Nicolaus Marschalk

Nicolaus Marschalk
Nicolaus Marschalk auf einem zeitgenössischen Holzstich im Stadtarchiv Erfurt

Nicolaus Marschalk, auch: Thurius (* um 1470 in Roßla; † 12. Juli 1525 in Rostock) war ein deutscher Philologe, Rechtswissenschaftler und Historiker und als solcher Humanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nicolaus Marschalk besuchte die Universitäten im Brabantischen Löwen (heute Belgien) und in Heidelberg. 1491 bezog er die Universität Erfurt. Nachdem er dort 1496 den Grad eines Magisters in der Artistenfakultät, dann auch den eines Bakkalaureus in der juristischen Fakultät erworben hatte, wurde er Stadtschreiber und betätigte sich als solcher ohne direkten Bezug zur Universität als Humanist: 1499 trat er mit Wolfgang Schenk in Verbindung, der in Erfurt die erste Druckerei einrichtete, und veröffentlichte in seinen Offizin zwei kleine Schriften – ein Lexikon zu dem Philosophen Psellus, einem Zeitgenossen Konstantins, und die spätantike Grammatik des Martianus Mineus Felix Capella mit einleitenden Epigrammen von ihm selbst, vom späteren Erfurter Weihbischof Maternus Pistor (ca. 1470-1534) und von Heinrich Aquilonipol (ca. 1455-1527) - das früheste Beispiel des griechischen Typendrucks in Erfurt. Letzterer griff damit die in Erfurt verwendete traditionelle, scholastische Grammatik, das „Doctrinale“ des Alexander Gallus, an.

1501 richtete Marschalk eine eigene Druckerei ein und setzte seine philologischen Arbeiten fort, indem er im gleichen Jahr die „Orthographia“ für Schreibweisen des Griechischen und Lateinischen herausgab - das erste in Deutschland verfasste griechische Lehrbuch, dem er ebenfalls 1501 die „Grammatica Exegetica“ folgen ließ. 1502 ergänzte er die beiden Schriften mit einer Anthologie lateinischer und griechischer Dichter, das „Enchiridion Poetarum Clarissimorum“. Als erster druckte er in Erfurt Noten.

Von dort begab er sich mit Schülern, die er nachzog, 1502 an die neu gegründete Universität Wittenberg wo er am 23. April 1504 zum Doktor der Rechtswissenschaften promovierte, die erste Buchdruckerei in Wittenberg errichtete und eine Professur der griechischen Sprache und Literatur übernahm. Marschalks humanistische Bestrebungen, die er zunächst in Erfurt entwickelt hatte, versuchte er in Wittenberg in seinen Vorlesungen fortzusetzen. Dabei traf er auf Widerstände seiner scholastischen Kollegen. Auch Beschwerden an den Kurfürsten Friedrich den Weisen erbrachten in den Auseinandersetzungen keinen Erfolg, so dass er Anfang 1505 Wittenberg verließ.

An den mecklenburgischen Hof vermittelt, wurde er zunächst herzoglicher Rat in Schwerin und war in dieser Funktion in diplomatischen Missionen unterwegs. 1510 trat er an der Universität Rostock in Aktion. Er hielt dort juristische Vorlesungen, machte aber zugleich die humanistischen Wissenschaften dabei geltend. Als Polyhistor beschäftigte er sich mit theologischen und naturwissenschaftlichen Studien und war auf dem juristischen Gebiet und in der Geschichtsschreibung literarisch aktiv. Er führte nicht nur erste Ausgrabungen durch[1], sondern war seiner Zeit auch in der Auswertung der archäologischen Befunde weit voraus[2].

Werke

Literatur

  • Franz Xaver von Wegele: Marschalk, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 431 f.
  • Heinrich Grimm: Marschalk, Nikolaus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 252 f.
  • Gustav Bauch: Wolfgang Schenk und Nikolaus Marschalk. In: Centralblatt für Bibliothekswesen 12 (1895), S. 353-409
  • Maria Grossmann: Humanism in Wittenberg 1485-1517. De Graaf, Nieuwkoop 1975 ISBN 90-6004-333-2
  • Thomas Haye: Notizen zu Nicolaus Marschalk. In: Daphnis 23 (1994), S. 205-236
  • Irene Dingel, Günther Wartenberg (Hg.): Die Theologische Fakultät Wittenberg 1502 bis 1602. Leipzig 2002, ISBN 3374020194
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Dietmar von der Pfordten (Hg.): Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität. Göttingen 2002: Wallstein, S.118ff., ISBN 3-89244-510-9
  • Michael Bischoff: Geschichtsbilder zwischen Fakt und Fabel. Nikolaus Marschalks Mecklenburgische Reimchronik und ihre Miniaturen, Lemgo 2006. ISBN 3-9807816-3-1

Weblinks

 Commons: Nicolaus Marschalk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Nicolaus Marschalk – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Gummel, H. Forschungsgeschichte in Deutschland. Berlin De Gruyter (1938)
  2. Volker Schimpff: Der Beginn der archäologischen Forschung in Norddeutschland: Zum Wirken von Nikolaus Marschalk Thurius in Mecklenburg. In: Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte 18. Rostock 1990, S. 70-73

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