Mollenfelde

Mollenfelde

Mollenfelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Friedland im niedersächsischen Landkreis Göttingen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der von Fachwerkgebäuden geprägte Ort liegt eingebettet im Molletal auf etwa 300 Metern ü. NN am äußersten Westrand der Gemeinde, 5 km westlich vom Ortskern Friedland entfernt. 265 Einwohner leben auf einer Fläche von 6,93 km².

Die evangelische Kirche im Ort hat einen Wehrturm, der wohl noch aus dem Mittelalter stammt. Ein Türsturz der Kirche ist auf das Jahr 1758 datiert.

Geschichte

Der Ort wurde im Jahr 1032 als Molduggauel, Molduggaue und Molduggavel erstmalig schriftlich erwähnt.[1] 1370 übertrug Otto der Quade das halbe Dorf an die Herren von Stockhausen, welche den Besitz bis 1459 innehatten. Sie selbst belehnten in diesem Jahr die Herren von Bodenhausen mit ihrem Besitz in Mollenfelde, der 1462 an Sittich von Berlepsch verkauft wurde. In diese Zeit fällt auch die Übertragung des Dorfes an den Landgrafen von Hessen, welcher fortan als Lehnsherr auftrat und das Eigentum derer von Stockhausen aufkaufte. 1618 wurde Mollenfelde zwischen Hessen und dem Fürstentum Göttingen aufgeteilt; ab 1832 gehörte der gesamte Ort zum Königreich Hannover, wirtschaftlich war er damals von der Grafschaft Berlepsch abhängig. Von jeher bildeten die Forstwirtschaft und die Steinbrüche die wichtigsten Arbeitsplätze im Ort, da bedingt durch die ungünstige Bodengüte sowie das Mikroklima eine Landwirtschaft lediglich in eingeschränktem Maße zu realisieren war.[2] Diese schlechten Arbeitsbedingen brachten es auch mit sich, dass viele Mollenfelder in die Regionen Nordhessens und Südhannovers auswanderten.

In Mollenfelde gab es früher einmal einen jüdischen Friedhof.[3] Über die Anfänge der jüdischen Gemeinde ist jedoch wenig bekannt. Das im 18. Jahrhundert teils hessische, teils hannoversche Dorf Mollenfelde bildete im folgenden Jahrhundert mit dem hessischen Hermannrode 1830 eine Synagogengemeinde. Zwar besaßen beide Orte einen eigenen Friedhof, teilten sich aber ein bei dem Gastwirt Mollenfeldes angemietetes Synagogengebäude. Über die Existenz einer Mikwe ist nichts bekannt, der Vorsteher der Gemeinde wechselte alle zwei Jahre. Der Bau einer Synagoge im Garten des Jacob Katz 1818 rief Proteste des Schulzen des hessischen Teils Mollenfeldes hervor, der gegen das vermutete "Geschrei" der Juden beim Amt Witzenhausen Einspruch einlegte. Der Bau wurde trotz hessischer Erlaubnis nicht realisiert. Hauptsächlich lag der Grund darin, dass Hannover vier Juden 1820 ein Verbot ausstellte, sich an der Errichtung einer Synagoge zu beteiligen.[4] Die Pläne wurden 1832 wieder aufgenommen, jedoch erhoben nun der evangelische Pfarrer und seine Gemeinde Widerspruch, der um die eigene Ruhe während der kirchlichen Gottesverehrung besorgt war. Ein Vorschlag zielte darauf, nur außerhalb des Dorfes eine Synagoge zu erlauben.

Bis zum Jahr 2004 war das Europäische Brotmuseum, das eine kulturhistorische Sammlung zum Thema "Vom Korn zum Brot" zeigt, in Mollenfelde angesiedelt. Seitdem befindet es sich in Ebergötzen im ehemaligen Forstamt Radolfshausen. Die Gründung des Brotmuseums in Mollenfelde fiel in das Jahr 1969, als von Vertretern der Bäckerhandwerkes und Politikern der Bundes-, Landes- und Regionalebene der gemeinnützige Verein Europäisches Brotmuseum e.V. ins Leben gerufen wurde. Schon ein Jahr zuvor erwarb dazu der Berliner Bäckermeister Otto Kunkel ein Fachwerkhaus im Ort um seine Exponate zum Thema Vom Korn zum Brot öffentlich zugänglich zu machen. Die feierliche Eröffnung fand 1971 durch den Bundeswirtschaftsminister statt. In den folgenden 20 Jahren konnte das Museum stets hohe Besucherzahlen verzeichnen, jedoch zog auch das Außengelände des Muesums, auf dem sich ein Café und ein Steinbackofen befanden, viele Interessierte an, sodass man sich vermehrt auf den wirtschaftlichen Aspekt, was den Verlbelib des Museums anging, konzentrierte. Dazu sah man Erweiterungen vor, ein Café mit 80 Plätzen sollte unter anderem ebenso wie ein Kornspeicher und eine Remise eröffnet werden.[5] Da der Platz jedoch nicht ausreichte, wurde eine Verlegung des Museums in Aussicht gestellt, welche später in Ebergötzen realisiert werden sollte.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kirstin Casemir, Uwe Ohainski, Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen. In: Jürgen Udolph (Hrsg.): Niedersächsisches Ortsnamensbuch (NOB). Teil IV, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2003, ISBN 3-89534-494-X, S. 284f.
  2. Klaus Wettig: Spurensuche und Fundstücke. Göttinger Geschichten. Wallstein-Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0122-1, S. 8.
  3. Mollenfelde. In: Übersicht über alle Projekte zur Dokumentation jüdischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland; hier: Niedersachsen
  4. Herbert Obenaus, David Bankier, Daniel Fraenkel: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, Band II. Wallstein, Göttingen 2005, S. 1052.
  5. Gerhard Ströhlein: Zu Besuch in Deutschlands Mitte. Natur - Kultur - Tourismus. In: Tobias Reeh, Gerhard Ströhlein (Hrsg.): ZELTForum - Göttinger Schriften zur Landschaftsinterpretation und Tourismus. 3, Universitätsverlag, Göttingen 2006, ISBN 3-938616-55-5, S. 134.

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