PMMA

PMMA
Strukturformel
Polymethylmethacrylat
Allgemeines
Name Polymethylmethacrylat
Andere Namen
  • PMMA
  • Poly(methyl-2-methylpropenoat)
  • Plexiglas (eingetr. Markenname)
  • Acrylglas (umgangssprachlich)
  • O-Glas (umgangssprachlich)
CAS-Nummer 9011-14-7
Art des Polymers Thermoplast
Monomer
Monomer Methacrylsäuremethylester
Summenformel C5H8O2
Molare Masse 100,117 g/mol
Eigenschaften
Aggregatzustand fest
Dichte ca. 1,19 g·cm−3
Glastemperatur ca. 105 °C
Löslichkeit nur in wenigen Lösungsmitteln, z. B. Aceton
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Polymethylmethacrylat (Kurzzeichen PMMA, ugs. Acrylglas, Friacryl®, Vitroflex®, Plexiglas®, Limacryl®, Piacryl oder O-Glas), ist ein synthetischer, glasähnlicher thermoplastischer Kunststoff.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Polymethylmethacrylat wurde 1928 etwa zur selben Zeit in Deutschland, Großbritannien und Spanien entwickelt und 1933 zur Marktreife gebracht. Es wird heute in großen Mengen hergestellt und findet vielseitige Verwendung als splitterfreier und leichter Ersatz für Glas (z. B. Schutzbrillen, etc.). Die ersten Kontaktlinsen aus Kunststoff wurden etwa 1939 aus PMMA hergestellt. Eines der ersten Alltagsprodukte aus PMMA waren Deckel von Radio-Plattenspieler-Kombinationen (Braun SK 4 von 1956, der so genannte „Schneewittchensarg“). Außerdem findet der Stoff in der Medizin Einsatz als sog. Knochenzement zur Stabilisierung von Implantaten im Knochen.

Markenname

Bekannt wurde PMMA unter dem Handelsnamen „Plexiglas“[1], angemeldet 1933 von Otto Röhm. [2] Dies ist ein eingetragener Markenname

  • in Europa der Röhm GmbH (Degussa Gruppe), aktuell Evonik
  • in den USA der Altuglas International (Arkema Gruppe)[3].

In Europa vermarktet die Arkema Gruppe PMMA unter dem Namen „Altuglas“.

In der DDR wurde der Markenname „O-Glas“ (für „organisches Glas“) verwendet. Einziger Hersteller waren die Stickstoffwerke Piesteritz. Von „Piesteritz“ leitet sich der Handelsname „Piacryl“ ab.

Aufbau und Eigenschaften

Struktur von Polymethylmethacrylat

PMMA entsteht durch Polymerisation des monomeren Methacrylsäuremethylesters.

Die ineinander verflochtenen Polymerketten geben dem Plexiglas seinen Namen (lat. plectere = flechten).

PMMA verbrennt knisternd, mit gelblicher Flamme, süßlichem Geruch, ohne zu tropfen und ohne Rückstände. Beim Beklopfen mit dem Fingernagel klingt PMMA im Gegensatz zu transparentem Polystyrol nicht blechern.

Eigenschaften von PMMA:

PMMA ist sehr spannungsrissempfindlich. Daher dürfen Plexiglasflächen auch nicht mit Alkohol oder Lösungsmitteln gereinigt werden.

Die sehr gute Witterungsstabilität der Methacrylatpolymere ist bedingt durch die rein aliphatische Struktur und die sterische Abschirmung der Polymerkette. Kommen bei der Polymerisation weitere Monomere (Alkyl- oder Arylmethacrylate) zum Einsatz, ist es möglich, die Eigenschaften des Mischpolymerisats den Produkterfordernissen anzupassen. So kann durch geeignete Wahl des Alkoholrests des monomeren Esters beispielsweise die Polymererweichungstemperatur beeinflusst werden: Langkettige Ester wie Lauryl- und Stearylmethacrylate zeigen bereits wachsartige Polymereigenschaften; Ester mit stark verzweigtem Alkoholrest liefern Polymere mit reduzierter Lösungsviskosität.

Auch die Möglichkeiten der Formgebung sind sehr vielfältig. So kann es nicht nur als Glasersatz bei Fenstern eingesetzt werden, sondern auch für Haushaltsgegenstände wie z. B. Schüsseln.

Einsatzgebiete

Aus Polymethylmethacrylat werden unter anderem optische Linsen und Brillengläser, Verglasungen, Lampen und Sanitärteile hergestellt.

PMMA ist unentbehrlich in der Medizin besonders der Zahnmedizin, wo es für Prothesen eingesetzt wird. Hierfür wird der Kunststoff mit Metallsalzen eingefärbt, so dass die typische rosa Farbe entsteht. In durchsichtiger Form wird er für Verbandsschienen eingesetzt. Der Kunststoff wird frei angemischt und härtet unter Hitze und Druck aus. Es können auch Aktivatoren zugesetzt werden.

PMMA ist zudem Bestandteil von Fotolacken, welche in der Photolithographie Verwendung finden. Weitere Einsatzgebiete sind:

  • Kraftfahrzeuge: Rückleuchtenglas, Reflektor, Lichtleiter, Blinkerglas
  • Lichttechnik: Flutlicht-Schilder und „Acryl-Lichtdesign“, Leuchtenabdeckungen, Leuchtwerbung
  • Optik: Schauglas, Linsen, Brillenglas, Fresnel-Linsen, Lichtleiter
  • Schmuck: Sogenannte Plugs und anderer Schmuck für z. B. (gedehnte) Ohrlöcher; Uhrengläser
  • Haushaltsartikel: Tastenkappe, Handydisplay, Gehäuse, Salatlöffel
  • Bauwesen: Polymerbeton, Industriefußboden, Verglasungen (z. B. Doppelstegplatten), Abdichtung und Beschichtung von Balkonen und Terrassen, Detailabdichtungen im Flachdach, Industrietorverglasung (Plustherm-Systemverglasung), Sanitärbauteil (z. B. Badewanne), Möbel
  • Orthopädie: Knochenzement (z. B. zur Verankerung von Hüftendoprothesen)
  • Zahnmedizin: Total- und Teilprothesen, Provisorien
  • Hörgeräteakustik: Ohrpassstück (Otoplastik)
  • Textilindustrie: Bestandteil von Polyacrylfasern, siehe Polyacrylnitril
  • Halbleiterindustrie: Verwendung als Resist in der Elektronenstrahllithographie
  • Gartenbau: Bedachungsmaterial, Treibhäuser
  • Pyrotechnik: Bestandteil von Verzögerungssätzen
  • U-Boot-Druckkörper: siehe Deep Rover DR1002
  • Bildende Kunst: Als Werkstoff und Bildträger

Literatur

  • Kai Buchholz: Plexiglas®. Werkstoff in Architektur und Design. Wienand, Köln 2007, ISBN 3-87909-925-1

Quellen und Fußnoten

  1. Webseite von Evonik (ehemals Röhm GmbH bzw. Degussa)
  2. http://www.plexiglas-and-energy.com/flippages/dia-3-2007-de/ (S. 13)
  3. Webseite der Altuglas International
  4. a b Degussa Röhm Plexiglas Produktbeschreibung, Kenn-Nr. 211-1, Feb. 2003

Weblinks


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