- Ecole Polytechnique
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École polytechnique Motto Pour la Patrie, les Sciences, la Gloire Gründung 1794 Ort Palaiseau, in der nähe von Paris Staat Frankreich Präsident
GeneraldirektorDr. Marion Guillou (X73)
Général Xavier Michel (X72)Studenten 1.660 Mitarbeiter ca. 2.000 (2008) Jahresetat 71,3 Mio. € (2006) Website www.polytechnique.fr Die École polytechnique (oft einfach „die X“ genannt) zählt zu den angesehensten der für Frankreich typischen als Grandes écoles bezeichneten Elitehochschulen. Die Ecole Polytechnique ist besonders für ihr Ingenieurstudium Polytechnicien berühmt, aber bietet auch zweijährige Masterstudien sowie Promotionsstudien. Sie gehört heute zu ParisTech.
Seit dem Jahr 2000 ist eine neue Studienordnung in Kraft. Die Studiendauer für den Polytechnicien beträgt heute vier Jahre, wobei das letzte Jahr als Anwendungsstudium in einer anderen Universität (in Frankreich oder im Ausland) verbracht wird. Der Abschluss heißt Ingénieur de l'École polytechnique.
Inhaltsverzeichnis
Studierende und Studium
Die Bewerber für die knapp 500 Studien- und Internatsplätze, die jährlich vergeben werden, müssen sich einem Aufnahmewettbewerb (concours) unterziehen. In aller Regel haben sie, um hierbei überhaupt eine Chance zu haben, zuvor zwei Jahre Vorbereitungsklassen (classes préparatoires) absolviert, die an ausgewählten Gymnasien für ihrerseits schon ausgewählte Abiturienten angeboten werden. Am Concours können auch Ausländer teilnehmen. Ein Teil davon (die meist aus ehemaligen französischen Kolonien oder Protektoraten kommen und entweder dort oder in Frankreich Vorbereitungsklassen besucht haben) nehmen am Concours wie die Franzosen teil, die meisten aber wurden in ihren Universitäten der ganzen Welt ausgewählt, und beherrschen die Französische Sprache noch nicht unbedingt. Seit 1972 sind auch Frauen zugelassen.
Die Studierenden der École polytechnique (wie auch die der anderen Grandes Écoles) werden nicht als „Student/inn/en“ (étudiant/es) bezeichnet, sondern als „Eleven“ (élèves), da das Wort Ecole (Schule) sich von einer Universität unterscheidet.
Diejenigen Bewerber, die beim Concours leer ausgegangen sind, d. h. die Mehrzahl, kommen entweder an anderen Elitehochschulen unter (denn meist bewirbt man sich an mehreren zugleich) oder sie wechseln auf eine Universität. Hierbei werden ihnen die zwei Jahre Vorbereitungsklasse in der Regel voll auf das betreffende Studium angerechnet und sie gelten keineswegs als Versager, sondern als bestes Studentenmaterial.
Das erste Studienjahr an der École polytechnique umfasst, der militärischen Tradition der Hochschule gemäß, einen zehnmonatigen Grundwehrdienst, der mit der Beförderung zum Reserveoffizier abschließt. Auch während ihrer gesamten Ausbildung gelten die (französischen) Polytechniciens als Militärs, bekommen einen Sold und tragen bei offiziellen Anlässen Uniform. Die Ausländer dürfen die Uniform auch tragen, sie sind aber nicht Militär (sie bekommen aber meist ein Stipendium). Die Hochschule ist auch nach wie vor dem Verteidigungsministerium unterstellt und der Rektor ist ein General. Spätestens seit der Abschaffung der Allgemeinen Wehrpflicht in Frankreich kann statt des o. g. Grundwehrdienstes auch ein Ersatzdienst abgeleistet werden.
Da der Lehrplan mehr allgemeinbildend als fachspezifisch ist (viel Mathematik und Physik, aber auch Fremdsprachen, Geschichte, Stilistik und Vortragstechniken sowie Sport) besteht das vierte und letzte Studienjahr aus einer technischen oder wissenschaftlichen Spezialausbildung an einer einschlägigen Institution im In- oder Ausland.
Die Studienplätze der École polytechnique sind äußerst begehrt, weshalb sich zum Concours jeweils ein Vielfaches der Zahl der anschließend Aufgenommenen meldet. Entsprechend hoch sind die Anforderungen in dem Prüfungsverfahren, das sich unter der Hand auch auf die Fähigkeit der Bewerber bezieht, gewandt und selbstbewusst aufzutreten. Hoch sind auch die Anforderungen im Studium selbst, doch wird dieses von den einmal Aufgenommenen fast immer problemlos durchlaufen. Ein Studienabbruch ist äußerst selten und meist durch disziplinarische Probleme verursacht. Sehr gering ist auch die Durchfallquote bei den Abschlussexamina. Von Interesse für die Prüflinge ist vor allem ein guter Platz auf der Rangliste der Absolventen. Je höher jemand in dieser Rangliste figuriert, desto größer sind seine Wahlmöglichkeiten bei den verfügbaren Posten. Schwierigkeiten unterzukommen erleben aber auch die weniger gut Platzierten nicht. Zum einen haben sie ja einen beamtenähnlichen Status und sind im Prinzip zu einer mindestens dreijährigen Tätigkeit im Öffentlichen Dienst verpflichtet (der in Frankreich bekanntlich sehr groß ist); zum anderen sorgen für ihr Unter- und Weiterkommen die vielen ehemaligen Polytechniciens, die Führungspositionen in Staat, Wirtschaft und Forschungseinrichtungen innehaben und in den Augen Außenstehender sogar eine Art Mafia bilden.
Manche Absolventen geben sich nicht mit dem prestigeträchtigen Abschluss der École polytechnique zufrieden, sondern versuchen, ein Studium an der angesehensten aller Elitehochschulen anzuschließen, der École Nationale d'Administration (ENA), einer Verwaltungshochschule, die ihren Absolventen praktisch alle Türen in Frankreich öffnet.
Fakultäten
Gelehrt werden Mathematik, Physik und andere Naturwissenschaften, Mechanik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft, Fremdsprachen und Kulturtechniken.
Das Lehrpersonal rangiert in Status und Prestige deutlich über dem der Universitäten. Wie an allen Grandes Écoles wird ein Teil der Lehre nebenamtlich von Führungskräften in Staat und Wirtschaft erteilt, die einen engeren Praxisbezug des Studiums herstellen sollen.
Es gibt zehn Fakultäten:
- Fakultät für Biologie
- Fakultät für Chemie
- Fakultät für Informatik
- Fakultät für Mathematik
- Fakultät für Angewandte Mathematik
- Fakultät für Mechanik
- Fakultät für Physik
- Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
- Fakultät für Gesellschaftswissenschaften
- Fakultät für Sprachen
Geschichte
Sie wurde 1794 als École centrale des travaux publics in Paris gegründet und sollte dem Mangel an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern abhelfen, der sich daraus ergab, dass Frankreich durch Preußen und Österreich nach der Hinrichtung König Ludwigs XVI. (21. Januar 1793) der Krieg erklärt worden war und dass zugleich viele der vorher vorhandenen Fachleute unter der Diktatur Robespierres (1793/94) emigriert waren oder als Regimefeinde inhaftiert, wenn nicht geköpft worden waren.
1795 erfolgte die Umbenennung in École polytechnique. Unter Kaiser Napoléon Bonaparte wurde die École polytechnique 1805 zur Ausbildungsstätte für technische Heeresoffiziere, insbesondere bei der Artillerie und im Pionierwesen, umgewidmet und dem Kriegsminister unterstellt.
Die Ecole Polytechnique wurde 1825 als Vorbild für die Gründung der Technischen Universität Karlsruhe (auch Fridericiana genannt) benutzt.
Heute versteht sich die École polytechnique als technisch-naturwissenschaftlich orientierte Hochschule, die zugleich eine breite Allgemeinbildung vermittelt und Persönlichkeiten zu formen versucht, die als Führungskräfte in Staatsdienst und Wirtschaft fungieren können. Nur noch eine kleine Minderheit der Absolventen wird Berufsoffizier.
- 1794 wird die École centrale des travaux publics (Zentralschule für Öffentliche Arbeiten) gegründet. Zu den Gründungsvätern zählen Lazare Carnot und Gaspard Monge.
- 1795 wird die Schule in École polytechnique umbenannt. Die Studiendauer beträgt zu jener Zeit 2 Jahre.
- 1798 nehmen 42 Professoren und Studenten am Feldzug Napoléon Bonapartes in Ägypten teil.
- 1805 wird die École zu einer Militärschule umgewidmet; sie erhält die Devise: Pour la patrie, les sciences et la gloire („Für Vaterland, Wissenschaft und Ruhm“).
- 1936 wird das erste Forschungslabor eingerichtet.
- 1970 wird die École umstrukturiert zu einer Einrichtung, die überwiegend zivilen Ausbildungszielen dient. Sie bleibt aber unter der Zuständigkeit des Verteidigungsministeriums.
- 1972 wird die erste Studentin zugelassen.
- 1976 zieht die École aus dem Pariser Quartier Latin nach Palaiseau, etwa 20 km außerhalb der Stadt. Hier verfügt sie über ein Gelände von 186 ha und etwa 155.000 m² Bürofläche. Heute sind 3200 Personen an der École polytechnique tätig.
Einige berühmte Ehemalige
Wissenschaft
- Siméon Denis Poisson (X1798), Mathematiker
- François Arago (X1803), Physiker und Astronom
- Augustin Jean Fresnel (X1804), Erfinder der Fresnellinse
- Augustin Louis Cauchy (X1805), Mathematiker, Gründer der Cauchy-Folge
- Gustave Coriolis (X1808), Erfinder der Corioliskraft
- Nicolas Léonard Sadi Carnot (X1812), Physiker, Entdecker der 2 erste Hauptsätze der Thermodynamik
- Michel Chasles (X1812), Mathematiker
- Benoît Clapeyron (X1816), Physiker
- Henri Becquerel (X1872), Entdecker der Radioaktivität, erhielt 1903 den Nobelpreis für Physik
- Henri Poincaré (X1873), Mathematiker und Physiker, Erfinder der mathematischen Topologie, Gründer der speziellen Relativitätstheorie
- Albert Caquot (X1899), Ingenieur
- Alfred Sauvy (X1920 S), Demograph, Wirtschaftswissenschaftler, Professor am Collège de France
- Maurice Allais (X1931), 1988 Nobelpreisträger in Wirtschaft
- Benoit Mandelbrot (X1944), Mathematiker, Gründer der Mandelbrot-Menge und Initiator der Fraktale
Industrie
- Fulgence Bienvenüe (X1870), Vater der Pariser U-Bahn (métro)
- Conrad Schlumberger (X1898), Mitgründer von Schlumberger (Unternehmen)
- André Citroën (X1898), Gründer des Automobilunternehmens Citroën
- Auguste Detoeuf (X1902), erster Vorstandsvorsitzender von Alstom
- Jean Panhard (X1933), Vorstandsvorsitzender von Panhard (Automobil)
- Serge Dassault (X1946), Vorstandsvorsitzender der Dassault Group
- Jean-Marie Descarpentries (X1956), Vorstandsvorsitzender von CarnaudMétalBox und Bull Computer
- Michel Enneisser (X1958), Vorstandsvorsitzender von Servair
- Michel Pébereau (X1961), Vorstandsvorsitzender von BNP Paribas
- Etienne Pflimlin (X1961), Vorsitzender von Crédit Mutuel
- Pierre Richard (Bank) (X1961), Vorsitzender von Dexia
- Didier Lombard (X1962), Vorstandsvorsitzender France Télécom
- Jean-Martin Folz (X1966), früher Vorstandsvorsitzender PSA Peugeot Citroën
- Gérard Mestrallet (X1968), Vorstandsvorsitzender der Gruppe Suez
- Bernard Arnault (X1969), Vorstandsvorsitzender von LVMH
- Carlos Ghosn (X1974), Vorstandsvorsitzender von Nissan und Renault
- Jean-Marie Messier (X1976), früherer Vorsitzender von Vivendi Universal
- Gilles Michel (X1974), Generaldirektor von Citroën
Politische Persönlichkeiten
Staatspräsidenten von Frankreich
- Sadi Carnot (X1857)
- Albert Lebrun (X1890)
- Valéry Giscard d'Estaing (X1944), seit 2001 auch Präsident des Europäischen Konvents (Entwurf der Europäische Verfassung in 2003)
Minister in Frankreich
- Charles Gilbert Tourret( X1814)
- Louis-Nathaniel Rossel (X1862)
- Albert Lebrun (X1890)
- Francis Mer (X1959)
- Christian Sautter (X1960)
- Paul Quilès (X1961)
- François Loos (X1973)
- Nathalie Kosciusko-Morizet (X1992)
Andere politische Persönlichkeiten
- Chakib Benmoussa (X1979), marokkanischer Innenminister
- Alain Lipietz (X1966), Mitglied des Europäischen Parlaments
- Jean-Jacques Servan-Schreiber (X1947) Journalist, Essayist, Medienmanager, Linksintellektueller und Politiker
- Jacques Attali (X1963), Berater des ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und Autor
Andere berühmte 'Polytechniciens'
- Auguste Comte war unter den ersten Polytechniciens im Jahr 1814, bis sein Jahrgang 1816 unter der Restauration heimgeschickt wurde.
- Jean Borotra (X1920), Tennisspieler, einer der vier Musketiere
- Jean Couzy (X1942), Bergsteiger: Erstbesteigung des Makalu mit Lionel Terray (1955) und des Annapurna (1950)
- Jean-François Clervoy (X1978), Astronaut, 3 Raumflüge,
- Philippe Perrin (X1982), Astronaut, 1 Raumflug
- Claude Lelaie (X1965), Senior Vice President der Flight Division von Airbus, erster Pilot des A380
Weblinks
- Website der École polytechnique (Französisch, Englisch, Spanisch)
- Website der Alumni (Französisch)
48.7130555555562.21Koordinaten: 48° 42′ 47″ N, 2° 12′ 36″ O
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