- Wilhelm Weber (Priester)
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Wilhelm Weber (* 12. Dezember 1925 in Meggen; † 4. Oktober 1983 in Münster, Westfalen) war deutscher Sozial- und Wirtschaftsethiker und Theologe.
Inhaltsverzeichnis
Berufliche Ausbildung
Wilhelm Weber wurde am 12. Dezember 1925 in Meggen/Westfalen, heute Lennestadt, als Sohn des Bergmanns Josef Weber und seiner Ehefrau Maria, geb. Hoheisel geboren. Er studierte nach dem Besuch der Gymnasien in Paderborn, Arnsberg und Bad Driburg Philosophie und Theologie an der Philosophisch-Theologischen Akademie in Paderborn und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Karriere
Prägend wurden für ihn der Moraltheologe Franz Hürth, der Exeget Augustin Bea, der spätere Kardinal und vor allem der Sozialphilosoph Gustav Gundlach. Am 10. Oktober 1952 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Das Theologiestudium schloss er 1953 in Rom mit dem Lizenziat ab.
Erste Seelsorgstätigkeit übte er als Vikar in Bochum-Linden aus. 1955 holte ihn der renommierte Professor für Christliche Sozialwissenschaften Joseph Höffner als wissenschaftlichen Assistenten an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster. Höffner hatte, als Nachfolger von Franz Hitze und Heinrich Weber, 1951 den traditionsreichen Lehrstuhl übernommen und das Institut für Christliche Sozialwissenschaften gegründet. Weber promovierte 1957 bei Höffner zum Dr. theol. mit einer Dissertation über den spanischen Sozialphilosophen Ludwig Molina als den „wohl bedeutendsten scholastischen Wirtschaftsethiker des 16. Jahrhunderts“ und 1961 zum Dr. rer. pol. mit einer Arbeit über die Geld- und Zinstheorien des 16. und 17. Jahrhunderts.
Als Höffner 1962 Bischof von Münster wurde, wechselte Weber zur Universität Mainz, um sich dort zu habilitieren. Die Habilitationsschrift war der Währungsethik gewidmet. Die Lehrberechtigung für das Fach Christliche Sozialwissenschaften erhielt er im Sommer 1964.
Noch im gleichen Jahr ernannte ihn der Kultusminister von Nordrhein-Westfalen, Paul Mikat, als Nachfolger von Joseph Höffner zum ordentlichen Professor für Christliche Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität und zum Direktor des gleichnamigen Instituts. Das Programm seiner Lehrveranstaltungen umfasste neben der Grundlegung der christlichen Gesellschaftslehre Sozial-, Wirtschafts-, Arbeits- und Berufsethik sowie Politische Ethik und Entwicklungen und Wandlungen des Kapitalismus und Sozialismus.
Außer den Promotionsschriften und der Habilitationsarbeit veröffentlichte er zweihundert Bücher, Aufsätze und Lexikonartikel zu den genannten Bereichen der Sozialethik und zu aktuellen Fragestellungen. Besonders herausgefordert sah er sich durch die Befreiungstheologie und die Neue Linke, die durch die Kritische Theorie der Frankfurter Schule inspiriert waren.
Weber wurde als Sachverständiger von Bundes- und Landesregierungen, von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Bund Katholischer Unternehmer, dessen geistlicher und wissenschaftlicher Berater er fast zwei Jahrzehnte war, angefragt. Er war mehrjähriger Sprecher der Arbeitsgemeinschaft katholischer Sozialwissenschaftler an deutschen Universitäten. 1971 berief ihn der inzwischen zum Erzbischof von Köln ernannte Joseph Höffner zum Berater bei der zweiten Bischofssynode in Rom. Als Reaktion auf die Befreiungstheologie gründete der Bischof von Essen, Franz Hengsbach, den Studienkreis „Kirche und Befreiung“, dem Theologen aus Deutschland und Lateinamerika, darunter Wilhelm Weber, angehörten. Die Arbeit für den Studienkreis führte Weber in zahlreiche Länder Lateinamerikas und auch in das sandinistisch regierte Nicaragua. Seine dortigen Erfahrungen veröffentlichte Weber unter dem Titel Kreuzweg Nicaraguas. Reiseimpressionen aus einem leidgeprüften Land. Diese Publikation wurde von Studenten und einigen Theologen als Tabubruch empfunden. Die daraufhin erfolgende Störung seiner Lehrveranstaltung bewirkte bei Weber einen Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr voll erholte.
Kirchliche Anerkennung erfuhr er durch die Ernennung zum Prälaten durch Papst Johannes Paul II.
Literatur von Wilhelm Weber
- Wirtschaftsethik am Vorabend des Liberalismus. Höhepunkt und Abschluss der scholastischen Wirtschaftsbetrachtung durch Ludwig Molina SJ (1535-1600). Münster: Aschendorff 1959.
- Geld und Zins in der spanischen Spätscholastik. Münster: Aschendorff 1962.
- Stabiler Geldwert in geordneter Wirtschaft. Gegenwartsfragen der Währungsethik. Münster: Aschendorff 1965.
- Der Unternehmer. Eine umstrittene Sozialgestalt zwischen Ideologie und Wirklichkeit. Köln: Hanstein 1973.
- Person in Gesellschaft. Aufsätze und Vorträge vor dem Hintergrund der christlichen Soziallehre 1967-76. München-Paderborn: Schöningh 1978. ISBN 3-506-79690-9
- Geld, Glaube, Gesellschaft. Opladen: Westdeutscher Verlag 1979.
- Wenn aber das Salz schal wird... Der Einfluß sozialwissenschaftlicher Weltbilder auf theologisches und kirchliches Sprechen und Handeln. Würzburg: echter 1994. ISBN 3-429-00908-1
Herausgeberschaft:
- zusammen mit Joseph Höffner: Schriften des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Westfälischen Wilhelms-Universität. 5 Bände. Münster: Aschendorff 1965 ff.
- zusammen mit Anton Rauscher: Abhandlungen zur Sozialethik. 25 Bände. München - Paderborn - Wien: Schöningh 1969 ff.
- zusammen mit Franz Greiß und Philipp Herder-Dorneich: Der Mensch im sozioökonomischen Prozeß. Festschrift für Wilfrid Schreiber zum 65. Geburtstag. Berlin: Duncker & Humblot 1969.
Literatur über Wilhelm Weber
- Hermanns, Manfred: Sozialethik im Wandel der Zeit. Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893-97. Paderborn - München - Wien - Zürich: Schöningh 2006. S. 309-388 und S. 482-488. ISBN 978-3-506-72989-7.
- Bernd Kettern: Wilhelm Weber. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 572–577.
- Rauscher, Anton: Wilhelm Weber (1925-83). In: Aretz, Jürgen/ Morsey, Rudolf/ Rauscher, Anton (Hrsg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 12. Münster: Aschendorff 2007: S. 87-98 und S. 235. ISBN 978-3-402-06124-4.
Weblinks
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