Pau Casals

Pau Casals

Pau Casals i Defilló (katalanische Namensform, [ˈpaw kəˈzals], international auch in kastilischer Form als Pablo Casals [ˈpaβlo kaˈsals] bekannt; * 29. Dezember 1876 in El Vendrell, Spanien; † 22. Oktober 1973 in San Juan de Puerto Rico) wurde vor allem als Cellist weltberühmt, wirkte aber auch als Komponist und Dirigent.

Pau Casals

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater Carles Casals i Ribes (1852–1908) war Organist in El Vendrell. Er lehrte Pau bereits in frühen Kinderjahren Gesang, Klavier, Orgel und Komposition. [1] Seine Mutter Pilar Defilló, eine in Puerto Rico geborene Katalanin, deutete die tiefe Begeisterung des 11-Jährigen Pau für das Cello sofort richtig. Sie bestand auch gegen finanzielle Einwände ihres Mannes darauf, Pau zum Erlernen dieses Instrumentes an die Musikschule (Escuela Municipal de Música) nach Barcelona zu schicken. [2] Pau Casals beschreibt in seiner Autobiographie, wie seine lebenslange Liebe zu dem Instrument Cello bei einem Konzert in El Vendrell entstanden ist: „Der Cellist war Josep García, ein Lehrer an der Musikschule Barcelona ... ein schöner Mann ... Seine Gestalt paßte irgendwie zu seinem Instrument. Als ich sein Cello erblickte, war ich fasziniert; noch nie hatte ich so etwas gesehen. Als dann der erste Ton aufklang, war ich vollends überwältigt ... Nie zuvor hatte ich solch einen schönen Ton vernommen. Glanz erfüllte mich. ... Von jener Zeit an ... war ich mit diesem Instrument verheiratet. Für den Rest meines Lebens sollte es mir Freund und Lebensgefährte werden.“ [3]

Casals unternahm weltweite Konzertreisen als Cellovirtuose und bildete in den Jahren 1906 bis 1933 mit dem Pianisten Alfred Cortot und dem Geiger Jacques Thibaud das wohl berühmteste Trio der Musikgeschichte. Besondere Beachtung fand er mit der Interpretation der Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach, welche er völlig ungekürzt einer Musikwelt vorstellte, der sie bis dahin so gut wie unbekannt waren. Obwohl es schon vor Casals hervorragende Cellisten wie Julius Klengel gab, weckte er durch seine zahllosen Konzerte mit seiner Virtuosität und künstlerischen Integrität das Interesse einer breiten Öffentlichkeit und hob das Ansehen des Cellos als Soloinstrument. Nach Ende des spanischen Bürgerkriegs ließ sich Casals in Prades in den französischen Pyrenäen nieder und begründete 1950 die dortigen Festspiele.

Casals komponierte geistliche Musik und Orchesterwerke. Seine wohl bekannteste Komposition ist das Oratorium El Pessebre (Die Krippe) von 1960. 1989 bekam er von der National Academy of Recording Arts & Sciences posthum den Grammy Lifetime Achievement Award verliehen. Casals übte noch im Alter von 93 Jahren täglich vier bis fünf Stunden Cello. Auf die Frage „Warum?“ hat er einmal geantwortet: „Ich habe den Eindruck, ich mache Fortschritte.“

Politisches und soziales Engagement

Statue Pau Casals’ in Barcelona

Casals setzte sich unermüdlich für Frieden, Demokratie und Freiheit ein. Obwohl er in den Jahren des Franco-Regimes in den spanischen Medien Pablo Casals genannt wurde, bestand er immer darauf, Pau genannt zu werden; nicht nur, weil dies sein Name auf katalanisch ist, der Sprache, die er stets verteidigte, sondern auch, weil das Wort „Pau“ auf Katalanisch „Frieden“ bedeutet.

Als sich in Russland nach der Oktoberrevolution 1917 ein kommunistisches Regime bildete, beschloss Casals, nicht mehr in diesem Land aufzutreten. Bekannt für seine republikanischen Ideale, führte er 1931 anlässlich der Ausrufung der Zweiten Republik in Spanien Beethovens Neunte Symphonie in Barcelona auf. Nach der Machtergreifung Hitlers, dessen Ziele er verabscheute, wies er 1933 eine Einladung zurück, in Deutschland aufzutreten.

Mit Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs stellte er sich öffentlich auf die Seite der Republik. Der Verlauf des Krieges zwang ihn schließlich in das Exil nach Prades in Frankreich. Von dort unterstützte er aktiv spanische Flüchtlinge. Nach dem Sieg Francos übersiedelte er nach Puerto Rico, wo seine Mutter als Tochter katalanischer Einwanderer geboren worden war. Er kündigte an, nicht wieder nach Spanien zurückzukehren, bis die Demokratie wiederhergestellt worden sei. In einem weiteren Schritt in seinem Kampf für den Frieden und gegen die Diktatur Francos erklärte er 1945, solange nicht mehr öffentlich aufzutreten, wie die westlichen Demokratien ihre Haltung gegenüber der Franco-Regierung nicht ändern würden.

Zwischen 1946 und 1950 widmete er sich der Komposition, dem Studium und der Lehre und setzte die Unterstützung spanischer Flüchtlinge im Ausland fort. Erst auf Drängen seines Freundes Alexander Schneider trat er 1950 anlässlich der ersten Festspiele in Prades wieder öffentlich auf. Diese waren dem 200. Todestag seines Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach gewidmet.

1955 und 1958 konzertierte er, der seit Jahrzehnten aus politischen Gründen jeden Konzertauftritt in Deutschland vermieden hatte, im Beethoven-Haus Bonn mit Werken von Johann Sebastian Bach und Sonaten für Violoncello und Klavier von Ludwig van Beethoven .[4]

Auf Einladung der Vereinten Nationen führte er am 24. Oktober 1958, dem „Tag der Vereinten Nationen“ in der Vollversammlung ein Konzert auf, das in über 40 Länder übertragen wurde. Dieses Konzert und seine Friedensbotschaft machte Pau Casals zu einem Symbol für den Kampf um Frieden und Freiheit in der Welt. Im gleichen Jahr wurde er für den Friedensnobelpreis nominiert.

Statue zum Gedenken an Pau Casals’ 100. Geburtstag in Montserrat

Anlässlich der Uraufführung seines Oratoriums El Pessebre am 19. April 1962 in San Francisco kündigte er an, den Rest seines Lebens dem Einsatz für Menschenwürde, Brüderlichkeit und Frieden zu widmen.

1963 war er erneut Gast bei den Vereinten Nationen, um El Pessebre aufzuführen. Präsident John F. Kennedy verlieh ihm anschließend die „Freiheitsmedaille“ der Vereinigten Staaten. 1971 ehrte ihn Generalsekretär U Thant in der Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der Friedensmedaille. Pau Casals führte die von ihm im Auftrag der UNO komponierte Hymne der Vereinten Nationen auf. Das Musikstück wurde daraufhin auch als „Hymne an den Frieden“ bekannt. Anlässlich des Festaktes hielt er seinen Vortrag in Englisch und Katalanisch – zu einem Zeitpunkt, in dem die Katalanische Sprache in Spanien verfolgt wurde. Im Anschluss daran interpretierte er das alte katalanische Volkslied Cant dels Ocells, welches sich ab diesem Zeitpunkt zu einer Hymne an die Freiheit wandelte. Die Nachricht über die Verleihung der „Friedensmedaille an Pau Casals, einem erklärten Gegner der Franco-Regierung, veröffentlichten nur wenige spanische Medien; und die meisten davon verschwiegen das Bekenntnis zu Katalonien in Casals Vortrag und dessen Interpretation des Cant dels Ocells.

Pau-Casals-Büste in Wolfenbüttel

Nach seinem Tod am 22. Oktober 1973 wurde Pau Casals in San Juan de Puerto Rico bestattet. Am 9. November 1979, nach Wiederherstellung der Demokratie in Spanien, wurde sein Leichnam nach seinem Geburtsort El Vendrell überführt. In seinem Geburtshaus befindet sich heute das Casals-Museum. Vor dem nach ihm benannten Konzertsaal steht eine Büste Casals, geschaffen von Josep Maria Subirachs. Auch in Deutschland wurde 1985 eine Büste Casals des Künstlers Antoni Miró eingeweiht. Sie befindet sich in Wolfenbüttel, neben der Herzog August Bibliothek.

Auszeichnungen und Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Albert E. Kahn: Pablo Casals – Licht und Schatten auf einem langen Weg. S. 24
  2. Albert E. Kahn: Pablo Casals – Licht und Schatten auf einem langen Weg. S. 29
  3. Albert E. Kahn: Pablo Casals – Licht und Schatten auf einem langen Weg. S. 28
  4. Michael Ladenburger: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus. 2001
  5. Liste der Ehrenmitglieder der RPS 1900-1949
  6. Preisträger 1963

Literatur

  • Robert Baldock: Pablo Casals, Das Leben des legendären Cellovirtuosen. Kindler Verlag GmbH, München 1994, ISBN 3-463-40217-3.
  • David Blum: Pablo Casals und die Kunst der Interpretation. 2. Auflage. Heinrichshofen's Verlag, Wilhelmshaven 2004, ISBN 3-7959-0284-3.
  • Pablo Casals: Licht und Schatten auf einem langen Weg. Erinnerungen aufgezeichnet von Albert E. Kahn, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1971, ISBN 3-596-12113-2.
  • José Maria Corredor: Gespräche mit Casals. Mit einem Vorwort von Thomas Mann. Alfred Scherz Verlag, Bern 1954. (Französischer Originaltitel: Conversations avec Pablo Casals).
  • Fritz Henle: Casals : eine Bilderfolge. Edition Bergh, Unterägeri-Zug 1979, ISBN 3-88065-108-6.
  • Michael Ladenburger: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus : seine Besuche und Konzerte in den Jahren 1955 und 1958. Textbeilage zur CD, auch in englischer und französischer Sprache. In: Pablo Casals im Bonner Beethoven-Haus. Universal, Hamburg; Beethoven-Haus, Bonn 2001. P 1959, 2001. Best.-Nr. Philips 109 277-2.

Weblinks

 Commons: Pau Casals – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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