Kopf des rechten Mannes sind dagegen noch größere Teile zusammen mit einem Büschel Haaren erhalten. An den Resten ist erkennbar, dass der Mann einen Stoppelbart trug. In der Brust des rechten Mannes klafft ein großes Loch aus dem ein Teil seiner Gedärme ausgetreten sind. Der Mann hatte zu Lebzeiten eine Körpergröße von etwa 169 cm. Eine DNA-Analyse bestätigte später, dass es sich bei den beiden Personen um erwachsene Männer handelt, die zudem von verschiedenen Müttern abstammen. Ein Loch im Brustkorb des rechten Mannes deutet auf einen unnatürlichen Tod der beiden hin. Forensische Analysen ergaben, dass beide Männer die Blutgruppe 0 hatten. An den erhaltenen Zehen waren die Papillarleisten so gut erhalten, dass die Zehenabdrücke noch daktylographisch ausgewertet werden konnten. Ihre Zehenabdrücke weisen ein gegenwärtig in Mitteleuropa weniger verbreiteten Mustertyp auf.[2]

Die Torfschicht, in der sie lagen, wurde pollenanalytisch in die späte Eisenzeit bzw. in die Römische Kaiserzeit datiert. Eine in den 1980er Jahren in Oxford durchgeführte Radiokohlenstoffdatierung (14C-Datierung) ergab einen Todeszeitraum zwischen 40 vor Chr. und 50 nach Chr. Eine aktuellere 14C-Datierungsreihe je zweier Haut- und Haarproben mittels Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS) bestätigte diese Datierung.[3]

Einen ähnlichen Fund zweier miteinander im Moor versenkten Personen gibt es unter anderem mit den Männern von Hunteburg aus dem Großen Moor im Landkreis Osnabrück.

Literatur

  • Wijnand A. B. van der Sanden: Mumien aus dem Moor. Die vor- und frühgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa. Batavian Lion International, Amsterdam 1996, ISBN 90-6707-416-0. 
  • Wijnand A. B. van der Sanden: Mens en moeras: veenlijken in Nederland van de bronstijd tot en met de Romeinse tijd. Nr. 1, Drents Museum, Assen 1990, ISBN 90-70884-31-3, S. 64, 83-86,108-112 (niederländisch).

Einzelnachweise

  1. Michiel Gerding; Drents Archief (Hrsg.): Het Drenthe boek. Waanders, Zwolle 2007, ISBN 978-90-400-8211-5, S. 24, 103 (niederländisch).
  2. Thomas Brock: Moorleichen. Zeugen vergangener Jahrtausende. In: Archäologie in Deutschland, Sonderheft. Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2205-0, S. 98-99.
  3. J. van der Plicht, W. A. B. van der Sanden, A. T. Aerts, H. J. Streurman: Dating bog bodies by means of 14C-AMS. In: Journal of Archaeological Science. Nr. 31, 2004, doi:10.1016/j.jas.2003.09.012. 

Weblinks

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