Nío

Nío
Gemeinde Ios
Δήμος Ιητών (Ίος)
Ios (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Südliche Ägäis
Präfektur: Kykladen
Geographische Koordinaten: 36° 43′ N, 25° 19′ O36.71666666666725.3166666666677Koordinaten: 36° 43′ N, 25° 19′ O
Höhe ü. d. M.: 0–713[1] 732[2] m
Ägäis–Pyrgos
Fläche: f4109,024 km²[3]
Einwohner: 1.838 ([4])
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner/km²[3]
Sitz: Ios
LAU-1-Code-Nr.: 820800
Gemeindegliederung: 1 Gemeindebezirkf7
Website: www.ios.gr/
Lage in der Präfektur Kykladen
Bild:Dimos Iiton.png

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Ios (griechisch Ίος (f. sg.)) ist eine griechische Insel im Ägäischen Meer, die zu den Kykladen gehört. Gleichzeitig bildet sie eine Gemeinde (Δήμος, Dimos) in der Präfektur der Kykladen (Νομός Κυκλάδων).

Inhaltsverzeichnis

Lage

Nördlich von Ios liegen Paros 22,5 km und Naxos weniger als 19 km entfernt. Amorgos liegt 22 km östlich und Thira 18 km südlich. Die zur Gruppe der Kleine Ostkykladen gehörende Insel Iraklia, 10 km nordöstlich sowie Sikinos im 6,5 km westlich sind die nächstgelegenen Inseln. Bei einer maximalen Länge von 15 km und Breite von 7 km beträgt die Fläche der achtgrößten Kykladeninsel etwa 108,7 km². Die höchsten Erhebungen sind Pyrgos (732 m) und Profitis Ilias (500 m).

Während Ios im 19. Jahrhundert noch rund 3.500 Einwohner hatte, leben heute nur noch rund 1.800 Menschen dauerhaft hier.

Geschichte

Genaue Daten zur Erstbesiedlung der Insel sind nicht ermittelbar, jedoch weisen mehrere archäologische Gräberfunde bei Manganari im Süden auf bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. existierenden Siedlungen hin. Die griechische Besiedlung erfolgte um 1000 v. Chr. Ios gehörte im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. dem Attischen Seebund an, dann im 3. Jahrhundert v. Chr. dem Nesiotenbund. Auf der Insel wurde eine eigene Münzprägung nachgewiesen, die noch unter römischer Herrschaft bestanden hatte.

Ios wurde mehrmals von verschiedenen Armeen und Herrschern erobert. Zuerst übernahmen die Römer das Kommando, nach der Teilung des Römischen Reiches gehörte die Insel zur Einflusssphäre von Byzanz.

Dann wurde sie ein Teil des Herzogtums Archipelagos und 1269 von der byzantinischen Flotte unter dem Kommando von Licario zurückerobert. Jedoch wurde sie wenige Jahre später von dem Venezianer Dominico Schiavo den Byzantinern entrissen. Nach seinem Tod fiel sie 1322 wieder an das Herzogtum Archipelagos zurück. Nachdem der Herzog Jacopos I. (1397–1418) eine Erbteilung durchführte, erhielt sein Bruder Marco I. Crispo (1397–1450) die Insel Ios, die seine Nachkommen bis zum Jahre 1508 behielten. Als Mitgift der Adriana, der einzigen Tochter des letzten Herrschers der Insel, gelangte Ios 1508 in den Besitz des Alessandro Pisani. Die Herrschaft der italienischstämmigen Dynastien endete 1537, als das Eiland von dem berüchtigten türkischen Feldherrn und Piraten Khair ad-Din Barbarossa dem osmanischen Reich angeschlossen wurde. Die Insel wurde erst Anfang der 1920er-Jahre wieder griechisch.

Sehenswürdigkeiten

Skarkos
Der Hügel von Skarkos

Die Siedlung von Skarkos (Σκάρκος) liegt auf einem Hügel in Kambos, dem fruchtbarsten Gebiet der Insel etwa einen Kilometer nordöstlich des Hafens.

Von 1986 bis 1995 wurde unter der archäologischen Leitung von Marisa Marthari eine bronzezeitliche Siedlung aus der Zeit von etwa 2700 bis 2400/2300 v. Chr. ausgegraben. Die Siedlung erstreckt sich über 1,1 Hektar und ist bis heute die größte und am besten erhaltene Siedlung der frühkykladischen Keros-Syros-Kultur, die von 200–300 Menschen[5] bewohnt war. Erstmals wurden geschlossene Hauskomplexe freigelegt, was die Vermutung nahe legt, dass die Siedlung in Folge einer Katastrophe wahrscheinlich einem Erdbeben aufgegeben wurde.[6]

Homers Grab

Verschiedene Legenden der Insel berichten, dass die Mutter des antiken Dichters Homer auf Ios geboren und er selbst dort begraben sein soll. Sein Grab wurde schon in der Antike unweit der Nordspitze der Insel in der Gegend um Plakoto angenommen. Jedoch wurde bei der Datierung der Grabstätte eine zeitliche Differenz von 600 Jahren zum vermuteten Todesjahr von Homer festgestellt. 1771 behauptete der Holländer Pasch van Krienen, Homers Grab gefunden zu haben.[7] Bei der Öffnung des Grabes will er beobachtet haben, wie ein Skelett in Sekundenschnelle zu Staub zerfiel. Van Krienen ließ die Steinplatten vom Homers Grab nach Livorno bringen, wo sie dann auf mysteriöse Art verschwanden.

Für die Inselbesucher ist die kleine befestigte Grabanlage von Homer auf einem Hügel an der Nordküste der Insel ein beliebtes Ausflugsziel und vermutlich mit der Grund, weshalb die Ergebnisse der Datierung gerne verschwiegen werden. Bereits im Altertum wurde von der Inselbevölkerung der Mythos des berühmten Dichters ausgiebig ausgenutzt. Bestärkt wurde sie durch den Reiseschriftsteller Pausanias. Nach der Legende machte Homer auf Ios während seiner Durchreise nach Athen Halt; er sei wenig später aus Kummer darüber gestorben, dass er ein Rätsel, das ihm die einheimischen Fischer gestellt hätten, nicht zu lösen vermochte. Der Homerkopf erschien im lokalen Münzbild, und zu seinen Ehren wurde im Inselkalender ein Monat nach ihm benannt.

Paleokastro

Im Norden der Insel befindet sich auch die Ruine der venezianischen Burg Paleokastro aus dem 15. Jahrhundert.

Kirchen

Es wird erzählt, auf Ios gebe es 365 Kirchen und Kapellen, entsprechend der Anzahl der Tage eines Jahres.

Gemeindegliederung

Nach der Volkszählung von 2001 zählt die Gemeinde 1838 Einwohner[4], davon leben nahezu 90 % im Hauptort

  • Ios (Ίος (f. sg.)), 1.632
  • Agia Theodoti (Αγία Θεοδότη (f. sg.)), 8
  • Epano Kambos (Επάνω Κάμπος (m. sg.)), 38
  • Koumbara (Κουμπάρα (f. sg.)), 13
  • Manganari (Μαγγανάρι (n. sg.)), 43
  • Bouris (Μπούρης (m. sg.)), 1
  • Mylopotas (Μυλοπότας (m. sg.)), 75
  • Psathi (Ψάθη (f. sg.)), 28
sowie die unbewohnten Inseln
  • Pentalidi (Πεταλίδι (n. sg.))
  • Prasonisi
  • Psanthonisi

Wirtschaft

Landwirtschaft

Obwohl die Insel einen gebirgigen Charakter aufweist, ist sie im Vergleich zu anderen Inseln der Kykladen besonders in den Tälern von Epano Kambos und Kato Kambos im Nordwesten, Manganari im Süden, Psathi und Agia Theodoti im Osten fruchtbar. Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist der Terrassenanbau (πεζούλες) mit niedrigen Trockenmauern (ξερολιθιές) auf der Insel belegt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war die Wirtschaftsgrundlage der Insel vor allem die Landwirtschaft mit dem Anbau von Getreide, Oliven und Wein sowie der Viehzucht.

Heute bringt Ios jedoch nur in geringem Umfang landwirtschaftliche Produkte hervor, dazu gehören hauptsächlich Honig und Ziegenkäse sowie für den Eigenbedarf Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Gerste als Viehfutter.

Tourismus

Seit den 1970er-Jahren erlebt Ios einen Boom des internationalen Tourismus, wodurch sich die Bevölkerungszahl konstant bei etwa 1.500 hält und die starke Landflucht gestoppt werden konnte. An manchen Tagen im Hochsommer kommt es vor, dass sich bis zu 10.000 Fremde auf der Insel aufhalten. Vorwiegend jüngere Leute aus aller Herren Länder genießen die schönen Badestrände (insbesondere den Milopotas) sowie ein ausgeprägtes und als besonders freizügig geltendes Nachtleben. Ios ist, von Touristen abgesehen, nur sehr spärlich und vereinzelt besiedelt, so etwa im Hinterland der ebenfalls schönen Strände von Manganari, Kalamos, Psathi und Theodoti.

Seit Mitte der 1990er-Jahre bemüht sich die lokale Verwaltung um die Entwicklung der Insel. Es ist ihr gelungen, EU-Gelder für Straßenbauprojekte einzuwerben, aber auch für den Bau eines Theaters. Der 2003 verstorbene deutsche Architekt Peter Haupt baute es in imposanter Lage oberhalb des Dorfes Chora. Es finden dort bisher jedoch nur selten kulturelle Veranstaltungen statt. Ob es durch Straßenbau gelingt, die touristische Struktur der Insel zu dezentralisieren, erscheint fraglich. Bisher konzentriert sich das Leben auf den weitläufigen Hafen, das oberhalb gelegene, malerische und autofreie Kykladendorf Chora und Milopotas, den größten durch öffentliche Verkehrsmittel angebundenen Strand der Insel.

Literatur

  • Der Große Polyglott. Reiseführer Griechenland. München 1979. 
  • S. Rossiter: Reiseführer Griechenland. München 1982. 
  • F. N. Mehling (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Griechenland. München/Zürich 1982. 
  • Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. München 1989. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pyrgos Höhenangabe, griechisch [1]
  2. Pyrgos Höhenangabe, griechisch [2]
  3. a b Angaben des griechischen Innenministeriums
  4. a b Angaben des griechischen Amts für Statistik nach Volkszählung 2001, S. 190 (PDF, 875 kB)
  5. Cyprian Broodbank: An Island Archaeology of the Early Cyclades. Cambridge University Press, 2002, ISBN 0521528445, 9780521528443. [3] Seite 220, englisch
  6. Mariya Ivanova: Befestigte Siedlungen auf dem Balkan, in der Ägäis und in Westanatolien, ca. 5000-2000 v. Chr.. Waxmann Verlag, 2008, ISBN 3830919379, 9783830919377. [4], deutsch
  7. Graf Pasch van Krienen: Abdruck seiner italienischen Beschreibung des griechischen Archipelagus, Breve descrizione dell'arcipelago, mit Anmerkungen und einer Abhandlung aus dem Nachlasse L. Ross. 1773. [5], Seite 138f, französisch

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