Niedernjesa

Niedernjesa
Niedernjesa
Koordinaten: 51° 29′ N, 9° 56′ O51.4762472222229.9262168Koordinaten: 51° 28′ 34″ N, 9° 55′ 34″ O
Höhe: 168 m ü. NN
Einwohner: 1.100
Eingemeindung: 1. Jan. 1973
Postleitzahl: 37133
Vorwahl: 05509

Niedernjesa ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Friedland in Südniedersachsen und liegt 7 km südlich von Göttingen im Leinetal. Zu Niedernjesa gehört auch der Reinshof nördlich des Ortes, ein ehemaliges Vorwerk des Klosters Weende.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Alter des Ortes ist nicht bekannt. Erstmals schriftlich erwähnt wird Niedernjesa im Jahre 1269, die manchmal angeführte Erwähnung aus dem Jahre 1022 in einer gefälschten Urkunde angeblich Heinrichs II. könnte sich auch auf Obernjesa beziehen, da keine nähere Bestimmung angegeben ist.[1] Niedernjesa erhielt 1867 eine Anbindung an die Eisenbahnlinie Heiligenstadt–Arenshausen–Friedland–Göttingen. Die gleichmäßig lockere Bebauungsstruktur des 19. Jahrhunderts ohne erkennbaren Ortskern hat sich bis auf Ortserweiterungen im Norden und vor allem im Südosten des Ortes weitgehend erhalten.[2]

Etymologie

Der Ortsname Niedernjesa ist als in Minori Jese um 1269 erstmals schriftlich erwähnt, nachdem schon seit 1022 eine Ortschaft Gese/Jese/Iese verzeichnet ist, die aber noch nicht in Obern- und Niedern- unterschieden ist. Die Herleitung des Namensteils "Jesa" ist nicht ganz eindeutig: Aus der Wurzel jesan (gären, schäumen) könnte ein Teilabschnittsname der Leine entstanden sein, der sich auf die Ortschaften Niederjesa und Obernjesa übertragen hat, selbst aber vom älteren und bedeutenderen Hauptnamen "Leine" wieder verdrängt wurde und in Vergessenheit geraten ist.[1]

Blick vom Westen auf Niedernjesa.

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Das Dorf wird von der evangelischen Kirche St. Laurentius mit ihrem über 900 Jahre alten Kirchturm überragt. Sein Kirchturm diente möglicherweise einer ehemaligen Klosteranlage[3] als Wehrturm, da er von einem Wallgraben umgeben war, der noch im Jahr 1917 in den Gärten von Hinterthür und Herborg zu erkennen war[4] . Das verputzte Kirchenschiff mit sparsamer Gliederung wurde 1855 von Otto Praël entworfen und westlich an den bestehenden Kirchturm angebaut.[2]

Wendebachstausee

Zum Schutz vor Hochwasser wurde 1967 oberhalb von Niedernjesa mit dem Bau eines Rückhaltebeckens am Wendebach begonnen, das ab 1970 zu dem Wendebachstausee ausgebaut wurde. Im Wendebachstausee ist das Schwimmen erlaubt, er ist ein im Sommer stark frequentiertes Naherholungsgebiet. Der Staudamm besitzt eine Länge von 260 m, eine Höhe von 15 m und eine Krone von 5 m Breite. Bei Hochwasser kann der Wendebach auf einer Länge von 2 km, auf einer Breite von 400 m und auf einer Fläche von 28 ha angestaut werden. Die Oberfläche des Stausees liegt dann auf einer Höhe von 180 m über NN, und der Stausee fasst dann 1.520.000 m³ Wasser.

Es wird befürchtet, dass der Staudamm dem Druck der Wassermenge im Stausee bei einem Starkregen nicht standhalten kann und dass die Flutwelle aus dem Stausee dann der Bundesstraße 27 sowie dem Ort Niedernjesa starken Schaden zufügen könnte. Deshalb plante das Land Niedersachsen, den Staudamm zu entfernen, damit statt des Stausees nur zwei Wendebachteiche übrig blieben. Niedersachsens Minister für Umwelt und Klimaschutz Hans-Heinrich Sander entschied aber am 18. August 2010, nur einige Meter der Krone des Staudammes abzutragen und den verbleibenden Staudamm so zu verstärken, dass er dem Druck einer Flutwelle im Wendebach standhalten kann, damit die Bundesstraße 27 und der Ort Niedernjesa nicht durch einen Bruch des Staudammes gefährdet werden können.[5] Hans-Heinrich Sander erklärte am 16. November 2010, dass der Wendebachstausee als Badesee erhalten bleiben soll und dass die Bauarbeiten am Staudamm schon im Jahr 2011 beginnen können.[6] Bei einem Leinehochwasser kann allerdings der tiefliegende Teil von Niedernjesa überschwemmt werden, wie das beispielsweise 1981 geschehen ist.

Der Leinegraben bei Göttingen und Niedernjesa.

Quellen

  1. a b Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. In: Jürgen Udolph (Hrsg.): Niedersächsisches Ortsnamensbuch (NOB). Teil IV, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, ISBN 3-89534-494-X, S. 225ff.
  2. a b Peter Ferdinand Lufen: Landkreis Göttingen, Teil 2. Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen. In: Christiane Segers-Glocke (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. 5.3, CW Niemeyer, Hameln 1997, ISBN 3-8271-8257-3, S. 236f.
  3. Im Urkundenbuch des Hochstiftes Hildesheim heißt es in der Stiftungsurkunde auf Seite 63 im Band 1 in Zeile 25-27: 67 Bischof Bernward (993 - 1022) bezeugt, dass er zu Ehren des heiligen Michael außerhalb der Stadtmauer ein Kloster gestiftet und dasselbe dotiert habe. Hildesheim 1022 Nov 1. Weitere urkundliche Angaben zum Kloster finden sich hier: Arbeitsgruppe Dorfchronik der Ortschaft Niedernjesa (Hrsg.): Unser Dorf. Niedernjesa gestern und heute. Selbstverlag 1992. Seite 5.
  4. Quelle: Aus der Heimat Heft 11, August 1917. Zitiert nach: Arbeitsgruppe Dorfchronik der Ortschaft Niedernjesa (Hrsg.): Unser Dorf. Niedernjesa gestern und heute. Selbstverlag 1992. Seite 136-138.
  5. GT vom 18. August 2010
  6. GT vom 17. November 2010

Literatur

  • Arbeitsgruppe Dorfchronik der Ortschaft Niedernjesa (Hrsg.): Unser Dorf. Niedernjesa gestern und heute. Selbstverlag 1992.
  • Gerhard Pfister: Der monetäre Wert einer Landschaftsveränderung am Beispiel der Aufforstung einer landwirtschaftlichen Fläche. In: Forst und Holz. Fachzeitschrift für Forstwirtschaft, Waldökologie, Holzwirtschaft, Umwelt- und Jagdmanagement. Schaper, Alfeld (Leine). Jg. 46 (1991) S. 465-467. ISSN 0932-9315.

Weblinks


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