Armin Müller

Armin Müller

Armin Müller (* 25. Oktober 1928 in Schweidnitz in Schlesien; † 6. Februar 2005 in Jena) war ein deutscher Schriftsteller und Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Armin Müller wuchs in der unweit des Eulengebirges gelegenen Stadt Schweidnitz in einfachen Verhältnissen auf. Seit 1946 lebte er in Weimar. Als Junge wurde er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den sogenannten Volkssturm gezwungen. Seine Flucht auf dem Transport in sowjetische Kriegsgefangenschaft verarbeitete er später im Roman Der Puppenkönig und ich (1986), der nach häufigem und auch seinem eigenen Urteil als Müllers Hauptwerk gilt. Das eindringlich erzählte Buch handelt auch von der ungewöhnlichen Freundschaft eines deutschen und eines polnischen Knaben. So stellt es überdies einen Beitrag zur Völkerverständigung dar.

Selbst aus der schlesischen Heimat verdrängt, beschäftigte sich Müller als einer der ersten DDR-Autoren mit dem Thema „Vertreibung“. Allerdings tat er dies von einer nicht-revanchistischen Warte aus. In Thüringen zunächst als Journalist berufstätig, war Müller bald in der staatlichen Jugendorganisation FDJ aktiv. Er blieb bis zum Tode Anhänger eines demokratischen Sozialismus. Der sogenannten Wende von 1989, die seinem Land den Kapitalismus bescherte, stand er skeptisch gegenüber. Zuvor hatte er wiederholt bürokratische und autoritäre Tendenzen sowie die Unbedenklichkeit angeprangert, die in ökologischer Hinsicht in der DDR waltete. Er war u.a. mit seinem Gothaer Schriftstellerkollegen Hanns Cibulka befreundet. Die genannte Kritik findet sich in Müllers Tagebuch von 1987, aber beispielsweise auch in seinen aufeinander folgenden Romanen Meine verschiedenen Leben, Der Magdalenenbaum und Taube aus Papier, die Müller als Trilogie auffasste. Sie stehen dem Puppenkönig in stilistischer Hinsicht kaum nach.

Müller hatte sich nach seiner Arbeit für Presse und Rundfunk 1961 als freier Schriftsteller selbstständig gemacht. Er konnte von seinen literarischen Erzeugnissen leben. Gleichwohl wandte er sich mit fortschreitendem Alter der Malerei zu. Sie bot ihm eine zusätzliche ergänzende Ausdrucksform, die er in mehr als 40 Ausstellungen dem Publikum zugänglich machte. So visualisierte er die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968, sowie seine Krebserkrankung, an deren Folgen er schließlich starb. Der vorherrschende Zug seiner stets kleinformatigen, in der Regel farbenfrohen Gemälde war allerdings die Idylle.

Von seinem Haus im Weimarer Süden aus - nur einen Steinwurf von der schlossartigen Villa Sauckel entfernt - blickte Müller geradewegs zum Ettersberg, auf dem einst das KZ Buchenwald lag. Müller wird von Freunden als stets hilfsbereiter Mensch beschrieben. Er hinterließ seine Ehefrau und zwei Söhne, die seinen Nachlass verwalten.

Ehrungen

Müller bekam vier wichtige Auszeichnungen: Im Jahr 1961 den Heinrich-Heine-Preis, 1969 den Nationalpreis, 1987 die Johannes-R.-Becher-Medaille und 1997 den Eichendorff-Literaturpreis. 2004 wurde er zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Świdnica (Polen) ernannt.

Werke

Prosa

  • Kirmes. Erzählung, Thüringer Volksverlag, Erfurt 1952
  • Sommerliche Reise ins Nachbarland. Ein junger Schriftsteller erlebt das neue Polen. Thüringer Volksverlag, Weimar 1953
  • In den Hütten der Hoffnung. Reportage, Verlag Neues Leben, Berlin 1955
  • Der Pirol und das Mädchen. Erzählung, Volksverlag, Weimar 1958
  • Armin Müller / Erich Hahn: Reise in die Rhön. Reportage, Volksverlag, Weimar 1958
  • Du wirst Dir den Hals brechen. Roman, Neues Leben, Berlin 1961
  • Der Maler und das Mädchen. Erzählung, Neues Leben, Berlin 1966
  • Franziska Lesser. Schauspiel, Uraufführung 1971 am Deutschen Nationaltheater Weimar
  • Sieben Wünsche. Schauspiel, Uraufführung 1974 am Dts. Nationaltheater Weimar
  • Der goldene Vogel. Schauspiel, Uraufführung 1975 am Leipziger Theater
  • Meine verschiedenen Leben. Erzählung, Greifenverlag, Rudolstadt 1978
  • Der Magdalenenbaum. Roman, Greifenverlag, Rudolstadt 1979 (verfilmt 1989)
  • Taube aus Papier. Erzählung, Greifenverlag, Rudolstadt 1981
  • Der Puppenkönig und ich. Roman, Greifenverlag, Rudolstadt 1986
  • Ich sag dir den Sommer ins Ohr. Ein Tagebuch (des Jahres 1987), Greifenverlag, Rudolstadt 1989
  • Klangholz. Kalendergeschichten, Hain Verlag, Rudolstadt 1998

Armin Müller verfasste außerdem zahlreiche Hör- oder Fernsehspiele.

Gedichte

  • Hallo, Bruder aus Krakau! Thüringer Volksverlag, Weimar 1949
  • Seit jenem Mai. Verlag Neues Leben, Berlin 1953
  • Das weisse Schiff. Neues Leben, Berlin 1959
  • Poem Neunundfünfzig. Volksverlag, Weimar 1959
  • Reise nach S. Neues Leben, Berlin 1965
  • Wer die roten Früchte will. Kantate. Musik: Günter Fredrich und Friedrich Hofmeister. Uraufführung beim Deutschen Turn- und Sportfest in Leipzig 1974
  • Die Glocke von Buchenwald. Kantate. Musik: Fritz Geissler. Uraufführung 1975 im Deutschen Nationaltheater Weimar
  • Ich habe den Thunfisch gegessen. Poem, Greifenverlag, Rudolstadt 1982

Bildbände

  • Auf weißen Pferden. Greifenverlag, Rudolstadt 1983
  • Vorbeiflug des goldenen Fisches. Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1993

Literatur

  • Leipziger Dramatiker-Gespräche. Unter anderem mit A. Müller, Berlin 1977
  • Franziska Lesser probiert das Leben. Zur Neufassung und Inszenierung von Armin Müllers Stück Franziska Lesser. In: Forum 12/1973
  • Dauer im Wechsel. Essay über Armin Müller. Gespräch mit dem Autor. In: WB 6/1975
  • Das Signal des Trompeters. Zu A. Müllers Schauspiel Der goldene Vogel. In: Sonntag 10/1975
  • Günter Gerstmann: Armin Müller. Abschied und Ankunft, Jena und Quedlinburg 1999, Sammelband zum 70.Geb. Müllers, enthält Auswahlbibliographie, ISBN 3-932906-02-0

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