- Paul Weber (Unternehmer)
-
Paul Weber (* 28. April 1893; † 6. November 1985) war ein deutscher Obstbauer, Politiker, Prähistoriker und Kunstsammler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Obstbauer
Als Jugendlicher erfuhr Paul Weber die damals übliche Ausbildung von der Volksschule über Obstbaukurse zur landwirtschaftlichen Winterschule. Den elterlichen Betrieb baute er zu einem regional führenden Unternehmen aus. Den maßgeblichen Anstoß zu den damalig revolutionären Änderungen gaben die Anforderungen des Marktes, billiger und hochwertiger zu produzieren. Systematisch ersetzte Weber den üblichen hochstämmigen Mostbaumanbau durch veredelte Spalierplantagen. Weber war maßgeblich an der Einführung des Pflanzenschutzes zur Schädlingsbekämpfung und die Umstellung der Region auf professionellen Obst- und Gemüseanbau im Bodenseegebiet beteiligt.
Unter seiner Mitwirkung wurden überregionale Absatzmärkte (z. B. der Großraum Berlin) erschlossen und zur besseren Vermarktung die Obstbaugenossenschaft Radolfzell gegründet. Weber erkannte die Chance, Früchte und Beeren als Destillate zu verkaufen. 1951 stellte er den nachweisbar ersten Williams-Christ-Birnen-Schnaps her. Trotz seines systemkritischen Verhaltens wurde er im dritten Reich 1942 badischer Reichssieger im Obstbau. Nach dessen Zusammenbruch stand er von 1948 bis 1967 dem Ausschuss Obstabsatz der DLG vor. Sein als mustergültig geltender Betrieb wurde von Gruppen aus dem In- und Ausland, aus der UdSSR und den USA zu Lehrzwecken besucht.
Politiker
Paul Weber stammte nach eigenen Angaben aus einer „erzliberalen Familie“. Er vertrat die Bürgerschaft für die Demokratische Partei (Badische Volkspartei) im Gemeinderat von 1922 bis 1926. 1933 kehrte er als Gegengewicht zu den Nationalsozialisten für das Zentrum wieder in den Rat zurück. 1934 trat er aus Protest gegen das Regime zurück.
1947 wurde Paul Weber für die FDP in den badischen Landtag gewählt. Ihm gehörte er bis zu seiner Auflösung bei der Bildung Baden-Württembergs 1952 an.
Prähistoriker
In Geländebegehungen entstand die damals größte private Sammlung mesolithischer Artefakte. Die wertvollen Stücke schenkte er 1967 bzw. 1977 dem Museum der Stadt Singen am Hohentwiel und den Gemeinden Bodman-Ludwigshafen und Espasingen.
Kunstsammler
Im Frühjahr 1919 begegnete Weber bei der Heuernte einem Maler, von dem er das sich auf der Staffelei befindliche Bild direkt erwarb. Der Kauf war die Initialzündung für den Kunstliebhaber. Es entstanden Kontakte zu Kunsthistorikern und Künstlern, die während der Verfolgung durch das dritte Reich Zuflucht auf der nahe gelegenen Höri fanden. Weber unterstützte sie mit Nahrungsmitteln, Brennholz und Geld und erstand auf diesem Wege eine große Sammlung. Vertreten waren die Künstler Hans Blum, Kurt Badt, Erich Heckel, Curth Georg Becker, Ferdinand Macketanz, Heinz May, Walter Herzger, Hans Kindermann, Werner Gilles, Karl Schmidt-Rottluff, William Straube, Christian Rohlfs. Paul Weber löste die Sammlung selbst auf. Viele der Werke gelangten in Kunstmuseen im Bodenseeraum.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1952: Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1972: Silberne Ehrenmedaille der Stadt Singen
- 1973: Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen
- 1973: Ehrenmitgliedschaft des Pfahlbauvereins Unteruhldingen
- 1973: Max-Eyth-Medaille der DLG
- 1980: Hegau-Preis der Gemeinde Steißlingen
- 1982: Theodor-Heuss-Medaille der FDP
Wikimedia Foundation.