Olympische Sommerspiele 1900/Cricket

Olympische Sommerspiele 1900/Cricket
Olympische Ringe

Die in der französischen Hauptstadt Paris im Rahmen der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Paris) ausgetragenen Internationalen Wettbewerbe für Leibesübungen und Sport (Concours Internationaux d’Exercices Physiques et de Sports) umfassten auch ein Cricketspiel, das Bestandteil der Olympischen Sommerspiele 1900 (Spiele der II. Olympiade) war.

Cricket war für Pierre de Coubertin, dem Begründer der modernen Olympischen Spiele, ein vorbildhafter Sport, der für ihn die Ideale des Olympischen Geistes verkörperte und sollte deshalb bereits bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen ausgetragen werden. Eine Durchführung scheiterte jedoch mangels Beteiligung.

Die Leitung der Weltausstellung hatte drei Cricketspiele vorgesehen. Eine belgische, eine niederländische und eine britische Mannschaft sollte jeweils gegen die gleiche französische Mannschaft antreten. Es handelte sich in den Überlegungen der Veranstalter also nicht um ein Turnier, sondern um drei gleichrangige Spiele mit eigenen Preisen. Das belgische und holländische Team existierte jedoch nur auf dem Papier und diente den Organisatoren zur Verbesserung der Wertschätzung. So kam es nur zum Spiel zwischen dem britischen und dem französischen Team.

Plakat mit Vorankündigung für das einzige olympische Cricketspiel

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ordnete dieses Spiel dem Olympischen Programm der Spiele der II. Olympiade zu. Bereits 1912 hat das IOC diesbezüglich einige Entscheidungen getroffen, um die Historie der ersten fünf Olympischen Spiele aufzuarbeiten. Aus damaliger Sicht war Cricket eine Sportart, die sich wegen seiner Herkunft und seinem Ansehen in den höheren gesellschaftlichen Kreisen aufs Beste als Olympische Sportart eignete. Das Problem bestand jedoch in seiner geringen Bekanntheit und Verbreitung, und so ist das Cricketspiel von 1900 in Paris bislang das einzige Spiel der Olympischen Geschichte.

Mannschaftswettbewerbe waren zu jener Zeit allgemein als Wettkämpfe zwischen Vereins- oder Verbandsmannschaften ausgeschrieben. Diese vertraten in der Regel bei internationalen Wettbewerben das jeweilige Land, in dem der Verein oder Verband ansässig war. So handelte es sich beim britischen Team um die Vereinsmannschaft der Devon and Somerset County Wanderers und beim französischen Team um eine Auswahl des Sportverbandes Union des Sociétés Françaises de Sports Athlétiques (USFSA). Die Spieler dieses Teams waren fast ausschließlich Briten, die in Paris lebten. Als Mannschaftswettbewerb wurde jedoch der teilnehmende Verband gewertet, der zweifelsfrei Frankreich repräsentierte.

Die britische Mannschaft reiste erst einen Tag vor dem Spiel an. Für sie war es nur eines von drei Spielen, das sie während ihres Aufenthalts in Paris austragen würden. Spielort war das Vélodrome Municipal auf dem Gelände der Weltausstellung in Vincennes. Man spielte vor leeren Zuschauertribünen, nur einige Offizielle und Polizisten waren anwesend. Entgegen der üblichen Spielweise mit 11 Spielern pro Mannschaft einigten sich die Spielführer auf 12 Spieler. Gespielt wurde an zwei Tagen, dem 19. und 20. August. Das Ergebnis der ersten Innings war ein 117 zu 78 für die Briten, die in ihrem zweiten Innings 145 Punkte für 5 Wickets (declared) erzielten. Frankreich kam im zweiten Innings auf 26 Punkte, gesamt somit 262 zu 104. Nach der Differenzregel gewannen die Briten das Spiel mit 158 Punkten. (Abweichend von diesen Werten gemäß der Score-Karte bei cricinfo erreichte laut Offiziellem Bericht Großbritannien im 1.Innings 116 Punkte und damit 261 insgesamt, wodurch sie das Spiel mit 157 Punkten Vorsprung gewannen., s. Weblinks)

Platz Land Spieler
1 GBR Devon & Somerset County Wanderers
Charles Beachcroft (cpt.)
Arthur Birkett
Alfred Bowerman
George Buckley
Francis Burchell
Frederick Christian
Harry Corner
Frederick Cuming
William Donne
Alfred Powlesland
John Symes
Montague Toller
2 FRA Union des Sociétés Françaises de Sports Athlétiques
W. Anderson
W.T. Attrill
J. Braid
W. Browning
R. Horne
T.H. Jordan
Arthur McEvoy
D. Robinson
F. Roques
A.J. Schneidau
Henry Terry
P.H. Tomalin (cpt.)
Das Cricket-Team der USFSA


Literatur

  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik Teil 1. Athen 1896 – Berlin 1936. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
  • Karl Lennartz, Walter Teutenberg: Olympische Spiele 1900 in Paris. Agon-Sportverlag, Kassel 1995, ISBN 3-928562-20-7.
  • Bill Mallon: The 1900 Olympic Games. McFarland & Company, Inc., Jefferson, North Carolina 1998, CIP 97-36094.

Weblinks


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