Oswalt Kolle

Oswalt Kolle

Oswalt Kolle (* 2. Oktober 1928 in Kiel; † 24. September 2010 in Amsterdam) war ein deutschstämmiger Journalist, Autor und Filmproduzent, der insbesondere im deutschsprachigen Raum durch seine Filme über die sexuelle Aufklärung bekannt wurde. Kolle lebte seit 1969 in Amsterdam und besaß die niederländische Staatsbürgerschaft.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Oswalt Kolle war ein Sohn des renommierten Psychiaters Kurt Kolle. Gegen den Wunsch seines Vaters, ebenfalls Mediziner zu werden, absolvierte Kolle nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung in der Landwirtschaft, kam dann aber durch persönliche Umstände zum Journalismus. Seine schreibende Tätigkeit begann er als Volontär bei der Frankfurter Neuen Presse. Im Jahr 1951 wurde er Lokalchef der Frankfurter Nachtausgabe, 1957 (nach Angaben des WDR und des Goethe-Instituts, in einem Interview mit der Welt wurde 1955 genannt) schließlich stellvertretender Chefredakteur der Star Revue.

In den 1960er und 1970er Jahren war Kolle maßgeblich an der Popularisierung der sexuellen Aufklärung beteiligt. Für Illustrierte wie Quick und Neue Revue schrieb er Aufklärungsserien. Zudem veröffentlichte er Bücher und weitere Publikationen zum Thema Sexualität. Dein Kind, das unbekannte Wesen war Kolles erstes erfolgreiches Buch, seine wichtigsten Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und waren auch international erfolgreich. Er arbeitete zu dieser Zeit eng mit Josef von Ferenczy zusammen und wurde für ihn als Autor tätig.[2] Sein Buch Das Wunder der Liebe schrieb er im Jahre 1968, ein Taschenbuch gleichen Titels erschien bei Heyne im Jahre 1971.

Zwischen 1968 und 1972 produzierte Kolle Aufklärungsfilme. Sie brachten ihm häufig den Vorwurf ein, gegen Sitte und Moral zu verstoßen, waren allerdings kommerzielle Erfolge. Weltweit sahen 140 Millionen Zuschauer die Filme. Mit seiner Liebesschule schuf er eine Fernsehserie zur sexuellen Aufklärung. Ferner schrieb Kolle Unterhaltungsromane wie Der Psychiater, Der Clan und Sylter Sommer. Für RTL entwickelte er die Idee zur Unterhaltungsserie Sylter Geschichten. Zudem überarbeitete er die Drehbücher seiner Aufklärungsfilme, die der private Fernsehsender 1997 erfolgreich ausstrahlte.[3]

Kolle war bis in die 1980er Jahre FDP-Mitglied und schloss sich in seiner Wahlheimat, den Niederlanden, der linksliberalen D66 an.[4] 1996 nahm Kolle, der sich seit den 1990er Jahren offen zu seiner Bisexualität bekannte, am 4. Internationalen bisexuellen Symposium (IBIS) in Berlin teil. Die Veranstaltung hatte das Motto „The many faces of bisexuality – Vielfalt bisexueller Beziehungen“. Andere Teilnehmer waren u. a. Fritz Klein und Erwin J. Haeberle.

Im Jahr 2000 wurde er von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille für Sexualreform geehrt. Am 1. September 2008 erschien Kolles Autobiographie im Rowohlt-Verlag unter dem Titel Ich bin so frei. Mein Leben, indem er unter anderem über die Sterbehilfe für seine krebskranke Frau schrieb.[5] Im Jahr 2010 wurde er mit dem IBKA-Preis für seine Verdienste um die sexuelle Selbstbestimmung geehrt. Kolle war bis zu seinem Tod als Publizist tätig. Zuletzt behandelte er Themen wie aktuelle politische Ereignisse und die Sexualität im Alter.

Mit seiner Frau Marlies († 2000), mit der er seit 1953 verheiratet war, hatte er drei Kinder. Zuletzt war er mit der Niederländerin Jose del Ferro liiert.

Filmografie

Oswalt Kolle war Drehbuchautor folgender Dokumentarfilme, bei denen er zum Teil auch Regie führte:

Filmdokumentation

  • Oswalt Kolle – Sex für Deutschland. Filmporträt zum 80. Geburtstag von Lutz G. Wetzel. Fernsehdokumentation, Deutschland 2008 (NDR), 43 Minuten

Verfilmung seines Lebens

  • 2002: Kolle – Ein Leben für Liebe und Sex, mit Sylvester Groth als Oswalt Kolle; Regie: Susanne Zanke

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laudation for Oswalt Kolle von Rolf Gindorf, Archive for Sexology der Humboldt-Universität zu Berlin.
  2. Alexander Antonoff: Das elfte Gebot - Konsalik, Kolle und der Kommunikator: Die Philosophie des Medienmanagers Josef von Ferenczy, 25. September 2000, unter welt.de.
  3. Oswalt Kolle ist tot Spiegel Online vom 1. Oktober 2010
  4. Der Aufklärer, Süddeutsche Zeitung vom 1. Oktober 2010
  5. Oswalt Kolle schreibt über Sterbehilfe für Ehefrau, Rheinische Post vom 22. Juli 2008.

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