- Oberhessen (Provinz)
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Die Provinz Oberhessen war eine von drei Provinzen des Großherzogtums und späteren Volksstaats Hessen. Sie umfasste die nördlich des Mains gelegenen Landesteile in der historischen Region Oberhessen. Provinzhauptstadt und größte Stadt der ländlich geprägten Provinz war die Universitätsstadt Gießen.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Oberhessen lag als Exklave außerhalb des hessischen Hauptterritoriums, von dem es durch die Region um Frankfurt am Main getrennt war. Im Norden und Osten grenzte die Provinz an Kurhessen, im Süden an die Freie Stadt Frankfurt, im Südwesten an die Landgrafschaft Hessen-Homburg, im Westen an das Herzogtum Nassau und an den zur preußischen Rheinprovinz gehörenden Kreis Wetzlar. Nach der preußischen Okkupation 1866 war Oberhessen ganz von preußischem Territorium umgeben. Aus den bisher eigenständigen Staaten wurde 1868 die Provinz Hessen-Nassau, darin bildeten Nassau, Frankfurt und Homburg den Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberhessens neuen Nachbarn im Süden und Westen, aus Kurhessen wurde der Regierungsbezirk Kassel. Der Kreis Wetzlar trat 1932 der Provinz Hessen-Nassau bei, die seitdem Oberhessen komplett umschloss.
Geschichte
Die Provinz entstand mit der Neuordnung Deutschlands nach dem Wiener Kongress 1815. Die beiden anderen Provinzen Hessens waren Starkenburg (Hauptstadt: Darmstadt) und Rheinhessen (Hauptstadt: Mainz).
Die Provinzen des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch bereits am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde.
Im Deutschen Krieg 1866 stand das Großherzogtum, wie seine Nachbarn Kurhessen, Nassau und Frankfurt, auf der Seite Österreichs und gegen Preußen. Im Gegensatz zu den Nachbarn, die vollständig von Preußen annektiert wurden, musste Hessen nur das sogenannte Hinterland um Biedenkopf sowie das wenige Monate zuvor geerbte Hessen-Homburg an Preußen abtreten.
1871 wurde Hessen Teil des Deutschen Reichs, 1918 machte die Revolution aus dem Großherzogtum eine Republik, den Volksstaat Hessen. Am 1. April 1937 wurden die hessischen Provinzen endgültig abgeschafft.
1945 wurde die Provinz Oberhessen Teil des neuen Landes Groß-Hessen und bildete darin gemeinsam mit der bisherigen Provinz Starkenburg den neuen Regierungsbezirk Darmstadt.
Gliederung
Die Provinz wurde 1832 zum Zwecke der örtlichen Verwaltung in Kreise eingeteilt:
- Alsfeld
- Biedenkopf (1866 an Preußen)
- Büdingen (seit 1852)
- Friedberg
- Gießen (nordwestlicher Kreisteil 1866 an Preußen)
- Grünberg (bis 1874)
- Lauterbach (seit 1852)
- Nidda (bis 1874)
- Schotten (seit 1852)
- Vilbel (1852-74)
Am 31. Juli 1848 wurden im Großherzogtum die Provinzen und Kreise abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt. Auf dem Gebiet Oberhessens waren dies:
- Regierungsbezirk Alsfeld
- Regierungsbezirk Biedenkopf
- Regierungsbezirk Friedberg
- Regierungsbezirk Gießen
- Regierungsbezirk Nidda
Am 12. Mai 1852 wurden Provinz und Landkreise wiederhergestellt. Dabei wurden vier neue Landkreise geschaffen. Zum 1. Juli 1874 wurden drei Kreise aufgelöst und ihre Gemeinden benachbarten Kreisen zugeordnet.
Oberhessen heute
Heutige Gebietskörperschaften auf dem Gebiet der ehemaligen Provinz sind die hessischen Landkreise Gießen, Vogelsberg und Wetterau, die das ehemals oberhessische Territorium fast exakt abbilden. Auf regionaler Ebene gibt es seit 1981 den Regierungsbezirk Gießen, der die Tradition Gießens als Sitz der Landesverwaltung wiederaufnahm. Im Unterschied zur ehemaligen Provinz fehlt dem auch als Mittelhessen bezeichneten Gebiet des Regierungsbezirks die Wetterau, dafür umfasst es das ehemals kurhessische Marburg, das ehemals rheinische Wetzlar und das ehemals nassauische Limburg.
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