Odilon Redon

Odilon Redon
Odilon Redon: Selbstporträt, 1880, Öl auf Leinwand, Musée d'Orsay, Paris
Der Zyklop, ca. 1898, Öl auf Holz
Die Türkisvase, um 1911

Odilon Redon, geboren als Bertrand-Jean Redon, (* 22. April 1840 in Bordeaux; † 6. Juli 1916 in Paris) war ein französischer Maler des Symbolismus und Mitbegründer der Société des Artistes Indépendants. Das Werk des Künstler gliedert sich in eine frühe schwarze und eine (späte) farbige Phase.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Odilon Redon: Chateau Peyre-Lebade, 1888, Pastellzeichnung

Redon wurde als zweiter Sohn des wohlhabenden Gutsbesitzers Bertrand Redon und seiner Frau Marie Guerin in Bordeaux geboren. Der Vater hatte 1835 das Weingut Chateau Peyre-Lebade im Medoc gekauft (es wird 1979 in den Besitz von Baron Edmond de Rothschild übergehen). Seine Eltern lebten in Bordeaux und übergaben den Säugling einer Amme in Peyrelebade, einem Dorf nahe dem Gut, wo er aufwuchs. [1] Bereits als Junge interessierte er sich fast ausschließlich für das Zeichnen. Im Jahr 1855, mit 15 Jahren, nahm er Malunterricht im Aquarellieren. Seine Interessen galten ferner den Naturwissenschaften und der Musik. 1858 ging er nach Paris, wo er das Atelier von Jean-Léon Gérôme besuchte, der an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris unterrichtete. Redon konnte sich jedoch für die strenge Malweise seines Lehrers, der als Meister des Neoklassizismus bekannt war, nicht begeistern. Seine ersten Radierungen in der Aquatinta-Technik (ital. Aqua forte = Scheidewasser, Säure, tinta = Farbe) standen unter dem Einfluss von Rodolphe Bresdin, einem Künstler, der Visionen hatte und der Redon mit seinen Mysterien vertraut machte.

Auf dem Salon de Paris 1868 stellten die von Redon bewunderten Künstler Courbet, Manet, Pissarro und Corot aus, die für seine eigene Malerei zum Vorbild werden sollten. 1870/71 nahm Redon am Deutsch-Französischen Krieg teil und übersiedelte anschließend vollständig nach Paris, wo er von einem Einkommen lebte, das das elterliche Weingut abwarf. In dieser Zeit konzentrierte er sich auf die Technik der Kohlezeichnung (fusains). Er nahm intensiv am künstlerischen Leben in Paris teil, seine literarischen Interessen galten Gustave Flaubert, Charles Baudelaire und Edgar Allan Poe. Redon unternahm zahlreiche Reisen und studierte in den Niederlanden das Werk Rembrandt. Die Sommermonate verbrachte er weiterhin in seinem Elternhaus, dem Gut Peyre-Lebade, wo eine große Anzahl von Kohlezeichnungen entstanden. [2]

In den 1870er Jahren, seiner „schwarzen“ Periode, die seine Kohlezeichnungen umfasst, behandelt Redon literarische, fantastische und hellseherische Themen mit metaphysischem Kontext. Anfang der 1880er Jahre wendet er sich wieder der Farbe zu. Caliban, ein Unhold aus William Shakespeares Der Sturm, ist in seinem Werk häufig vertreten, unter anderem um 1895–1900 in einem kleinen Bild, Der Schlaf des Caliban, das im Musée d'Orsay ausgestellt ist.[3]

Seit 1878 befasste er sich, angeleitet von Henri Fantin-Latour, mit der Technik der Lithografie und konnte so seine „Noirs” genannten Zeichnungen auf Stein übertragen und in einer Auflage drucken. In rascher Folge erschienen Lithografien-Serien, die die seltsame Traumwelt des Künstlers schilderten: 1879 Dans le Rêve, 1882 Á Edgar Poe, 1883 Les Origines, 1885 Hommage à Goya und 1886 Le Nuit. Die drei Alben, die sich mit Flauberts Die Versuchung des heiligen Antonius auseinandersetzen (1888, 1889, 1896) machen etwa ein Viertel seines lithographischen Werks aus.

Camille Redon

1880 heiratete er Camille Fargue, die von der Insel Bourbon stammte. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, von denen der ältere früh verstarb. 1882 wurde der einflussreiche Kritiker Emile Hennequin (1859-88) auf Redon aufmerksam. In einem Zeitungsartikel verteidigte er seine auf einer Ausstellung im Büro der Tageszeitung Le Gaulois gezeigten Kohlezeichnungen, die vom Publikum heftig angegriffen wurden. Mit der publizistischen Unterstützung von Hennequin und Joris-Karl Huysmans wurde Redon in der Pariser Gesellschaft bekannt.

Im Jahr 1884 wurde er Mitgründer der Société des Artistes Indépendants und des Salon des Indépendants in Paris und war eine Zeit lang zweiter Vorsitzender der Société. Gleichwohl nahm er auf Einladung von Armand Guillaumin 1886 an der letzten Ausstellung der impressionistischen Gruppe teil, da er auch Georges Seurat und Paul Gauguin schätzte. [4] Redon empfand die Malerei der Impressionisten jedoch als einengend.

Um 1885 entstand in Paris die junge, literarische Bewegung der Symbolisten, die sich, beeinflusst von Charles Baudelaire, dem Naturalismus von Victor Hugo und Emile Zola entziehen wollten und der u. a. Paul Verlaine (* 1844), Stéphane Mallarmé (* 1842) und Auguste de Villiers de L’Isle-Adam (* 1838) angehörten. Die Dichter, die sich durch die Einbeziehung von „[...] Traumbildern, Halluzinationen, Erinnerungen und imaginären Schöpfungen” ihre eigene literarische Welt gestalten wollten, „weil alle diese im Leben ein Rolle spielen und sogar bestimmen [...], sahen den zurückhaltenden Redon als einer der ihren an. [5] Redon konnte jedoch mit ihren Regeln, Theorien und dem 1886 von Jean Moréas veröffentlicht Manifest Le symbolisme wenig anfangen. Im Jahr 1913 war er mit Werken auf der legendären Armory Show in New York vertreten.

Werk

Odilon Redon, Weinende Spinne, 1881, Kohlezeichnung
Odilon Redon, Kopf eines Märtyrers, 1877

In seiner schwarzen Phase widmete sich Redon in Kohlezeichnungen und Druckgrafik dem menschlichen Unbewussten mit seinen Ängsten und Albträumen und schuf dabei eindringliche, teilweise unheimliche Werke. Besonders bekannt sind die Zeichnung eines schwarzen Raben, der als Bote des Todes auftritt, sowie die Darstellung einer großen vielbeinigen Spinne, auf deren schwarz behaartem Körper ein Gesicht zu sehen ist. Ein weiteres wichtiges Thema der Alptraumbilder sind große Augen, die den Betrachter ansehen. Beispielhaft ist die Zeichnung eines einzelnen Auges, das die Gondel eines Heißluftballons bildet, sowie ein Ei mit einem Gesicht, das in einen Eierbecher gezwängt einen Raumangst-Traum darstellt.

In seiner zweiten Schaffensphase brach Redon völlig mit seinen schwarzen Arbeiten und begann in Gemälden von großer Farbigkeit sowohl Elemente aus der Antike als auch aus der Natur idealisiert darzustellen. Bekannt sind das Bild einer in farbigen Wolken schwebenden Quadriga sowie die abstrahierten Darstellungen von Quallen, Muscheln und anderen Meerestieren. Diese vielschichtigen Bilder einer Ideen-Welt leben durch die Tiefe der irisierenden Farbnebel.

Obwohl zeitgleich mit den Malern des Impressionismus entstanden, ist Redons Werk dennoch völlig eigenständig und andersartig. Seine Bilder standen in Inhalt und Form dem Expressionismus und dem Surrealismus nahe, lange bevor es diese Kunstrichtungen gab. Viele spätere Künstler beriefen sich darum auf Redon.

Im Jahr 1964 wurden Arbeiten von ihm auf der documenta III in Kassel in der berühmten Abteilung Handzeichnungen gezeigt.

Werke

  • um 1900, Der Zyklop
  • 1904, Weibliche Silhouette inmitten von Blumen, Privatsammlung
  • um 1905, Le Char d´Apollon (Der Wagen des Apoll), Clemens-Sels-Museum, Neuss
  • 1907: Pégase sur son roc, Öl auf parkettiertem Karton
  • um 1910, Kreuzigung, Musée d'Orsay, Paris
  • 1896, Le Christ au sacrê coeur
  • 1879, Divine Omniscience aus Dans le rêve
  • 1878, Eye-Balloon (Augen-Ballon, 1878) Museum of Modern Art, New York

Literatur

  • Odilon Redon. Wie im Traum, Hrsg. Margret Stuffmann, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1893-6
  • Douglas W. Druick (Hrsg.): Odilon Redon, Prince of Dreams. Abrams, New York 1994 (= Ausstellungskatalog Art Institute of Chicago/Van Gogh Museum, Amsterdam/Royal Academy of Arts, London)
  • Peter Metz (Einl.): Malerei des Abendlandes. Eine Bildersammlung von der frühchristlichen bis zur zeitgenössischen Malerei. F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, Berlin-Grunewald 1955

Weblinks

 Commons: Odilon Redon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Redon: Werke im Musée d’Orsay, Paris
  2. Ann H. Sievers, Linda D. Muehlig u. a. : Master drawings from the Smith College Museum of Art, Hudson Hills, 2001, S. 188 ff, ISBN 978-1-5559-5183-2
  3. Caliban. Musée d’Orsay, abgerufen am 4. Juni 2009.
  4. Jean-Claude Lemagny, in: Kindlers Malereilexikon, Bd. 5, Kindler, Zürich, 1964, S. 35
  5. Paul Adam: La Presse et Symbolisme, Le Symboliste, 7. Oktober 1886, Quelle: John Rewald, Von Van Gogh bis Gauguin, DuMont, Köln, 1887, S. 83, ISBN 3-7701-2147-3

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