- Friedland (Niedersachsen)
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Wappen Deutschlandkarte 51.4230555555569.91181Koordinaten: 51° 25′ N, 9° 55′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Göttingen Höhe: 181 m ü. NN Fläche: 75,68 km² Einwohner: 11.029 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 146 Einwohner je km² Postleitzahl: 37133 Vorwahl: 05504 Kfz-Kennzeichen: GÖ Gemeindeschlüssel: 03 1 52 009 Gemeindegliederung: 14 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Bönneker Straße 2
37133 FriedlandWebpräsenz: Bürgermeister: Andreas Friedrichs (SPD) Lage der Gemeinde Friedland im Landkreis Göttingen Friedland ist eine Gemeinde im Landkreis Göttingen im südlichsten Zipfel Niedersachsens nahe dem Drei-Bundesländer-Eck mit Hessen und Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Friedland gehören insgesamt 14 Ortschaften:
Ortsteil Friedland
Einwohner: 1318, Gesamtgröße: 4,39 km²
Ursprung des Ortes ist die landesherrliche Burg „Fredeland“ („befriede das Land“), die 1285 erstmals urkundlich erwähnt und während des Dreißigjährigen Krieges zerstört wurde. Sie diente der Sicherung der Grenze zu Thüringen und Hessen und wurde später in die Göttinger Landwehrlinie eingebunden. Sie übernahm dort quasi die Funktion einer Superwarte. Während des 13. Jahrhunderts wurde Graf Diedrich von Eberstein von den Braunschweiger Herzögen mit dem Amt Friedland belehnt, jedoch wurde die Treulosigkeit Diedrichs gegenüber Albrecht I. 1252 vor der einstigen Asseburg mit dem Galgen bestraft[2]. Das freigewordene Amt wurde anschließend der Stadt Göttingen zugesprochen, in dessen Besitz es bis zur Reformation verblieb. Aus der fruchtbaren Gegend bezog der Rat vielfach seine Getreidevorräte. 1743 wurde die Ruine der Burg Friedland größtenteils abgetragen und das gewonnene Material zum Bau des ehemaligen Amtshauses (dem späteren „Schloss“, in dem sich heute ein Pflegeheim befindet), der Zehntscheuer und der Amtsmühle im Ort verwendet.
Bekannt wurde Friedland vor allem durch sein Grenzdurchgangslager, zuerst für vertriebene Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland. Das Lager wurde von der britischen Besatzungsmacht auf dem Gelände der nach Friedland ausgelagerten landwirtschaftlichen Versuchsanstalt der Universität Göttingen errichtet und am 20. September 1945 in Betrieb genommen.
Die Lage Friedlands am Grenzpunkt der drei Besatzungszonen (Niedersachsen – britisch, Hessen – amerikanisch und Thüringen – sowjetisch) sowie an der wichtigen Bahnstrecke zwischen Hannover und Kassel (Bahnstrecke Bebra–Göttingen) prädestinierten den Standort für ein Flüchtlingslager. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Hunderttausende Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft in Friedland empfangen. 1955 kamen die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion heim, die Heimkehr der Zehntausend war dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer zu verdanken. 1957 wurde der Verein Friedlandhilfe gegründet, um eben jenen bei der Wiedereingliederung zu helfen. Zum Empfang der Heimkehrer wurde als Choral von Friedland das Lied Nun danket alle Gott gesungen. Im Februar 1958 kamen zwei Transporte von deutschen Spezialisten mit ihren Familien aus Suchumi (Sowjetunion) an.
Später wurde das Lager als Übergangslager für Übersiedler aus der DDR genutzt, heute vor allem als Aufnahmelager für Spätaussiedler. Seit Oktober 2002 (nach anderen Angaben seit 2001) ist das Lager Friedland die einzige Erstaufnahmeeinrichtung für Spätaussiedler in Deutschland. Zuständig für das Grenzdurchgangslager Friedland ist das Bundesverwaltungsamt.
Oberhalb der Ortschaft befindet sich das 1967/68 errichtete monumentale Heimkehrerdenkmal mit seiner zentralen Inschrift „Völker, entsaget dem Hass – versöhnt Euch, dienet dem Frieden – baut Brücken zueinander“. Die künstlerische Gestaltung der Gedenkstätte stammt von Hans Wachter.
Der Bekanntheitsgrad des Namens „Friedland“ war entscheidend dafür, dass die zum 1. Januar 1973 aus 14 Dörfern neu gebildete Gemeinde den Namen „Friedland“ erhielt.
Es gibt zwei Kindergärten (in evangelischer und katholischer Trägerschaft) und eine Grundschule (im Einzugsbereich von neun Ortschaften). Besonders in der Begabtenförderung hat die Grundschule Friedland eine Vorbildfunktion. In der Friedländer Mathewerkstatt können sowohl Kinder mit Dyskalkulie als auch hochbegabte Kinder sehr anschaulich Mathematik begreifen. Auch Kinder mit Lernschwierigkeiten werden optimal gefördert (jede Klasse hat weniger als 20 Schüler). Ab August 2008 wird die Grundschule Friedland als offene Ganztagsgrundschule geführt. (Schwerpunkte: Musik/Drama/Tanz, Sport, Technik/Naturwissenschaft/Mathematik, Ernährung und Bewegung, Kunst)
Ortsteil Groß Schneen
Einwohner: 1792, Gesamtgröße: 11,14 km²
Groß Schneen gehört, wie Funde aus der jüngeren Steinzeit belegen, zu den ältesten Siedlungen im Leinetal. 1022 wurde Groß Schneen erstmals urkundlich erwähnt.
Die jetzige Ortschaft bestand einst aus zwei Teilen, die jeweils eine eigene Kirche hatten. Wahrzeichen Groß Schneens ist die tausendjährige Eiche auf dem Mühlenberg. Diese war im Mittelalter die Halsgerichtsstätte des Amtes Friedland. Einfluss auf die Topographie des Ortes nehmen der kegelförmige, 247 m hohe Einzelberg im Süden und der Mühlenberg im Nordwesten, dessen Ausläufer bis dicht an die Leine reichen.
Durch seine Lage in einer flachen Senke über der Leine und seine große fruchtbare Feldmark konnte der Ort in der Vergangenheit vielen Menschen Arbeit und Brot geben. Heute profitiert die Ortschaft vor allem von ihrer günstigen Lage zum Oberzentrum Göttingen. So wurden in den letzten Jahren mehrere Wohn- und Gewerbegebiete erschlossen.
Groß Schneen hat sich zum Grundzentrum der Gemeinde Friedland entwickelt, in dem alle wesentlichen Infrastruktureinrichtungen vorgehalten werden: ein Kindergarten, ein Hort, eine Grundschule, und eine Haupt- und Realschule sowie Versorgungseinrichtungen für den täglichen Bedarf und das Gesundheitswesen. Groß Schneen ist Sitz der Verwaltung der Gemeinde Friedland, im Ort findet sich auch ein Polizeikommissariat. Ein Mehrgenerationenhaus wurde am 6. Dezember 2007 eingeweiht. Dort befindet sich auch eine Kinderkrippe, die „Bambola“.
Groß Schneen hat ein reges Vereins- und Kulturleben, das in dem alljährlich am 2. Septemberwochenende stattfindenden Volksfest gipfelt: Der Groß Schneer Kirmes oder auch – wie sie von den Einheimischen liebevoll auf Plattdeutsch genannt wird – Use Kermesse. Diese erinnert an die Weihe der St. Michaeliskirche zu Groß Schneen im Jahre 1705, nachdem der Vorgängerbau in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges 82 Jahre zuvor, wie das gesamte Dorf, in Schutt und Asche gelegt worden war.
Ortsteil Klein Schneen
Einwohner: 593, Gesamtgröße: 5,95 km²
Klein Schneen wurde im Jahre 1036 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Ausläufer des 283 m hohen Drammberges im Nordwesten und die des 276 m hohen Eichen- bzw. Lohberges im Südwesten bilden die natürlichen Grenzen der Siedlungsfläche Klein Schneens. Wie Groß Schneen gehört auch Klein Schneen zu den ältesten Siedlungen des Göttinger Raumes, wie neolithische Siedlungsfunde am Südrand des Dorfes belegen. Südöstlich des Dorfes befinden sich mehrere Kiesteiche. Während einige dieser Teiche bereits „ausgebeutet“ sind und somit von Vereinen genutzt werden können, wird der größte Kiesteich noch als Bedarfsgrube betrieben.
Das Ortsbild wird geprägt durch ein kleinteiliges und verwinkeltes Straßen- und Wegenetz sowie durch das stattliche Rittergut mit seinen Gutsmauern und den großen Stallgebäuden, die teilweise interessante runde Dächer aufweisen. Die nahe gelegene Kirche liegt idyllisch inmitten kleiner von Fachwerkgebäuden gesäumter Gassen.
Ortsteil Lichtenhagen
Einwohner: 138, Gesamtgröße: 2,04 km²
Lichtenhagen, im Jahre 1318 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, gehört zu den drei höchstgelegenen Dörfern des Landkreises.
Obwohl nicht auf jeder Landkarte verzeichnet, so ist Lichtenhagen dennoch relativ leicht zu finden. Es befindet sich nur wenige Kilometer von dem so genannten Dreiländereck Niedersachsen-Hessen-Thüringen entfernt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und war bis zu deren Öffnung Wohnort von Zöllnern und Polizisten des Bundesgrenzschutzes und deren Familien.
Der rund 2 km südlich auf der A 38 rollende Ost-West-Verkehr macht sich im Ort auf Grund seiner geographisch waldreichen (Staatsforst Reinhausen, Hüttenholz) und bergigen Umgebung und weil die Autobahn hier über 1,7 km durch den Heidkopftunnel („Tunnel der Deutschen Einheit“) verläuft, nicht bemerkbar. Vielmehr lädt die Umgebung zahlreiche Wanderer zu langen Spaziergängen ein.
Der Art nach ist Lichtenhagen ein Angerdorf mit einer bemerkenswert dreieckigen Form, bei dem alle Wohngebäude giebelständig zum Anger gerichtet sind; die zentral allein stehende Kirche, die sich im nahe gelegenen Feuerlöschteich spiegelt, bietet einen malerischen Anblick.
Es gibt nur wenige Neubauten aus den letzten 50 Jahren, dafür jedoch auf den ehemaligen Hofstellen ausgebaute Wohn- und Nebengebäude.
Ortsteil Reiffenhausen
Einwohner : 737 Gesamtgröße : 9,31 km²
Reiffenhausen, 1118 erstmals in den schriftlichen Nachrichten in den Güterlisten des Klosters Reinhausen als Ripenhusen erwähnt,[3] liegt in einem großen nach Südwesten offenen Tal, umgeben von bewaldeten Hängen und Feldern. Knapp ein Jahrhundert später, im Jahre 1244 wird der Ort erneut genannt, als der Vitztum Heidenreich auf dem Rusteberg dem Kloster Hilwartshausen den Zehnten in Ripenhusen schenkt. Es bildete eine Art Mitgift, da seine Tochter kurz zuvor in das Kloster eingetreten war. Ein weiterer Besitznachweis wird 1318 greifbar, damals besaß Erp von Bodenhausen einen jährlichen Zehnt des Ortes. Während der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode lagen weite Teile der Ackerflur um die angrenzenden Dörfer, wie Etzenborn und Ludolfshausen, brach. Eine Hufe vor dem Fritzeberge bei Ludolfshausen wurde 1477 noch von Reiffenhausen bewirtschaftet, die übrige Flur jedoch als Viehweide genutzt. Als zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Bevölkerung zunahm und die Landwirtschaft wieder einen Auftrieb erfuhr, begannen die Reiffenhäusener das brachliegende Land, zunächst in der eigenen Flur, und später am Fritzeberge, zu roden. Die Rodung am Fritzeberge brachte den Einwohnern jedoch bald Streit ein, da selbiges Land von den Hansteinern beansprucht wurde, die seit jeher ihrem Zinsherrn den Zins für die Gemarkung abgegeben haben. Die Auseinandersetzung wurde 1555 beigelegt, die Reiffenhäusener mussten die Rodung des Landes am Fritzeberge aufgeben. Das Ortsbild ist geprägt von alten, renovierten Fachwerkhäusern und von platzartigen Straßenraumerweiterungen im Verlauf der Bachstraße und entlang des den Ort durchfließenden Schleierbachs. Der mit einer Sandsteinmauer umfasste baumbestandene Thie und die Kirche mit dem davorstehenden Luthergedenkstein, Pfarrhaus und Kindergarten bilden weitere Mittelpunkte des Ortskerns.
Am Oberlauf des Schleierbachs befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campingplatz imposante Sandsteinfelsen in einem ausgedehnten Waldgebiet mit markierten Wanderwegen. Das auf dieser Seite des Ortes liegende Waldschwimmbad wurde 2008 vollständig renoviert und erweitert. Wie die nahegelegenen Sportanlagen (Turnhalle, Fußballplatz und Tennisplatz) wird es vom TSV Reiffenhausen betrieben. Das Dorfgemeinschaftshaus verfügt über Bücherei,Jugendraum, Gemeinschaftsgefrieranlage, Heißmangel, Sauna, Mosterei, Heimatmuseum und Schlachthaus.
2010 wurde das von Reiffenhäuser Bürgern selbst organisierte Wärmenetz der Bioenergiedorf Reiffenhausen eG fertig gestellt, durch das etwa die Hälfte der Häuser des Ortes mit der Abwärme einer Biogasanlage versorgt werden. Der Weiterbestand des Dorfladens wird von Reiffenhäuser Bürgern durch ein Geldanlagesystem gesichert. Die Holznutzung in den zu Reiffenhausen gehörenden Wäldern wird von der Realgemeinde durch Gerechtsame organisiert (siehe auch Holzgerechtsame).
Wappen
Wappenbeschreibung: Das dominierende Symbol des im Grunde silberfarbenen Wappens ist das Friedland-Mahnmal (heraldisch rot) auf dem Hagenberg (heraldisch grün). In der grünen Fläche der unteren Wappenhälfte ist zentral ein Vierspeichenrad angeordnet (silberfarbig).
- Wappenerklärung
Der Bezirk des alten Amtes Friedland umfasste etwa den Bereich der heutigen Gemeinde Friedland. Diese geschichtliche Tatsache wird durch das Vierspeichenrad (Symbol der Gerichtsbarkeit) in der unteren Wappenhälfte symbolisiert.
Die Nachkriegsgeschichte Friedlands und seiner Umgebung wurde geprägt durch das Lager Friedland, welches nicht nur den Namen dieses Ortes weltbekannt machte, sondern auch zu einer Verdoppelung der früheren Einwohnerzahl beitrug. Der Bekanntheitsgrad des Ortes Friedland führte schließlich auch dazu, dass als Name für die neue Großgemeinde aus den 14 umliegenden Dörfern „Friedland“ vorgeschlagen und angenommen wurde, obwohl der Ort Groß Schneen als Verwaltungssitz vorgesehen und festgesetzt wurde.
Für viele Menschen ist der Name Friedland in der Vorstellung und Erinnerung eng mit dem Bild des Friedland-Mahnmals auf dem Hagenberg verbunden, weshalb es als Symbol Einzug in das Wappen fand. Die Farbwahl wurde – neben heraldischen Erwägungen – auch durch die Tatsache beeinflusst, dass die auf- oder untergehende Sonne den grauen Betonsäulen des Mahnmals eine rötliche Färbung verleiht.
Söhne und Töchter der Stadt
- Hermann von Christen (1841–1919), Reichstagsabgeordneter der Freikonservativen Partei
Literatur
- Josef Reding: Friedland – Chronik der großen Heimkehr. Paulus, Recklinghausen 1956
Weblinks
Commons: Friedland (Niedersachsen) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ Georg Heinrich Klippel; Heinrich Veldeck (Hrsg.): Göttingen und seine Umgebungen. Ein Taschenbuch vorzueglich fuer Studirende und Reisende. 2, Rosenbusch, Göttingen 1824, S. 155.
- ↑ Otto Fahlbusch: Der Landkreis Göttingen in seiner geschichtlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung. Heinz Reise-Verlag, Göttingen 1960, S. 198.
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