- Paul Tannery
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Paul Tannery (* 20. Dezember 1843 in Mantes-la-Jolie bei Yvelines; † 27. November 1904 in Pantin) war ein französischer Mathematik- und Wissenschaftshistoriker.
Tannerys Vater war Eisenbahningenieur, und die Familie zog mit seinen Bauprojekten durch Frankreich. Er besuchte Schulen in Mantes, Le Mans und Caen und studierte ab 1860 an der École polytechnique in Paris, deren Eingangsexamina er mit sehr guten Noten absolvierte. 1863 verließ er die École Polytechnique und studierte an der École d´Applications de Tabacs, um von da an in der Tabakindustrie zu arbeiten. Der Schritt war vielleicht durch seine Anhängerschaft an die positivistische Philosophie von Auguste Comte beeinflusst, der einen nach modernen wissenschaftlichen Methoden organisierten Staat propagierte. Zuerst war er 1865-1867 in der staatlichen Tabakfabrik in Lille und dann in Verwaltungsfunktionen in Paris. Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 diente er als Artillerie-Hauptmann. Über seinen Bruder Jules begann er, sich danach für Mathematik zu interessieren, und eine längere Krankheit nutzte er zum vertieften Studium der antiken Sprachen. Seine ersten Veröffentlichungen zur Mathematikgeschichte erschienen 1874, als er zur Bauaufsicht nach Bordeaux entsandt war und dort Kontakte zur Universität hatte. 1877 ließ er sich nach Le Havre versetzen. Durch Auslandsreisen schuf er Kontakte mit den anderen führenden Mathematikhistorikern seiner Zeit Hieronymus Zeuthen, Heiberg und Moritz Cantor, mit denen er auch korrespondierte (besonders mit Zeuthen). 1883 ließ er sich nach Paris versetzen, wo er wieder mehr wissenschaftliche Kontakte knüpfen konnte, Zugang zu Bibliotheken hatte und intensiv über die antike griechische Mathematik arbeitete. 1886 bis 1888 war er wieder in der Provinz in Tonneins und ab 1888 Direktor einer Tabakfabrik in Bordeaux. 1890 bis 1893 war er wieder auf Verwaltungsposten in der Zentrale in Paris und ab 1893 Direktor der Tabakfabrik von Pantin bei Paris. Ein schwerer Schlag für ihn war, als er 1903 bei der Besetzung des frei gewordenen Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte am College de France trotz einhelliger Empfehlung der Gutachtergremien leer aus ging. Das Ministerium zog einen wissenschaftshistorisch viel weniger qualifizierten Philosophen vor. Er starb kurz danach an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Seine Hauptwerke sind seine Geschichte der griechischen Wissenschaft (Pour l'histoire de la science hellène) sowie der griechischen Geometrie (La géométrie grecque) von 1887 und seine Geschichte der antiken Astronomie von 1893 (Recherches sur l'histoire de l'astronomie ancienne).
Er ist der ältere Bruder des Mathematikers Jules Tannery (1849-1910). 1881 heiratete er Marie-Alexandrine Prisset, die nach seinem Tod seine Werke herausgab. 1891 bis 1896 gab er die Werke von Fermat in drei Bänden heraus. Er besorgte auch Ausgaben von Diophant von Alexandrien (2 Bde., 1893-1895) und war Mitherausgeber der 1897 bis 1913 in zwölf Bänden herausgegebenen Werke von Descartes.
Weblinks
- Paul Tannery. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Einige seiner Werke sind hier online:[1]
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