Paul Gerhard Schürer

Paul Gerhard Schürer
Gerhard Schürer (1982)

Paul Gerhard Schürer (* 14. April 1921 in Zwickau/Sachsen) ist ein ehemaliger deutscher Politiker. Der Verwaltungsfachmann war von 1965 bis 1989 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission beim Ministerrat der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schürer absolvierte nach dem Besuch der Volksschule von 1936 bis 1939 eine Lehre als Maschinenschlosser und leistete bis 1945 Kriegsdienst, zuletzt als Fluglehrer der Luftwaffe in Dresden-Klotzsche.

Nach dem Krieg arbeitete er als Schlosser und Kraftfahrer. 1947 bis 1951 besuchte er die Industrieverwaltungsschule in Mittweida und war danach Sachbearbeiter, später Abteilungsleiter in der Staatlichen Plankommission.

1948 trat er der SED bei, besuchte 1952 die Landesparteischule und war bis 1955 Mitarbeiter der Abteilung Planung und Finanzen beim Zentralkomitee der SED. Nach dem Besuch der Parteihochschule der KPdSU in Moskau war er von 1958 bis 1960 stellvertretender Abteilungsleiter und bis 1962 Leiter der Abteilung Planung, Finanzen und technische Entwicklung des ZK der SED sowie Mitglied der Wirtschaftskommission beim Politbüro des ZK der SED. Seit 1962 war er stellvertretender Leiter und seit 1965 Leiter der Staatlichen Plankommission und Mitglied des Präsidiums des Ministerrates, außerdem seit 1966 Ko-Vorsitzender der Paritätischen Regierungskommission für wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit DDR-UdSSR.

Seit 1963 war Schürer Mitglied des Zentralkomitees der SED, seit 1967 Abgeordneter der Volkskammer und seit 1973 Kandidat des Politbüros des ZK der SED. Er wurde jedoch erst nach der Wende - einige Wochen vor dessen Auflösung - Vollmitglied des Politbüros.

In der Endphase der DDR konnte er sich gegenüber dem mächtigen ZK-Wirtschaftssekretär Günter Mittag nicht durchsetzen. Als Schürer im Ziel der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik eine Überforderung der DDR-Wirtschaft erkannte sowie die drohende Devisenzahlungsunfähigkeit im SED-Politbüro ansprach, wurde er von Erich Honecker als „Saboteur“ bezeichnet, was in sozialistischen bzw. kommunistischen Parteien einen der schwersten Vorwürfe darstellte.

Gemeinsam mit Gerhard Beil, Ernst Höfner, Arno Donda und Alexander Schalck-Golodkowski verfasste er die Politbürovorlage „Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlußfolgerungen“ für die Politbürositzung vom 30. Oktober 1989, die vom Generalsekretär des ZK der SED, Egon Krenz in Auftrag gegeben worden war. In der Vorlage wird aus der hohen Staatsverschuldung in Mark der DDR wie auch in Devisen der Staatsbankrott binnen Jahresfrist gefolgert. Das Papier ist inzwischen im politischen Diskurs als „Schürer-Bericht“ bekannt geworden.

1989 trat Schürer mit der Regierung Willi Stoph von seinen Ämtern zurück. Im Januar 1990 wurde er aus der SED-PDS ausgeschlossen. Ein Verfahren wegen „verbrecherischen Vertrauensmissbrauchs“ wurde von der Staatsanwaltschaft der DDR eingestellt. Danach lebte Schürer als Unternehmensberater bei Dussmann und Rentner. Er wohnt heute in Mecklenburg-Vorpommern.

Ehrungen und Auszeichnungen

Schürer erhielt 1971 den Vaterländischen Verdienstorden und 1981 den Karl-Marx-Orden.

Schriften

  • „Gewagt und verloren. Eine deutsche Biographie“, Frankfurt (Oder) 1996

Literatur

  • H. H. Hertle „Der Weg in den Bankrott der DDR-Wirtschaft. Das Scheitern der „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“ am Beispiel der Schürer-Mittag-Kontroverse im Politbüro 1988“ in: Deutschland Archiv (1992) 2

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