Paul Bley

Paul Bley
Paul Bley 2006

Paul Bley (* 10. November 1932 in Montreal) ist ein kanadischer Jazz-Pianist des Free Jazz und des Modern Creative Stils. Er wohnte und arbeitete lange Zeit in den USA.

Leben

Paul Bley lernte als Kind ab 1938 Geige und ab 1940 Klavier. Bereits mit 11 Jahren war 1944 seine musikalische Ausbildung am McGill Conservatory abgeschlossen. 1946 gründete er seine erste Band. 1948 lernte er in seiner Geburtsstadt Montreal Oscar Peterson kennen, der ihn in die Jazzszene einführte. Bley leitete den Montreal Jazz Workshop, zu dem er Musiker wie Charlie Parker oder Sonny Rollins nach Montreal brachte.

1950 zog Bley nach New York, wo er bis 1954 an der Juilliard School of Music studierte. Während des Studiums trat Bley weiterhin auf, absolvierte Tourneen mit Art Blakey, Louis Armstrong und anderen. Er beschäftigte sich mit dem Konzept von Lennie Tristano und erhielt 1952 durch Charles Mingus die Möglichkeit zu seinem Debüt-Album.

1956 lernte Bley Carla Borg kennen, die er drei Jahre später heiraten sollte, und die als Carla Bley einen Namen in der Jazzwelt erlangte. Das Paar musizierte künftig auch gemeinsam. Die Zusammenarbeit sollte knapp zehn Jahre Bestand haben. Von 1957–59 lebte Bley in Los Angeles, wo er nicht nur mit Chet Baker spielte, sondern auch die noch unbekannten Ornette Coleman und Don Cherry zu seiner Band stießen. 1959 kehrte er nach New York zurück, wo sich um den Klarinettisten Jimmy Giuffre mit Steve Swallow und Bley das „Jimmy Giuffre Trio“ bildete. Diese Formation trat erstmals nun auch in Europa auf. Ab 1963 war er für ein Jahr in Sonny Rollins' Gruppe.

Neben seinen Engagements bei anderen Jazzgrößen hatte Bley in den 1960er Jahren ein eigenes Trio mit Gary Peacock und Paul Motian. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre versuchte Paul Bley in der damals im Umbruch befindlichen und sehr experimentierfreudigen Jazzszene mit dem Kontrabassisten Scott LaFaro und Musikern wie Don Cherry, Billy Higgins, Charlie Haden, Albert Ayler und Ornette Coleman freiere musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Ihre Konzerte und die von Sun Ra und anderen, die sich dem „New Thing“ des Jahres 1964 verschrieben hatten, gelten als Wiege des Free Jazz. Bley sollte zu einem wichtigen Pianisten dieses Genres werden.

Ende der 1960er Jahre trat Bleys neue Lebensgefährtin Annette Peacock auf den Plan, die auch als Komponistin für ihn arbeitete und mit ihm zusammen auftrat. 1968 verwendete Bley erstmals Synthesizer, und als erste Jazzgruppe setzte sein Trio ein großes elektronisches Set live (in der Philharmonic Hall in New York City) ein. Daraus entstand die Bley-Peacock Synthesizer Show.

Ab 1971 wandte sich Paul Bley verstärkt Solodarbietungen zu, Konzerte führten erneut nach Europa. 1972 kam es zur Aufnahme seines ersten Soloalbums. 1974 gründete Bley das Plattenlabel Improvising Artists Inc. (IAI) gemeinsam mit der Videokünstlerin Carol Goss, die Bleys Auftritte mit eigens gestalteten Filmsequenzen illustrierte. Neben der Aufnahme einiger Synthesizer-Soloalben dokumentierte IAI auch Sessions mit zahlreichen anderen Musikern (bei IAI hatte u. a. Pat Metheny sein Schallplattendebüt). Auf IAI hat Bley inzwischen zahlreiche 100 Alben veröffentlicht, oftmals mit seinen Begleitern seit den 1960er Jahren: Giuffre, Swallow, Peacock und Motian.

Zahlreiche Tourneen führen Paul Bley immer wieder nach Europa, u. a. mit Evan Parker und Barre Phillips.

1999 hat Paul Bley seine Autobiografie „Stopping Time“ vorgelegt. 2003 erschien ein Interviewbuch unter dem Titel „Time will tell“.

Diskografie (Auswahl)

Weblinks


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