Nicolai Miklouho-Maclay

Nicolai Miklouho-Maclay
Nikolai Miklucho-Maklai

Nikolai Nikolajewitsch Miklucho-Maklai (auch Nikolai Miklouho-Maclay; russisch Николай Николаевич Миклухо-Маклай, wiss. Transliteration Nikolaj Nikolaevič Miklucho-Maklaj;* 17. Juli 1846 nahe der Stadt Nowgorod; † 24. April 1888 in Sankt Petersburg) war ein Forscher, Künstler und Humanist, und ist neben seinen biologischen und zoologischen Arbeiten vor allem als Anthropologe und Erforscher Neuguineas bekannt.

Leben

Sein Vater war Ingenieur und gehörte einem noch jungen russischen Adelsgeschlecht an – von Katharina der Großen geschaffenem Erbadel. Ein Vorfahre war aus Schottland nach Russland eingewandert – darum der zweite Nachname Maclay. Über die Schreibweise seines Namens darf sowieso gestritten werden: von Miklouho-Maclay über Miklukho-Maclay, Mikloucho-Maclay, Miklukho-Maclaj bis Nicholas Maclay sind alle möglichen Schreibweisen in Gebrauch.

Nikolai war elf Jahre alt, als sein Vater starb und die Familie verarmte. Ein 1863 begonnenes Studium der Physik und Mathematik in Sankt Petersburg musste abgebrochen werden, weil der junge Nikolai an verbotenen politischen Studententreffen teilnahm. Miklucho-Maklai bekam Studierverbot und ging nach Deutschland, wo er in Heidelberg, Leipzig und Jena Philosophie und Medizin studierte und nebenher arbeitete, um zu überleben.

Ernst Haeckel und Nicolai Miklucho-Maklai 1866 auf den Kanarischen Inseln

Der Neunzehnjährige fiel dem bekannten Naturforscher und Darwinisten Ernst Haeckel auf, der ihn als wissenschaftlichen Assistenten auf eine ausgedehnte Reise nach Madeira, den Kanarischen Inseln und Marokko mitnahm. In Jena führte Miklucho-Maklai seine Studien der Zoologie und Botanik fort und unternahm 1867 eine Reise nach Sizilien und 1869 als Muslim verkleidet seine erste selbständige Reise ans Rote Meer und nach Arabien.

Über Konstantinopel kehrte er nach Sankt Petersburg zurück und arbeitete als Assistent von Karl Ernst von Baer, der mit seinen darwinkritischen Ansichten von der Gleichheit der Menschen auch Friedrich Engels beeinflusste. Dort fiel ihm auch ein Buch des deutschen Südseeforschers Otto Finsch in die Hände, das ihn für die fremde und fast noch unerforschte Insel Neuguinea begeisterte.

Mühsam brachte er die Mittel für eine Zwei-Mann-Expedition auf und verließ im Oktober 1870 auf der russischen Korvette Witjas (I) den Hafen Kronstadt. Die Reise dauerte ein Jahr und führte über Brasilien und Chile in die Südsee. Nach Zwischenaufenthalten auf der Osterinsel, auf Tahiti und Samoa setzte Kapitän Nasimov den unerschrockenen Forscher am 20. September 1871 in der Astrolabe-Bucht an der Nordküste Neuguineas unweit der heutigen Stadt Madang ab, an einem Flecken Land, den noch kein Weißer je betreten hatte. Hier sollte er 15 Monate bleiben, nur in Begleitung seines furchtsamen und pessimistischen Dieners, des schwedischen Seemanns Olsson.

Von 1873 bis 1875 forschte Miklucho-Maklai im Innern der Halbinsel Malakka

Miklucho-Maklai ist noch heute eine Legende in Papua-Neuguinea. Furchtlos begegnete er den menschenfleischessenden Ureinwohnern und wurde als der „Mondmann“ bekannt – die Papuaner hatten noch nie einen Weißen gesehen und glaubten, er habe seine übernatürlichen Kräfte vom Mondgott. Miklucho-Maklai wurde zum unsterblichen Halbgott für die Papuaner, und er förderte nach Kräften den Glauben an seine magischen Kräfte. Noch heute ist Miklucho-Maklai in seiner russischen Heimat als „der Mondmann“ berühmt.

In Australien ist er auch als „der weiße Papuaner“ bekannt. Nach einem weiteren Aufenthalt von 1876 bis 1877 in Neuguinea kam er 1878 auch nach Australien und ließ sich dort nieder. Mit seinem Fast-Namensvetter Macleay veröffentlichte er drei wissenschaftliche Arbeiten und eröffnete die erste meeresbiologische Station Australiens. Er wurde der Öffentlichkeit aber weniger durch seine bahnbrechenden Arbeiten über Neuguinea bekannt, sondern mehr durch die Art und Weise, wie er sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzte und die Rolle der Weißen kritisch sah. Neuguinea besuchte er noch zweimal.

Er schrieb an die britische und russische Regierung, um sie von weiterer Kolonisierung Neuguineas abzuhalten. 1881 schuf er einen Plan, wonach der noch nicht kolonisierte Teil der Insel von einem „Großen Rat der Eingeborenen“ (Native Great Council) regiert werden sollte, dessen Berater und Botschafter er gerne werden wollte.

1884 aber kam das Unheil von einer Seite, an die er nicht gedacht hatte. Der deutsche Anthropologe Otto Finsch – eben jener, dessen Buch ihn für Neuguinea begeistert hatte – landete in der Astrolabe-Bucht, gab sich als Freund oder gar Bruder von Miklucho-Maklai aus und nahm das Land für Deutschland in Besitz. Deutschland war auf der Jagd nach einem eigenen Kolonialreich und nahm, was die älteren Kolonialmächte noch übrig gelassen hatten. Bis zum Ende des Jahres 1884 war der ganze Osten Neuguineas zwischen England und Deutschland aufgeteilt – der Westen Neuguineas war ja schon lange holländisch.

Nachdem der Zar ihm die Erlaubnis gegeben hatte, heiratete Miklucho-Maklai im gleichen Jahr Margaret Emma Robertson, die Tochter eines hohen australischen Politikers, der übrigens gegen die Hochzeit mit dem armen Russen war. Mit seinen zwei Söhnen zog die junge Familie 1887 nach Russland, wo Maklai ein Jahr später, im Alter von 42 Jahren, an einer seltenen Krankheit starb, die er sich in den Tropen zugezogen hatte.

Einige Zeitgenossen vermuteten, dass er sich nur verborgen hielt. So glaubt die Universität von Melbourne aufgrund von Dokumenten in ihrem Besitz, dass er erst am 1. Januar 1936 im Alter von fast neunzig Jahren in Melbourne gestorben ist, während auf der Website der Uni Sydney das allgemein angenommene Todesdatum 1888 steht (siehe Links).

Seine Frau jedenfalls ließ auf seinen Grabstein in Sankt Petersburg meißeln: „Nichts als der Tod kann uns trennen“, und kehrte nach Australien zurück. Miklucho-Maklai hatte drei Enkel und etliche Urenkel, von denen einer Astronom wurde und nach seinem Ururgroßvater einen Stern benannte.

Nach Miklucho-Maklai ist das Institut für Ethnologie und Anthropologie der Russischen Akademie der Wissenschaften benannt.

Literatur

  • Die einzige Biographie erschien 1984 auf englisch: Webster, E. M., The Moon Man: A Biography of Nikolai Miklouho-Maclay, University of Melbourne, Melbourne, 1984, 448 pp.
  • Friederike Schneider, Mikloucho-Maclay und die heroische Ethnologie. Heusweiler 1997.

Weblinks


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