Ottiliae-Schacht

Ottiliae-Schacht
Ottiliae-Schacht
Fördergerüst von 1876 (Zustand 2009)
Fördergerüst von 1876 (Zustand 2009)
Abbau von Bleiglanz, Zinkblende
Größte Tiefe 594 mdep1
Betriebsbeginn 1868
Betriebsende 31. März 1980
Geografische Lage
Koordinaten 51° 48′ 30″ N, 10° 18′ 47″ O51.80841666666710.313111111111Koordinaten: 51° 48′ 30″ N, 10° 18′ 47″ O
Ottiliae-Schacht (Niedersachsen)
Ottiliae-Schacht
Lage Ottiliae-Schacht
Gemarkung Clausthal-Zellerfeld
Kreis Landkreis Goslar
Revier Berginspektion Clausthal

p1p4

Der Ottiliae-Schacht (oder Ottiliaeschacht) liegt westlich von Clausthal-Zellerfeld auf einer Anhöhe zwischen dem Zellerfelder und dem Clausthaler Tal (Bremerhöhe), die dort in das Innerstetal münden. Der Schacht ist kein eigenständiges Bergwerk, sondern diente als zentraler Hauptförderschacht für die Erze (silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende) des Rosenhöfer, Burgstätter und Zellerfelder Gangzuges. Er gilt als Teil der Grube Rosenhof. Benannt ist der Schacht nach dem preußischen Berghauptmann Ernst Hermann Ottiliae (1821–1904).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Von 1868 bis 1874 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft der Zentralen Erzaufbereitung der Königlichen Berginspektion zu Clausthal der Ottiliae-Schacht als neuer senkrechter (=saigerer) Hauptförderschacht in den Abmessungen 6,8 m x 2 m abgeteuft. Die Teufe (Tiefe) betrug zunächst 341 m bis zur Tiefen Wasserstrecke, einem Teilstück des Ernst-August-Stollens. Der Schacht erhielt eine leistungsfähige Dampffördermaschine (150 PS) mit Seiltrommeln und als erster Oberharzer Schacht ein stählernes Fördergerüst. Das 19,68 m hohe Fachwerk-Bockgerüst wurde von der Clausthaler Bergschmiede errichtet. Es entstand zwar in Anlehnung an englische Gerüste, war aber eine komplette Eigenentwicklung. Das Erz wurde auf der Tiefen Wasserstrecke mit Booten aus den bis zu 6 km entfernten Abbauen heran transportiert. Die Boote waren dazu mit vier stählernen Kästen ausgerüstet. Die Förderkästen wurden im Hafen des Ottiliae-Schachtes am Förderseil befestigt und zu Tage gefördert. Auf der Hängebank des Schachtes wurden die Kästen in Förderwagen entleert und ins Brechhaus gefahren, an das sich die Erzaufbereitung anschloss. Weiterhin war eine Nebenförderung bis zur Talsohle (36 m Tiefe) vorhanden. Darüber wurden wahrscheinlich die Kesselkohlen und/ oder Erze des auf der anderen Talseite liegenden Silbersegener Schachtes gefördert.

In den Jahren 1900 bis 1905 erfolgte eine umfassende Erweiterung und Modernisierung. Es entstand ein Neubau der Erzaufbereitung, der Schacht wurde bis zur Tiefsten Wasserstrecke auf seine Endteufe von 594 m vertieft und auf eine elektrische Koepe-Förderung umgebaut. Während der Umbauzeit bestand eine elektrische Feldbahn („Tagesförderstrecke“) vom Kaiser-Wilhelm-Schacht zur übergangsweisen Förderung. Nach der Fertigstellung gelangten die Erze über eine elektrische Lokomotiv- und Wagenförderung auf der Tiefsten Wasserstrecke zum Ottiliaeschacht. Die alten tonnlägigen Förderschächte mit ihren überalterten Wasserradförderungen konnten endgültig aufgegeben werden.

Stilllegung und zeitweise Nutzung als Wasserkraftwerk

Im Jahr 1930 wurden die Clausthaler Bergwerke vom letzten Betreiber Preussag stillgelegt, weil der Weiterbetrieb damals als nicht mehr wirtschaftlich erschien. Die Wasserhaltung wurde eingestellt, so dass das Grubengebäude bis auf das Niveau des Ernst-August-Stollens voll Wasser lief. Der Schacht blieb wie die anderen noch verbliebenen Schächte des Clausthaler Bergwerks zunächst noch offen.

1940 baute die Kraft- und Wasserwirtschaft Clausthal, eine Tochter der Preussag, die ehemalige Betriebswasserversorgung der Rosenhöfer Gruben um und leitete das Wasser über eine Fallleitung in den Schacht. Eine Pelton-Turbinenanlage mit einer Leistung von 2 x 1,5 MW erzeugte auf der Ernst-August-Stollensohle elektrische Energie. Das Abfallwasser floss über den Ernst-August-Stollen ab. Für die Fahrung des Wartungspersonals wurde eine kleinere Fördermaschine aufgestellt. 1980 endete das Nutzungsrecht der Preussag für das Oberflächenwasser des Harzes – das Oberharzer Wasserregal. Daraufhin wurden die Turbinen abgeschaltet.

In ihrer bergrechtlichen Verpflichtung verfüllte die Preussag AG Metall 1984 die Schachtröhre bis in 60 m Tiefe mit einer Betonsäule. Es wurde ein Antrag auf Abbruch der Tagesanlagen gestellt. Gerade noch rechtzeitig wurde das Fördergerüst unter Denkmalschutz gestellt und die Anlage von freiwilligen Helfern des ortsansässigen Geschichtsvereins restauriert.

Technische Denkmäler, Spuren

Detail des Fördergerüstes

Das Schachtgelände ist heute eine Außenstelle des Oberharzer Bergwerksmuseums. Auf dem Zechenplatz steht noch die Schachthalle mit dem stählernen Fördergerüst von 1876. Es handelt sich um das älteste erhaltene Fördergerüst in Deutschland. Im vorderen Teil des Fördermaschinenhauses ist der zuletzt verwendete Förderhaspel Baujahr 1914 funktionsfähig erhalten. Im hinteren Teil befindet sich eine museale Ausstellung zur Schachtfördertechnik im Oberharz. Weiterhin sind noch ein Rechenhaus und das Einlaufbauwerk der Turbinenfallleitung („Wasserschloss“), sowie in etwas Entfernung das Zechenhaus (heute privates Wohnhaus) erhalten. Das Fundament des Schornsteins vom abgebrochenen Kesselhaus ist auch noch erkennbar. Die Tagesförderbahn wurde 1:1 nachgebaut. Damit können Museumsbesucher vom ehemaligen Clausthaler Bahnhof aus zum Ottiliae-Schacht fahren.

Literatur

  • Hermann Banniza: Das Berg- und Hüttenwesen des Oberharzes. Enke, Stuttgart 1895 (VI. Allgemeiner Deutscher Bergmannstag zu Hannover).
  • Axel Funke: Fördergerüste des Oberharzes: die Gerüste am Ottiliae- und Kaiser-Wilhelm-Schacht in Clausthal-Zellerfeld. Oberharzer Geschichts- und Museumsverein, Clausthal-Zellerfeld 1984.
  • Torsten Schröpfer: Fundgrube: Wissenswertes über den Westharzer Bergbau und das Hüttenwesen. 1. Auflage. Pieper, Clausthal-Zellerfeld 2000, ISBN 3-923605-08-0 (Schriftenreihe des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins e.V. Clausthal-Zellerfeld).
  • Herbert Sperling, Dieter Stoppel: Gangkarte des Oberharzes. Schweizerbart, Stuttgart 1981.

Weblinks


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