Niederländische Besitzungen in Südasien

Niederländische Besitzungen in Südasien
Niederländische Karte Südasiens und des Indischen Ozeans aus dem Jahr 1680

Die Niederländischen Besitzungen in Südasien umfassten von der Mitte des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts Ceylon (heute Sri Lanka) sowie einige Stützpunkte auf dem indischen Festland. Diese Gebiete wurden allerdings nicht direkt von der niederländischen Krone, sondern von der Vereinigten Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oost-Indische Compagnie, kurz VOC) verwaltet. Die VOC war eine private Handelsgesellschaft mit staatlichem Monopol auf den Ostindienhandel.

Ceylon

In Ceylon wurden die Küstengebiete des Westens (vor allem um Colombo) seit 1518 von den Portugiesen beherrscht, die im Lauf des 16. Jahrhunderts ihre Herrschaft über immer weitere Küstengebiete ausdehnen konnten. Im Landesinneren konnte sich das Königreich Kandy halten. Die Portugiesen machten sich nicht nur durch hohe Steuerlast, sondern auch durch ihre konsequente Verfolgung der Buddhisten und Moslems unbeliebt. 1580 wurde Philipp II. von Spanien auch König von Portugal, für mehrere Jahrzehnte sank das Land zu einer spanischen Provinz herab und wurde dadurch auch in den Spanisch-Niederländischen Krieg verwickelt.

Als Kapitän Joris van Spilbergen 1605 in Colombo landete, erhielt er daher einen Hilferuf des Königs von Kandy. Bis zu einem ernsthaften Angriff ließen sich die Niederländer allerdings bis 1638 Zeit, als Trincomalee (der wertvollste Hafen Ceylons, da am besten vor dem Monsun geschützt) eingenommen wurde. Galle wurde 1640 genommen, Colombo 1656 und mit der Eroberung Jaffnas 1658 war ganz Ceylon in niederländischer Hand - weiterhin mit Ausnahme des Königreiches Kandy, das seine Unabhängigkeit erst im frühen 19. Jahrhundert verlor.

Ceylon hatte für die VOC große Bedeutung, nicht nur als Sprungbrett auf dem Weg nach Niederländisch-Indien (dem heutigen Indonesien), sondern auch, weil in Ceylon Zimt angebaut wurde, und es sich so in das Gewürzhandelssystem des Archipels eingliedern konnte. Dies führte in weiten Gebieten zur Bildung von Monokulturen. In Religionsfragen waren die Niederländer tolerant, nur die Katholiken wurden von ihnen systematisch benachteiligt. Sitz des Gouverneurs der VOC wurde Galle, das in niederländischer Zeit großzügig ausgebaut wurde und auch seine heute noch bestehenden Festungsanlagen erhielt.

Festland

Auch auf dem Festland konnte die VOC einige Stützpunkte errichten. Der erste davon war Chinsurah in Bengalen 1608. 1610 folgte Pulicat an der Koromandelküste (heutiges Tamil Nadu), 1658 Tuticorin und Negapatnam, ebenfalls an der Koromandelküste. An der Malabarküste (heutiges Kerala) setzte sich die VOC ebenfalls 1658 fest und errichtete Dezember 1661 einen Stützpunkt in Quilon, 1662/63 folgten die Stützpunkte Cranganore und Cochin, letzteres wurde zum Hauptsitz der VOC in Indien.

Der Verlust der Kolonien

Während der Napoleonischen Kriege wurden die Niederlande zum französischen Satellitenstaat, die im Krieg mit Frankreich befindlichen Briten besetzten daher alle niederländischen Überseegebiete und unterstellten sie ihrer Verwaltung. 1799 wurde die VOC aufgelöst, ihr Vermögen fiel dem niederländischen Staat zu. Auf dem Wiener Kongress wurden einige der ehemaligen Gebiete der VOC an die Niederlande zurückgegeben, während der Rest britisch blieb. Dabei wurden Ceylon und Malabar britisch, Koromandel wurde an die Niederlande übergeben. 1825 wurden die britisch-niederländischen Einflusssphären in Ostindien im britisch-niederländischen Vertrag rational abgegrenzt - die Niederländer verzichteten auf alle ihre festländischen Besitzungen zugunsten von Bengcoolen (Bengkulu) auf Sumatra.


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