Paul Wegmann

Paul Wegmann

Paul Wegmann (* 17. September 1889 in Ronsdorf, heute zu Wuppertal; † 3. April 1945 in Bergen-Belsen) war ein deutscher Politiker, Gewerkschafter, Reichstagsabgeordneter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Der Sohn eines Textilarbeiters arbeitete schon in seiner Kindheit als Laufbursche und absolvierte in Berlin-Charlottenburg eine Schmiedelehre.[1] Nach deren Abschluss arbeitete er in verschiedenen Metallberufen und schloss sich der SPD und dem DMV an. Als Gegner der sozialdemokratischen Burgfriedenspolitik unterstützte er 1914 nach Kriegsausbruch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und trat nach der Gründung 1917 der USPD bei. Seit 1916 Soldat, desertierte Wegmann wenig später und lebte bis zur Novemberrevolution in der Illegalität.

Er war in der Zeit der Novemberrevolution Mitglied der USPD, Redakteur der sächsischen USPD-Regionalzeitung Freiheit, eine der Führungspersönlichkeiten der Revolutionären Obleuten, Mitglied des Vollzugsdausschusses des Berliner Arbeiter- und Soldatenrates und gehörte zum linken Flügel der Partei, welcher sich Ende 1920 mit der KPD zusammenschloss. Auf dem Vereinigungsparteitag beider Parteien im Dezember 1920 wurde Wegmann als einer von drei Vertretern des Parteibezirkes Berlin-Brandenburg der VKPD in den Zentralausschuss der Partei gewählt.[2] In der vereinigten Partei blieb er allerdings wie die meisten aus der USPD kommenden prominenten Gewerkschafter nur kurze Zeit; im Rahmen der internen Auseinandersetzungen nach der „Märzaktion“ 1921 wurde er im Januar 1922 gemeinsam mit u. a. Otto Brass unter dem Vorwurf des Bruches der Parteidisziplin ausgeschlossen und trat der Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) bei, die einige Monate später in der USPD aufging. Am 10. Juli 1922 rückte er für den verstorbenen Ernst Däumig (wieder als Mitglied der USPD) in den Reichstag nach,[3] trat aber nicht (wieder) – wie die meisten anderen USPD-Abgeordneten wenig später – der SPD bei. Bei den parteiinternen Auseinandersetzungen um die Haltung zur Ruhrkrise 1923 unterstützte Wegmann die Position des zweiten bei der USPD verbliebenen Reichstagsabgeordneten und Parteivorsitzenden Georg Ledebour und verließ gemeinsam mit diesem Anfang 1924 die Partei.[4]

Nach 1924 besuchte Wegmann Kurse an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin und war seit 1927 Stadtjugendpfleger in Berlin-Weißensee, ab 1930 Kreisjugendpfleger in Zeitz, hier war er in der SPD und ab 1931 auch in der SAPD aktiv. Nach der Machtübernahme der NSDAP wurde Wegmann entlassen; er gehörte in Zeitz einer aus SPD- und SAPD-Mitgliedern bestehenden Widerstandsgruppe an.

Das erste Mal kam er 1934 in Untersuchungshaft. Aus Mangel an Beweisen entließ man ihn wieder. Die zweite Haft war im Jahr 1935 bis 1937 in Halle, dann wurde er nach Magdeburg verlegt. Die Anklage lautete: Hochverrat, politische Vergangenheit als Reichstagsabgeordneter der USPD; soziales und politisches Engagement als Kreisjugendpfleger bis 1933; sein Einsatz bei der „Roten Hilfe“ Unterstützung mittelloser Angehöriger von inhaftierten Parteigenossen. Er wurde durch politisch Vertraute verraten.

1940 freigelassen arbeitete er zeitweise bis zu seiner erneuten Gefangennahme im Rahmen der Aktion Gitter im Juli 1944 in einer Kohlenhandlung. Die letzten Kriegsmonate verbrachte er im KZ Bergen-Belsen, wo er kurz vor der Befreiung an schwerem Diabetes und Flecktyphus starb. Der Diabetes hatte ihm schon die anderen Verhaftungen zur Qual gemacht.

Verheiratet war er mit Anni Wegmann (geborene: Bruhnke). Er hatte drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne, die noch in Berlin und Umgebung leben.

Ehrungen

Gedenkstein in Berlin-Bohnsdorf, u.a. für Paul Wegmann
  • In Zeitz trägt eine Straße Paul Wegmanns Namen; eine nach ihm benannte Schule, vor deren ehemaligem Gebäude ein Gedenkstein an Wegmann erinnert und ein nach ihm benanntes Kinderheim bestehen nicht mehr, am ehemaligen Gebäude des Rates des Kreises Zeitz weist eine Gedenktafel auf Paul Wegmann hin.
  • In Berlin-Mitte in der Scheidemannstraße / Platz der Republik gibt es eine Gedenktafel.
  • Im Garten des Volkshauses Bohnsdorf in Berlin-Treptow erinnert ein Gedenkstein u.a. an Paul Wegmann.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hierzu: Kurzbiographie in Weber/Herbst: Deutsche Kommunisten, S. 847f; Private Briefe aus dem Gefängnis. Privatbesitz
  2. Bericht über die Verhandlungen des Vereinigungsparteitages der U.S.P.D. (Linke) und der K.P.D. (Spartakusbund) vom 4. bis 7. Dezember 1920 in Berlin. Berlin 1921, S. 270.
  3. Verhandlungen des Reichstags. I. Wahlperiode 1920. Band 380, Berlin 1924, S. 7955 (Digitalisat)
  4. Dieter Engelmann: Die Nachfolgeorganisationen der USPD. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung (BzG). 01/1991, Berlin 1991, S. 41f.

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