- Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau (Ingolstadt)
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Das Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau oder Liebfrauenmünster ist eine katholische Pfarrkirche in Ingolstadt in der bayerischen Diözese Eichstätt. Auffällig ist die Übereckstellung der beiden unvollendet gebliebenen Türme der spätgotischen Hallenkirche des 15. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte des Münsters
Auf der Stelle, an dem das Münster entstehen sollte, befand sich vorher bereits eine hölzerne Kirche. Im Jahr 1407 wurde die Stadt Ingolstadt in zwei Pfarreien geteilt, daraus resultierte auch der Namen der später erbauten Oberen Pfarr.
Im Jahre 1425 schließlich begann der Bau der Kirche, finanziert von einer Stiftung des Wittelsbacher Herzogs Ludwig VII., geplant als seine Grabkirche. Diesen Zweck erfüllte sie allerdings nie, da Herzog Ludwig in Gefangenschaft starb und im Kloster Raitenhaslach begraben wurde. Im Jahre 1438 stiftete er der Kirche noch ein wertvolles Marienbildnis, das 1801 zerstört wurde. Dieses Marienbildnis war Namensgeber für die Kirche, die danach den Namen Zur Schönen Unserer Lieben Frau trug. Im Jahre 1441 stiftete Ludwig noch einen Armenkonvent von 1000 Armen, die im Gegenzug für Geld und Essen für seine Seele beten sollten. Zu der Aufstellung des Armenkonvents kam es allerdings nie. Im Jahre 1525, 100 Jahre nach dem Baubeginn, wurde das Münster fertiggestellt. Die wesentlich höher und mit Spitzen statt Hauben geplanten Türme wurden nicht zu Ende gebaut.
Große Blüte erfuhr das Münster zu der Zeit, als es zugleich Pfarr- und Universitätskirche war, wovon heute noch der Hochaltar von Hans Mielich zeugt. Er wurde im Jahre 1572 anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Bayerischen Landesuniversität errichtet.
Der berühmte Ingolstädter Kontroverstheologe Johannes Eck war lange Jahre Münsterpfarrer und wurde nach seinem Tod 1543 hier beigesetzt. Auch der Humanist und Ingolstädter Professor Veit Amerbach fand im Liebfrauenmünster seine letzte Ruhestätte.
Ausstattung
Hochaltar
Im Jahr 1572 wurde der farbenprächtige Hochaltar zum 100-jährigen Bestehen der Ingolstädter Universität im Auftrag des bayerischen Herzogs Albrecht V. im Münster eingesetzt. Der Herzog ist als Stifter abgebildet. Der Gesamtentwurf stammt von Hans Mielich, der viele Stellen des Evangeliums in den über neunzig Bildern zum Ausdruck brachte. Diese Bilderflut wendete sich im Sinne der Gegenreformation gegen den lutherischen Bildersturm.
Der Altar ist ein Wandelaltar mit doppelten Seitenflügeln, der nur die gerade zum Kirchenjahr passenden Bilder zeigt. Die Rückseite des Hochaltars zeigt die Disputation der Hl. Katarina mit den Gelehrten.
Glasfenster
Ebenfalls sehr kostbar sind die Glasfenster im Chorumgang, besonders die Verkündigungsszene, die sich über das ganze Fenster hinter dem Hochaltar erstreckt. Ein besonderes Glasfenster entstand nach Albrecht Dürer um 1505.
Krippe
Über die Jesuiten, die in Ingolstadt ihr größtes Ordenshaus Süddeutschlands hatten, kam die Krippenkunst aus Tirol nach Ingolstadt. Ab 1722 wurde die prächtige Münsterkrippe von barocken Künstlern geschaffen. Die über 250 Figuren umfassende Krippe ist nach einer aufwendigen Restaurierung ganzjährig im Münster zugänglich.
Die „Dreimal wunderbare Mutter“
Um dieses Marienbild, das eine der sieben um 1570 entstandenen Kopien des Maria-Schnee-Bildes in Rom ist, versammelte der Jesuitenpater Jakob Rem 1595 das Colloquium Marianum, eine Elitetruppe der marianischen Bewegung. Am 16. April 1604 sei ihm während der Lauretanischen Litanei die Gottesmutter erschienen und habe ihm mitgeteilt, dass ihr der Titel „Mater admirabilis“ besonders lieb sei. Daraufhin ließ er diese Anrufung noch zweimal wiederholen und so entstand der Name „Dreimal wunderbare Mutter“. 1881 wurde das Marienbild feierlich eingesetzt.
Im Kriegsjahr 1942 stellte Bischof Michael Rackl das gesamte Bistum Eichstätt unter den Schutz der „Dreimal wunderbaren Mutter“ und erhob sie zur Diözesanpatronin.
Die Abbildung der „Dreimal Wunderbaren Mutter“ befindet sich auch im Gotteslob für das Bistum Eichstätt.
Glocken
Die sieben Glocken des Münsters hängen im Südturm. In dem Dachreiter auf dem Kirchenschiff hängt ebenfalls noch eine Glocke.
Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)Gewicht
(kg)Nominal
(HT-1/16)1 ? 1647 B. Ernst, München 1760 3620 c1 –9 2 Angelus 1956 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 1422 1994 d1 –8 3 Petrus Canisius 1956 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 1185 1138 f1 –6 4 Antlass 1716 Johann Georg Neubert 1200 930 g1 –7 5 Bäuerin 1408 unbekannt 960 550 a1 –8 6 Walburga 1956 Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg 829 428 c2 –6 7 Stürmerin 1409 unbekannt 780 300 d2 –6 Orgel
Die Orgel wurde im Jahr 1977 von der Orgelmanufaktur Klais erbaut. Sie hat 70 Register auf vier Manualen und Pedal. Das Instrument hat mechanische Trakturen; die Registertrakturen sind elektrisch.
I Positiv C–a3 Praestant 8′ Trichtergedackt 8′ Quintade 8′ Principal 4′ Rohrflöte 4′ Octave 2′ Larigot 11/3′ Sesquialter II 22/3′ Scharff III 1′ Cymbel IV 1/3′ Dulcian 16′ Cromorne 8′ Tremulant II Hauptwerk C–a3 Praestant 16′ Principal 8′ Flöte 8′ Gemshorn 8′ Quinte 51/3′ Octave 4′ Koppelflöte 4′ Terz 31/5′ Quinte 22/3′ Superoctave 2′ Cornet V 8′ Mixtur VI 11/3′ Acuta IV-V 2/3′ Trompete 16′ Trompete 8′ Trompeta de batalla 8′ Bajoncillo 4′ III Recit C–a3 Bourdon 16′ Principal 8′ Flûte harmonique 8′ Octave 4′ Flöte 4′ Waldflöte 2′ Fourniture VI 2′ Basson 16′ Trompette harm. 8′ Clairon harm. 4′ Tremulant IV Schwellwerk C–a3 Salicet 16′ Gamba 8′ Rohrflöte 8′ Fernflöte 8′ Vox coelestis 8′ Fugara 4′ Blockflöte 4′ Nasard 22/3′ Schweizerpfeife 2′ Terz 13/5′ Sifflet 1′ Harmonia aeth. IV 22/3′ Oboe 8′ Vox humana 8′ Tremulant Pedal C–g1 Praestant 32′ Principal 16′ Subbass 16′ Violon 16′ Octave 8′ Gedackt (*) 8′ Cello (*) 8′ Superoctave 4′ Spitzflöte (*) 4′ Jubalflöte (*) 2′ Basszink IV (*) 51/3′ Hintersatz V 22/3′ Bombarde 32′ Bombarde 16′ Posaune 16′ Holztrompete (*) 8′ Kopftrompete (*) 4′ Tremulant (*) - Koppeln:
- Normalkoppeln: I/II, III/II, IV/II, III/I, IV/I, IV/III, I/P, II/P, III/P, IV/P
- Superoktavkoppel: III/P
- Spielhilfen: 4000fache Setzeranlage, Diskettenlaufwerk
Maße
- Länge des Hauptschiffs: 89 m
- Breite des Kirchenschiffs: 37 m
- Höhe des Hauptschiffs: 28 m (Dachfirst 62 m)
- Seitenschiffe: 23 m
- Höhe der Türme: 62 m und 69 m (ursprünglich geplante Endhöhe: 86 m)
Literatur
- Suzanne Bäumler: Das Ingolstädter Münster zur Schönen Unser Lieben Frau, DKV-Edition, Deutscher Kunstverlag Berlin München 2009. ISBN 978-3-422-02187-7.
Weblinks
Commons: Münster Zur Schönen Unserer Lieben Frau (Ingolstadt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Ingolstädter Münster mit „Schmalzgeld“ finanziert, Donaukurier Nr. 296, Seite 3; Samstag/Sonntag 22./23. Dezember 2007
- Offizielle Homepage der Münsterpfarrei
- Die heilige Katharina von Alexandrien
- virtueller Rundgang durchs Münster
48.76425111.420503Koordinaten: 48° 45′ 51″ N, 11° 25′ 14″ OKategorien:- Kirchengebäude in Ingolstadt
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