Naum Slutzky

Naum Slutzky

Naum Slutzky (* 28. Februar 1894 in Kiew, Russland; † 4. November 1965 in Stevenage/Hertfordshire) war ein ukrainischer Goldschmied, Lehrer für Industriedesign und Meister am Weimarer Bauhaus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Naum Slutzky - Teekanne

Wien, Weimar, Berlin (1905 bis 1927)

Naum Slutzky wurde in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine geboren. Er entstammte einer alten Goldschmiedfamilie. Bereits sein Vater Nachman war als Handwerker bei der Kiewer Filiale des Hofjuweliers Carl Peter Fabergé angestellt. Um 1905 wanderte seine Familie wegen ihres jüdischen Glaubens nach Wien aus. Nach einer Lehrzeit wurde er 1912 Goldschmied in der Wiener Werkstätte. 1914 studierte er an der Technischen Hochschule in Wien. Um 1917 bis 1919 nahm er Kunstunterricht an der privaten Kunstschule von Johannes Itten in Wien und wurde 1919 durch Walter Gropius als Hilfsmeister an das Weimarer Bauhaus gerufen, erhielt dort 1921 als Jungmeister eine eigene Werkstatt und wurde im folgenden Jahr Meister des Goldschmiedehandwerks. 1921 heiratete er die Kunstgewerblerin und Inneneinrichterin Hedwig Arnheim. 1924 verließ er das Bauhaus, um als Innenarchitekt und Beleuchtungsdesigner zu arbeiten. 1924 bis 1927 hielt sich Naum Slutzky in Wien und Berlin auf und arbeitete für die "Werkstätten Bildender Kunst" von Franz Singer.

Hamburg (1927 bis 1933)

1927 ließ sich Slutzky in Hamburg Hedwigs Elternhaus Isequai 5 nieder. Es begann eine fruchtbare Schaffensperiode. Er stellte mit der Hamburger Sezession in der Hamburger Kunsthalle aus und schloss Freundschaft mit Max Sauerlandt, dem Direktor des Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, der ihn materiell und ideell unterstütze, ihm viele Kontakte in der Hansestadt verschaffte und ihm schließlich zur Emigration nach Großbritannien verhalf. 1930 wurde die kinderlose Ehe mit Hedwig Arnheim aufgelöst. 1937 fielen viele seiner Arbeiten der nationalsozialistischen AktionEntartete Kunst“ zum Opfer.

Bei archäologischen Grabungen die Bauarbeiten vorangingen, wurden 2010 in Berlin-Mitte auf einem Gelände zwischen Spree und Alexanderplatz am Roten Rathaus elf Skulpturen verschiedener Künstler entdeckt, die 1937 in deutschen Museen beschlagnahmt wurden um in den Ausstellungen „Entartete Kunst” gezeigt zu werden. Darunter befand sich auch von Naum Slutzky die Weibliche Büste, die vor 1931 entstand. Diese und die anderen Arbeiten wurden 2010/2011 in der Ausstellung Der Berliner Skulpturenfund. ‚Entartete Kunst’ im Bombenschutt im Griechischen Hof des Neuen Museums auf der Museumsinsel vorgestellt. [1] [2]

London, Birmingham (1933 bis 1965)

1933 emigrierte Slutzky nach London und unterrichtete von 1935 bis 1940 an der Dartinton Hall School in Tones, (Devon). 1946 bis 1950 wurde er Lehrer an der Central School of Arts and Crafts in London, 1950 gründete er die Abteilung für Produktdesign an der School of Industrial Design im Royal College of Art in London. 1957 bis 1964 leitete er die Abteilung für Industriedesign im College of Arts and Crafts, Birmingham. 1965 erhielt er einen Lehrauftrag am Ravensbourne College of Art. Slutzky starb am 4. November 1965 in Stevenage/Hertfoldshire.

Werk

Slutzky war ein vielseitiger Künstler, dessen Lebenswerk sowohl Schmuckstücke, wie Halsketten, Armreife, Ring und Broschen in hoher handwerklicher Qualität als Unikate, wie – vor allem ab 1930 – auch Modelle für Schmuckstücke umfasste, die, mit preisgünstigen Materialien, für die industrielle Produktion gedacht waren. Bereits in seiner Berliner Zeit um 1925 gestaltete Slutzky auch Möbel, wie Sessel, Bücherregale, Tische und Liegen, die sich, wie auch seine anderen Entwürfe, an einer auf Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Materialgerechtigkeit gerichteten Gestaltung orientierten. In seiner Hamburger Zeit traten Industrieentwürfe in der Vordergrund. Schreibtischlampen für die Firma Chr. Zimmermann in Frankfurt am Main entstanden ebenso wie ein Entwurf für Tafelbesteck für J.A. Henckels in Solingen. Daneben beschäftigte sich Slutzky mit Beleuchtungs- und Metalldesign. Hauptwerke waren die Beleuchtung der Bugenhagenkirche, der Aula des Museums für Kunst und Gewerbe, des Emelka-Filmpalastes und des Neuen Israelitischen Tempels, alle in Hamburg. Aber auch Werke der „freien Kunst“ entstanden: Entwürfe für Tierskulpturen und figurative Arbeiten sind bekannt. In seiner Zeit in England war Slutzky vor allem als Lehrer hervorgetreten: er gründete Industriedesign-Abteilungen an Kunstschulen und prägte in 30-jähriger Lehrtätigkeit Generationen britischer Industriedesigner.

Ausstellungen Auswahl

1928 bis 1965

ab1965

Werke in öffentlichem Besitz

Literatur (Auswahl)

  • Alfred Rohde: Hamburgische Werkkunst der Gegenwart. Broschek-Verlag Hamburg, 1927
  • Monika Rudolph: Naum Slutzky - Meister am Bauhaus, Goldschmied und Designer, Arnold'sche, Tübingen, 1990 ISBN 3-925369-06-6
  • Rüdiger Joppien (Hrsg.): Naum Slutzky - Ein Bauhauskünstler in Hamburg. Katalog zur Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1995
  • Klaus Weber (Hrsg.): Die Metallwerkstatt am Bauhaus, Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung Berlin, 1992 ISBN 978-3-89181-405-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Internetseite Staatliche Museen Berlin
  2. Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst” - Verschollene Skulpturen wiederentdeckt. In: Der Spiegel vom 8. November 2010

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