Oskar von Chelius

Oskar von Chelius

Oskar von Chelius (Oscar von Chelius) (* 28. Juli 1859 in Mannheim[1]; † 12. Juni 1923 in München[2]) (Pseudonym: S. Berger) war ein deutscher General, Diplomat (Militärattaché) und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Chelius wurde als Sohn des badischen Geheimen Rates Philipp von Chelius und seiner aus Hamburg stammenden Gattin Harriet, geborene Parisch, geboren. Er war ein Enkel des Heidelberger Chirurgen Maximilian Joseph von Chelius.

Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Kassel studierte Chelius Musik in Mannheim, Leipzig und Berlin Musik. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Emil Steinbach, K. Reiß und Salomon Jadassohn. Den wohl größten künstlerischen Einfluss auf Chelius’ praktisches Schaffen übte jedoch das Werk Richard Wagners aus. Seine Verehrung für den Bayreuther Meister dokumentiert sich unter anderem in dem Umstand, dass Chelius zu den bedeutendsten Förderern des Wagnerschen Werkes im Kaiserreich zählte: so beteiligte er sich in den 1880er Jahren an der Gründung des Wagner-Vereins in Potsdam[3] und fungierte später als Verbindungsmann des Kaisers zum Wagner-Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain.

Nach dem Abschluss seines Studiums schlug Chelius jedoch nicht eine Karriere als hauptberuflicher Komponist ein. Stattdessen wurde er Berufsoffizier. Ungeachtet dessen war Chelius sein Leben lang als Komponist tätig: Er komponierte Opern, Sinfonien, Kammermusik und Choräle.

Während seiner Ausbildungszeit lernte er während eines Manövers in der Mark Brandenburg den damaligen Prinzen Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Wilhelm II. kennen. In der Folge wurde Chelius zu einem der engsten persönlichen Freunde („Er [Chelius] ist ein Prachtmensch“) des (damals zweiten) Thronfolgers, auf dessen politische Haltung er auch Einfluss zu gewinnen begann. Der Prinz war dabei vor allem von der musikalischen Begabung Chelius’ – von dem der Kaiser meinte, dass sein „Klavierspiel Rubinstein fast gleichsteht“ und dass man „Staunen empfinden [müsse] über sein Talent“ – und seiner „ruhigen und vernünftigen Art“ beeindruckt.[4] Nach seiner Thronbesteigung lud der nunmehrige Kaiser Chelius – der zu seinen und der Kaiserin liebsten Gesellschaftern gehörte – häufig zu Musikabenden im Berliner Stadtschloss und im Gebäude der Potsdamer Militärakademie in der Nähe des Neuen Palais. Während Chelius – der ganze Partituren frei aus dem Gedächtnis darbieten konnte – auf dem Klavier spielte, traten hochgestellte Persönlichkeiten wie Prinz Albert von Sachsen-Altenburg und Prinz Max von Baden als Sänger auf.[5]

1888 heiratete Chelius Hedwig Karoline von Puttkamper (1859–1923; ertrunken im Königssee), eine Tochter des preußischen Innenministers Ludwig von Puttkamper und Nichte der Ehefrau des Reichskanzlers Otto von Bismarck, Johanna von Puttkamper.[6] Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Wilhelm von Chelius (1889), Harriet von Chelius (* 30. Januar 1891), Maximilian „Max“ Joseph von Chelius (* 26. Juni 1897 in Karzin)

In den Jahren 1892 bis 1898 gehörte Chelius dem Großen Generalstab an. Während dieser Zeit wurde er 1897 zum Rittmeister befördert. 1899 erfolgte seine Ernennung zum Flügeladjutanten des Kaisers. Von 1899 bis 1905 bekleidete Chelius, der fließend Italienisch sprach, außerdem das Amt des Militärattachés an der deutschen Botschaft in Rom, wo ihm die Pflege der militärpolitischen Beziehungen zwischen den beiden, im Bündnissystem des Dreibundes miteinander verbündeten Staaten oblag. 1905 kehrte Chelius nach Berlin zurück. Von 1906 bis 1911 kommandierte er das Leibhusarenregiment in Potsdam. In diesen Jahren, und verstärkt nach seiner offiziellen Rückkehr an den Hof 1911, hielt Chelius sich ständig in der unmittelbaren Umgebung des Kaisers auf. So begleitete er den Monarchen auch zweimal, in den Jahren 1906 und 1910, auf seine Nordlandfahrten auf der kaiserlichen Jacht Hohenzollern.[7] 1911 folgte die Beförderung zum Generalmajor. Musikalisch tat Chelius sich in der Vorkriegszeit vor allem durch die populäre Oper Haschisch (1897; Text von Axel Delmar nach orientalischen Märchen) und die Oper Die vernarrte Prinzeß (1905; Text von Otto Julius Bierbaum) sowie durch Zusammenarbeit mit dem Regisseur Max Reinhardt hervor. Für dessen Inszenierungen am Deutschen Theater Berlin schuf er einige Schauspielmusiken.

1914 wurde Chelius, im Rang eines Generalleutnants, als Militärattaché an die deutsche Botschaft in Sankt Petersburg versetzt, wo er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August desselben Jahres, die deutschen militärischen Interessen am Zarenhof vertrat. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er als Generaladjutant im Großen Generalstab, später im Generalkommando in Belgien, tätig. Außerdem kehrte er in die militärische Gefolgschaft des Kaisers zurück, in dessen Umgebung er bis zum Zusammenbruch der Monarchie im Zuge der Novemberrevolution von 1918 blieb.

Nach dem Krieg wandte Chelius sich wieder verstärkt seiner Arbeit als Komponist zu. In seinen letzten Lebensjahren komponierte er noch mindestens eine Oper (Magda-Maria), uraufgeführt in Dessau[8] sowie Vertonungen dreier Gedichte von Rainer Maria Rilke.[9]

Werke

  • Haschisch. Oper in einem Aufzug. Libretto: Axel Delmar. UA 1896(97?) Dresden (Hofoper)
  • König Umberto (ca. 1899). Marsch
  • Die vernarrte Prinzeß (1904). Ein Farbenspiel in drei Aufzügen (Oper). Libretto: Otto Julius Bierbaum. UA 15. Januar 1905 Schwerin und Wiesbaden
  • Drei Gedichte für eine Singstimme (ca. 1905; op. 7?)
  • Seele, vergiß sie nicht (ca. 1905). Requiem für gemischten Chor und Orchester
  • Magda Maria (1920). Oper in 3 Aufzügen. Libretto: Max Treutler. UA 1920 Dessau
  • Und Pippa tanzt (1922; op. 28). Symphonische Dichtung (nach dem gleichnamigen Stück von Gerhart Hauptmann)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. A. Helm: Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit, 1973, S. 62.
  2. Holger Afflerbach: Der Dreibund: Europäische Grossmacht- und Allianzpolitik vor dem ersten Weltkrieg, 2002, S. 971.
  3. Giles MacDonogh: The Life of Wilhelm II, 2003, S. 76.
  4. Siehe auch Wilhelm: Aus meinem Leben, 1859–1888, 1927, S. 234. An einer amderen Stelle nennt er ihn „beständig wie einen Fels“.
  5. La Marquise De Fontenoy: The Secret Memoirs of the Courts of Europe Volume I, 2008, S. 135.
  6. John C. G. Röhl: Wilhelm II., 2001, S. 715.
  7. Birgit Marschall: Reisen und regieren. Die Nordlandfahrten Kaiser Wilhelms II., 1991, S. 223.
  8. Hellmut Federhofer: Heinrich Schenker (1868–1935), 1985, S. 93. Schenker meinte zu dem Stück: „Ich hätte allerdings lieber den Fidelio oder den Don Juan gehört.“
  9. Walter Simon: Verzeichnis der Hochschulschriften über Rainer Maria Rilke, 1978, S. xiv. Die Vertonungen gelangten durch einen Brief vom 27. März 1921 zu Rilkes Kenntnis.

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