Peter Brückner

Peter Brückner

Peter Brückner (* 13. Mai 1922 in Dresden; † 11. April 1982 in Nizza) war ein deutscher Sozialpsychologe und Psychoanalytiker.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Brückners Mutter war eine englische Jüdin und bekannte Konzertsängerin. Unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes emigrierten nacheinander sie und ihre beiden älteren Söhne nach England. Peter Brückner besuchte bis zum Abitur 1941 ein Internat in Zwickau. In den letzten Schuljahren knüpfte er Kontakte zum antinationalsozialistischen Untergrund und politisierte sich. Nach seinem Abschluss wurde er zu einem in Wien stationierten Landesschützen-Bataillon eingezogen. Von dort aus unterstützte er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit österreichischen Kommunisten Kriegsgefangene und Deserteure.

Er studierte Psychologie u. a. bei dem Individualpsychologen Wolfgang Metzger in Münster und promovierte 1957 über das Rorschach-Verfahren. Zunächst arbeitete er im sozialpädagogischen Bereich. Mit seiner zweiten Ehefrau, der Sozialforscherin Erika Brückner (geb. List), gründete er die erste Erziehungsberatungsstelle in der Bundesrepublik.[2] Die beiden bekamen vier eigene Kinder. Später betrieben sie mit anderen ein Institut für Marktforschung in Heidelberg.[3] In Heidelberg kam Peter Brückner zudem in Kontakt mit dem Kreis um den Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich und beschloss, sich fortan auf das Feld der Sozialpsychologie zu konzentrieren. Anfang der 1960er Jahre machte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und nahm Kontakt mit dem Berliner und Frankfurter SDS auf.

1967 folgte er einem Ruf an die Universität Hannover und bekam einen Lehrstuhl für Psychologie. Durch sein starkes Engagement für die Belange der Studentenbewegung wurde er - neben Klaus Holzkamp in West-Berlin - zum populärsten politisch radikal links stehenden deutschen Psychologie-Hochschullehrer überhaupt. 1968 wurde er zu einem Mitbegründer des dortigen Club Voltaire.[4]

1972 wurde ihm Unterstützung der RAF vorgeworfen und er wurde für zwei Semester vom Dienst suspendiert. In Cafés und Veranstaltungsorten hielt er trotzdem weiter Vorlesungen für seine Studenten; er veröffentlichte u.a. Originalbeiträge in der politisch-satirischen Zeitschrift Der Metzger. 1977 wurde er Teil der so genannten „Mescalero-Affäre“: Wegen der Mitherausgabe und Dokumentation des „Buback-Nachrufs“ wurde er erneut suspendiert. Es folgten eine Reihe von Gerichtsverfahren. 1981 wurden alle Disziplinarmaßnahmen aufgehoben. Nicht lange darauf starb Peter Brückner in Nizza an Herzversagen. Er war bis zu seinem Tod mit Barbara Sichtermann verheiratet. Der gemeinsame Sohn wurde 1978 geboren.

Leistungen

In seinen Arbeiten beschäftigte sich Brückner mit Existenzialontologie, der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, der Psychoanalyse, der politischen Situation der Bundesrepublik Deutschland der 1960er Jahre und dem Verhältnis von Individuum, Staat und Geschichte. In seinem Buch Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse versuchte er, das Phänomen des Linksterrorismus aus der historischen Situation der Bundesrepublik zu erklären und wies damit individual- und kriminalpsychologische Ansätze zurück. Für diese Publikation wurde er sowohl von Seiten der Konservativen angegriffen als auch von der RAF, die sich bemühte, das Erscheinen des Buches zu verhindern.

Schriften

  • Konflikt und Konfliktschicksal. 1963.
  • Freiheit, Gleichheit, Sicherheit. 1966.
  • mit Johannes Agnoli: Die Transformation der Demokratie. 1967.[5]
  • mit B. Sichtermann: Gewalt und Solidarität. 1974.
  • Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse. 1976.
  • Die Mescalero-Affäre : ein Lehrstück für Aufklärung und politische Kultur., Hannover : Internationalismus Buchladen u. Verlagsgesellschaft, 1977, mehrfach neu aufgelegt, zuletzt Anares, Gießen 2002
  • Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären. Wagenbach, Berlin 1978.
  • Das Abseits als sicherer Ort. 1980.
  • Sozialpsychologie des Kapitalismus 1974. 2004, ISBN 3-88619-328-4.

Literatur über den „Fall Brückner“

Weblinks

Erläuterungen

  1. http://www.munzinger.de/search/document?coll=mol-00&id=00000013215&type=text /html&qid=query-00&qnr=1&template=/templates/publikationen/document.jsp&prev iew=
  2. http://www.goethe.de/ges/pok/dos/dos/wdp/ges/de3083059.htm
  3. http://www.uni-koeln.de/wiso-fak/fisoz/kzfss/nekrologe/ks02brueckner.htm
  4. Klaus Mlynek: Studentenproteste, in: Stadtlexikon Hannover, S. 611f.
  5. eine direkte Titelübernahme von Vilfredo Paretos Trasformazione della democrazia. von 1921.

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