Passepa

Passepa
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
འགྲོ་མགོན་ཆོས་རྒྱལ་འཕགས་པ་བློ་གྲོས་རྒྱལ་མཚན་
Wylie-Transliteration:
’gro mgon chos rgyal ’phags pa blo gros rgyal mtshan
Aussprache in IPA:
[pʰakpa]
Offizielle Transkription der VRCh:
Pagba
THDL-Transkription:
Phakpa
Andere Schreibweisen:
Phagpa, Pagpa, ’P’ags-pa, Passepa
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
八思巴
Vereinfacht:
八思巴
Pinyin:
Bāsībā
Phagspa

Phagspa (* 1235; † 1279/80) gehört zu den „Fünf Ehrwürdigen Meistern“, die die Sakya Sakya-Tradition des tibetischen Buddhismus zur vollen Entfaltung brachten. Zu diesen fünf Meistern zählen neben Phagspa, Sachen Kunga Nyingpo, Sonam Tsemo, Drakpa Gyaltsen und Sakya Pandita Kunga Gyaltsen. Phagspa war die bedeutendste politische Figur der Sakya-Schule. Er war bis zum Lebensende der Vizekönig von Tibet nach dem Tod seines Vorgängers und Onkels Sakya Pandita 1251.

Inhaltsverzeichnis

Stellvertretender König Tibets

Die Mongolenherrscher bemühten sich im 13./14. Jahrhundert, Tibet ohne aufwendige Feldzüge oder Verhandlungen zu kontrollieren, da die damaligen Kleinstaaten ohnehin keine nennenswerten Gegner darstellten. Also setzten sie auf ein in sämtlichen Kleinstaaten anerkanntes religiöses Oberhaupt, dem man ein Dutzend Militärs („khri-skor“) und Administratoren („khri-dpon“) zur Verfügung stellte, Zensus, Steuereintreibung, Gesandtenaustausch und höhere Rechtsprechung in die Hand gab und schließlich einen Ziviladministrator („dpon-chen“) zur Seite stellte. Die Tibetfrage oblag dabei zunächst Prinz Goden († 1251), einem Sohn Ugedais.

Phagspas Onkel Sakya Pandita war auf den ausdrücklichen Wunsch Prinz Godens hin an den Mongolenhof gereist, wo er 1247/9 von Karakorum zum Vizekönig Tibets ernannt worden ist. Sakya Panditas Neffen, Phagspa und Phyag-na rdo-rje (* 1239; † 1267) waren am Mongolenhof schnell aufgefallen und zu geachteten Lehrern Kubilais geworden. Als Sakya Pandita noch vor seiner Rückkehr nach Tibet starb, ernannte er Phagspa zum neuen Oberlama am Dach der Welt (1251).

Unsichere Herrschaft in Tibet

In Tibet war Phagspas Herrschaft nicht unangefochten. So musste ihn eine mongolische Armee unter dem Feldherrn Uriang-kadai nach Hause „begleiten“ und sich auf dem Weg nach Lhasa mit 40 verschiedenen Bergstämmen und -festungen auseinandersetzen (1253/4). Der zweite bedeutende Oberlama, der Karmapa Pakshi (Karma-Kagyü-Schule), ein Gegner der Sakyapa reiste an Kubilais Hof, wo er aber gegen die Sakyapa-Sekte nichts mehr ausrichten konnte und unerlaubt wieder abreiste. Danach ging der Karmapa zu Möngke Khan.

Letztlich entschied der Bruderkrieg zwischen Kubilai und Arigkbugha, welche Schule die Kontrolle über Tibet bekam. Der rivalisierende Oberlama Karmapa Pakshi hatte Kontakte nach Karakorum und wurde der Unterstützung Arigkbughas beschuldigt. Kubilai sandte eine Armee und ließ ihn verfolgen. Der Streit wurde zwar bald gütlich beigelegt und der Karmapa Pakshi († 1283) lehrte noch lange, aber Phagspa und Phyag-na waren nun als Regenten Tibets unangreifbar. Phyag-na rdo-rje heiratete z.B. eine von Kubilais Töchtern.

Die neuen Regenten wurden mit 16.000 Kilogramm Silber, Gold und Tausenden Seidenkleidern beschenkt, kleideten sich (zum Unwillen der Mönche) mongolisch und hatten stets eine eindrucksvolle Delegation um sich. Phagspa und Phyag-na kehrten 1264/5 nach Tibet zurück und wollten sich die Verwaltung offenbar (mit unklarer Kompetenzabgrenzung) teilen, aber Phyag-na starb 1267 überraschend. Das nahm die Bri-khun-Sekte (eine Unterschule der Kagyü-Schulrichtung) zum Anlass für eine Revolte, die aber mit einer neuen mongolischen Armee 1267/8 niedergeschlagen wurde.

Schriftentwicklung

Phagspa ist bekannt für die Entwicklung der Phagspa-Schrift, einer mongolischen Schrift, die sich aber nicht nachhaltig gegen das bereits von den Uiguren übernommene Alphabet durchsetzen konnte. Er bekam den Auftrag dazu vom Mongolenkaiser Kublai Khan, nachdem jener ganz China erobert hatte. Er wollte eine Schrift, in der sowohl Chinesisch als auch Mongolisch geschrieben werden konnte. Phagspas Schrift gefiel dem Kaiser so gut, dass er ihre allgemeine Einführung in allen von ihm abhängigen Ländern befahl. Nach dem Tod Kublai Khans geriet die Schrift in Vergessenheit. Die mongolischen Zeilen liefen im Gegensatz zu den chinesischen Schriftzeichen von links nach rechts, aber ebenfalls von oben nach unten.

Beziehungen nach China

Zu Phagspas Zeit verfestigten sich die damals noch beiderseitigen Beziehungen zwischen China und Tibet. Phagspa wurde unter der Yuan-Dynastie in China im Jahr 1260 zum Reichslehrer (guoshi 國師) ernannt.[1] Diesem Amt war neben den buddhistischen Angelegenheiten der Yüan auch Tibet unterstellt, das damit einmal mehr von den Mongolen abhängig wurde. Im Übrigen beanspruchte Phagspa bei Hofe eine höhere Stellung, als sie der Herrscher selbst innehatte. Kubilais (zweite) Hauptfrau Chabi († 1281) soll hier einen Kompromiss vermittelt haben, demzufolge Phagspa in geistlichen Dingen den höheren Rang haben sollte.

Die Yuan-Kaiser halfen der Sakyapa-Sekte bei der Verwaltung Tibets gegen rivalisierende Sekten wie die Bri-khun-Sekte (1267, 1282-91 mit der Zerstörung des Kosters Bri gung mthil 1290/1) und spendeten den Würdenträgern reiche Geschenke. Dafür standen diese ihnen bei den religiösen Angelegenheiten in China bei. Da ist z.B. die Rivalität zwischen Buddhisten und Taoisten in China zu nennen, die in mehreren Religionsdisputen und einer Bücherverbrennung 1280 zum Ausdruck kam.

Phagspa lebte lange Zeit bei Hofe (Khanbalyq) in China und kehrte erst vier Jahre vor seinem Tod nach Tibet zurück. In Tibet führte in der Zeit ein Ziviladministrator („dpon-chen“) namens Kun-dga-bzang-po die eigentlichen Regierungsgeschäfte. Nach Phagspas Tod 1279/80 wurde dieser Ziviladministrator von den Sakyapa bzw. den mong. Befehlshabern wegen der angeblichen Vergiftung Phagspas hingerichtet, da die Feindschaft der beiden bekannt war.

Phagspas Nachfolger als Religions-Chef des Yuan-Reiches wurde der von Phagspa noch selbst ausgesuchte Mönchsstudent Senge († 1291), der ihm aufgrund seines Talentes (Sprachen u.a.) aufgefallen war. Senge und sein Stellvertreter Yanglianzhenja werden allerdings aufgrund ihrer Geldeintreibungen, Finanzspekulationen, Morde und Plünderungen (1278 Song-Fürstengräber) in der chinesischen Geschichte negativ beschrieben. In Tibet folgte ihm ein Sakyapa als Vizekönig, und zwar 1281/2 sein kindlicher Neffe Dharmapalaraksita.

Literatur

Weblinks

Fußnoten

  1. Rossabi 1994, S. 461.

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