Peter Borchert

Peter Borchert

Peter Borchert (* 1974 in Dortmund) ist ein deutscher Neonazi, der zu den Autonomen Nationalisten gerechnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Borchert wurde 1974 in Dortmund geboren und lebt, mit Unterbrechungen, seit 1981 in Kiel. Seit 1989 ist Borchert im rechten Spektrum aktiv. Borchert verbrachte bislang 10 Jahre im Gefängnis, zuletzt wurde er wegen des Handels mit Schusswaffen verurteilt. Borchert war einer der Macher des "Club 88", eines wichtigen Treffpunkts der rechten Szene Norddeutschlands.[1] Im Oktober 2007 wurde Borchert auf Bewährung entlassen und gilt seitdem bei Sicherheitskreisen wieder als strategischer Impulsgeber in der militanten rechten Szene in Norddeutschland. Im August 2008 saß er in Untersuchungshaft in Kiel. Hintergrund war eine Schlägerei mit Mitgliedern der Hells Angels. Borchert selbst ist Mitglied des verfeindeten Motorradclubs Bandidos.[2] Im Januar 2009 wurde ein Zeuge der Schlägerei mit Schusswaffen angegriffen.[3]

Borchert ist auch bei Neonazis äußerst umstritten. Neben seinem Vorstrafenregister begründet sich dies auch durch seine Zugehörigkeit zu den Autonomen Nationalisten (AN). Borchert ist der erste bekannte Neonazi, der sich offen zu dieser Aktionsform bekannt hat, obwohl die ANs in weiten Teilen des sogenannten Nationalen Widerstands als zu militant und antibürgerlich angesehen werden.

Werdegang in der NPD

Borcherts Wirken in der NPD war von kurzer Dauer. Von 2000 bis 2003 führte er als Vorsitzender den Schleswig-Holsteinischen Landesverband, welcher zu diesem Zeitpunkt vom Innenministerium als bundesweit radikalster Verband angesehen wurde. Nach offenen inhaltlichen Auseinandersetzungen um die radikale Ausrichtung mit dem Parteivorstand, der sich mit Borchert schlechtere Aussichten im NPD-Verbotsverfahren ausrechnete, verzichtete Borchert auf seine erneute Kandidatur. 2003 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Während des Richtungsstreits erklärten sich nur Hans-Günther Eisenecker sowie das ehemalige RAF-Mitglied Horst Mahler mit dem Verband um Borchert offen solidarisch. Borchert engagiert sich nach seinem Ausschluss bei der rechtsextremen Kameradschaft "Aktionsgruppe Kiel".[4]

Weltanschauung

Die ideologische Ausrichtung Borcherts ist komplex und bisweilen irreführend. Eigener Einschätzung nach ist Borchert „permanentnationalrevolutionärer Anarchist“, er schreibt, dass „ein Rätesystem auf imperativem Mandat die einzige im Ansatz gerechte politische Konstellation ist, die den Unterdrückungsmechanismus Staatlichkeit ersetzen darf“. Es gelte jedoch, Staatlichkeit - grundsätzlich ein Unterdrückungsmechanismus - zu überwinden. Vom Anarchismus distanziert Borchert sich mit seiner Haltung zur multikulturellen Gesellschaft, die seiner Auffassung nach „zu einer monokulturellen Gesellschaft degeneriert“. Außerdem hat Borchert, trotz seiner Abgrenzung zum dogmatischen Nationalismus, ausgeprägte antisemitische Tendenzen. Umstritten ist darüber hinaus Borcherts Kontakt zum Polizistenmörder Kay Diesner. Borchert forderte wiederholt statt einer Distanzierung eine solidarische Haltung des Nationalen Widerstands zu Diesner als Person und Politikum. Die durch seine Vergangenheit glaubwürdige und fundierte radikale und militante Positionierung hat Borchert neben allen Anfeindungen im eigenen Lager Zuspruch eingebracht, so dass er sich in weiten Kreisen, besonders der radikalen Basis, auf Unterstützung berufen kann. Auch seine Haltung, grundsätzlich nicht mit den Organen des Staates zu kooperieren, wird hier als Referenz gewertet. So hat Borchert beispielsweise in seinem letzten Prozess bekundet, „weder zu Namen von Käufern oder Verkäufer von Waffen, noch sonst irgendwelche relevanten Daten zu nennen“, und hat dadurch auf eine Begünstigung in Form eines milderen Urteil verzichtet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Speit (2005) Wir marschieren bis zum Sieg. In: Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.) Braune Kameradschaften: die militanten Neonazis im Schatten der NPD. S. 13-39. Ch. Links Verlag. S. 35f.
  2. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-03/npd-bandidos
  3. André Zand-vakili, Zeuge in Prozess gegen NPD-Funktionär niedergeschossen, Die Welt vom 31. Januar 2009
  4. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-03/npd-bandidos

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