- Nordepirus
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Nordepirus (griechisch: Βόρειος Ήπειρος, Vorios Ipiros) ist der griechische Begriff für das südliche Drittel Albaniens. In diesen Gebieten südlich der Linie Korça - Himara gibt es eine beträchtliche griechischsprachige Minderheit.
1913 wurde die historische Region Epirus zwischen Griechenland und Albanien geteilt. Die griechische Bevölkerung im nunmehr albanischen Norden rief 1914 eine eigene Republik „Autonomes Epirus“ aus, die möglichst bald mit Griechenland vereinigt werden sollte. Griechenland besetzte noch im selben Jahr das Gebiet. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Nordepirus endgültig an den albanischen Staat.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte
- 2 Die Griechische Minderheit in Albanien und die Nordepirus-Frage
- 3 Literatur
- 4 Einzelnachweise
- 5 Weblinks
Geschichte
Historischer Hintergrund
Nordepirus
nach dem religiösen Bekenntnis 1908[1]Religion Orthodoxe[2] Muslime[3] Bevölkerung 107.000 103.000 Nach 1900 konkurrierten zwei nationale Bewegungen um Epirus, und beide beanspruchten das gesamte Land von Himara im Norden bis Preveza im Süden, vom Ionischen Meer im Westen bis hin zum Prespasee im Osten für sich. In den meisten Gegenden aber lebten Griechen und Albaner, Christen und Muslime nebeneinander. Außerdem gab es eine Reihe von ethnischen Minderheiten: die im ganzen Land verbreiteten Walachen, die kleine türkische Gemeinde in Ioannina und schließlich die jüdische Gemeinde in Korça.
1908 übernahmen die Jungtürken die Macht in Konstantinopel. Diese reformorientierte Bewegung hatte anfangs auch unter den Albanern in Epirus Anhänger, nicht zuletzt weil man sich Schutz vor dem anwachsenden bewaffneten Widerstand der Griechen versprach. Freischärler versuchten zu dieser Zeit einen Aufstand in Epirus anzuzetteln, um den Anschluss der Provinz an das griechische Mutterland zu beschleunigen. Als aber die Jungtürken im folgenden Jahr einen aggressiv nationalistischen Kurs einschlugen, gingen die Albaner zu ihnen auf Distanz. Geschwächt durch Aufstände in den meisten europäischen Provinzen und durch den Krieg in Libyen verloren das osmanische Militär und die Gendarmerie im Laufe des Jahres 1911 auch in Epirus zusehends die Kontrolle. In verschiedenen Regionen operierten griechische und albanische Freiheitskämpfer.
Ende 1912 wurde die Unabhängigkeit Albaniens ausgerufen und anerkannt. 1913 wurden von den Großmächten England, Frankreich, Österreich-Ungarn, Deutschland, Italien und Russland im Friedensvertrag von London die Grenzen des neuen Staates so festgelegt, dass die zu einem beträchtlichen Teil von Griechen besiedelten nördlichen Teile der Landschaft Epirus an Albanien fielen. Diese Gegend war im Frühjahr 1913 von griechischen Truppen von der Osmanischen Herrschaft "befreit" worden; als Generalgouverneur setzte die griechische Regierung den früheren Außenminister Georgios Christakis-Zografos ein.
Autonomiebewegung (1914)
Unabhängiger Staat
Ende Januar 1914 forderten die Großmächte Griechenland auf, seine Truppen aus Nordepirus abzuziehen. Als Druckmittel diente die Drohung, dass andernfalls die griechischen Forderungen auf Lesbos, Chios und Samos nicht anerkannt würden. Nach dem Abzug Griechenlands wurde von griechischen Einwohnern am 16. Februar 1914 eine provisorische Regierung für Nordepirus eingesetzt, die am darauffolgenden Tag die unabhängige „Autonome Republik Nordepirus“ ausrief. Als Premierminister fungierte Georgios Christakis Zografos. Hauptstadt des neuen Staates war Gjirokastra, weiter gehörten unter anderem Himara, Kolonja, Përmet und Saranda zum kontrollierten Gebiet. Im März wurden eigene Briefmarken verausgabt. Militärisch konnte sich der neue Staat mit Hilfe von Freiwilligen aus Griechenland gegen das instabile Albanien behaupten.
Protokoll von Korfu - Nominelle Autonomie innerhalb Albaniens
Ende April 1914 stimmte Albanien Verhandlungen über den künftigen Status für Nordepirus zu. Im Mai 1914 wurde von Griechenland, Albanien und den Großmächten das Protokoll von Korfu unterzeichnet, das zwar das Ende der vollen staatlichen Unabhängigkeit des Nordepirus bedeutete, jedoch eine weitreichende Autonomie - unter der Souveränität Albaniens - vorsah. Nordepirus erhielt das Recht, eigene Streitkräfte auszurüsten, und als Amtssprache wurde Griechisch festgelegt. Nach wie vor wurden eigene Briefmarken verausgabt. Die Privilegien der Griechisch-orthodoxen Kirchengemeinden wurden bestätigt, unterstellt waren diese Gemeinden dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Deren Schulunterricht war in griechischer Sprache vorgesehen.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit (1915-1939)
Ende 1914 wurde Nordepirus von griechischen Truppen besetzt und 1915 an Griechenland angeschlossen. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte sich Griechenland mit seinen Forderungen um Nordepirus nicht durchsetzen. Der Völkerbund, in den Albanien 1920 aufgenommen wurde, drängt Italien und Griechenland auf Anerkennung der Grenzen Albaniens, was 1923 geschah.
In einem Verfahren vor dem Internationalen Schiedsgerichtshof in Den Haag beriefen sich Einwohner des Nordepirus mit Erfolg auf das Protokoll von Korfu und erzwangen 1935 die Wiedereinführung griechischer Schulen.
Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
1939 wurde Nordepirus mit ganz Albanien vom faschistischen Italien besetzt. In Nord-Epirus formierten sich im Oktober 1940 die italienischen Truppen zum Überfall auf Griechenland. Die Griechen konnten den Angriff zurückschlagen und es gelang ihnen im Dezember 1940 bis nach Himara, Gjirokastra und Korça vorzustoßen.[4] Nachdem Griechenland mit Hilfe der deutschen Wehrmacht im Mai 1941 besiegt worden war, kam Nordepirus, sowie Südepirus unter italienisches Besatzungsregime.[5]
Kommunistische Diktatur (1945-1991)
1944 wurde Albanien von der faschistischen Fremdherrschaft befreit und eine kommunistische Diktatur unter Enver Hoxha errichtet. Die Vorkriegsgrenzen wurden wiederhergestellt. Im Jahr 1965 wurden alle orthodoxen Kirchen geschlossen und die Religionsausübung verboten. Albanien wurde als der erste atheistische Staat der Welt proklamiert. Der Gebrauch der Muttersprache war den Angehörigen lediglich im Bereich ausgewiesener Minderheitengebiete (in dem Gjirokastra, Saranda Gebiet) gestattet. Im Ausbildungssektor, von den 1946 existierenden 79 Elementarschulen der griechischen Minderheit, wurden daher die meisten im Laufe der Jahre geschlossen. Für die ersten vier Jahre der Elementarschule war die Unterrichtssprache sowohl Griechisch als auch Albanisch, doch waren die griechischen Schulbücher nur Übersetzungen der albanischen Lehrmittel, damit war minderheitseigene Geschichte, Geographie und Kultur als Unterrichtsstoff ausgeklammert geblieben. Ab der 5. Klasse sowie in allen weiterführenden Bildungseinrichtungen war Albanisch die einzige Unterrichtssprache. Den freien Gebrauch der griechischen Sprache behinderte schließlich auch der fehlende Kontakt zu Griechenland, da die albanisch-griechische Grenze hermetisch geschlossen war.
Transformationsprozess
Auch wenn die Regierungen Albaniens und Griechenlands beschwichtigen, gibt es immer noch vereinzelt nationalistische Splittergruppen, die eine "Befreiung" des Nordepirus bzw. der dort lebenden Griechen anstreben. Für Aufsehen sorgte im Jahr 1994 ein Überfall der von Griechenland aus operierenden Befreiungsfront für Nordepirus auf eine Kaserne in Albanien. 1999 wurde in den USA eine selbsternannte "The Government of Epirus in Exile" gegründet, diese wird jedoch von keinem Staat anerkannt und hat eher Vereinscharakter.
Die Griechische Minderheit in Albanien und die Nordepirus-Frage
Allgemein anerkannt ist, dass die 1989 ermittelte Zahl von knapp 60,000 ethnischen Griechen in Albanien zu niedrig angesetzt war, umgekehrt aber die Forderung Griechenlands nach 250,000 bis 400,000 Angehörigen der griechischen Minderheit als Fortschreibung alter Religionsstatistiken genauso irreal ist. Beobachter aus westlichen Länder gehen unter Berücksichtigung der Wahlergebnisse der Jahre 1991-1992 übereinstimmend von etwas mehr als 100,000 Personen bis 200,000[6] aus.
Als Organisation der Griechen in Albanien wurde 1991 der Demokratische Bund der Griechischen Minderheit (kurz Omonoia) gegründet. In der Folgezeit kam es zu Spannungen zwischen Griechenland und Albanien, die ihre Ursachen sowohl in außenpolitischen (Kreditblockade Albaniens durch Griechenland, Überfall griechischer Freischärler auf albanische Militäreinrichtung, Rückführung albanischer Arbeitsemigranten) wie innenpolitischen (Schul-und Kirchenstreit) Umständen hatten.
Seit 1995 sind nahezu alle diese Streitigkeiten beigelegt, wozu die von Griechenland gewährte wirtschaftliche Hilfe wie umgekehrt die völlige Anerkennung des Minderheitenstatus des griechischen Bevölkerungsanteils durch die albanische Regierung beigetragen haben.
Literatur
- T. J. Winnifrith: ''Badlands – Borderlands; A History of Southern Albania / Northern Epirus. Duckworth, London 2002, ISBN 0-7156-3201-9.
- Brennpunkt Osteuropa: Minderheiten im Kreuzfeuer des Nationalismus. Valeria Heuberger, Arnold Suppan, Elisabeth Vyslonzil. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1996, ISBN 3486561820.
- Von den Balkankriegen zum Ersten Weltkrieg: Kleinstaatenpolitik und ethnische Selbstbestimmung auf dem Balkan. Katrin Boeckh. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1996, ISBN 3486561731.
- Minderheitenschutz im östlichen Europa (Albanien). Nußberger Angelika, Wolfgang Stoppel (2001). Universität Köln. (PDF-Datei; 508 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Petsalis-Diomidis, Greece. S. 345 f.
- ↑ Neben den Griechen auch Albaner und Aromunen. Petsalis-Diomidis schätzt 25.000 Aromunen allein im südlichen Landesteil.
Die griechische Seite lehnte die Muttersprache als Kriterium für die Volkszugehörigkeit ab und betrachtete alle orthodoxen Gläubigen als Griechen. Oft wird auch auf das Bekenntnis Anderssprachiger zur griechischen Nation verwiesen. Dann ist z. B. von albanophonen Griechen die Rede. - ↑ vornehmlich Albaner, landesweit etwa ein paar Tausend Türken, 1913/14 ausgewandert.
- ↑ Richard Clogg. Geschichte Griechenlands im 19. und 20. Jahrhundert. Ein Abriß. Köln 1997. S. 153.
- ↑ Mark Mazower. Inside Hitler's Greece. The Experience of Occupation, 1941-44. New Haven 1993. ISBN 0-300-06552-3. S. 21.
- ↑ The Greeks: the land and people since the war. James Pettifer. Penguin, 2000. ISBN 0140288996.
Weblinks
Commons: Northern Epirus – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Historischer Staat (Europa)
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