Naturpark Südgelände

Naturpark Südgelände
Die Mischung seltener Pflanzen und Tiere mit Kunst und verfallener Technik ist europaweit einzigartig.

Der Natur-Park Schöneberger Südgelände ist ein 18 Hektar großer Park in Berlin-Schöneberg, der sich über die frühere Trasse der Anhalter und Dresdener Bahn, den westlichen Teil des ehemaligen Rangierbahnhofs Tempelhof sowie das ehemalige Bahnbetriebswerk Tempelhof Rangierbahnhof erstreckt. Der Park zeichnet sich durch die Kombination von verfallenden Eisenbahnanlagen, Naturschutz und neuen Kunstobjekten aus.

Außerhalb Berlins wurde der Park im Rahmen der Expo 2000 bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Bahnflächen

Drehscheibe des ehemaligen Bahnbetriebswerks

Nachdem im Jahre 1841 die Anhalter Bahn eröffnet worden war, folgte 1875 auch die Eröffnung der Dresdener Bahn. Die Gleispaare beider Bahnstrecken verliefen nördlich des heutigen Prellerwegs auf einer gemeinsamen Trasse. 1889 wurde östlich dieser Trasse der Rangierbahnhof Tempelhof angelegt, der bis in die 1930er-Jahre mehrfach erweitert wurde. Nördlich des Prellerwegs wurde außerdem 1931 das Bahnbetriebswerk Tempelhof Rangierbahnhof eröffnet.

Nach der endgültigen Schließung des Anhalter Bahnhofs am 18.  Mai 1952 wurden alle Ferngleise abgebaut; ebenso wurde die Westhälfte des Rangierbahnhofs vollständig stillgelegt. Seit dieser Zeit wurde das nicht mehr genutzte Gelände der Fernbahn und des Rangierbahnhofs allmählich von der Natur zurückerobert. Die Osthälfte des Rangierbahnhofs wurde für einen stark eingeschränkten Rangierbetrieb weiter genutzt während das Bahnbetriebswerk Sitz der Brückenmeisterei West der Reichsbahn wurde.

Ende der 1970er-Jahre kamen Überlegungen auf, auf dem Gelände einen neuen Südgüterbahnhof zu errichten, der alle Güterbahnhöfe im Süden Berlins ersetzen sollte. Hierzu wurden entsprechende Vereinbarungen zwischen dem Berliner Senat und der Reichsbahn getroffen. Doch aus diesen Plänen wurde nichts. Als 1980 mit den Rodungen des teilweise überwachsenen Gebiet begonnen werden sollte, konnten Bürgerinitiativen den Nachweis des ökologischen Wertes des Geländes erbringen und die Rodung des zugewachsenen Geländes verhindern. 1989 wurden die Planungen für den Südgüterbahnhof endgültig aufgegeben.

Seit 2006 führt die im Rahmen des Pilzkonzepts erbaute neue Trasse der Anhalter und Dresdener Bahn direkt am Ostrand des Natur-Parks vorbei. Östlich davon liegen noch mehrere nicht mehr genutzte Gleise des ehemaligen Rangierbahnhofs sowie ein nur noch selten genutztes Gütergleis von der Berliner Ringbahn zur Dresdener Bahn.

Umwandlung zum Park

Die Reichsbahn beendete 1993 endgültig ihre Nutzung des ehemaligen Bahnbetriebswerks. 1995 übereignete die Deutsche Bahn AG dem Senat das Gelände als Ausgleich zu Eingriffen in die Natur, die im Zusammenhang mit dem Ausbau von Verkehrsanlagen in der Innenstadt entstanden.

Der Park gehört neben dem Britzer Garten und Erholungspark Marzahn zu den drei „großen“ Parks der landeseigenen Grün Berlin Park und Garten GmbH. Im Frühjahr 1999 erlangte er Natur- und Landschaftsschutz. Er wurde symbolisch 1999 eröffnet und war im Jahr 2000 ein offizielles EXPO-Projekt.

Flora und Fauna

„Bahnbrechende Natur“ – Birkenvorwald auf alter Bahntrasse

Im Natur-Park leben viele Pflanzen-, Pilz- und Tierarten, die auf so einer doch recht kleinen Fläche in innerstädtischer Lage nicht oft zu finden sind. Die ausgeprägte Ruderalvegetation und die entsprechende Fauna des Geländes ist gut untersucht. So kann man dort 366 verschiedene Arten an Farn- und Blütenpflanzen, 49 Großpilzarten, 49 Vogelarten, 14 Heuschrecken- bzw. Grillenarten, 57 Spinnenarten und 95 Bienenarten sehen, davon mehr als 60 gefährdete.

Naturschutzgebiet

Teile des Parks sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen, hier darf der Weg nicht verlassen werden, auch um am Boden brütende Vögel nicht zu stören. Der Weg durch das Naturschutzgebiet führt über 600 Meter Stahlgitter, die erhöht über den Waldboden führen, da sie auf Stahlrohren befestigt sind, die wiederum auf den alten Schienen liegen. Durch diese Art der Wegführung ist unterhalb des Weges genug Raum für Tiere, sich zu bewegen, so teilt der Weg das Gebiet nicht in zwei Teile und das Regenwasser kann das Erdreich erreichen.

Im Naturschutzgebiet gibt es einen Aussichtsturm.

Erholungsnutzung und Tourismus

Teile der alten Bahnanlagen sind noch erhalten. Der etwa 50 Meter hohe Wasserturm des ehemaligen Bahnbetriebswerks gilt als weithin sichtbares Wahrzeichen des Parks. Auch eine alte Dampflok und eine Drehscheibe sind Überbleibsel des ehemaligen Bahnbetriebswerks. Im südwestlichen Bereich des Parks stehen zwei große Überwerfungsbauwerke, die bis 1952 der kreuzungsfreien Verzweigung von Anhalter und Dresdener Bahn dienten.

Mehrere, auf Dauer installierte Kunstobjekte verschiedener Künstler sind im Park zu besichtigen. Im Gebäude der ehemaligen Brückenmeisterei befindet sich eine Dauerausstellung zum Südgelände. Parkführungen werden u. a. vom Berliner BUND angeboten. Der Park ist ganzjährig tagsüber geöffnet und kann über zwei Eingänge erreicht werden: Im Norden durch den Hans-Baluschek-Park und im Süden durch den S-Bahnhof Priesterweg.

Literatur

  • Arnt Cobbers: Vor Einfahrt HALT – Ein neuer Park mit alten Geschichten. Der Natur-Park Schöneberger Südgelände in Berlin. Herausgegeben von der Grün Berlin Park und Garten GmbH. Jaron Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89773-018-9
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin: Natur-Park Schöneberger Südgelände – Wahre Wildnis in der Stadt. Berlin 2001. (PDF, 320 kb)
  • Thekla Fery: Von der Restfläche zur neuen Landschaft - Das Schöneberger Südgelände in Berlin. Landschaftsentwicklung und Umweltforschung. Schriftenreihe der Fakultät Architektur Umwelt Gesellschaft. Band 125, ISSN 0173-0495. Univ.-Bibliothek TU Berlin, Berlin 2005, ISBN 3-7983-1962-6.
  • Philipp Meuser: Neue Gartenkunst in Berlin (New Garden Design in Berlin). Nicolai'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 2001, ISBN 3-87584-054-2

Weblinks

52.459735813.3580017083337Koordinaten: 52° 27′ 35″ N, 13° 21′ 28,8″ O


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