Atemlos nach Florida

Atemlos nach Florida
Filmdaten
Deutscher Titel Atemlos nach Florida
Originaltitel The Palm Beach Story
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1942
Länge 88 Minuten
Stab
Regie Preston Sturges
Drehbuch Preston Sturges
Produktion Paul Jones,
Buddy DeSylva für Paramount Pictures
Musik Victor Young
Kamera Victor Milner
Schnitt Stuart Gilmore
Besetzung

Atemlos nach Florida (OT: The Palm Beach Story) ist eine US-amerikanische Screwball-Komödie von Preston Sturges mit Claudette Colbert und Joel McCrea aus dem Jahr 1942.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tom und Gerry Jeffer leben trotz beengter finanzieller Verhältnissen glücklich in New York. Eines Tages können sie jedoch ihre Miete nicht mehr bezahlen und sollen ihre Wohnung räumen, als Gerry eine, wie sie findet, grandiose Idee kommt. Durch die Bekanntschaft mit dem bekannten Wurstmagnaten „Wienie King“ wird sich die junge Frau ihrer Wirkung auf ältere, wohlhabende Männer bewusst. Sie macht sich auf nach Florida, um dort nach einer Expressscheidung einen Millionär zu heiraten. Das würde ihr ein Leben in Luxus und ohne Sorgen ermöglichen und ihr gleichzeitig die Möglichkeit verschaffen, Tom bei seinem beruflichen Fortkommen zu unterstützen. Schon auf der Pennsylvania Station macht Gerry die Bekanntschaft einer Jagdgesellschaft mit dem klingenden Namen The Ale and Quail Club, was übersetzt so viel wie Bier und Wachtel Club bedeutet. Die stark alkoholisierten Herren laden Gerry ein, auf ihre Kosten mit nach Palm Beach zu kommen, doch als sie zudringlich werden, flieht Gerry in den Schlafwagen der 1. Klasse und landet prompt neben John D. Hackensacker III. Am nächsten Morgen findet sich Gerry nur im Pyjama wieder, weil mittlerweile der Salonwagen samt der ganzen Jagdgesellschaft wegen ungebührlichen Verhaltens vom Zug abgekoppelt wurde. John D. Hackensacker III., einer der reichsten Männer der Welt, erbarmt sich Gerrys und nimmt sie mit nach auf seine Yacht vor Palm Beach. Gerade als die beiden an Land gehen wollen, sehen sie dort schon Tom stehen, der seine Frau zurück haben will. Gerry rettet die Situation, indem sie Tom als ihren Bruder „Captain McGloo“ vorstellt. Tom, alias Captain McGloo, erregt die Aufmerksamkeit von Johns bereits mehrfach geschiedener Schwester, der Prinzess Maud Centimillia. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf, während John Gerry und Maud Tom erste Avancen und dann Heiratsanträge machen. Schließlich klären sich die Missverständnisse auf und am Ende heiraten John und Maud die jeweiligen Zwillinge von Tom und Gerry und alle werden glücklich. Zumindest für den Augenblick.

Hintergrund

Preston Sturges war 1942 nach einem rasanten Aufstieg vom Drehbuchautor zum Regisseur eine Art von Wunderkind der Filmbranche. Seine Filme wurden von der Kritik hochgelobt und spätestens mit dem finanziellen Erfolg von Die Falschspielerin aus dem Jahr 1941 bekam Sturges freie Hand von den Studioverantwortlichen in Bezug auf die Wahl der Drehbücher und des gesamten technischen Stabes, inklusive der Schauspieler. Der erste Film, bei dem Sturges alle Freiheiten besaß, war ein Lieblingsprojekt von ihm, Sullivans Reisen, mit Joel McCrea und Veronica Lake in den Hauptrollen. Der Film war noch nicht im Verleih, als Sturges schon über das Folgeprojekt nachdachte. Zuerst spielte er mit der Idee, die Novelle The Passionate Witch, wieder mit Lake und McCrea in den Hauptrollen zu verfilmen. Das Unterfangen ging schließlich in die Verantwortung von René Clair über, der daraus die Komödie Meine Frau, die Hexe machte. Sturges schrieb am Ende ab dem 1. September 1941[1] ein völlig neues Drehbuch mit dem Arbeitstitel Is That Bad?, in dem er sich über die Moralvorstellungen der sogenannten Oberen Zehntausend und ihren verschwenderischen Lebensstil lustig machten. Sturges stammte selber aus reicher Familie und seine erste Ehefrau Eleanor Hutton, hatte zeitweilig eine Affäre mit dem berüchtigten Mitgiftjäger Prinz Jerome Rospigliosi-Gioeni.

In seiner Autobiographie äußerte sich Sturges über den Film:

[The Palm Beach Story was] conceived as an illustration of my theory of the aristocracy of beauty, or, as Claudette Colbert expressed it to Joel McCrea, 'You have no idea what a long-legged gal can do without doing anything.' The setting was the Palm Beach I had known during the years when Paris Singer used to invite me to join him there. The few weeks I spent as Eleanor's house guest at Mar-a-Lago were not unuseful to the story either. Millionaires are funny.

Sturges wurde zudem von den Zeichentrickfiguren Tom und Jerry beeinflusst, deren erste beide Filme kurz vor Beginn seiner Notizen veröffentlicht worden waren. So existieren deutliche Parallelen zwischen der Handlung von Jerry treibt’s zu bunt und der Palm Beach Story.[1]

Das Vertrauen von Paramount war so groß, dass Sturges den größten Star des Studios, Claudette Colbert, für die weibliche Hauptrolle verpflichten konnte. Colbert bekam für ihre Mitwirkung $ 150.000, während Joel McCrea eine Gage in Höhe von $ 60.000 erhielt. Mit Mary Astor und Rudy Vallee, einem bekannten Sänger und Musicaldarsteller, führten zwei hochbezahlte Schauspieler die Liste der Nebendarsteller an. Colbert war eine erfahrene Komödiantin, die seit ihrem Durchbruch 1934 in Frank Capras Es geschah in einer Nacht zu einer gefragten Darstellerin im Genre der Screwball-Komödie aufgestiegen war. Darunter waren Klassiker des Genre wie Midnight – Enthüllung um Mitternacht, mit Colbert als armer, aber einfallsreichen Frau auf der Suche nach einem Millionär. Für Joel McCrea war es die zweite von drei Zusammenarbeiten mit Preston Sturges.

Als der Film schließlich in den Verleih kam, äußerten sich einige Kritiker besonders vorteilhaft über Mary Astor, die mit ihrer Darstellung der liebestollen Prinzessin Centimillia den anderen Schauspielern mehr oder weniger die Schau stahl. Astor selber war alles andere als begeistert von ihrer Rolle. Sie meinte in ihrer Biographie nüchtern:

I wore a blond wig and waved a lorgnette around and Rudy Vallee played my brother, and I could never please Preston Sturges, the director. It was just not my thing. I couldn't talk in a high, fluty voice and run my words together as he thought high-society women did, or at least mad high-society women who've had six husbands and six million dollars. Joel McCrea had a line to me, 'Don't you ever talk about anything but Topic A?' and I had to say, 'Is there anything else?' That got a real naughty yok in theatres!

Der Film sollte zunächst mit dem Titel Is Marriage Necessary? in den Verleih gehen, was jedoch am Einspruch der Zensurbehörden scheiterten.

Kritiken

Die zeitgenössischen Kritiker waren freundlich und lobten den Film und seine Darsteller. Allerdings wurde eine gewisse Dialoglastigkeit bemängelt.

Boslwey Crowther schrieb am 11. Dezember 1942 in der New York Times mit einer gewissen Enttäuschung:

It's a shame that Preston Sturges the writer and Preston Sturges the director of loco films didn't get a little better acquainted before they—or, collectively he—put the final and finishing touches on "The Palm Beach Story" [...] If so, we might now be exulting over another of those delicious comedies such as this ambidextrous young gentleman has been giving us for the last couple of years. But, as it is, Mr. Sturges's "write" hand has let his somewhat more deft one down; his fiction this time is much too barren of bright surprises for a bold directorial splurge. And, as a consequence, "The Palm Beach Story" never really becomes the romp it aims to be. Except for some helter-skelter moments, it is generally slow and garrulous. [...] Miss Colbert makes a gallant effort to give an airy performance, mostly with words, and Joel McCrea appears blankly bewildered, which is quite understandable. Rudy Vallee is the picture's biggest surprise, in the role of a stuffy millionaire—John D. Hackensacker 3d—which he performs with amusing pomposity. [...]
Eine ironische Verulkung der Jagd nach dem Erfolg. Spritzig-witzige Dialoge, hervorragende Schauspieler.

Einzelnachweise

  1. a b Brian Henderson: Cartoon and Narrative in: Andrew Horton: Comedy/cinema/theory, University of California Press, 1991, ISBN 9780520070400, S. 171, Auszug in der Google Buchsuche

Weblinks


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