Orneta

Orneta
Orneta
Wappen von Orneta
Orneta (Polen)
Orneta
Orneta
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Lidzbark Warmiński
Fläche: 9,63 km²
Geographische Lage: 54° 6′ N, 20° 8′ O54.120.133333333333Koordinaten: 54° 6′ 0″ N, 20° 8′ 0″ O
Einwohner:

9145
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 14-510
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: NLI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 507: BraniewoDobre Miasto
DW 513: Pasłęk ↔ Wozławki
DW 528: Morąg - Miłakowo - Orneta
Schienenweg: PKP-Linie 221: Braniewo ↔ Gutkowo (-Olsztyn)
Nächster int. Flughafen: Danzig
Kaliningrad
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 24 Ortschaften
18 Schulzenämter
Fläche: 244,1 km²
Einwohner:

12.432
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 51 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2809053
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Andrzej Ołtuszewski
Adresse: pl. Wolności 26
11-130 Orneta
Webpräsenz: www.orneta.pl

Orneta [ɔrˈnɛta] (deutsch Wormditt) ist eine polnische Kleinstadt in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Bis 1945 gehörte Wormditt zur preußischen Provinz Ostpreußen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Wurzeln der Stadt gehen auf eine pogesanische Burg namens Orneta zurück, zu deren Füßen sich die prußische Siedlung Wurmedythin befand. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus einer Urkunde vom 12. August 1308. Der Name geht auf prußisch „wors - median“: alte Siedlung im Wald zurück. Bei den polnischen Bezeichnungen des 17. Jahrhundert Horneta/Orneta ging das anlautende W verloren.[3] Der Name Wurmedythin ist auch Grundlage für die Sage vom Lindwurm, daher wurde dieser auch in das spätere Stadtwappen aufgenommen. In nachfolgenden Urkunden wurden bis 1343 auch die Ortsnamen Wormenyt, Wormditen, Warmediten und Wormendith verwendet. Im Zuge der Kolonisierung durch den Deutscher Orden entstand auf Veranlassung des ermländischen Bischofs Eberhard von Neiße anstelle der Prußensiedlung ein neuer Ort, der mit schlesischen Zuwanderern besiedelt wurde. Zwischen 1312 und 1313 verlieh Bischof Eberhard dem Ort die Handfeste nach Kulmischen Recht und überließ ihm 121 Hufen Acker und über 100 Hufen Wald. Lokator wurde ein aus Neiße stammender vermutlicher Verwandter des Bischofs namens Willus oder Wilhelm. Durch den Zuzug deutschsprachiger Siedler entstand die Ortsbezeichnung Wormditt.

Um 1320 errichtete der Orden als Ersatz für die ehemalige Pogesamenfestung eine neue steinerne Burg, die Bischof Hermann von Prag 1341 anstelle von Braunsberg zur Bischofsresidenz des Ermlandes machte. Sein Nachfolger Bischof Johann I. von Meißen bestimmte jedoch schon 1351 Heilsberg zum Sitz der ermländischen Bischofssitz. Wormditt wurde jedoch zum Kammeramt erhoben und erlebte dank seiner Lage am Schnittpunkt zweier Handelsstraßen und umgeben von fruchtbaren Böden einen wirtschaftlichen Aufschwung. Von der frühen Wirtschaftskraft zeugen das 1373 vollendete gotische Rathaus und die zwischen 1338 und 1349 errichtete Pfarrkirche St. Johann. Während des Dreizehnjährigen Krieges (1454–1466) schloss sich die Stadt zeitweise dem Preußischen Bund an.

Nach dem Zweiten Frieden von Thorn kam Wormditt 1466 mit dem weitgehend autonomen Ermland als Teil Polnisch-Preußens zu Polen. Die Bevölkerung der Stadt blieb jedoch überwiegend deutsch. 1565 wurde erstmals eine Schule in Wormditt erwähnt. Während des Polnisch-Schwedischen Krieges besetzten die Schweden unter Gustav Adolf 1627 vorübergehend die Stadt. Im Juli 1676 zerstörte ein Großbrand in der Stadt 34 Gebäude.

Nach der Ersten Teilung Polens 1772 kam die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt 1978 Einwohner hatte, zum Königreich Preußen. Während der napoleonischen Kriege erlitt Wormditt schwere Schäden. Allein 1807 starben 643 Menschen, ein Viertel der Stadtbevölkerung. 78 Häuser wurden zerstört, der Gesamtschaden betrug mehr als 270.000 Taler. Nach der 1810 abgeschlossenen Säkularisation des Fürstbistums und der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde Wormditt 1818 in den neu gebildetetn Landkreis Braunsberg eingegliedert. Mit dem Beginn der Industrialisierung begann die Stadt sich stetig fortzuentwickeln. Im Handwerk dominierten die Tuchmacher und Orgelbauer. Der Wormditter Orgelbauer Johann Wulff schuf bereits 1788 in Kloster Oliva Polens berühmteste Orgel. Nachdem 1884 als erste Eisenbahnlinie die Strecke von Guttstadt nach Allenstein durch Wormditt führte, wurde die Stadt zu einem wichtigen Bahnknotenpunkt, wo sich 1926 schließlich fünf Bahnlinien trafen. 1868 erfolgte der Anschluss an das Telegrafennetz, und ebenfalls 1884 ließ sich der ermländische Bauernverein in Wormditt nieder. Bis 1911 waren die Elektrifizierung und die zentrale Wasserversorgung abgeschlossen.

Der Erste Weltkrieg verschonte Stadt weitgehend, obwohl die russische Njemenarmee im September 1914 nahe an die Stadt herangerückt war, sich aber nach der verlorenen Schlacht an den Masurischen Seen wieder zurückzog. Die Einwohnerzahl stieg von 5.559 im Jahr 1910 auf 7.816 im Jahr 1939, wobei die Katholiken eindeutig in der Mehrheit waren. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren in Wormditt eine Tuchfabrik, eine Schnupftabakfabrik, eine Zeugweberei, eine Zeugdruckerei, eine Dampfsägemühle und eine Bierbrauerei angesiedelt. Am 11. Februar 1945 wurde Wormditt von der Roten Armee eingenommen. Im Vergleich zu anderen ostpreußischen Städten wurde die Stadt geringer zerstört, das Stadtbild blieb fast unversehrt.

Am 23. Mai 1945 wurde die Stadt vom sowjetischen Kommandanten an die polnische Verwaltung übergeben und erhielt den alten pogesanischen Namen Orneta zurück. Seit 2008 zählt sie knapp 10.000 Einwohner, hinzu kommen 3000 weitere in der zugehörigen Landgemeinde (gmina wiejska). Orneta gehört zum Powiat Lidzbarski.

Einwohnerentwicklung

  • 1772: 1.978
  • 1875: 4.673
  • 1910: 5.559
  • 1939: 7.816
  • 2004: 9.837

Sehenswürdigkeiten

  • Johanniskirche, 14. Jahrhundert, nach dem Frauenburger Dom die älteste Kirche Ermlands, chorlose dreischiffige Backsteinbasilika, architekturgeschichtlich bedeutsam, wertvolle Ausstattung
St.-Johannis-Kirche


  • Rathaus, gotisch, mit Treppengiebel, teilweise von Hakenbuden (Markthäuser) umgeben
Rathaus


  • Marktplatz mit zahlreichen Laubenhäusern
  • Jerusalemskapelle, 19. Jahrhundert, mit wertvoller Ausstattung
  • Speicher aus dem 18. Jahrhundert in der ulica Browarna (Brauereistraße)
  • Reste der Stadtmauer
  • Fundamente und Keller der Bischofsburg unter den Bauten der städtischen Volksschule.
  • Evangelische Kirche aus dem Umkreis von Karl Friedrich Schinkel, Mitte des 19. Jhs., heute orthodox.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Städtepartnerschaften

Im Jahr 2001 wurde ein Städtepartnerschaftsvertrag mit der thüringischen Stadt Bleicherode im Südharz unterzeichnet. Seit 2006 besteht eine Partnerschaft mit der Samtgemeinde Herzlake

Gmina

Die Stadt- und Landgemeinde Orneta besteht aus folgenden Ortschaften:

polnischer Name deutscher Name (bis 1945) polnischer Name deutscher Name (bis 1945)
Augustyny Agstein Krzykały Krickhausen
Bażyny Basien Kumajny Komainen
Biały Dwór Karlshof Lejławki Małe Klein Grünheide
Bogatyńskie Tüngen Lejławki Wielkie Groß Grünheide
Chwalęcin Stegmannsdorf Miłkowo Millenberg
Dąbrówka Klein Damerau Mingajny Migehnen
Drwęczno Wagten Nowy Dwór Neuhof
Gieduty Gedauten Opin Open
Henrykowo Heinrikau Orneta Wormditt
Karbowo Groß Karben Osetnik Wusen
Karkajmy Korbsdorf Ostry Kamień Scharfenstein
Klusajny Klutshagen Wojciechowo Albrechtsdorf
Krosno Krossen Wola Lipecka Lindmannsdorf

Verweise

Literatur

  • Georg Hermanowski, Heinz Georg Podehl: Ostpreußen-Lexikon. Geographie, Geschichte, Kultur. Lizenzausgabe. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-186-4.
  • Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Ost- und Westpreußen. Unveränderter Neudruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X (Kröners Taschenausgabe 317).

Weblinks

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 23. Juni 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 23. Juni 2011.
  3. Przybytek, Rozalia, Hydronymia Europaea, Ortsnamen baltischer Herkunft im südlichen Teil Ostpreußens, Stuttgart 1993,S.198

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