Astralebene

Astralebene

Die Bezeichnungen Astralleib, Astralkörper (von griech. ástron = "Stern") oder Ätherleib wurden bei mehreren insb. platonistischen Autoren zur Bezeichnung einer Hülle der Seele verwendet, die, anders als der sonstige menschliche Körper, oft unsterblich und feinstofflich aufgefasst wird. Eine vergleichbare Vorstellung findet sich auch außerhalb der griechischen und christlichen Kultur, etwa im Hinduismus. Der Begriff findet auch in der Theosophie, Anthroposophie und der modernen Esoterik Verwendung.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Bereits im frühen Platonismus werden platonische und aristotelische Äußerungen zur Seelenlehre, zur Kosmologie und zum Pneumabegriff systematisch kombiniert, u.a. die platonische Vorstellung einer Vernunftseele (Nous) als Wagenlenker zweier für Gemüt und Begierde stehender Seelenteile; analog werde auch der Sternkörper durch eine Sternseele gelenkt. Die Sterne gelten als aus einem fünften Element bestehend, dem Äther, welches bereits bei Theoretikern der alten Akademie (Herakleides Pontikos) auch als Element der Seele aufgefasst und mit dem Lichtbegriff kombiniert wird. In dieser Tradition nennt auch Galenos die Seele einen lichtartigen und ätherischen Körper, der aber umgeben sei von einem Körper, welcher die Vermittlung zum materiellen Körper leiste und "erster Wagen" genannt wird. Bei einigen Mittelplatonikern (u.a. Attikos) wird diese Seelenhülle ebenfalls als Seelenwagen beschrieben, aber sterblich aufgefasst. Nach Klemens von Alexandrien wurde bei den Gnostikern im Gefolge des Basilides ein für die Affekte zuständige Organ angenommen, welches als "angewachsene Seele" bezeichnet werde. Auch in hermetischen Texten wird eine unkörperliche Hülle angenommen, welche die Seele umgibt, sobald sie durch die Sternspähren absteigt.

Analoge Auffassungen finden sich bei Hippolytos und Origenes. Mit diesem Körper bzw. Wagen der Seele werden Totenerscheinungen zu erklären versucht. Für den christlichen Kontext ist eine Verbindung der Rede von einem pneumatischen Leib bei Paulus möglich.[1]

Auch die chaldäischen Orakel und Numenios haben eine astrale, feinstoffliche Seelenhülle als Seelenwagen angenommen. Alexander von Aphrodisias hat das Konzept kritisiert. Plotin postuliert, offenbar diese Traditionen als bekannt aufgreifend, einen "ersten Körper", welchen die Seelen beim Abstieg annehmen, ein ebenfalls mit den Affekten verbundenes Pneuma um die Seele, das wie die Gestirne als fein, kugelförmig und leichtbeweglich charakterisiert wird. Die Seele bleibe mit diesem Pneuma nach der Trennung vom Leib verbunden, was Bestrafungen wie auch - durch "Beschwerung" - Reinkarnationen erkläre. Porphyrius und Iamblichos geben weitere Systematisierungen. Bei Proklos wird ein ätherischer Seelenwagen angenommen, welcher zwischen immaterieller Seele und Körper vermittelt und, gemäß der aristotelischen Verbindung von Fühlen und Einbildungskraft mit dem Pneumabegriff, jenen zugeordnet ist. Wie bei Syrianos werden zwei Seelen angenommen, neben der verkörperten Seele eine zweite, licht- oder sternartige, immaterielle, ewig bestehende Seele, die als Seelenwagen bezeichnet wird und beim Abstieg durch die Gestirne von einem pneumatischen Seelenwagen umgeben wird.

Diese antiken Vorstellungen sind durch Macrobius, Boethius und Augustinus auch mittelalterlichen Autoren bekannt. Marsilio Ficino greift die proklische Konzeption zweier Seelen auf. Wie im Platonismus verbindet er Astralleib und Einbildungskraft (phantasia), was später stark rezipiert wird.[2] Ähnliche Spekulationen zum Astralleib entwickeln Paracelsus und kabbalistische Texte sowie Agrippa von Nettesheim, der von einem ätherischen Seelenwagen spricht.[3]

Im 17. Jh. wendet sich Ralph Cudworth gegen den cartesischen Dualismus von ausgedehnter Materie und immateriellem Mentalem: zwischen beide vermittle ein feinstofflicher Seelenwagen. Cudworth führt dabei auch explizit Plotin, Porphyrius, Philoponos, Hierokles, Origenes und andere als Gewährsleute an. Auch bei Joseph Priestley und Friedrich Groos findet sich die Vorstellung eines Ätherleibs.

Im deutschen Idealismus nimmt z.B. Johann Heinrich Jung-Stilling wiederum ein Seelenvehikel an, einen feinstofflichen Ätherleib, der zwischen Leib und Geist stehe. Auch bei Goethe und Hugo von Hofmannsthal wird vom Astralleib gesprochen. Hegel integriert die platonische Auffassung eines Seelenwagens in seine Gesamttheorie als Identität von Objektivität und Subjektivität; ähnlich auch Fichte[4] undSchelling.[5]

Diese Vorläufer werden im sog. Spiritismus[6] und in der Anthroposophie weiterverwendet.

Das Feinstoffliche im Hinduismus

Der Begriff des Feinstofflichen hat in der Vorstellungswelt des Indischen Denkens eine große Bedeutung. So stellt man sich zur Zeit der Veden alle geistigen Funktionen als das Wirken feinsubstanzieller Substanzen vor. In der Zeit der mittleren Upanishaden um 400 v. Chr. wird der Allgeist von Yajnavalkya als der feinste und innerste Kern alles Existierenden bezeichnet. Aus diesem Kern, so sagt er, sei die Welt durch Vergröberung und Verdichtung hervorgegangen. In den jüngeren Upanishaden wird dann immer mehr eine Grenzlinie zwischen Allgeist (Purusha) und Materie gezogen.

Für viele Richtungen des Hinduismus ist die Einzelseele mit diesem Allgeist, der auch als Atman bezeichnet, wesenseins. In den Vorstellungen der Lehre von Sankhya, Yoga und Vedanta ist die Einzelseele, solange sie dem Kreislauf des Lebens, dem Samsara, unterliegt, von einer feinstofflichen Hülle umkleidet.

Diese Seelenhülle wird als feinstofflicher Körper (sukshma-sharira) oder als "Merkmal-Körper" (linga-sharira) bezeichnet, weil sie es ist, die dem Einzelwesen individuelle Züge verleiht. Während der grobe Körper (sthula-sharira) im Leben entsteht und beim Tode vergeht, begleitet der feinstoffliche Körper die Seele seit anfangloser Zeit durch alle Existenzen hindurch oder wird immer wieder neu gebildet.

Der feinstoffliche Körper gilt als Behälter für die unsichtbaren Sinnesfunktionen, die sich in den sichtbaren Körperteilen des groben Körpers manifestieren; dies sind die fünf Wahrnehmungsssinne (jyanendriya): Gesicht, Gehör, Geschmack, Geruch und Gefühl sowie die fünf Tastsinne (karmendrya): die Fähigkeiten zu sprechen, zu greifen, zu gehen, zu entleeren und zu zeugen.

Dem feinstofflichen Körper gehört weiterhin ein Innenorgan (antah-karana) an, das sich aus Intelligenz (buddhi), Unterscheidungsvermögen, Ichbewusstsein (ahankara) und Denkfähigkeit (manas) zusammensetzt. Schließlich wird auch dem Lebenshauch (prana) der Sitz im feinstofflichen Körper zugesprochen. Er gilt als das organisierende Prinzip des groben Körpers.

Der feinstoffliche Körper ist für die Lehre von den Wiedergeburten von besonderer Bedeutung, da er es sein soll, der die Eindrücke des Lebens im Denkorgan ablegt und so das Karma in die neue Existenz hinüberträgt.

Manche Anhänger der Vedanta glauben, dass es neben "grobem" und "feinstofflichem" Körper noch einen dritten, den sogenannten "Kausalkörper" (karana-sharira) gebe, der das "Nichtwissen" und das Herumirren im Samsara verursache.

Verwendung in der modernen Esoterik

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Die Astralebene, die den Astralkörper wie die irdische Welt den physischen Körper umgibt, gilt in der Esoterik gleichsam als "Gefühlswelt", Sitz der schicksalsbestimmenden Kräfte und der sich "materialisierenden" Gedankenbilder und Vorstellungen. Die Astralebene besteht demnach aus einer feinstofflichen, plastisch-bildhaften und leicht beeindruckbaren "Materie", die Gefühle, Leidenschaften und Instinkte birgt und als (spirituelle) Vorstufe der irdischen Materie angesehen wird.

Die Esoterik behauptet, der Astralkörper könne durch begabte Medien oder entsprechend ausgebildete Menschen gesehen werden. Die hier irrtümlich ins Spiel gebrachte Kirlianfotografie gibt jedoch die Abbildung des physikalischen Phänomenes der Koronaentladung wieder und ist keine Abbildung eines Astralkörpers.

Der Astralkörper soll die Struktur eines der Wissenschaft nicht zugänglichen Energiegewebes aufweisen, das zwar nicht unsterblich sei, aber den physischen Tod des grobstofflichen Körpers bis zu einige Jahrhunderte überdauern und währenddessen eine eigene, individuelle Weiterentwicklung fortführen könne. Der Astralkörper darf nicht mit der unsterblichen Seele(Purusha, Atman) verwechselt werden.

Nach der esoterischen Auffassung können Manipulationen in der Astralebene mittels bestimmter Techniken zum Wohlbefinden des Menschen eingesetzt werden.

Der Begriff Astralkörper wird in unterschiedlichen Richtungen der Esoterik unterschiedlich benutzt und es gibt Definitionsunterschiede zwischen Astralkörper und Ätherkörper. Der Astralkörper soll demgemäß der psychisch-geistige Körper sein, während der Ätherkörper der Energiekörper des physischen Körpers sein soll.

In einigen Richtungen des Yoga und des Tantra geht diese Unterscheidung noch weiter, es soll bis zu zehn verschiedene feinstoffliche Körper geben. In der einschlägigen Literatur wird der Astralkörper häufig "Begierdenkörper" genannt.

Verwendung in der Anthroposophie

Nach Rudolf Steiner ist der Astralleib, von ihm auch als Trieb- und Empfindungsleib bezeichnet, eines der 4 grundlegenden Wesensglieder des Menschen. Der Astralleib ist der eigentliche Seelenleib des Menschen, gleichsam die Substanz, aus der die menschliche Seele gewoben ist. Er ist der Träger des Bewusstseins, der Triebe und Empfindungen - und des Egoismus. Die Ausdrücke "Leib" und "Substanz" dürfen dabei allerdings nicht im physisch-materiellen Sinn missverstanden werden, sondern sollen nur vergleichsweise auf die eigenständige, in sich geschlossene Existenz des menschlichen Seelenwesens hinweisen. Als solche relativ eigenständige Wesenheit wird der Astralleib erst mit der Geschlechtsreife um das 14. Lebensjahr geboren, während er bis dahin noch in eine viel weitere Astralsphäre eingebettet ist. Ebenso wie der Mensch durch seinen physischen Leib in der physischen Umwelt lebt, so lebt er durch seinen Seelenleib in einer seelischen Umgebung. Allerdings hat der Mensch heute davon kein klares Bewusstsein, da ihm dafür die entsprechenden seelischen Wahrnehmungsorgane fehlen. Durch entsprechende Seelenübungen können diese aber entwickelt werden, wodurch der Mensch zu einem bewussten Mitbewohner der Seelenwelt wird.

Im Astralleib bilden sich mikrokosmisch die großen makrokosmischen Gesetzmäßigkeiten ab, was seinen Namen rechtfertigt. Der Arzt Paracelsus nannte ihn dementsprechend den «siderischen Menschen». Nach der anthroposophischen Lehre wird der Astralleib als "Bewusstseinsleib" bezeichnet, den nur Menschen und Tiere besitzen und der die Außenwelt wie ein Spiegel in das innere Erleben projiziere:[7]

„Alles menschliche Schaffen beruht auf der Tätigkeit im Wachen, so weit das Offenbare in Betracht kommt. Diese Tätigkeit ist aber nur möglich, wenn der Mensch die Erstarkung seiner erschöpften Kräfte sich immer wieder aus dem Schlafe holt. Handeln und Denken schwinden dahin im Schlafe, aller Schmerz, alle Lust versinken für das bewusste Leben. Wie aus verborgenen, geheimnisvollen Brunnen steigen beim Erwachen des Menschen bewusste Kräfte aus der Bewusstseinslosigkeit des Schlafes auf. Es ist dasselbe Bewusstsein, das beim Einschlafen hinuntersinkt in die dunklen Tiefen und das beim Aufwachen wieder aufsteigt. Dasjenige, was das Leben immer wieder aus dem Zustand der Bewusstlosigkeit erweckt, ist im Sinne übersinnlicher Erkenntnis das dritte Glied der menschlichen Wesenheit. Man kann es den Astralleib nennen. Wie der physische Leib nicht durch die in ihm befindlichen mineralischen Stoffe und Kräfte seine Form erhalten kann, sondern wie er, um dieser Erhaltung willen, von dem Ätherleibe durchsetzt sein muss, so können die Kräfte des Ätherleibes sich nicht durch sich selbst mit dem Lichte des Bewusstseins durchleuchten. Ein Ätherleib, der bloß sich selbst überlassen wäre, müsste sich fortdauernd in dem Zustande des Schlafes befinden. Man kann auch sagen: er könnte in dem physischen Leibe nur ein Pflanzensein unterhalten. Ein wachender Ätherleib ist von einem Astralleib durchleuchtet. Für die Sinnesbeobachtung verschwindet die Wirkung des Astralleibes, wenn der Mensch in Schlaf versinkt. Für die übersinnliche Beobachtung bleibt er noch vorhanden; nur erscheint er von dem Ätherleib getrennt oder aus ihm herausgehoben.“

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. z.B. Rudolf Eisler, Wörterbuch der philosophischen Begriffe 1905, Bd. 1, 98
  2. Vgl. M. R. Pagnoni-Sturlese, Art. Phantasia, III., in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 7, S. 526-535, hier 533.
  3. De occulta philosophia, III, 36: aetherum animae vehiculum, n. Eisler, l.c.
  4. Anthropologie, 273f, n. Eisler, l.c.
  5. Der gesamte Abschnitt zur Ideengeschichte von Platon bis Schelling folgt weitgehend, wo nicht anders angemerkt, der Darstellung von Halfwassen, l.c., welcher die jeweiligen Einzelbelege entnehmbar sind.
  6. So z.B. schon Meyer Großes Konversations-Lexikon von 1905 s.v.
  7. Steiner, Rudolf; Die Geheimwissenschaft im Umriss; Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum; Dornach (Schweiz); 1930; Seite 26 ff

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