Neuendorfer Flesche

Neuendorfer Flesche
Freigelegter Graben mit innerer Grabenmauer
Graben mit Contreescarpenmauer und Zugang zum Gegenminensystem

Die Neuendorfer Flesche in Koblenz ist Teil der im 19. Jahrhundert entstandenen preußischen Festung Koblenz. Sie gehörte als vorgelagerte Verteidigungsanlage zur Feste Kaiser Franz. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Flesche geschleift. Auf dem Gebiet der heutigen Rhein-Kaserne sind nur noch die unterirdischen Teile der Anlage erhalten geblieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Als Teil des Festungssystems Feste Kaiser Franz entstand von 1820 bis 1825 unter Leitung des preußischen Ingenieurhauptmanns Cornely die Neuendorfer Flesche (frz. flèche = Pfeil). Das Grundmuster der Flesche ist aus dem Grundriss des von Leutnant John Humly Humfrey erstellten Spionageberichts erhalten geblieben.

Nach Nordosten gerichtet bestand die Flesche aus annähernd zwei gleichlangen Frontlinien. Die linke Linie war gebrochen und es entstand ein fast lünettenhafter Grundriss. Die rechte Linien schloss versetzt an das Reduit an. Hinter den Wällen lag ein in elliptischer Form errichtetes Reduit mit angehängter Caponniere (Orillon), die das Werk rückwärts abschloss. Zwischen den einzelnen Teilen des Werkes bestanden Communikationen. Brücken und Rampen sicherten den Zugang in den Wallhof und in das Reduit. Das Reduit diente zur Aufstellung von Mörsern oder Kanonen und zur Unterbringung der Soldaten. Unter dem Hauptwall lag ein weitläufiges Kasemattenkorps mit der Escarpe.

Unterhalb des äußeren Festungssystems lag unterirdisch die Contrescarpe mit der Minengalerie (jeweils 100 Meter lang) und den Horchgängen (etwa 10 Meter lang). Zwischen der Contrescape und der Escarpe entstand der trockene Hauptgraben, 6 Meter tief und 17 Meter breit. Nach Fertigstellung der Flesche belegten sofort zwei Rheinische Infanterieregimenter die Anlage.

Die Festungsanlage wurde vermutlich ab 1911 geschleift. Alle oberirdischen Festungsteile wurden abgerissen und der Abbruch in den Hauptgraben der Anlage verfüllt. Die unterirdischen Teile blieben dabei bis heute fast völlig erhalten. Auf dem Gelände der Festungsanlage wurde in den folgenden Jahren die Train-Kaserne Coblenz-Lützel errichtet. Im Zweiten Weltkrieg hat die Lützeler und Neuendorfer Bevölkerung in den unterirdischen Gängen Schutz vor Luftangriffen gesucht. Teile der Ausstattung sind noch heute zu sehen. Auf dem Gelände der ehemaligen Festungsanlage steht heute die Rhein-Kaserne. Ein Teil der Escarpenmauer konnte 1995 aufwendig rekonstruiert werden.

Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 sind die Reste der Neuendorfer Flesche als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Tippach (Diss.): Koblenz als preussische Garnison- und Festungsstadt Wirtschaft, Infrastruktur und Städtebau. 2000 (Reihe: Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Band 53), ISBN 3-412-08600-2
  • Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9
  • Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr, Koblenz 1978 (Anm.: In vielen Dingen überholt, aber immer noch die beste Darstellung für einen Überblick)
  • Wolfgang Klefisch: Die Neuendorfer Flesche - vom Festungsmodell zum neupreußischen Festungswerk. 1990, 3. Auflage 2006, Bornheim (Rhl)

Weblinks

 Commons: Neuendorfer Flesche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 21. Quelle: http://www.gdke-rlp.de/, abgerufen am 12. Januar 2009.

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