- Atari ST
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Atari ST Hersteller: Atari Computer GmbH CPU: Motorola 68000 @ 8 MHz Erschienen: 1985 Eingestellt: 1994 Speicher: 512 KB ~ 4 MB Betriebssystem: TOS 1.x Der Atari ST war eine Heimcomputer-Serie von Atari, die von 1985 bis 1994 produziert wurde. Die ST-Serie eignete sich auch für professionelle Büroanwendungen und war wegen der serienmäßig vorhandenen MIDI-Schnittstelle der Standardcomputer in kleinen und großen Tonstudios. Die Abkürzung „ST“ steht dabei für Sixteen/Thirty-Two (16/32), da der verwendete Hauptprozessor, der Motorola 68000, einen 16 Bit breiten Datenbus hat und intern mit 32 Bit arbeitet. Der Adressbus ist 24 Bit breit.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Atari ST war eines der ersten verbreiteten Modelle mit einer grafischen Benutzeroberfläche, dem GEM von Digital Research. Die Hauptspeichergröße lag zwischen 512 KB (520 ST) und 4 MB (Mega ST4), diese Zahl wurde, nach Aufrunden, Teil der Modellbezeichnung (520 ST – 512 KB; 1040 ST – 1024 KB = 1 MB).
Einzige Ausnahmen bildeten der 260 ST (wurde mit 512 KB ausgeliefert) und der 520ST+ (1 MB). Der 260 ST sollte – getreu seiner Bezeichnung – nur mit 256 KB ausgeliefert werden, in der Endphase der Entwicklung stellte sich jedoch heraus, dass 256 KB definitiv nicht ausreichen würden, um den Rechner mit TOS sinnvoll zu betreiben. Da jedoch die Werbung bereits angelaufen war, wurde er kurzerhand mit 512 KB ausgeliefert. Beim 260 ST wurde das TOS von Diskette nachgeladen, was die Größe des verfügbaren Speichers stark reduzierte. Der 260 ST unterschied sich kaum vom 520 ST. Eigentlich bestand der einzige Unterschied darin, dass der 520 ST das TOS in ROMs mitbrachte, wobei die ersten 520 ST bzw. ST+ noch ohne ROM-Bausteine geliefert wurden, weil diese zum Produktstart noch nicht verfügbar waren (so zumindest in Deutschland). Die Nachrüstung war aber auch beim 260 ST einfach, da die Sockel bereits vorhanden waren. Der 260 ST verschwand sehr schnell vom Markt.
Die Konzeptänderungen nach Abschluss der Entwicklungsphase zeigen sich auch beim Modell 520ST+. Hier fanden die zusätzlichen Speicherbausteine auf der Hauptplatine keinen Platz, so dass sie von Hand huckepack auf die Speicher-ICs der regulären Bestückung gelötet werden mussten. Einzelne Pins (RAS, CAS - Row Address Strobe, Column Address Strobe) dieser zusätzlichen ICs wurden nach oben gebogen und frei verdrahtet.
Zusätzliche Buchstaben gaben weitere Ausstattungsmerkmale an: Der 1040 STF besaß etwa ein internes 3½″-Floppylaufwerk und der 1040 STFM einen TV-Modulator.
Anfangs wurde der Atari ST mit dem Betriebssystem auf Diskette ausgeliefert (TOS 1.0), spätere Modelle hatten das Betriebssystem fest im ROM eingebaut.
Die Software-Emulation CPMZ80 für die Z80-CPU und das Betriebssystem CP/M 2.2 wurde kostenlos von Atari mitgeliefert. Dadurch konnten, vor allem zu Beginn, die damals weitverbreiteten 8-Bit-Programme für CP/M, wie z. B. WordStar, dBASE, Multiplan, Turbo-Pascal und andere, auf dem Atari ST weiterbenutzt werden, und die mit diesen Programmen erzeugten Dokumente, Datenbanken, Quellen und Daten blieben erhalten.
Die Mega-ST-Serie besaß eine abgesetzte Tastatur und einen Hauptspeicher von bis zu 4 MB. Festplatten waren ebenfalls verfügbar (anfangs 20 MB, MFM) und direkt an den Atari ST anschließbar (DMA-Port, auch ACSI-Port (SCSI-Variante, steht für „Atari Computer System Interface“) genannt).
Der Atari ST besaß die Möglichkeit, entweder einen hochauflösenden Schwarzweiß-Monitor oder einen Farbmonitor mit geringerer Auflösung anzuschließen. Die Farbauflösung betrug 320×200 Pixel bei 16 Farben und 640×200 bei vier Farben, jeweils aus einer Palette von 512 Farben.
Der monochrome Monitor SM124 hatte eine Auflösung von 640×400 Pixeln bei 72 Hz Bildwiederholrate. Dies waren für die damalige Zeit hervorragende Werte, im PC-Sektor gab es gerade CGA, Hercules und für besonders teure Rechner EGA, das nur 640×350 Pixel und 60 Hz Bildwiederholrate bot.
Daher wurde der Rechner besonders im CAD- oder DTP-Bereich populär, insbesondere als Atari und andere Hersteller die hochauflösenden 19″-Monochrom-Monitore auf den Markt brachten. Im deutschsprachigen Raum überwogen auch ansonsten eher Büroanwendungen wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation.
In den USA wurde der ST vorwiegend mit Farbmonitor eingesetzt und galt eher als Spiele- und Demomaschine (siehe: Atari Demos).
Weltweit brachte dem Atari ST eine fest eingebaute MIDI-Schnittstelle eine weite Verbreitung bei Musikern und in Tonstudios ein. Dazu gehörte auch Mike Oldfield, der den Atari ST überwiegend für die Arrangements seiner Songs nutzte. Auf dem Album Earth Moving wurde die Verwendung des Atari ST auf der Rückseite des Covers angegeben.
Außerdem war der Atari ST sozusagen ein Mittler zwischen den Welten. Das Dateisystem der Disketten war mit dem von MS-DOS weitgehend kompatibel, so dass man beispielsweise Zugriff auf Textdateien hatte, die auf einem PC erstellt wurden. Es gab auch einen Apple-Emulator sowie einen CP/M- und Z80-Emulator, und er wurde – mit entsprechender Software versehen – als intelligentes Terminal und Entwicklerstation an verschiedensten Großrechnern (Mainframes) und Mini-Computern von HP sowie Workstations von Texas Instruments und HP eingesetzt.
Bemerkenswert am Betriebssystem der ST-Familie war die Vielfalt der bereitgestellten Schnittstellen. So war von Anfang an den Anschluss von Grafiktabletts und Kameras gedacht, was zur damaligen Zeit einzigartig war, zumal entsprechende Hardware auf dem Markt überhaupt nicht verfügbar war.
Der Atari ST war zum im Jahr 1984 dreimal so teuren Apple Macintosh eine für breite Massen erschwingliche Alternative und stand in Konkurrenz zum etwas später auf den Markt gekommenen Amiga von Commodore.
Mehrere Fachzeitschriften wie ST-Computer, ST-Format, ST Magazin, TOS, XEST, ATOS, 68000er oder Atari Inside versorgten die Nutzer mit Informationen zu diesem Rechner.
Hardware
- Prozessor: Motorola MC68000, 8 MHz (Mega STE: 16 MHz)
- Arbeitsspeicher: 512 KB bis 4 MB (Werksausstattung, Speichererweiterung durch andere Anbieter bis auf knapp 16 MB möglich - allerdings mit erheblichem Aufwand), von dem Speichercontrollerchip „MMU“ (Memory Management Unit) verwaltet.
- Grafikchip: „Shifter“, benutzte einen frei wählbaren Teil des Hauptspeichers als Bildspeicher, wird heutzutage als „Shared Memory“-Architektur bezeichnet. Auflösungen und Farbtiefen siehe oben
- Blitter-Chip (erst ab Mega ST und STE-Serie, spätere 1040STFM-Modelle waren auch mit Blitter ausgestattet): Unterstützung der CPU bei Grafik- und Speicheroperationen. Nachrüstung über Zusatz-Karten in allen ST-Modellen möglich.
- GLUE-Chip: Systemlogik, die das System zusammenhält (Chip-Selects, Takt, etc.)
- Sound: Yamaha YM-2149 bzw. GI AY-3-8910, dreistimmiger Synthesizer-Chip mit Rauschgenerator
- Floppy-Controller WD1772: MFM-Controller für Laufwerke mit Standard-Shugart-Bus; neuere TT030 und Mega STE sowie alle Falcon 030 wurden mit HD-Diskettenlaufwerken und dem voll kompatiblen, aber auch bei höheren Taktfrequenzen (16 MHz und 32 MHz) stabil laufenden AJAX ausgeliefert.
- DMA-Controller, von Atari, steuert die ACSI-Schnittstelle (Atari Computer System Interface) an. ACSI ist eine auf Gruppe-1-Kommandos und einige Signale eingeschränkte SCSI-Schnittstelle.
- 2 Motorola 6850 Schnittstellenbausteine, genannt „ACIA“, 1 für die MIDI-Schnittstelle, 1 für die serielle Kommunikation mit der Tastatur
- MFP: 68901 MFP (MultiFunctionPeripheral) u. a. für erweiterte Interruptlogik und serielle Schnittstelle
- Massenspeicher: eingebautes Diskettenlaufwerk (3½″ DD 720 KB) – nur bei 520/1040STF/STFM, Mega ST, Stacy und der STE-Serie; 3½″-SCSI-Festplatte (20–80 MB, nur bei einigen Stacys und Mega STE)
Anschlüsse
Standardmäßig bei allen ST-Varianten vorhanden sind:
- Monitor: 13-polige DIN-Buchse zum Anschluss der Atari-Monitore aus den SM/SC-Serien
- Maus/Joystick: 9-poliger D-SUB-Anschluss zum Anschluss von Mäusen, Joysticks, Grafiktabletts etc.
- Floppy: 14-polige DIN-Buchse zum Anschluss von bis zu 2 Diskettenlaufwerken (bei eingebautem Laufwerk nur ein externes möglich)
- Hard Disk: Auch als ACSI oder DMA bekannt, 19-poliger D-SUB-Stecker für externe Fest-/Wechselplatten, CD-ROM-Laufwerken (CDAR504) und Laserdruckern (SLM-Serie)
- Parallel: 25-polige D-SUB-Buchse zum Anschluss von beispielsweise Druckern
- Serial: Serielle Schnittstelle des ST, 25-poliger D-SUB-Stecker, zum Anschluss von Modems oder zur Errichtung von seriellen Netzwerken
- MIDI In/Out: Je eine fünfpolige DIN-Buchse zum Anschluss von Synthesizern etc., auch für Peer-to-Peer-Netzwerke verwendbar (Midinet)
- ROM-Port: 40-poliger Platinenstecker, zur Aufnahme von Programm-Modulen oder externer Hardware (beispielsweise Scanner)
Einige Modellvarianten haben darüber hinaus noch zusätzliche Anschlüsse:
- HF-Modulator: Cinch-Buchse zum Anschluss der ST-Computer an den Antenneneingang eines Fernsehers (STM, STFM, STE und spätere 520 ST)
- Audio R/L: jeweils 1 Cinch-Buchse zum Anschluss an Verstärker oder Stereoanlagen (nur STE)
- Controller 3+4: 15-polige D-SUB-Buchse (gleich mit der VGA-Schnittstelle), Spielcontroller (beispielsweise das Pad des Atari Jaguars) können dort angeschlossen werden (nur STE)
- Tastatur: 6-polige Western-Buchse zum Anschluss der Atari-Tastaturen (nur Mega ST und Mega STE)
Modellvarianten
Desktop
- 130ST (Prototyp): ST mit nur 128 KB RAM, was für TOS alleine schon nicht ausreicht (vollständiges TOS 1.0: 192 KB)
- 260ST (1985–1986): erster auf den Markt gebrachter ST mit Ext. Floppy-Laufwerk, 512 KB RAM, TOS auf Diskette
- 520ST (1985–1986): im Wesentlichen baugleich mit dem 260ST, TOS war hier fest eingebaut (gesockelte Eproms).
- 520STM (1985–1989): 520ST mit HF-Modulator zum Betrieb an der Antennenbuchse des Fernsehers. Wurde in 520ST umbenannt.
- 520ST+ (1985–1987): 1 MB RAM
- 520STF (1986–1987): eingebautes doppelseitiges 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk
- 520STFM (1986–1987): eingebautes doppelseitiges 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk und HF-Modulator
- 1040STF (1986–1989): 1 MB RAM, eingebautes doppelseitiges 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk
- 1040STFM (1986–1992): 1 MB RAM, eingebautes doppelseitiges 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk und HF-Modulator
- 2080ST (1986): wenig verbreitetes Modell mit 2 MB RAM und eingebautem doppelseitigen 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk
- 4160ST (Prototyp): 4 MB RAM. Der Speicher verteuerte sich dramatisch, so wurde das Modell aufgegeben
- Mega ST 1, 2 und 4 (1987–1991): Modelle mit abgesetzter Tastatur und je nach Zahl 1, 2 oder 4 MB RAM. Hat einen eigenen Systembus und den BLiTTER
- 1040STE (1989–1994): siehe eigenen Artikel
- 520STE (1989–1991): 1040STE mit 512 KB RAM, ansonsten identisch
- 1040STE+ (Prototyp): 1040STE mit eingebauter Festplatte und AT-Emulator auf 80386-Basis.
- TT030 (1990–1994): siehe eigenen Artikel
- Mega STE (1991–1994): siehe eigenen Artikel
- EST (Prototyp): ST mit 68020
- FX-1 „Sparrow“ (Prototyp): Vorstufe des Falcon 030
- Falcon 030 (1992–1994): siehe eigenen Artikel
- Falcon 040 (Prototyp): erweiterte Desktopvariante des Falcon 030
Tragbar
- Stacy, Stacy2, Stacy4 (1989–1992): tragbare, 7,5 kg schwere Variante des Mega ST, optional mit eingebauter Festplatte, jedoch ohne Blitter. Mit 12-Zoll-Flüssigkristallbildschirm.
- ST-Book (1991–1992): Notebook, bei dem großer Wert auf Energiesparen gelegt wurde. Bis auf die 2½-Zoll-Festplatte sind keine Laufwerke vorhanden, ebenfalls keine Beleuchtung des 12-Zoll-LC-Displays. Akkulaufzeit je nach Betrieb zwischen 5 und 10 Stunden.
- ST-Pad „Stylus“ (Prototyp): Atari ST mit Stifteingabe.
Sonstige
- Atari Transputer Workstation 800 (1988): Sogenannter Transputer auf Basis der T800 Chips. Als Steuerungsterminal für das Mehrprozessorsystem kam ein ATARI ST oder MegaST zum Einsatz
Peripherie von Atari
Datenspeicherung
- SF314: externes Diskettenlaufwerk, 3½ Zoll, doppelseitig, vom Original-TOS beschrieben mit 726.016 Bytes, Format weitgehend MS-DOS-kompatibel, welches 4 KB mehr verwendet.
- SF354: externes Diskettenlaufwerk, 3½ Zoll, einseitig, vom Original-TOS beschrieben mit 357.379 Bytes, Format weitgehend MS-DOS-kompatibel
- SH204: 20-MB-MFM-Festplatte mit Adaptec ACB 4000 Controller, ACSI-Schnittstelle, Gehäuse im Schuhkarton-Format
- SH205 (später Megafile 20): 20-MB-MFM-Festplatte mit Adaptec ACB 4000 Controller, ACSI-Schnittstelle, Gehäuse in Form eines Atari Mega ST
- Megafile 30: 30-MB-RLL-Festplatte mit Adaptec ACB 4000 Controller, ACSI-Schnittstelle, Gehäuse in Form eines Atari Mega ST
- Megafile 60: 60-MB-RLL-Festplatte mit Adaptec ACB 4000 Controller, ACSI-Schnittstelle, Gehäuse in Form eines Atari Mega ST
- Megafile 44: 44-MB-Wechselfestplatte von Syquest, mit ACSI-to-SCSI-Hostadapter, Gehäuse in Form eines Atari Mega ST
- CDAR504: CD-ROM-Laufwerk, ACSI-Schnittstelle, auch als eigenständige Anlage verwendbar, abnehmbare IR-Fernbedienung
Drucker
- SLM804: 300 dpi Laserdrucker. Ähnlich wie heutige GDI-Drucker wurde die zu druckende Seite im Hauptspeicher des Atari ST/TT berechnet und erst dann zum Drucker gesandt.
- SLM605: 300 dpi Laserdrucker. Nachfolger des SLM804 mit anderem Druckwerk.
- SMM804: Nadeldrucker
Datenfernübertragung
- SX212: Modem, Übertragungsrate 1.200 Baud, serielle und Atari-SIO-Schnittstellen
Monitore
Monochrom
- SM124: 12 Zoll, 640×400, 71.2 Hz Bildwiederholfrequenz
- SM125: 12 Zoll, 640×400, 70 Hz Bildwiederholfrequenz
- SM144: 14 Zoll, 640×400, 70 Hz Bildwiederholfrequenz, wurde zusammen mit dem Atari Mega STE in den Markt eingeführt.
- SM146: 14 Zoll, 640×400, 70 Hz Bildwiederholfrequenz
- SM147: 14 Zoll, 640×400, 70 Hz Bildwiederholfrequenz (nur in den USA vertrieben)
- SM194: 19 Zoll, 1280×960, 70 Hz Bildwiederholfrequenz, konnte mit spezieller Grafikkarte auf dem Systembus der Mega-ST-Serie betrieben werden.
- SM195: 19 Zoll, 1280×960, 70 Hz Bildwiederholfrequenz, ECL-Signal, konnte vom Atari TT direkt angesteuert werden
Farbe
- PS3000: 12 Zoll, 320×200 und 640×200, mit eingebautem einseitigem 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk (sehr selten, Vertrieb nur in Nordamerika)
- SC1224: 12 Zoll, 320×200 und 640×200, nach PAL-Norm, mit RGB-Signaleingang und Atari-spezifischem Stecker
- SC1425: 14 Zoll, 320×200 und 640×200, mit SCART-Ausgang (vgl. Commodore 1084)
- SC1435: 14 Zoll, 320×200 und 640×200, mit Stereolautsprecher (vgl. Philips CM-8833-II)
Peripherie/Erweiterungen von anderen Herstellern (Auswahl)
- Autoswitch-Overscan: Die kleine Platine erforderte einige Lötarbeiten an der ST-Serie. Der Sinn der Erweiterung war die Erhöhung der Bildauflösung, im Monochrommodus waren z. B. 768×520 Bildpunkte erreichbar. Hierfür mussten allerdings die SM124-Monitore teilweise nachjustiert werden.
- ACSI-to-SCSI-Hostadapter: z. B. von ICD, ICP-Vortex, und anderen. Hierdurch wurde es möglich, preiswertere SCSI-Peripherie wie Festplatten, CD-ROM-Laufwerke, Streamer, etc. an die Atari ST-Serie anzuschließen. Genannte Hersteller lieferten auch in Konkurrenz zur Megafile-Serie von Atari auf den Hostadaptern basierende Konkurrenzprodukte. Besondere Verbreitung fand z. B. die Vortex HD-20 in Konkurrenz zur SH204 bzw. Megafile 20.
- Hardware-PC-Emulator Beta-Systems Supercharger: Ein kleines weißes Kästchen, in dessen Innerem ein NEC-V20 mit 1 MB Arbeitsspeicher, 8 MHz Taktgeschwindigkeit und einem speziellen Chipsatz residierte. Der Chipsatz stellte zum einen eine PC-kompatible Hardwareumgebung zur Verfügung und erledigte zum anderen die Kommunikation mit dem Atari ST/TT über die ACSI-Schnittstelle. Der Supercharger stellte somit einen PC/XT-Kompatiblen PC dar, dessen Tastatur/Maus und Grafikkarte (CGA- und Hercules-kompatibel) der Atari-Computer war. Auch die Massenspeicheranbindung erfolgte über den Atari. Auf dem Atari konnten parallel auch TOS/GEM-Programme ausgeführt werden, und man konnte mit einer speziellen Tastenkombination zwischen beiden Systemen wechseln.
- Hardware-PC-Emulator vortex ATOnce: Ein Einbausatz, der den Arbeitsspeicher des ST benutzte, mit 8 MHz, später 16 MHz Taktgeschwindigkeit. Der Chipsatz stellte zum einen eine PC-kompatible Hardwareumgebung zur Verfügung und erledigte zum anderen die Kommunikation mit dem Atari ST. Der ATOnce stellte einen PC/AT-Kompatiblen PC entsprechend einem 80386SX dar, der schon unterhalb der 640-KB-Grenze mehr Hauptspeicher zur Verfügung hatte als ein "originaler" kompatibler PC.
- PAK68, PAK68/2, PAK68/3: Prozessor-Austausch-Karte. Diese Erweiterungen dienten der Beschleunigung der ST-Systeme durch Austausch des Motorola 68000-Prozessors durch seine nicht pinkompatiblen Nachfolger 68020 und 68030. Die PAK wurde anstelle des Original-Prozessors auf die Hauptplatine gesetzt und erledigte die mechanische und elektronische Anpassung an den neuen Prozessor. Mit Hilfe der PAK konnte die Systemgeschwindigkeit der ST-Computer erheblich gesteigert werden; je nach Taktfrequenz erreichten die so aufgerüsteten Systeme die Geschwindigkeit der Nachfolger TT und Falcon oder übertrafen diese sogar. Die PAK war ein Projekt des c't magazins im Heise-Verlag.
Weiternutzung von Atari-ST-Daten auf aktuellen Rechnern
Im Internet kursieren eine Fülle von Emulatoren für Atari ST. Die meisten dieser Emulatoren benötigen für ihre Funktion jedoch ein Abbild originaler Atari-ROMs, daher dürfen sie aus lizenzrechtlichen Gründen nur dann benutzt werden, wenn der Eigentümer des Rechners selbst auch Eigner eines Atari ST (bzw. seiner ROMs) ist. Als legaler Ausweg bleibt die Verwendung nachprogrammierter, frei erhältlicher TOS-Versionen wie EmuTOS.
Atari-Disketten können meist vom PC (oder einem älteren Apple Macintosh) gelesen werden. Schwierigkeiten bereiten jedoch Umlaute in Pfad- und Dateinamen aufgrund der unterschiedlichen Zeichensätze sowie höher formatierte Disketten (d. h. mit mehr als 80 Spuren und/oder mehr als 9 Sektoren pro Spur); diese funktionieren zuverlässig nur mit einem Original-Atari-Rechner und müssen daher umkopiert werden. Falls kein entsprechender Atari-Rechner zur Verfügung steht, kann dies z. B. mit der Live-CD von ARAnyM erfolgen. Dieser Weg, der lizenzrechtlich unproblematisch ist und der keinerlei Installation auf dem „Wirts-PC“ voraussetzt, macht es möglich, auf einer PC-Hardware auch ältere Atari-Diskettenformate zu lesen und die Dateien auf DOS-formatierte Disketten zu kopieren. Eine weitere Möglichkeit: 2DD-Disketten, die unter MS-DOS mit dem Befehl format a: /u /f:720 formatiert werden, können sowohl vom Atari als auch von Windows gelesen und geschrieben werden und daher als Transportmedium zwischen beiden Computerwelten dienen. Windows XP unterstützt den Parameter /f:720 nicht mehr, deswegen muss man auf format /t:80 /n:9 a: ausweichen.
Da aktuellen PCs das Diskettenlaufwerk fehlt, bleiben hier die Lösungen, die Daten entweder auf CD zu brennen, ein Diskettenlaufwerk nachzurüsten bzw. ein USB-Laufwerk anzuschließen, Wechselmedien wie ZIP/JAZ oder DVD-RAM-Laufwerke (der Atari kann mit geeigneter Software PC-kompatible Fest- und Wechselplatten lesen und schreiben) oder den Atari und den aktuellen Computer mittels Netzwerkkarte am Atari (EtherNEC bzw. EtherNEA) und meist vorhandenem Netzwerkanschluss zu verbinden.
Ein Open-Source-Emulator ist Hatari.
Ein professioneller Atari-Emulator für Apple Macintosh ist MagiCMac(X). Dieser Emulator stellt Calamus u.a. eine Drucker-Schnittstelle zur Verfügung, so dass Calamus jeden Apple-seitig installierten Drucker erkennen und ansprechen kann.
Für Windows-Betriebssysteme gibt es das Pendant MagiC PC.
Für die Apple-Computer Performa 450, 475 und 630 existierte zudem (1995) mit Mac STout eine MagicMac-kompatible Schnittstellenkarte, die die beim Macintosh nicht vorhandene parallele (Centronics-/Drucker-) Schnittstelle sowie eine serielle Schnittstelle mit originalen Atari-Chips nachrüstete. In Verbindung mit MagiCMac konnten Programme wie Wordplus, Signum, Script oder Calamus so mit PC-Druckern drucken, und Atari-Programme liefen auf dem Macintosh mit etwa vierfacher Geschwindigkeit eines Atari TT.
Bekannte Software für Atari ST
- 1st Word Plus – Textverarbeitung
- 1st Adress – schnelles Adressbuch, makrofähig für Telefonwahl, Serienbriefe mit 1st Word u. v. a.
- 1st Base – ultraschnelle relationale Datenbank, die im Speicher läuft (Weiterentwicklung aus 1st Adress)
- 1st Prop – Hilfsprogramm zu 1st Word Plus zum Generieren von Proportionalschrift
- 2nd Word – Textverarbeitung für gekippten SM124
- 3D-Calc – Tabellenkalkulation
- Adimens ST – Relationale Datenbank + AditalkST - Rudimentäre Programmumgebung zur Automatisierung
- Avant Vektor (Plot/Pro) – Schneidplottfähiger Vektoreditor mit CVG/EPS88/Gem3 Schnittstelle. Verwendet CFN- und Postscript-Schriften
- Ballerburg - Artillery-Computerspiel
- BOLO - Breakout-Variante
- Calamus – Desktoppublishing-System mit Vektor-Zeichensätzen
- Campus 2D CAD-Programm
- CAT (E-Mail-Client) – Mail- und Newsreader (offline) für das MausNet und Internet
- Chagall (Professionelles Bildbearbeitungsprogramm) – Immer noch sehr praktisch um TIF Dateien in IMG zum vektorisieren mit Avant Vektor (Plot/Pro) zu wandeln
- CPMZ80 – SW-Emulation des Betriebssystems CP/M 2.2 und der Z80-CPU
- Creator – Grafik- und Animationssoftware von Application Systems Heidelberg
- Cubase – professioneller MIDI-Sequenzer und Notensatzprogramm von Steinberg
- DR Logo – Logo (Programmiersprache)-Interpreter von Digital Research
- Degas elite – Malprogramm mit für damalige Verhältnissen hohem Funktionsumfang
- Didot Professional – Professionelle DTP Software von 3K - Calamus-Konkurrent
- Dungeon Master – Rollenspiel
- EASE – Grafische Oberfläche mit Kobold-Schnittstelle, wurde von Jinnie verdrängt
- EasyBase – RAM basierte Datenbank mit Volltextsuche
- Edison (Editor) – Schneller Texteditor mit integrierter Entwicklungsumgebung für z.B: Turbo C
- Elite – Spiel
- Empire – Spiel
- Exile – Spiel
- Gemini – erweiterter grafischer Desktop mit Shell (Mupfel)
- GFA-BASIC
- GMA-Plot Professionelles Schneidplottprogramm
- HASCS - Editor, um Graphik-Adventures zu programmieren
- Highwire – Internet-Browser in Entwicklung
- HP-250 – Terminalemulator für HP250 Mini mit Atari ST als intelligentes Terminal
- International Karate Plus – Spiel
- jinnee – der zauberhafte Desktop
- K-Spread – Tabellenkalkulation
- Kobold (Software) – Dateikopierprogramm, das sehr schnell ist und eine eigene Batchsprache sowie eine Ease- /Jinnee-Schnittstelle besitzt
- Lavadraw – für die Zeit fortschrittliches Zeichenprogramm (pixelbasiert)
- Leonardo ST – vereinigte erstmals technisches CAD und künstlerisches Design in nur einem Programm
- Logistix - Tabellenkalkulation mit Kalender- und Zeitfunktionen
- Luna – einer der beliebtesten Texteditoren
- GNU/Linux – bekanntes Betriebssystem
- MagiC – Modernes Betriebssystem für alle TOS-Systeme
- Megamax Modula 2 – Modula-2-Compiler und IDE
- Midi-Maze – Multiplayer-Spiel, "Killer-Spiel" mit Smilies
- Monostar – Frühes Schwarzweiß-Malprogram
- Mortimer – Multifunktionales Tool mit nettem Butler
- Nebulus – Spiel
- Neochrome - erstes Malprogramm, welches zur Farbauswahl, die gesamte Farbpalette des ST darstellte
- Notator SL – professioneller MIDI-Sequenzer und Notensatzprogramm von C-Lab
- Notator Logic – Nachfolgeprogramm zu Notator SL von C-LAB (später Emagic, heute als Logic Pro/Express von Apple)
- Omikron BASIC – ab 1987 das von Atari mitgelieferte BASIC
- Oxyd – preisgekröntes Spiel, das auf dem PC und Mac seine Fortsetzung fand
- Papyrus (Software) – Textverarbeitung – Auf dem Atari groß geworden und mittlerweile für Mac OS X, Microsoft Windows und OS/2 erhältlich. Eine Version für Linux ist derzeit in Arbeit.
- Patience Die ST-Version von Patience (Autor Volker Weidner) war in Deutschland sehr populär
- PC Ditto – MSDOS-Emulator
- Psion – Sehr gutes Schachprogramm von Richard Lang, Rating ca. 1880
- PureC – ANSI-C-Compiler mit IDE, frühere Versionen heißen Turbo C
- PurePascal – TurboPascal – kompatibler Compiler und IDE
- Phoenix – Relationale Datenbank von Application Systems Heidelberg
- PhotoLine – Grafik-/Fotobearbeitungsprogramm – wird für Mac OS und Windows weiterentwickelt
- Script - Textverarbeitung
- Secret Weapons of the Luftwaffe - Spiel
- Signum – Textverarbeitung und Desktoppublishing
- RUFUS - DFÜ- und Terminal-Software
- Sozobon C, ANSI-C-Compiler als Public Domain
- Spacola – Weltraumballer- und Handelsspiel des Oxyd-Erfinders
- STaD – frühes Zeichenprogramm
- STOS BASIC – Eine BASIC-Version zur Spieleentwicklung
- SunDog Frozen Legacy – Spiel
- Tempus Word – Ultraschnelle Textverarbeitung aus dem Hause CCD („Creative Computer Design“) in Eltville
- Their Finest Hour Battle of Britain - Spiel
- TurboAss - Assembler-Entwicklungsumgebung mit sehr schneller Assemblierung Quasi in Echtzeit, Syntax-Test und Formatierung bei der Eingabe
- TwiLight – beliebter Bildschirmschoner
- Ultima II, III und IV – Rollenspiel
- Voilà – Textverarbeitung
- Write – Textverarbeitung
- Xedit – Textverarbeitung
Siehe auch Kategorie:Atari-ST-Spiel.
Literatur
- Jankowski, Reschke, Rabich: Atari ST/TT-Profibuch, Sybex-Verlag, ISBN 3-88745-501-0.
- Claus Brod, Anton Stepper: Scheibenkleister II – Massenspeicher am Atari ST, Maxon Verlag, ISBN 3-927065-00-5.
- B. Grohmann, P. Seidler, H. Silbar: Das Maschinensprachebuch zum Atari ST, Data Becker Buch, ISBN 3-89011-120-3.
- Gerits, Englisch, Brückmann: Atari ST Intern, Data Becker Buch, ISBN 3-89011-119-X.
- O. Hartwig: Atari ST für Insider, Markt & Technik Verlag, ISBN 3-89090-423-8.
- J. Muus, W. Besenthal: Programmierpraxis Omikron Basic 3.0, Markt & Technik Verlag, ISBN 3-89090-608-7.
- A. Aumiller, D. Luda, G. Möllmann: Atari ST GEM-Programmierung in C, Markt & Technik Verlag, ISBN 3-89090-488-2.
- P. Wollschläger: Atari ST Assembler-Buch, Markt & Technik Verlag, ISBN 3-89090-467-X.
Weblinks
- Atari ST im Atarimuseum
- Computer-Magazin-Archiv: ST-Computer, Atari Inside und andere
- atari-home.de
- Atari.org (englisch)
Commons: Atari ST – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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