Neue-Welt-Bibel

Neue-Welt-Bibel

Die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift (Abk. NWÜ) ist eine englische Übersetzung der Bibel, die von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegeben und die in viele Sprachen übersetzt wurde. Sie wird hauptsächlich von den Mitgliedern der Zeugen Jehovas verwendet, darüber hinaus wird die Bibelübersetzung in der Form des Direktvertriebs durch den Verlag und die Mitglieder der Religionsgemeinschaft vertrieben. Außerdem können alle Bücher der Bibel über das Internet als Hörbuch heruntergeladen werden. Der Bezug ist kostenfrei, die Produktion und Redaktion wird durch Spenden finanziert.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Geschichte

Nathan Knorr, der dritte Präsident der Watch Tower Society, schlug im Oktober 1946 vor, eine neue Bibelübersetzung anzufertigen. Zuvor verwendeten die Zeugen Jehovas im englischen Sprachraum Übersetzungen wie die King James Version oder die American Standard Version. Im Deutschen war die Elberfelder Bibel sehr gebräuchlich. Man war aber mit diesen Übersetzungen nicht zufrieden und betrachtete sie als "von religiösen Traditionen und weltlichen Philosophien infiziert", so dass sie "nicht in Harmonie mit den heiligen Wahrheiten waren, die Jehova Gott seinem Volk zurückgegeben hatte.". Man wollte daher eine Übersetzung haben, die "in Harmonie mit der geoffenbarten Wahrheit war" und gleichzeitig "die Bedeutung der originalen Schriften getreu wiedergab".[1] Die Arbeiten an der Übersetzung des Neuen Testaments begannen am 2. Dezember 1947 und wurden am 3. September 1949 offiziell abgeschlossen[2].

Die Neue-Welt-Übersetzung der griechischen Schriften (Neues Testament) wurde am 2. August 1950 veröffentlicht. Der hebräische Teil der Neuen-Welt-Übersetzung (Altes Testament) wurde bis 1960 in sechs Teilen in englischer Sprache herausgegeben. 1961 erschien schließlich eine Gesamtausgabe der Bibel in einem Band. Seither wurden mehrere Revisionen herausgegeben, die letzte 1984.

Die Übersetzer gaben 1969 auch eine englische Interlinearübersetzung des Neuen Testaments heraus, die "Kingdom Interlinear Translation of the Greek Scriptures". Eine zweite Ausgabe folgte 1985. Dieser Band bietet unter dem griechischen Text von Westcott und Hort eine wörtliche Zwischenzeilenübersetzung als auch die Wiedergabe der englischen New World Translation.

Als Grundlage für die Übersetzung wurde für den hebräischen Text die Biblia Hebraica von Rudolf Kittel (Ausgaben 1951 bis 1955) und für den griechischen Text „The New Testament in the Original Greek“ von B. F. Westcott und F. J. A. Hort von 1881 verwendet. Es wurden auch andere Ausgaben von D. Ginsberg, Nestle-Aland u.a. und für den Fußnotenapparat der Studienausgabe die Biblia Hebraica Stuttgartensia berücksichtigt.

Die deutsche Ausgabe ist eine Übersetzung nach der englischen Ausgabe unter getreuer Berücksichtigung der hebräischen, griechischen und aramäischen Ursprache. Nach dem gleichen Muster existieren Ausgaben in 55 anderen Sprachen und es befinden sich weitere Übersetzungen in Vorbereitung[3][4].

Die Übersetzer sowohl der ursprünglichen englischen Fassung als auch der weiteren Sprachen wollen ungenannt bleiben, da sie wünschen, dass alle Ehre Jehova Gott, dem Urheber seines inspirierten Wortes, zukomme.

Ausgaben und Revisionen

Die NWÜ ist inzwischen in 47 Sprachen als Vollausgabe erhältlich. In weiteren 22 Sprachen sind die Christlich Griechischen Schriften, das Neue Testament, verfügbar. Die Gesamtauflage in allen Sprachen beträgt über 143 Millionen Exemplare (Stand: Juli 2007)[5]. Herausgeber ist die „Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc.“ und die „International Bible Students Association Brooklyn, New York, USA“. In Deutschland wird sie von der Wachtturm-Gesellschaft in Selters/Taunus gedruckt.

Erhältlich ist die NWÜ in verschiedenen Ausgaben

  • Standardgröße, gebunden, mit Querverweisen, Hardcover, schwarz (früher auch blau oder auch grün)
  • Standardgröße, gebunden, Deluxe-Ausgabe mit Querverweisen, Goldrand, Kunstledereinband in rot oder schwarz (Herstellung 2006 eingestellt)
  • Taschenausgabe, ohne Querverweise, Goldrand, Kunstledereinband in rot oder schwarz (Herstellung 2006 eingestellt)
  • Studienbibel, gebunden mit Fußnoten und Querverweisen, Hardcover dunkelbraun
  • Standardgröße, mit broschiertem Einband, mit Querverweisen, schwarz
  • broschierte Taschenbuchausgabe ohne Querverweise

Folgende deutschsprachige Ausgaben sind bisher erschienen:

  • 1963: 27 Bücher der Christlich Griechischen Schriften (Neues Testament), beruht auf der englischen Ausgabe 1961
  • 1971: gesamte Bibel mit überarbeiteten Griechischen Schriften, beruht auf der englischen Ausgabe 1970
  • 1985: mit mehr als 125.000 Querverweisen (revidierte Ausgabe 1989 mit dem Text der Studienausgabe von 1986), beruht auf der englischen Ausgabe 1984
  • 1986 Studienausgabe.
  • 1987 Taschenausgabe

Kleinere Textveränderungen (Beispiel: Jesaja 11, 6[6]) wurden nachträglich in den Text der offiziellen Revision von 1986 aufgenommen.

Besondere Merkmale

Die Neue-Welt-Übersetzung ist eine strukturtreue Bibelübersetzung, ähnlich wie die Elberfelder Bibel und die Schlachter-Bibel.

Die Kapitel- und Verseinteilung richtet sich nach der englischen King-James-Version und weicht damit an einzelnen Stellen von den verschiedenen im deutschen Sprachraum gebräuchlichen Einteilungen ab.

Ähnlich wie viele protestantische Übersetzungen enthält die NWÜ nicht die sogenannten alttestamentlichen Apokryphen.

Übersetzungsziele

Folgenden Übersetzungsziele für die NWÜ werden in der Literatur genannt[7] (zum Vergleich entsprechende Ausdrücke aus der Lutherübersetzung 'LU' oder der Einheitsübersetzung 'EÜ'):

  • Dem Leser sollte die Möglichkeit gelassen werden, wichtige Begriffe weitestgehend selbstständig zu interpretieren. Daher sollte möglichst jedem Wortstamm der Ursprache ein deutscher Wortstamm zugeordnet werden. So etwa dem griechischen Wort „psyche“ grundsätzlich „Seele“, dem griechischen Wort „charis“ „unverdiente Güte“. Hiervon sollte nur abgewichen werden, wenn kein deutscher Ausdruck gefunden werden könnte, der das gesamte Bedeutungsspektrum des Grundtextausdruckes wiederzugeben in der Lage ist. Derartige Abweichungen bei theologisch wichtigen Ausdrücken wie z.B. „pneuma“ (normalerweise „Geist“) wurden in den Fußnoten der Studienausgabe vermerkt.
  • Der Leser sollte die Möglichkeit bekommen, zwischen verwandten Worten der Ursprachen zu differenzieren. Daher wurden auch Begriffe deutlich unterschieden, auch wenn sie inhaltlich eng verwandt sind. Beispiele:
  • Sie unterscheidet die Adjektive kalós (vortrefflich, ausgezeichnet, vorzüglich, auserlesen) und agathós (meistens: moralisch gut).
  • Das Hebräische unterscheidet fünf Wörter für Mensch: adám = Erdenmensch (also der Mensch als irdisches Geschöpf), enósch = sterblicher Mensch (Winzigkeit und Schwäche des Menschen), géber = kräftiger Mensch, ísch = Mann im Gegensatz zu ischschá = Frau oder Person, zakár = männlich (bezüglich Geschlechtsbeziehungen)
  • So wurde griech. syntéleia (Abschluss) von télos (Ende) unterscheiden (Bsp. Mat 24, 3. 14). LU und EÜ übersetzen hier beide Begriffe gleich mit „Ende“.
  • Die Begriffe kósmos (Welt), aión (System der Dinge) und oikouméne (bewohnte Erde) wurden unterschieden (Bsp. Mat 24, 3. 14. 21). LU und EÜ übersetzen hier alle drei Begriffe einheitlich mit „Welt“.
  • Es wurde zwischen gnósis (Erkenntnis) und epígnosis (genaue Erkenntnis) unterschieden, z.B. in Philipper 1, 9 und 3, 8 (LU beide Male „Erkenntnis“, EÜ unterscheidet hier ebenfalls mit „Einsicht“ und „Erkenntnis“).
  • táphos (Grab, einzelne Begräbnisstätte, Matthäus 23, 27; LU und EÜ: „Grab“), mnéma (Gruft, Apostelgeschichte 2, 29: LU: „Grab“, EÜ: „Grabmal“), mneméion (Gedächtnisgruft, Johannes 5, 28: LU, EÜ: „Grab“), háides (Hades, im Sinne eines allgemeinen Grabes der Menschheit, Apostelgeschichte 2, 27: EÜ: „Unterwelt“, LU an verschiedenen Stellen: „Hölle“, „Tod“, „sein [d. h. des Todes] Reich“).
  • Bei der Übersetzung sollte auf eine freie Wiedergabe des Bibeltextes verzichtet werden. Ziel sollte eine möglichst wörtliche Genauigkeit, unter Berücksichtigung des Kontextes, als auch der Erhalt der ursprachlichen Charakteristik in Wesen und Stil sein.[8]
  • Zur Übersetzung von Verben sollten Ausdrücke gewählt werden, die die Bedeutung zur Zeit der Erstellung der Urschriften möglichst genau wiedergeben und sie nicht aus dem damaligen Kontext lösen. Dass der Leser daher mit vielen hebräischen und griechischen Redewendungen konfrontiert ist, sollte in Kauf genommen werden[9] Der Erhalt des ursprachlichen Umfelds führt zu Abweichungen von traditionellen Übersetzungen, deren heutige Wortbedeutung von der des Altertum abweicht (z.B. Kreuz, Bischof).
  • Das Wort „stauros“, das traditionell mit „Kreuz“ übersetzt wird, sollte mit „Pfahl“ übersetzt werden. Diese Entscheidung stimmt mit folgenden Ausführungen evangelischer Theologen überein: „Die Strafe wird an einem Pfahl o.ä. vollstreckt, wobei Art und Weise der Durchführung ... variieren.“ „Dem NT ist die Form des Kreuzes nicht zu entnehmen.“[10]
  • Einige Worte wie „Hades“, „Scheol“ und „Gehenna“ sollten bewusst nicht übersetzt werden. Dem Leser sollte es damit überlassen bleiben, die Wortbedeutung selber zu ermitteln und zu interpretieren.
  • Hebräische und griechische Redewendungen sollten nach Möglichkeit wörtlich übersetzt werden. Wo dies nicht möglich war, wurde die wörtliche Bedeutung meist in einer Fußnote der Studienausgabe angegeben.
  • Es sollte versucht werden, die Bedeutungsschattierungen der zahlreichen hebräischen und griechischen Verbformen herauszuarbeiten.
  • Hilfsverben wurden zur Unterscheidung der verschiedenen Konjugationen der hebräischen Sprache verwendet. In 1. Mose 2, 2f „begann er ... zu ruhen“.
  • Die verschiedenen Aspekte der griechischen Verben wurden unterschieden:
  • 1. Johannes 2, 1 (Aorist, ein einzelner Akt) und 1. Johannes 3, 6 (Präsens, fortlaufende Handlung) NWÜ: „sündigen“, „Sünde treiben“; LU und EÜ jeweils: „sündigen“.
  • wiederholte und fortlaufende Handlungen des griechischen Präsens, wie in Lukas 11, 5-10: Bittet unablässig, sucht fortwährend, klopft unaufhörlich an. Ähnlich auch in Matthäus 7, 7. Matthäus 6, 33: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich zu suchen.“
  • Auch negierte Verben wurden aufgrund des Aspekts unterschieden: Matthäus 6, 16: „Hört auf ... ein trübseliges Gesicht zu machen“. Oder Matthäus 7, 1: „Hört auf zu richten“. Wenn der Aorist vorkommt, wird die Handlung als zu keinem Zeitpunkt erlaubt ausgedrückt: „Macht euch also niemals Sorgen um den nächsten Tag“ (Matthäus 6, 34).
  • Soweit einzelne Sätze und Ausdrücke des Urtexts mehrdeutig sind, sollte eine Abweichung von der traditionellen Wiedergabe unter Beibehaltung der Grammatik, der Wortbedeutung und des Kontext geprüft werden.
  • Lukas 23, 43 („Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.“) wird auch von anderen Übersetzern wie Michaelis wiedergegeben und durch Texte wie Apostelgeschichte 2, 27-31 und 10, 39f gestützt. Begründet wurde dies mit einer Mehrdeutigkeit des Urtextes, wegen der im Altertum fehlenden Zeichensetzung.
  • Die Wiedergabe von griech. „estin“ mit „bedeutet“ in Matthäus 26, 26 („Dies bedeutet meinen Leib“) entspreche gemäß dem Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer der Wortbedeutung.
  • Die Wiedergabe von Johannes 1, 1 mit „das WORT war ein Gott“ wird u. a. damit begründet, dass fünf andere deutsche Übersetzungen (Jürgen Becker, Jeremias Felbinger, Oskar Holtzmann, Friedrich Rittelmeyer, Siegfried Schulz) diese ebenso gewählt hätten.
  • Die Einfügung des Wortes „andere“ im Text von Kolosser 1,15-20 sei erfolgt, um den Sinn im deutschen Text vollständiger wiederzugeben.[11][12][13]

Die Verwendung von „Jehova“ als Namen Gottes

Die Neue-Welt-Übersetzung verwendet den Namen „Jehova“ an 6973 Stellen im Alten Testament und an 237 Stellen im Neuen Testament als Eigennamen des biblischen Gottes. Die Übersetzer sehen die genaue historische Aussprache des Tetragrammatons als derzeit nicht rekonstruierbar an. Es wurde stattdessen die im deutschsprachigen Raum seit über 500 Jahren benutzte Form Jehova[h] verwendet.

Die Verwendung im Alten Testament

Deren Übersetzer benutzen an 6827 Stellen die Wiedergabe „Jehova“, wo in der Biblia Hebraica Stuttgartensia und der Biblia Hebraica von Rudolf Kittel das Tetragrammaton (JHWH) vorkommt (Ri 19,18 übernahmen die Übersetzer nicht).

Des Weiteren fügten sie den Namen an 133 der 134 Stellen ein, die die Masoreten als unzulässige Veränderung des Tetragrammatons in „Adonaj“ durch die jüdischen Sopherim auflisteten. Sie folgten außerdem dem Bibelgelehrten Christian David Ginsburg, der acht Stellen identifizierte, an denen die Sopherim ihn durch Elohim ersetzt hatten. Schließlich fügten sie den Namen gemäß der Lesart der Septuaginta an drei Stellen ein, was konform zu den Fußnoten der Biblia Hebraica ist.

Die Verwendung im Neuen Testament

Die Übersetzer verwendeten bei ihrer Arbeit textkritische Ausgaben des griechischen Neuen Testaments, in denen der Name Gottes „Jehova“ oder „Jahwe“ jedoch nicht zu finden ist (siehe auch JHWH im Neuen Testament). Lediglich in Offenbarung 19 findet sich die Kurzform des Namens an vier Stellen im Wort Hallelujah, was „Preiset Jah“ bedeutet.

Ausgangspunkt der Überlegungen der Übersetzer, ob man den Namen Gottes im Neuen Testament verwenden dürfte, waren Vermutungen über die Verwendung der hebräischen und griechischen Texte des Alten Testaments durch Jesus und seine Jünger. Da sie aus diesen Texten zitierten, war in der Vergangenheit angenommen worden, die Septuaginta-Manuskripte hätten das Tetragrammaton nicht enthalten. Diese gängige Vorstellung geht auf die „großen“ Manuskripte der Septuaginta (LXX; Codex Sinaiticus, Codex Vaticanus Nr. 1209, Codex Alexandrinus und Codex Ambrosianus) des 4. und 5. Jahrhunderts u. Z. zurück, die den Namen nur mit Kyrios mit und ohne bestimmten Artikel und Theos wiedergeben. Im Anhang der Erstausgabe der „New World Translation of the Christian Greek Scriptures“, 1950, wurden daher Fotoreproduktionen von Papyrusfragmenten des P. Fouad Inv. No. 266 abgedruckt, die zeigen, dass die Fragmente jener LXX-Ausgabe den Namen Gottes in althebräischen Buchstaben enthalten. Da diese Fragmente deutlich älter sind, als die großen bisherigen Manuskripte, sahen sich die Übersetzer in der Annahme bestätigt, dass Jesus und die ersten Jünger die Texte mit dem Tetragramm lasen und auch aussprachen, auf jeden Fall aber abschrieben, um den alttestamentlichen Text nicht zu verfälschen. Mehrere wissenschaftliche Abhandlungen verwiesen später auf diese Veröffentlichung.

Weitere Belege in der 1950- und 1951-Ausgabe waren das P. Oxyrhynchus VII. 1007 aus dem 3. Jahrhundert u.Z., welches in seinem Text aus der Genesis das Tetragramm mit zwei Jod abkürzt, die Worte von Hieronymus, die bestätigen, dass er das Tetragramm in Abschriften der LXX gefunden hatte und die Hexapla von Origenes, in der der Name als Tetragramm geschrieben stand.

In der neueren englischen Ausgabe der Studienbibel von 1984 (deutsch: 1986) wurden weitere Handschriftenbelege hinzugefügt. In dieser Ausgabe verwiesen sie auch auf George Howard von der Universität Georgia, der mit seinen eigenen Untersuchungen über die neueren Textforschungen eine wissenschaftliche Theorie entwarf, das der göttliche Name ursprünglich im Neuen Testament in den Zitaten aus dem Alten Testament und in Hinweisen darauf enthalten gewesen sei. Die Übersetzer der NWÜ betrachten diese Theorie als zutreffend. Allerdings ist diese Theorie derzeit nicht direkt überprüfbar, da aus dem betrachteten Zeitraum (bis ca. 150 n. Chr.) keine relevanten Manuskriptfunde des Neuen Testaments vorliegen.

In der deutschen Ausgabe fügten die Übersetzer auch eine Reihe deutschsprachiger Übersetzungen des Neuen Testaments an, deren Übersetzer ebenfalls den Namen im Text in den Formen Jehova(h) oder Jahve verwendeten ausgehend von dem evangelischen Theologen Christoph Friedrich Schulz, 1774, bis zu dem katholischen Theologen Professor P. Dausch, 1932. Insgesamt nennen sie sieben deutsche Bibelübersetzer.

Weitere Hinweise auf eine berechtigte Aufnahme des Namens sehen sie in der direkten Identifizierung des Gottesnamens im Neuen Testament in Luthers Bibelausgaben von 1545 und 1546 und in der indirekten Identifizierung in einer Anmerkung der ursprünglichen Elberfelder Bibel zu Matthäus 1,20.

Ein weiterer Grund der Aufnahme des Gottes-Namens Jehova im NT ist folgender: Bei direkten wörtlichen Zitaten, von Jesu Christi und dessen urgemeinschaftlichen Nachfolgern, z. B. aus der Septuaginta, würden diese wahrscheinlich den Gottes-Namen gebraucht haben. Denn die Jünger Jesu würden sich nicht nach dem Brauch jüdischer Gläubigen richten, den Namen Gottes bei einer Lesung oder Zitat nicht auszusprechen oder zu schreiben.

Für jede Stelle, an der sie den Namen als „Jehova“ setzten, suchten sie Belege für dieses Vorgehen in anderen Übersetzungen und speziellen Übersetzungen ins Hebräische. Speziell dort wird der Name häufig als Tetragramm eingefügt, wie man an den Textausgaben der United Bible Society und Bible Society in Israel sehen kann. Im englisch- und deutschsprachigen Raum wählte David H. Stern einen Kompromiss, indem er an den fraglichen Stellen Adonai kursiv wiedergibt und in der Fußnote dazu bemerkt: „Adonai – der HERR, Jahwe“ (Mattitjahu 2, 15).

Im englischen Sprachraum ist das Vorgehen, den Gottesnamen im Neuen Testament zu verwenden, neben der NWÜ bei 43 weiteren Bibelübersetzungen belegt. In der Sammlung der American Bible Society finden sich Neue Testamente in 38 Sprachen, Englisch und Hebräisch in der Zählung ausgenommen, die eine umgangssprachliche Form des Tetragramms wählen.

Kritik an der NWÜ aus Sicht der christlichen Theologie

Die protestantische und katholische Theologie steht der Neuen-Welt-Übersetzung meist ablehnend gegenüber. Sie sieht ihre theologische Lehrentwicklung in der NWÜ nicht berücksichtigt: Als Beispiele werden Johannes 1,1 oder Kolosser 1,15-20 aufgeführt, die nicht im Sinne der Trinität übersetzt seien.[14]

Theologen kritisieren unter anderem die Entscheidung der Übersetzer, „kyrios“ (griech. für Herr) in den Versen Apg 7,60 („Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“) [15] sowie Rö 10,13 („jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden“) [16] mit „Jehova“ zu übersetzen. In den erhaltenen griechischen Manuskripten ist dagegen kyrios für „Herr“ enthalten. [17]

Auch die historisch umstrittene Frage, ob Christus an einem Pfahl oder an einem Kreuz gestorben sei, wird gegen die NWÜ angeführt, da sich die Übersetzer gegen die mehrheitliche Wiedergabe „Kreuz“ für das griechische Wort „stauros“ entschieden. [18]

Siehe auch

Literatur

  • Jason BeDuhn: Truth in Translation - Accuracy and Bias in English Translations of the New Testament, ISBN 0761825568 (engl.)
  • Anthony Biatt, Hal Fleming (Hg.): 'Your Word Is Truth'. Essays in Celebration of the 50th Anniversary of the New World Translation of the Holy Scriptures (1950, 1953). Golden Age Books. 2004 ISBN 0950621269
  • Countess, Robert H.: Jehovah's Witnesses' New Testament: A Critical Analysis, ISBN 0875522106
  • Furuli, Rolf: The Role of Theology and Bias in Bible Translation. With a special look at the New World Translation of Jehovah's Witnesses. 1999 ISBN 0965981444

Weblinks

Quellen

  1. WT vom 15.9.1950 Seite 314: "We acknowledge our debt to all the Bible versions which we have used in attaining to what truth of God’s Word we enjoy today. We do not discourage the use of any of these Bible versions, but shall ourselves go on making suitable use of them. However, during all our years of using these versions down to the latest of them, we have found them defective. In one or another vital respect they are inconsistent and unsatisfactory, infected with religious traditions or worldly philosophy and hence not in harmony with the sacred truths which Jehovah God has restored to his devoted people who call upon his name and seek to serve him with one accord. Especially has this been true in the case of the Christian Greek Scriptures [the New Testament], which throw light and place proper interpretation upon the ancient Hebrew Scriptures. More and more the need has been felt for a translation in modern speech, in harmony with revealed truth, and yet furnishing us the basis for gaining further truth by faithfully presenting the sense of the original writings; a translation just as understandable to modern readers as the original writings of Christ’s disciples were understandable to the simple, plain, common, lowly readers of their day. "
  2. Jehovas Zeugen - Verkündiger des Königreiches Gottes, S. 607 ff., Selters 1993.
  3. Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2006, S. 11
  4. Der Wachtturm 15.8.2006, S. 14
  5. Erwachet, November 2007, S. 30. Der Wachtturm, 1. Mai 2008, S. 22: über 60 Sprachen ganz oder in Teilen, mehr als 145 Mio. Exemplare
  6. Der Wachtturm 15.9.1991, S. 31
  7. New World Translation of the Hebrew Scriptures, Vol. I. Brooklyn, 1953, S. 9-22; New World Translation of the Christian Greek Scriptures, Brooklyn, 1951, S. 762-777; R. Furuli: The Role of Theology and Bias in Bible Translation. Huntington Beach, 1999, S. 31-38, 56-61, 95-107, 149-198, 199-229, 297-300; Neue-Welt-Übersetzung mit Studienverweisen, Selters, 1986, S. 7f, 1635-1638, 1641-1644. Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich, Selters, 1990, S. 326-331. Der Wachtturm 15.9.1974, S. 573f. Außerdem als Hintergrund: Einsichten in die heilige Schrift, Band 1, Selters, 1990, S. 1015-1020, 1084-1094
  8. Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift mit Studienverweisen. Revidiert 1986. Einführung, S. 7f
  9. Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift mit Studienverweisen. Revidiert 1986. Einführung, S. 7f
  10. Art. Kreuz/Kreuz Christi in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 4, S. 1745f, Tübingen 2001.
  11. Blass/ Debrunner/ Rehkopf, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, 17. Auflage, §480,1 , Göttingen 1990: speziell griechisch ist die Auslassung des Begriffs "andere"...
  12. siehe auch folgende Bibeltexte, wo viele Übersetzungen das Wort „andere“ einfügen: Mat 26,33.35; Luk 11,42; 13,2.4; 21,29; Joh 2,10; Ap 5,29; 1 Kor 15,24; Phil 2,21
  13. NWÜ, Einführung Seite 9
  14. Begründung der Übersetzer: Siehe Anhang 6A der Neuen-Welt-Übersetzung mit Studienverweisen
  15. In some passages one could debate whether Jesus or God is the reference. For example, in Acts 2:47 „the Lord“ is probably God (cf. Acts 2:34), but in a text like Acts 21:14 kyrios could refer to either Jesus or God (cf. Acts 21:13). ... But in Acts 7:60, Acts 13:2 and Acts 16:14-15 it appears that it is Jesus who is prayed to, worshiped and believed in. This sort of ambiguity does not trouble Luke because in his view the terminology is equally appropriate when used of either God or Jesus, not least because he viewed Jesus as a proper object of worship and petitionary prayer. (Benjamin Witherington: Lord III p 734 in The IVP Dictionary of the New Testament)
  16. In several places where Paul cites OT references that mention Yahweh, he clearly applies the OT citations to Christ: Romans 10:13 (Joel 2:32) ... (L.W. Hurtado, Lord II p 725 in The IVP Dictionary of the New Testament)
  17. Begründung der Übersetzer: Siehe Anhang 1C der Neuen-Welt-Übersetzung mit Studienverweisen
  18. Begründung der Übersetzer: Siehe Anhang 5C der Neuen-Welt-Übersetzung mit Studienverweisen

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